"Free to those that can afford it, very expensive to those that can't."
Withnail & I ~ UK 1987
Directed By: Bruce Robinson
London, Ende 1969: Die swingende Dekade geht zur Neige und suhlt sich in Katerstimmung, während die beiden arbeits- und mittellosen, in einer Zweier-WG hausenden Schauspieler Marwood (Paul McGann) und Withnail (Richard E. Grant) den Absprung nicht bewältigen können. In ihrer zugemüllten Bude kreist alles um einen möglichst ungesunden Lebensstil, der nun, in der kalten Jahreszeit, einer zumindest mittelfristigen Veränderung bedarf. Raus aufs Land heißt die Devise und den buchstäblichen Schlüssel dazu hält Withnails so exzentrischer wie stockschwuler, reicher Onkel Monty (Richard Griffiths) in Händen. Nachdem Withnail Onkel Monty also die Erlaubnis zum Aufenthalt in seinem Landhaus aus den wohlbeleibten Rippen geleiert hat, geht es ab ins Blaue, pardon, Graue. Schlechtes Wetter und die argwöhnische Landbevölkerung stellen sich auch nicht al das Gelbe vom Ei heraus und als noch Monty hinterherkommt und Marwood zu verführen versucht, ist Schluss mit Lustig: Zurück nach London, wo Marwood endlich die Chance, Mitglied des Establishments zu werden, winkt.
Da habe ich so ganz mirnichts-dirnichts und ohne damit zu rechnen doch tatsächlich einen neuen Lieblingsfilm entdeckt. Eigentlich wollte ich mich "nur mal schnell" mit dem überschaubaren Regiewerk von Bruce Robinson vertraut machen, bevor in Kürze seine Thompson-Adaption "The Rum Diary" anläuft, und dann sowas: Kaputte Typen vor heimeliger Kulisse, garantiert nicht pharmazeutikainteressenlos. Dachte immer, mir ist längst alles Wesentliche aus dieser von mir heißgeliebten Sparte Film bekannt, aber nein; der wahrhaft große "Withnail & I" war mir bis dato schändlicherweise völlig durchgegangen. Mit wunderbarstem, zynischem Weltverstehen nimmt sich Robinson seiner kleinen, unspektakulären Coming-of-Age-Story an, die im besten Sinne eigenwillig daherkommt, sich jedweden erhobenen Zeigefinger verkneift und die Verschrobeheit zum obersten Daseinsprinzip erklärt. Ohne ethische Dogmen, allerhöchstens denkanstoßend, zeichnet Robinson das Ende einer Ära, den Umsturz einer Dekade der Sorglosigkeit. Dass der Kater umso schlimmer ist, je rauschender sich die Party gestaltete, ist ein Existensprinzip, das Marwood und besonders Withnail (noch) nicht ganz verinnerlicht haben. Nach der Devise "fight fire with fire" hören sie nicht auf, sondern machen einfach weiter. Dass das Ganze nichtmal didaktisch, sondern ungeheuer witzig gestaltet wurde, macht "Withnail & I" erst zu diesem Meisterwerk des Slackertums, "all along the watchtower" eingerahmt von "vodoo chile" Hendrix.
Cheech und Chong in der bildungsbürgerlichen Version, von jetzt an häusliches Pflichtprogramm bei mir.
10/10
Coming of Age Bruce Robinson Provinz London Freundschaft Herbst Homosexualität Drogen Alkohol Marihuana
Withnail & I ~ UK 1987
Directed By: Bruce Robinson
London, Ende 1969: Die swingende Dekade geht zur Neige und suhlt sich in Katerstimmung, während die beiden arbeits- und mittellosen, in einer Zweier-WG hausenden Schauspieler Marwood (Paul McGann) und Withnail (Richard E. Grant) den Absprung nicht bewältigen können. In ihrer zugemüllten Bude kreist alles um einen möglichst ungesunden Lebensstil, der nun, in der kalten Jahreszeit, einer zumindest mittelfristigen Veränderung bedarf. Raus aufs Land heißt die Devise und den buchstäblichen Schlüssel dazu hält Withnails so exzentrischer wie stockschwuler, reicher Onkel Monty (Richard Griffiths) in Händen. Nachdem Withnail Onkel Monty also die Erlaubnis zum Aufenthalt in seinem Landhaus aus den wohlbeleibten Rippen geleiert hat, geht es ab ins Blaue, pardon, Graue. Schlechtes Wetter und die argwöhnische Landbevölkerung stellen sich auch nicht al das Gelbe vom Ei heraus und als noch Monty hinterherkommt und Marwood zu verführen versucht, ist Schluss mit Lustig: Zurück nach London, wo Marwood endlich die Chance, Mitglied des Establishments zu werden, winkt.
Da habe ich so ganz mirnichts-dirnichts und ohne damit zu rechnen doch tatsächlich einen neuen Lieblingsfilm entdeckt. Eigentlich wollte ich mich "nur mal schnell" mit dem überschaubaren Regiewerk von Bruce Robinson vertraut machen, bevor in Kürze seine Thompson-Adaption "The Rum Diary" anläuft, und dann sowas: Kaputte Typen vor heimeliger Kulisse, garantiert nicht pharmazeutikainteressenlos. Dachte immer, mir ist längst alles Wesentliche aus dieser von mir heißgeliebten Sparte Film bekannt, aber nein; der wahrhaft große "Withnail & I" war mir bis dato schändlicherweise völlig durchgegangen. Mit wunderbarstem, zynischem Weltverstehen nimmt sich Robinson seiner kleinen, unspektakulären Coming-of-Age-Story an, die im besten Sinne eigenwillig daherkommt, sich jedweden erhobenen Zeigefinger verkneift und die Verschrobeheit zum obersten Daseinsprinzip erklärt. Ohne ethische Dogmen, allerhöchstens denkanstoßend, zeichnet Robinson das Ende einer Ära, den Umsturz einer Dekade der Sorglosigkeit. Dass der Kater umso schlimmer ist, je rauschender sich die Party gestaltete, ist ein Existensprinzip, das Marwood und besonders Withnail (noch) nicht ganz verinnerlicht haben. Nach der Devise "fight fire with fire" hören sie nicht auf, sondern machen einfach weiter. Dass das Ganze nichtmal didaktisch, sondern ungeheuer witzig gestaltet wurde, macht "Withnail & I" erst zu diesem Meisterwerk des Slackertums, "all along the watchtower" eingerahmt von "vodoo chile" Hendrix.
Cheech und Chong in der bildungsbürgerlichen Version, von jetzt an häusliches Pflichtprogramm bei mir.
10/10
Coming of Age Bruce Robinson Provinz London Freundschaft Herbst Homosexualität Drogen Alkohol Marihuana
Jetzt muß ich ihn wohl dochmal sehen.
Hat mir n Freund immer wieder versucht als kleine 80er Perle mit Zeug zum Kultfilm schmackhaft zu machen.
Bisher vergeblich.....