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DEAD POETS SOCIETY (Peter Weir/USA 1989)
von Funxton ·
01 Dezember 2011
Kategorie:
Milieustudie,
Drama
Aufrufe: 2.430
"I sound my barbaric YAWP over thec rooftops of the world!"
Dead Poets Society (Der Club der toten Dichter) ~ USA 1989
Directed By: Peter Weir
Wilmington, Vermont 1959: Die hochrenommierte Welton Academy, die als sicheres Sprungbrett für Elite-Studenten gilt, erhält kollegialen Zuwachs durch den Englischlehrer John Keating (Robin Williams) sowie einen neuen Obersekunda-Schüler in Person des schüchternen Todd Anderson (Ethan Hawke). Beide haben schon bald ihre Sympathisanten beieinander: Keating, weil seine unkonventionelle Art, die Jungen zu unterrichten und zu Freigeistern zu erziehen, sich vornehmlich hoher Beliebtheit erfreut und Todd, weil seine poetische Ader von Keating gefördert und von seinen Kameraden anerkannt wird. Sieben der Jungen finden sich bald zum "Club der toten Dichter" zusammen, bei dressen Treffen Gedichte von Whitman und Byron rezitiert oder einfach nur centerfolds bewundert werden. Zur Katastrophe kommt es, als einer der Schüler, Neil Perry (Robert Sean Leonard), sich gegen seinen überautoritären Vater (Kurtwood Smith) stellt und unerlaubterweise in einem Shakespeare-Stück auftritt.
Und es gibt ihn doch, den "pädagogisch wertvollen Film", hier in Gestalt von Weirs wohl gleichermaßen meistgeliebtem und meistgehasstem Film, aus jeweils identischen Gründen. Nach "Good Morning Vietnam" wurde Robin Williams hier endgültig auf den Part des ewigen Gutmenschen und Seelentrösters festgenagelt; auf den Hobbytherapeuten und Philanthropen, der gern zu absurdem Humor und Kindlichkeit neigt. Die Meisten haben ihn irgendwann - vermutlich ganz zu Recht - nicht mehr in dieser ganz speziellen Inkarnation ertragen können und doch sind die Rolle des John Keating und auch Williams' diesbezügliches Spiel unleugbar unvergesslich. Als Lehrer kann man sich wohl kaum ein größeres Vorbild bzw. Ideal wünschen als einen, der pädagogischer Repression, elitärem Denken und dem stocksteifen Standesdünkel der Klassengesellschaft begegnet, indem er seine Eleven erstmal die Seiten zur Lyriktheorie und -bewertung aus den Unterrichtswerken herausreißen lässt. Verdammt, das ist Wahrheit, nichts weniger. Man kann dem Film auch vorwerfen, seinen Humanismus auf eine massenkompatible, verständige Art zu verkaufen - aber muss man das denn? Sollten Botschaften wie diese, solche, die zum Denken und Debattieren anregen, denn einem bildungsbürgerlichen Zirkel vorbehalten sein? Hätte Weir seinen Film so inszeniert, wäre er vermutlich keinen Deut besser zu nennen denn der gusseiserne, prügelnde headmaster Mr. Nolan (Norman Lloyd), dem 'Tradition' und 'Disziplin' über alles gehen, selbst über Freigeistigkeit und Ratio.
Nein, dies ist und bleibt so wertvolles wie edel gesonnenes Kino, das hoffentlich noch über viele Generationen fortlebt und von denen geschaut und internalisiert wird.
9/10
Freundschaft period piece Schule Internat Peter Weir Coming of Age Vermont Herbst Theater Literatur
Dead Poets Society (Der Club der toten Dichter) ~ USA 1989
Directed By: Peter Weir
Wilmington, Vermont 1959: Die hochrenommierte Welton Academy, die als sicheres Sprungbrett für Elite-Studenten gilt, erhält kollegialen Zuwachs durch den Englischlehrer John Keating (Robin Williams) sowie einen neuen Obersekunda-Schüler in Person des schüchternen Todd Anderson (Ethan Hawke). Beide haben schon bald ihre Sympathisanten beieinander: Keating, weil seine unkonventionelle Art, die Jungen zu unterrichten und zu Freigeistern zu erziehen, sich vornehmlich hoher Beliebtheit erfreut und Todd, weil seine poetische Ader von Keating gefördert und von seinen Kameraden anerkannt wird. Sieben der Jungen finden sich bald zum "Club der toten Dichter" zusammen, bei dressen Treffen Gedichte von Whitman und Byron rezitiert oder einfach nur centerfolds bewundert werden. Zur Katastrophe kommt es, als einer der Schüler, Neil Perry (Robert Sean Leonard), sich gegen seinen überautoritären Vater (Kurtwood Smith) stellt und unerlaubterweise in einem Shakespeare-Stück auftritt.
Und es gibt ihn doch, den "pädagogisch wertvollen Film", hier in Gestalt von Weirs wohl gleichermaßen meistgeliebtem und meistgehasstem Film, aus jeweils identischen Gründen. Nach "Good Morning Vietnam" wurde Robin Williams hier endgültig auf den Part des ewigen Gutmenschen und Seelentrösters festgenagelt; auf den Hobbytherapeuten und Philanthropen, der gern zu absurdem Humor und Kindlichkeit neigt. Die Meisten haben ihn irgendwann - vermutlich ganz zu Recht - nicht mehr in dieser ganz speziellen Inkarnation ertragen können und doch sind die Rolle des John Keating und auch Williams' diesbezügliches Spiel unleugbar unvergesslich. Als Lehrer kann man sich wohl kaum ein größeres Vorbild bzw. Ideal wünschen als einen, der pädagogischer Repression, elitärem Denken und dem stocksteifen Standesdünkel der Klassengesellschaft begegnet, indem er seine Eleven erstmal die Seiten zur Lyriktheorie und -bewertung aus den Unterrichtswerken herausreißen lässt. Verdammt, das ist Wahrheit, nichts weniger. Man kann dem Film auch vorwerfen, seinen Humanismus auf eine massenkompatible, verständige Art zu verkaufen - aber muss man das denn? Sollten Botschaften wie diese, solche, die zum Denken und Debattieren anregen, denn einem bildungsbürgerlichen Zirkel vorbehalten sein? Hätte Weir seinen Film so inszeniert, wäre er vermutlich keinen Deut besser zu nennen denn der gusseiserne, prügelnde headmaster Mr. Nolan (Norman Lloyd), dem 'Tradition' und 'Disziplin' über alles gehen, selbst über Freigeistigkeit und Ratio.
Nein, dies ist und bleibt so wertvolles wie edel gesonnenes Kino, das hoffentlich noch über viele Generationen fortlebt und von denen geschaut und internalisiert wird.
9/10
Freundschaft period piece Schule Internat Peter Weir Coming of Age Vermont Herbst Theater Literatur