"That's the final irony!"
Twentieth Century (Napoleon vom Broadway) ~ USA 1934
Directed By: Howard Hawks
Erst macht er sie zum Broadwaystar, dann flutscht sie ihm durch die Lappen - und ausgerechnet in Richtung Hollywood. Doch wie soll man es auch aushalten mit einem solch selbstgefälligen Impresario wie dem berühmt-berüchtigten Oscar Jaffe (John Barrymore)? Solches denkt sich jedenfalls die Starschauspielerin Lily Garland (Carole Lombard), die eigentlich Mildred Plotka heißt, aus Hoboken, New Jersey stammt und ehemaliges Model für Unterwäsche ist. Oscars unnachgiebiges Training machte aus ihr eine gefeierte Bühnenaktrice. Leider ging damit auch ein eifersüchtiger Privatterror bis hin zur Rund-um-die-Uhr-Beschattung einher, der Lily schließlich von den Brettern von Bühne und Bett vertrieb. Mit Lily verlässt den armen Oscar auch der Erfolg. Doch wittert jener eine letzte Chance, als er Lily zufällig im Twentieth Century, einem Luxuszug von Chicago nach New York, begegnet...
Wie der spätere "His Girl Friday" basiert auch "Twentieth Century" auf einer Bühnenkomödie von Ben Hecht und Charles MacArthur (nämlich "Napoleon Of Broadway") und wie in erstgenanntem geht es auch hierin um einen kontrollbesessenen, zwischen widerwärtig und liebenswert changierenden Geschäftspatriarchen, der seine eigentlich heißgeliebte Lebensgefährtin von Heim und Hof ekelt, nicht zugeben will, was er an ihr verloren hat und sie später mittels schmutziger Tricks zurückgewinnt, weil sich eigentlich doch beide gegenseitig verdienen (und ergo natürlich keine(n) andere(n)). Oscar Jaffe braucht die Parkettkreide, Lily Garland das Gezänk - und beide den hochgestochenen theatralischen Gestus ihres potenziell ewigen Gegenübers.
"Twentieth Century" kommt direkt aus dem Herzen der screwball comedy, ist laut, hektisch, verrückt und ungeheuer eloquent geschrieben. Es wimmelt von urigen bis bescheuerten Nebencharakteren, seien es Jaffes zwei Helfershelfer (Walter Connolly, Roscoe Karns), die von ihrem cholerischen Boss alle fünf Minuten gefeuert und wieder eingestellt werden, oder ein durchgedrehter Pharmahersteller (Etienne Girardot), der den titelgebenden Zug mit hirnverbrannten Aufklebern zupflastert. Das ist auch der Dreißiger-Hawks in Reinkultur; der, dem Witz und bizarre Romantik noch alles bedeuteten und der auf seinem Sektor schon damals ein Feldherr war.
9/10
based on play Theater Screwball Howard Hawks
Twentieth Century (Napoleon vom Broadway) ~ USA 1934
Directed By: Howard Hawks
Erst macht er sie zum Broadwaystar, dann flutscht sie ihm durch die Lappen - und ausgerechnet in Richtung Hollywood. Doch wie soll man es auch aushalten mit einem solch selbstgefälligen Impresario wie dem berühmt-berüchtigten Oscar Jaffe (John Barrymore)? Solches denkt sich jedenfalls die Starschauspielerin Lily Garland (Carole Lombard), die eigentlich Mildred Plotka heißt, aus Hoboken, New Jersey stammt und ehemaliges Model für Unterwäsche ist. Oscars unnachgiebiges Training machte aus ihr eine gefeierte Bühnenaktrice. Leider ging damit auch ein eifersüchtiger Privatterror bis hin zur Rund-um-die-Uhr-Beschattung einher, der Lily schließlich von den Brettern von Bühne und Bett vertrieb. Mit Lily verlässt den armen Oscar auch der Erfolg. Doch wittert jener eine letzte Chance, als er Lily zufällig im Twentieth Century, einem Luxuszug von Chicago nach New York, begegnet...
Wie der spätere "His Girl Friday" basiert auch "Twentieth Century" auf einer Bühnenkomödie von Ben Hecht und Charles MacArthur (nämlich "Napoleon Of Broadway") und wie in erstgenanntem geht es auch hierin um einen kontrollbesessenen, zwischen widerwärtig und liebenswert changierenden Geschäftspatriarchen, der seine eigentlich heißgeliebte Lebensgefährtin von Heim und Hof ekelt, nicht zugeben will, was er an ihr verloren hat und sie später mittels schmutziger Tricks zurückgewinnt, weil sich eigentlich doch beide gegenseitig verdienen (und ergo natürlich keine(n) andere(n)). Oscar Jaffe braucht die Parkettkreide, Lily Garland das Gezänk - und beide den hochgestochenen theatralischen Gestus ihres potenziell ewigen Gegenübers.
"Twentieth Century" kommt direkt aus dem Herzen der screwball comedy, ist laut, hektisch, verrückt und ungeheuer eloquent geschrieben. Es wimmelt von urigen bis bescheuerten Nebencharakteren, seien es Jaffes zwei Helfershelfer (Walter Connolly, Roscoe Karns), die von ihrem cholerischen Boss alle fünf Minuten gefeuert und wieder eingestellt werden, oder ein durchgedrehter Pharmahersteller (Etienne Girardot), der den titelgebenden Zug mit hirnverbrannten Aufklebern zupflastert. Das ist auch der Dreißiger-Hawks in Reinkultur; der, dem Witz und bizarre Romantik noch alles bedeuteten und der auf seinem Sektor schon damals ein Feldherr war.
9/10
based on play Theater Screwball Howard Hawks