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C'ERA UNA VOLTA IL WEST (Sergio Leone/I, USA 1968)
von Funxton ·
28 Juni 2012
Kategorie:
Western
Aufrufe: 1.318
"Keep your lovin' brother happy."
C'Era Una Volta Il West (Spiel' mir das Lied vom Tod) ~ I/USA 1968
Directed By: Sergio Leone
Für die Ex-Prostituierte Jill (Claudia Cardinale) aus New Orleans wird die Reise zu ihrem neuen Ehemann Brett McBain (Frank Wolff) und dessen drei Kindern zu einer unwillkürlichen Trauerfahrt. Kurz vor Jills Ankunft werden die McBains von dem Killer Frank (Henry Fonda), der mit dem Eisenbahnmogul Morton (Gabriele Ferzetti) paktiert, erschossen. Die Bluttat wird dem ortsbekannten Unruhestifter Cheyenne (Jason Robards) und seiner Bande zugeschrieben, der sich solcherlei Verleumdung jedoch nicht gern anhören mag. Und dann ist da noch ein geheimnisvoller, namenloser Mundharmonika-Spieler (Charles Bronson), der die gesamte, verworrene Situation zu überblicken scheint und ganz eigene Ziele verfolgt...
Angesichts des pompösen "C'Era Una Volta Il West", der im Nachhinein als Startschuss für Leones Amerika-Trilogie galt, wirken die vorherigen drei Western mit Clint Eastwood fast wie eine Art von sich immer mehr verfeinernder Generalprobe. Zwar übte sich Leone mit "Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo" bereits im Epischen und ordnete die Geschichte seiner drei opportunistischen Antihelden dem historischen Sezessionskriegsgeschehen unter, der alles überlagernde, dreckige Humor des Films wirkt im Vergleich zum vorliegenden Film jedoch wie ein letztes pubertäres Aufbäumen innerhalb eines freudianischen Entwicklungszyklus. Mit "C'Era Una Volta" wäre somit die Adoleszenz erreicht; Leone endgültig erwachsen geworden und, damit einhergehend, der Italowestern an seiner Reifekulmination angelangt. Tatsächlich ist dies ja das letzte echte Schlüsselwerk der Untergattung, sieht man von ein paar eher im subkutanen Genre-Aficionado-Bereich kultivierten Einzelstücken ab. Danach hatte der italienische Western tatsächlich nichts wesentliches mehr zu sagen; sämtliche vorkommende Typologien wurden ihrer eigenen Mythologie überantwortet und zu Metafiguren deklariert. Selbst der klassische amerikanische Western bekam sein Fett weg; Jack Elam und Woody Strode werden gleich zu Beginn verheizt, Henry Fonda, einst aufrechter, demokratischer Held ohne Fehl und Tadel, ist nunmehr als der vermutlich dämonischste Bösewicht des Leinwand-Westens zu sehen, erschießt und quält Kinder, beleidigt seinen todkranken Kompagnon, rotzt seinen Kautabak durchs Gelände und ist über allem noch ein misogynes Schwein. Dass ausgerechnet solchen Männern Pioniergeist und Grenzausweitung zu verdanken sein sollen, mag Leone am Ende aber dann doch nicht eingestehen. Ein letztes Mal triumphiert der rächende Fremde ohne Namen in Almería, diesmal freilich interpretiert von Leones einstiger Wunschbesetzung für den Ponchoträger, Charles Bronson. Der Rest ist, mit Verlaub, Geschichte.
9/10
Sergio Leone Amerika-Trilogie Eisenbahn Dario Argento Bernardo Bertolucci Rache Freundschaft Italowestern
C'Era Una Volta Il West (Spiel' mir das Lied vom Tod) ~ I/USA 1968
Directed By: Sergio Leone
Für die Ex-Prostituierte Jill (Claudia Cardinale) aus New Orleans wird die Reise zu ihrem neuen Ehemann Brett McBain (Frank Wolff) und dessen drei Kindern zu einer unwillkürlichen Trauerfahrt. Kurz vor Jills Ankunft werden die McBains von dem Killer Frank (Henry Fonda), der mit dem Eisenbahnmogul Morton (Gabriele Ferzetti) paktiert, erschossen. Die Bluttat wird dem ortsbekannten Unruhestifter Cheyenne (Jason Robards) und seiner Bande zugeschrieben, der sich solcherlei Verleumdung jedoch nicht gern anhören mag. Und dann ist da noch ein geheimnisvoller, namenloser Mundharmonika-Spieler (Charles Bronson), der die gesamte, verworrene Situation zu überblicken scheint und ganz eigene Ziele verfolgt...
Angesichts des pompösen "C'Era Una Volta Il West", der im Nachhinein als Startschuss für Leones Amerika-Trilogie galt, wirken die vorherigen drei Western mit Clint Eastwood fast wie eine Art von sich immer mehr verfeinernder Generalprobe. Zwar übte sich Leone mit "Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo" bereits im Epischen und ordnete die Geschichte seiner drei opportunistischen Antihelden dem historischen Sezessionskriegsgeschehen unter, der alles überlagernde, dreckige Humor des Films wirkt im Vergleich zum vorliegenden Film jedoch wie ein letztes pubertäres Aufbäumen innerhalb eines freudianischen Entwicklungszyklus. Mit "C'Era Una Volta" wäre somit die Adoleszenz erreicht; Leone endgültig erwachsen geworden und, damit einhergehend, der Italowestern an seiner Reifekulmination angelangt. Tatsächlich ist dies ja das letzte echte Schlüsselwerk der Untergattung, sieht man von ein paar eher im subkutanen Genre-Aficionado-Bereich kultivierten Einzelstücken ab. Danach hatte der italienische Western tatsächlich nichts wesentliches mehr zu sagen; sämtliche vorkommende Typologien wurden ihrer eigenen Mythologie überantwortet und zu Metafiguren deklariert. Selbst der klassische amerikanische Western bekam sein Fett weg; Jack Elam und Woody Strode werden gleich zu Beginn verheizt, Henry Fonda, einst aufrechter, demokratischer Held ohne Fehl und Tadel, ist nunmehr als der vermutlich dämonischste Bösewicht des Leinwand-Westens zu sehen, erschießt und quält Kinder, beleidigt seinen todkranken Kompagnon, rotzt seinen Kautabak durchs Gelände und ist über allem noch ein misogynes Schwein. Dass ausgerechnet solchen Männern Pioniergeist und Grenzausweitung zu verdanken sein sollen, mag Leone am Ende aber dann doch nicht eingestehen. Ein letztes Mal triumphiert der rächende Fremde ohne Namen in Almería, diesmal freilich interpretiert von Leones einstiger Wunschbesetzung für den Ponchoträger, Charles Bronson. Der Rest ist, mit Verlaub, Geschichte.
9/10
Sergio Leone Amerika-Trilogie Eisenbahn Dario Argento Bernardo Bertolucci Rache Freundschaft Italowestern