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NEW KIDS TURBO (Steffen Haars, Flip Van der Kuil/NL 2010)
von Funxton ·
23 Juli 2012
Aufrufe: 1.316
"Godverdomme."
New Kids Turbo ~ NL 2010
Directed By: Steffen Haars/Flip Van der Kuil
Der blonde Vokuhilaträger und Mantafahrer Richard (Huub Smit), stolzer Einwohner des beschaulichen Städtchens Maaskantje, staunt nicht schlecht, als er und seine Kumpels im Zuge der Wirtschaftskrise aus ihren Jobs gefeuert werden und künftig von der Stütze leben sollen. Aber warum nicht - Geld kriegen ohne dafür was tun zu müssen ist doch geil. Nur dumm, dass die Penunze nach ein paar Bier- und Chipseinkäufen schon aufgebraucht ist. Eine harsche Attacke auf den zuständigen Beamten bringt die Jungs auch nicht weiter, im Gegenteil: Jetzt gibt's gar nichts mehr vom Staat, stattdessen kassiert man Handy, Auto, Strom - und somit jedwede Existenzgrundlage. Unterstützt von einem TV-Dokumentationsteam und der öffentlichen Meinung hilft da nurmehr anarchische Gegenwehr: Man klaut, was man braucht. Das lässt sich das holländische Verteidigungsministerium jedoch nicht gefallen; das entfesselte Maaskantje wird zum geplanten Ziel eines Raketenangriffs, dem jedoch das Nachbarstädtchen Schijndel zum Opfer fällt. Kurzerhand besorgen die New Kids sich ein ganzes Arsenal Wehrmachtswaffen aus dem Zweite Weltkrieg und treten den Kampf gegen die Regierungstruppen an.
Von meinem lieben Freund Oliver Nöding, seit Jüngstem erklärter Fan des vorliegenden Epos, fand ich mich gestern mit der notwendigen Behutsamkeit in den höchst bizarren Mikrokosmos der "New Kids" eingeführt, die bis dato weitestgehend an mir vorüberoszilliert waren, vornehmlich wohl, weil mir das reichlich obsolete Erscheinungsbild des Quintetts stets suspekt erschien. "Für Manta-Witze", so in etwa mein durch rein optische Eindrücke evozierter Gedankengang, "ist die Zeit doch wohl längst abgelaufen". Weit gefehlt: Diese fünf Herren (wobei, die New Kids als "Herren" zu titulieren käme einer unverschämten Beleidung eines jeden echten Herrn gleich), waschechte Repräsentanten des westeuropäischen Bildungs-Sub-Sub-Prekariats, markieren tatsächlich so etwas wie einen bärbeißigen Kommentar zur Ellbogenökonomie unserer Zeit. Mithilfe ihrer weitestgehend ausgehöhlten Verstandesblitze reagieren die New Kids auf die urplötzlich anberaumte monetäre Bevormundung des Staates und nehmen sich einfach so, was sie brauchen - ohne zu fragen und mit Fressepolieren. Die sozialkritisch-satirische Dimension dieses pseudopolitischen Existenzstatements ist sicherlich prinzipiell unangreifbar - im Gegensatz möglicherweise zu den garantiert grellen, geschmacklosen und zu geiferndem Gröhlen geeigneten Parawitzen, die das Ganze flankieren und die böse Zungen als "eigentlich doch vollkommen unnötig" verdammen mögen. Niemand in unserer schönen neuen Kapitalismuswelt, am Allerwenigsten die ohnehin Schutzlosen wie kleine Kinder, Schwangere, Behinderte und ethnische Randgruppen, ist sicher vor dem scharf verschossenen Denunzierungsfeuer von Haars und Van der Kuil. Stattdessen eröffnen sie dem allseits beliebten Reservoir politischer Unkorrektheit sogar ganz neue Welten und versäumen es dabei nicht, bei aller rezeptorischen Übersteuerung zum Nachdenken anzuregen.
