"I love you. I know you don't love me but I love you."
This Is England '86 ~ UK 2010
Directed By: Tom Harper/Shane Meadows
Drei Jahre nach seiner Zeit mit dem Skin Woody (Joseph Gilgun) und seiner Clique hat sich der mittlerweile fünfzehn Jahre alte Shaun (Thomas Turgoose) wieder ganz in sich zurückzegogen. Allzu gravierend die Ereignisse des Abends, an dem der bekiffte Combo (Stephen Graham) den farbigen Milky (Andrew Shim) unvermittels krankenhausreif geprügelt hat. Woody und seine Freundin Lol (Vicky McClure) wollen derweil heiraten, die Hochzeit muss jedoch wegen Woodys Zögern vertagt werden. Als Lols Vater (Johnny Harris), ein veritables Schwein, wieder in der Gegend auftaucht, zieht sich die junge Frau noch mehr in sich zurück. Nicht lange, da kommt es auch schon zur Katastrophe mit ungeahnten Konsequenzen...
Allein durch die gut doppelte Erzählzeit hat (und nutzt) Shane Meadows in seiner fürs Fernsehen produzierten Fortsetzung der Skinhead-Saga "This Is England" die Möglichkeit, noch sehr viel differenzierte Figurenporträts anzulegen und die die teilweise nur oberflächlich eingeführten Charaktere des Originalfilms deutlich schärfer zu konturieren. Dass ausgerechnet die bislang als kaum mehr denn als liebenswerte Heldenfreundin gezeichnete Lol ganz sacht ins narrative und emotionale Zentrum der kleine Reihe gerückt wird, indem die Geschichte ihr sowohl eine schwierige Lebenskrise aufbürdet als auch einige unfassbare Details aus ihrer familiären Vergangenheit preisgibt, wäre kaum zu vermuten gewesen. Auch der am Ende von "This Is England" noch so prächtig in seiner Absage an die National-Front-Nazismus stilisierte Shaun steht vor neuen Identitätskrisen: Seine Mom (Jo Hartley) bendelt mit dem Einzelwarenhändler Sandhu (Kriss Dosanjh) an. Immerhin ist Shaun mittlerweile alt und groß genug, um seinerseits wirklich etwas mit der exaltierten Smell (Rosamund Hanson) abstarten zu können. Der zuvor noch so fürchtenswerte Banjo (George Newton) ist derweil ein nettes Lämmchen geworden und voll in die Clique integriert, während man von Combo zunächst überhaupt nichts hört, seine spätere Einlassung aber umso dramatischer ausfällt. Lieben, Hassen, Freud, Leid, Leben, Ska, Pop, Punk. Und über allem schweben Thatcherismus und die Fußball-WM in Mexiko. Alles in gut drei Stunden "This Is England '86" geballt und im Überfluss vorhanden. Mehr geht nicht. Es lohnt sich daher, sich davon mitreißen zu lassen und am Ende um weitere Anekdoten um Lol & Co. zu betteln. Tatsächlich ist das nächste update ja bereits am Start. Gut für mich.
10/10
Tom Harper Shane Meadows England period piece Subkultur Freundschaft Sexueller Missbrauch Rape & Revenge Sequel TV-Serie
This Is England '86 ~ UK 2010
Directed By: Tom Harper/Shane Meadows
Drei Jahre nach seiner Zeit mit dem Skin Woody (Joseph Gilgun) und seiner Clique hat sich der mittlerweile fünfzehn Jahre alte Shaun (Thomas Turgoose) wieder ganz in sich zurückzegogen. Allzu gravierend die Ereignisse des Abends, an dem der bekiffte Combo (Stephen Graham) den farbigen Milky (Andrew Shim) unvermittels krankenhausreif geprügelt hat. Woody und seine Freundin Lol (Vicky McClure) wollen derweil heiraten, die Hochzeit muss jedoch wegen Woodys Zögern vertagt werden. Als Lols Vater (Johnny Harris), ein veritables Schwein, wieder in der Gegend auftaucht, zieht sich die junge Frau noch mehr in sich zurück. Nicht lange, da kommt es auch schon zur Katastrophe mit ungeahnten Konsequenzen...
Allein durch die gut doppelte Erzählzeit hat (und nutzt) Shane Meadows in seiner fürs Fernsehen produzierten Fortsetzung der Skinhead-Saga "This Is England" die Möglichkeit, noch sehr viel differenzierte Figurenporträts anzulegen und die die teilweise nur oberflächlich eingeführten Charaktere des Originalfilms deutlich schärfer zu konturieren. Dass ausgerechnet die bislang als kaum mehr denn als liebenswerte Heldenfreundin gezeichnete Lol ganz sacht ins narrative und emotionale Zentrum der kleine Reihe gerückt wird, indem die Geschichte ihr sowohl eine schwierige Lebenskrise aufbürdet als auch einige unfassbare Details aus ihrer familiären Vergangenheit preisgibt, wäre kaum zu vermuten gewesen. Auch der am Ende von "This Is England" noch so prächtig in seiner Absage an die National-Front-Nazismus stilisierte Shaun steht vor neuen Identitätskrisen: Seine Mom (Jo Hartley) bendelt mit dem Einzelwarenhändler Sandhu (Kriss Dosanjh) an. Immerhin ist Shaun mittlerweile alt und groß genug, um seinerseits wirklich etwas mit der exaltierten Smell (Rosamund Hanson) abstarten zu können. Der zuvor noch so fürchtenswerte Banjo (George Newton) ist derweil ein nettes Lämmchen geworden und voll in die Clique integriert, während man von Combo zunächst überhaupt nichts hört, seine spätere Einlassung aber umso dramatischer ausfällt. Lieben, Hassen, Freud, Leid, Leben, Ska, Pop, Punk. Und über allem schweben Thatcherismus und die Fußball-WM in Mexiko. Alles in gut drei Stunden "This Is England '86" geballt und im Überfluss vorhanden. Mehr geht nicht. Es lohnt sich daher, sich davon mitreißen zu lassen und am Ende um weitere Anekdoten um Lol & Co. zu betteln. Tatsächlich ist das nächste update ja bereits am Start. Gut für mich.
10/10
Tom Harper Shane Meadows England period piece Subkultur Freundschaft Sexueller Missbrauch Rape & Revenge Sequel TV-Serie