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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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MALCOLM X (Spike Lee/USA 1992)



"That's too much power for one man to have."

Malcolm X ~ USA 1992
Directed By: Spike Lee

Nach einer "Karriere" als schmieriger Kleingangster in den vierziger Jahren, die Glücksspiel, Prostitution, Drogen und Raubüberfälle beinhaltet, landet der farbige Malcolm Little (Denzel Washington) im Gefängnis. Dort lernt er von seinem Mitinsassen Baines (Albert Hall), sich seiner schwarzen Identität bewusst zu werden und sich vom "weißen Teufel" zu emanzipieren. Malcolm konvertiert zur Sekte 'Nation Of Islam', bildet sich autodidaktisch und wird nach seiner Freilassung zu einem der Minister des Islamistenführers Elijah Muhammad (Al Freeman jr.). Als solcher predigt er mit riesiger Öffentlichkeitswirkung innerhalb der schwarzen Gemeinde die strenge Separation der Hautfarben, etabliert sich als "kultivierter Rassist" und hetzt zugleich gegen pazifistisch-christliche Bürgerrechtler wie Martin Luther King. Erst, als er die Nation Of Islam als das erkennt, was sie ist, nämlich eine bessere Gangsterclique mit mafiösen Strukturen, gelingt Malcolm, der sich nunmehr 'Malcolm X' nennt, der Ausstieg. Von nun an steht er für sich selbst und schlägt nach seiner Hadj einen deutlich gemäßigten Kurs ein, der auch ein funktionales Zusammenleben von schwarz und weiß beinhaltet. Im Februar 1965 verüben seine ehemaligen Genossen einen öffentlichen Anschlag auf ihn, der mit Malcolm X' Tod infolge von 21 Schussverletzungen endet.

Spike Lees ehrgeiziges Mammutwerk über den brillanten Vordenker Malcolm X ist das Resultat einer illustren Entstehungsgeschichte. Nachdem Lee von dem Projekt erfahren hatte, riss er zunächst die ursprünglich bei Norman Jewison liegende Inszenierung (mit dessen Absegnung) an sich, überarbeitete das Script und wurde damit bei den Warner-Bros.-Executives vorstellig unter der klaren Ansage, einen überlangen, teuren Film ohne künstlerische Kompromisse erstellen zu wollen. Als ihm dann während der besonders langwierigen Post-Production der Geldhahn abgedreht wurde, wandte Lee sich an diverse prominente farbige Zeitgenossen von Bill Cosby über Oprah Winfrey bis hin zu Prince, Michael Jordan und Magic Johnson, die ihm die letzten nötigen Milliönchen zubutterten und so die Fertigstellung des Werkes ermöglichten.
"Malcolm X" ist ein ebenso mitreißend wie mustergültig gefertigtes Biopic über eine der vordringlichen US-Persönlichkeiten des letzten Jahrhunderts, ganz nach Lees üblichen Spezifika sehr didaktisch, pädagogisch und selbstverliebt inszeniert, zugleich aber auch voller berechtigter Selbstsichehrheit und Bewunderung für seine Hauptfigur. Am Ende zeigt Lee Nelson Mandela, der X vor einer südafrikanischen Schulklasse rezitiert. Der poltisch verschärfte, finale Ausspruch "By all means necessary" bleibt jedoch einem von mehreren Originaleinspielern vorbehalten. Die Glaubwürdigkeit von Malcolms zögerlicher und umwegsträchtiger Wandlung vom Saulus zum Paulus, von Little zu X, ist zudem der anbetungswürdigen Könnerschaft Denzel Washingtons zu verdanken. Martin Scorsese bezeichnet Washingtons Performance als "eine der besten Darstellungen im amerikanischen Film des 20. Jahrhunderts", eine dehnbare Kategorisierung womöglich, aber unübersehbar zutreffend. So ist dies nicht allein ein großer Autoren-, sondern auch ein großer Schauspielerfilm.

9/10

Spike Lee Ernest Dickerson New York Harlem Boston Biopic period piece Historie Alex Haley Rassismus



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Funxton

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