8/10
New Kids Niederlande Flip Van der Kuil Groteske Satire Steffen Haars
New Kids Turbo ~ NL 2010
Directed By: Steffen Haars/Flip Van der Kuil
Der blonde Vokuhilaträger und Mantafahrer Richard (Huub Smit), stolzer Einwohner des beschaulichen Städtchens Maaskantje, staunt nicht schlecht, als er und seine Kumpels im Zuge der Wirtschaftskrise aus ihren Jobs gefeuert werden und künftig von der Stütze leben sollen. Aber warum nicht - Geld kriegen ohne dafür was tun zu müssen ist doch geil. Nur dumm, dass die Penunze nach ein paar Bier- und Chipseinkäufen schon aufgebraucht ist. Eine harsche Attacke auf den zuständigen Beamten bringt die Jungs auch nicht weiter, im Gegenteil: Jetzt gibt's gar nichts mehr vom Staat, stattdessen kassiert man Handy, Auto, Strom - und somit jedwede Existenzgrundlage. Unterstützt von einem TV-Dokumentationsteam und der öffentlichen Meinung hilft da nurmehr anarchische Gegenwehr: Man klaut, was man braucht. Das lässt sich das holländische Verteidigungsministerium jedoch nicht gefallen; das entfesselte Maaskantje wird zum geplanten Ziel eines Raketenangriffs, dem jedoch das Nachbarstädtchen Schijndel zum Opfer fällt. Kurzerhand besorgen die New Kids sich ein ganzes Arsenal Wehrmachtswaffen aus dem Zweite Weltkrieg und treten den Kampf gegen die Regierungstruppen an.
Von meinem lieben Freund Oliver Nöding, seit Jüngstem erklärter Fan des vorliegenden Epos, fand ich mich gestern mit der notwendigen Behutsamkeit in den höchst bizarren Mikrokosmos der "New Kids" eingeführt, die bis dato weitestgehend an mir vorüberoszilliert waren, vornehmlich wohl, weil mir das reichlich obsolete Erscheinungsbild des Quintetts stets suspekt erschien. "Für Manta-Witze", so in etwa mein durch rein optische Eindrücke evozierter Gedankengang, "ist die Zeit doch wohl längst abgelaufen". Weit gefehlt: Diese fünf Herren (wobei, die New Kids als "Herren" zu titulieren käme einer unverschämten Beleidung eines jeden echten Herrn gleich), waschechte Repräsentanten des westeuropäischen Bildungs-Sub-Sub-Prekariats, markieren tatsächlich so etwas wie einen bärbeißigen Kommentar zur Ellbogenökonomie unserer Zeit. Mithilfe ihrer weitestgehend ausgehöhlten Verstandesblitze reagieren die New Kids auf die urplötzlich anberaumte monetäre Bevormundung des Staates und nehmen sich einfach so, was sie brauchen - ohne zu fragen und mit Fressepolieren. Die sozialkritisch-satirische Dimension dieses pseudopolitischen Existenzstatements ist sicherlich prinzipiell unangreifbar - im Gegensatz möglicherweise zu den garantiert grellen, geschmacklosen und zu geiferndem Gröhlen geeigneten Parawitzen, die das Ganze flankieren und die böse Zungen als "eigentlich doch vollkommen unnötig" verdammen mögen. Niemand in unserer schönen neuen Kapitalismuswelt, am Allerwenigsten die ohnehin Schutzlosen wie kleine Kinder, Schwangere, Behinderte und ethnische Randgruppen, ist sicher vor dem scharf verschossenen Denunzierungsfeuer von Haars und Van der Kuil. Stattdessen eröffnen sie dem allseits beliebten Reservoir politischer Unkorrektheit sogar ganz neue Welten und versäumen es dabei nicht, bei aller rezeptorischen Übersteuerung zum Nachdenken anzuregen.
8/10
New Kids Niederlande Flip Van der Kuil Groteske Satire Steffen Haars