"You still have time, Carrie. Move on now. Find someone to love. It's a great experience."
Carrie ~ USA 1952
Directed By: William Wyler
Im Chicago des späten 19. Jahrhunderts lernt das frisch vom Lande hinzugezogene Mädchen Carrie Meeber (Jennifer Jones) zunächst den Filou Drouet (Eddie Albert) kennen, der sie fortan als eine Art Mätresse hält. Später gerät Carrie dann an den deutlich älteren Oberkellner George Hurstwood (Laurence Olivier), mit dem sich eine aufrichtige Liebesbeziehung anbahnt. Doch auch diese bleibt nicht problemlos: Nicht nur, dass George wegen Carrie seine Familie verlässt, veruntreut er auch noch eine größere Geldsumme. Bald holt die unrühmliche Vergangenheit das nach New York geflüchtete Liebespaar ein und es kommt zur schmerzvollen Trennung. Während Carrie sich allmählich am Broadway einen Namen macht, landet George ganz unten in der Gosse.
Hieße Wylers Film "George", er wäre mindestens ebenso figurentreu wie unter seinem schlussendlichen Titel, doch das nur nebenbei. In "Carrie" erhält der Meisterregisseur wieder ausgiebig Gelegenheit, seinem Faible für unglückselig verlaufende Schicksale zu frönen und sein Personal durch so ziemlich jede existenzielle Vorhölle zu jagen, bis am Schluss dann endgültig alles vor die Hunde geht. Wenngleich die pikanteren Elemente aus Dreislers Vorlage ausgespart bzw. lediglich angedeutet werden (Carries Selbstprostitutierung, Georges Suizid), bleibt die Roman und Film verbindende Tendenz doch allseits stabil. Wie Laurence Olivier, sonst ganz der arrogante Dandy mit einem u.U. leichten bis mittelschweren Knall unterm Toupet, Mitgefühl für seine so verletzliche Figur des George Hurstwood evoziert mit einer so ehrlichen Deklamierung seines ganz persönlichen Glücksanspruchs, das gehört ganz ohne Frage zu den darstellerischen Höhepunkten mindestens der fünfziger Jahre. Überlebensgroße Schmonzette, daher unbedingt bei Kerzenschein genießen!
9/10
William Wyler Chicago New York Fin de Siècle period piece Theodore Dreisler Emanzipation amour fou
Carrie ~ USA 1952
Directed By: William Wyler
Im Chicago des späten 19. Jahrhunderts lernt das frisch vom Lande hinzugezogene Mädchen Carrie Meeber (Jennifer Jones) zunächst den Filou Drouet (Eddie Albert) kennen, der sie fortan als eine Art Mätresse hält. Später gerät Carrie dann an den deutlich älteren Oberkellner George Hurstwood (Laurence Olivier), mit dem sich eine aufrichtige Liebesbeziehung anbahnt. Doch auch diese bleibt nicht problemlos: Nicht nur, dass George wegen Carrie seine Familie verlässt, veruntreut er auch noch eine größere Geldsumme. Bald holt die unrühmliche Vergangenheit das nach New York geflüchtete Liebespaar ein und es kommt zur schmerzvollen Trennung. Während Carrie sich allmählich am Broadway einen Namen macht, landet George ganz unten in der Gosse.
Hieße Wylers Film "George", er wäre mindestens ebenso figurentreu wie unter seinem schlussendlichen Titel, doch das nur nebenbei. In "Carrie" erhält der Meisterregisseur wieder ausgiebig Gelegenheit, seinem Faible für unglückselig verlaufende Schicksale zu frönen und sein Personal durch so ziemlich jede existenzielle Vorhölle zu jagen, bis am Schluss dann endgültig alles vor die Hunde geht. Wenngleich die pikanteren Elemente aus Dreislers Vorlage ausgespart bzw. lediglich angedeutet werden (Carries Selbstprostitutierung, Georges Suizid), bleibt die Roman und Film verbindende Tendenz doch allseits stabil. Wie Laurence Olivier, sonst ganz der arrogante Dandy mit einem u.U. leichten bis mittelschweren Knall unterm Toupet, Mitgefühl für seine so verletzliche Figur des George Hurstwood evoziert mit einer so ehrlichen Deklamierung seines ganz persönlichen Glücksanspruchs, das gehört ganz ohne Frage zu den darstellerischen Höhepunkten mindestens der fünfziger Jahre. Überlebensgroße Schmonzette, daher unbedingt bei Kerzenschein genießen!
9/10
William Wyler Chicago New York Fin de Siècle period piece Theodore Dreisler Emanzipation amour fou