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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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EXODUS (Otto Preminger/USA 1960)



"God, don't let my brother die at the end of a British rope."

Exodus ~ USA 1960
Directed By: Otto Preminger

Zypern, 1946: Der Hagana-Abgesandte Ari Ben Kanaan (Paul Newman) fasst den Plan, rund 600 jüdische Exilanten aus aller Herren Länder nach Palästina zu schleusen, um der Welt nachdrücklich zu vermitteln, dass dort ein zionistischer Staat im Entstehen begriffen ist. Nach einiger Haderei mit den britischen Besatzern gelingt sein Vorhaben. In Palästina geht der Kampf gegen die Briten weiter. Aris Onkel Akiva (David Opatoshu) wählt dafür den militanten Weg: Er macht sich als berüchtigter Irgun-Terrorist einen Namen und ordnet Sprengungen britischer Ziele an. Als Akiva und seine Männer gefangen genommen und in der Gefängnisfestung Acre inhaftiert werden, befreit Ari sie in einer logistisch komplizierten Aktion. Kurz darauf steht die Staatsgründung Israels im allgemeinen Interesse. Für die arabische Minderheitsbevölkerung Palästinas ein Anlass für einen sofortigen Aufruf zum Heiligen Krieg.

Seine Verbundenheit zum biblisch orientierten Monumentalkino bringt Premingers "Exodus" gleich in der Titelsequenz zum Ausdruck: Ernest Golds pathetische Musik könnte ebensogut auch "The Ten Commandments" oder "Ben-Hur" eröffnen. Die ebenso ruhige wie epische Inszenierung weist dann, schon aufgrund des zeitgebundenen Settings, allerdings eher Richtung David Lean. In drei wesentlichen Episoden fasst die Uris-Verfilmung rund ein Jahr zionistischer Zeitgeschichte mit fiktivem, an authentische Personen angelehnten Protagonisten-Personal zusammen. Es gibt wenige Actionsequenzen und für einen Film dieser Größenordnung somit verhältnismäßig wenige Schauwerte. Die bereits anhand Uris' Roman geäußerte Kritik, derzufolge die Geschichte allein die israelische Perspektive beleuchte, lässt sich umstandslos auch auf Premingers Adaption übertragen. Mit Ausnahme von Aris Jugendfreund Taha (John Derek) werden die Araber im Allgemeinen und die Palästinenser im Besonderen als radikale Barbaren gezeichnet, die sich gefällist an bestehende Verhältnisse anzupassen haben, die "Friedensbotschaft" des jüdischen Volkes jedoch ignorieren und, sogar mit der Unterstützung von Nazis, zu unbarmherziem Antisemitismus aufrufen. Dass Ari Taha bald darauf ermordet und als Verräter geschändet in seinem Haus vorfindet, unterstreicht nochmals die Perfidie, mit der die muslimische Gesellschaft in "Exodus" gezeichnet wird. Der Film endet mit der Doppelbestattung Tahas und der fünfzehnjährigen Karen (Jill Haworth), die ebenfalls zum unschuldigen Mordopfer der Araber geworden ist. Eine nur augenscheinlich versöhnliche Geste.
Bei aller Diskutabilität ist "Exodus" nach wie vor ein insbesondere atmosphärischer und visueller Gewinn für Freunde monumentalen Hollywood-Kinos, für das Heimkino-HD geradezu gemacht scheint. Ihn für einen reell vertretbaren Platz im allgemeinen Kanon der Monumentalfilme vorzuschlagen wäre möglicherweise etwas vermessen - für mich persönlich gehört er allerdings längst dazu, wobei die aktuelle Betrachtung dies nochmals nachdrücklich untermauern konnte.

8/10

Otto Preminger Israel period piece Historie Leon Uris Zypern Nahost-Konflikt Naher Osten Kolonialismus Dalton Trumbo



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Funxton

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