"What if you tire before it's done?"
The Hudsucker Proxy (Hudsucker - Der große Sprung) ~ USA 1994
Directed By: Joel Coen
Gegen Ende der fünfziger Jahre kommt der just graduierte Provinzbursche Norville Barnes (Tim Robbins) nah New York, um dort sein Glück zu suchen. Er wird Postangestellter bei 'Hudsucker Industries', deren einstiger Chef und Inhaber Waring Hudsucker (Charles Durning) sich kurz zuvor unversehens aus dem Fenster gestürzt hat. Dessen Stellvertreter, der über Leichen gehende Sidney J. Mussburger (Paul Newman) sucht nun einen Strohmann als vorübergehende Firmenleitung, um die Aufsplittung des Unternehmens in eine freie Aktiengesellschaft zu verhindern. Der naive Norville scheint dafür genau der Richtige. Als jedoch seine Erfindung, der Hula-Hoop-Reifen, einschlägt wie eine Bombe, muss sich Mussburger etwas unkoschere Mittel und Wege suchen, um Norville wieder zu entmachten
Ich habe "The Hudsucker Proxy" schon mehrfach gesehen, doch erst jetzt konnte er bei mir endlich zünden. Bis dato empfand ich die tatsächlich etwas grobmaschig gewobene Melange des Films, die ein lautes Potpourri aus screwball comedy, Frank Capra, George Orwell, Terry Gilliam und natürlich dem hauseigenen Mikrokosmos der Coens bildet, stets als allzu überdreht und übers Ziel hinausschießend. Die furiose bis irrwitzige Form der Montage habe ich dabei wohl geflissentlich übersehen, wie mir auch die liebevolle Gestaltung des Ganzen überhaupt nicht mehr präsent war oder ich sie bis dato schlicht nicht wahrgenommen habe respektive wahrnehmen wollte. Mir zeigt das vor allem, dass sich auch die wiederholte Beschäftigung mit dem einen oder anderen Film als überaus lohnenswert herausstellen kann, selbst, wenn man längst geneigt war, ihn abzuschreiben. Natürlich ist die Hommage an Capras Gutmenschenkino, speziell an "Mr. Deeds Goes To Town", der praktisch permanent zitiert wird, an die aufreibende Ära der späten Fünfziger (wobei sich die Geschichte bis auf ein paar Details ebensogut auch ein, zwei Jahrzehnte früher hätte einfinden können). "The Hudsucker Proxy" ist natürlich supervitales, coen'sches Kino in Reinkultur, vielleicht sogar nochmals überführt in ein spezielles Essenz-Stadium.
Und für mich gilt: Besser eine späte Erleuchtung als gar keine.
9/10
Coen Bros. New York period piece Hommage Satire Erwachsenenmärchen Groteske
The Hudsucker Proxy (Hudsucker - Der große Sprung) ~ USA 1994
Directed By: Joel Coen
Gegen Ende der fünfziger Jahre kommt der just graduierte Provinzbursche Norville Barnes (Tim Robbins) nah New York, um dort sein Glück zu suchen. Er wird Postangestellter bei 'Hudsucker Industries', deren einstiger Chef und Inhaber Waring Hudsucker (Charles Durning) sich kurz zuvor unversehens aus dem Fenster gestürzt hat. Dessen Stellvertreter, der über Leichen gehende Sidney J. Mussburger (Paul Newman) sucht nun einen Strohmann als vorübergehende Firmenleitung, um die Aufsplittung des Unternehmens in eine freie Aktiengesellschaft zu verhindern. Der naive Norville scheint dafür genau der Richtige. Als jedoch seine Erfindung, der Hula-Hoop-Reifen, einschlägt wie eine Bombe, muss sich Mussburger etwas unkoschere Mittel und Wege suchen, um Norville wieder zu entmachten
Ich habe "The Hudsucker Proxy" schon mehrfach gesehen, doch erst jetzt konnte er bei mir endlich zünden. Bis dato empfand ich die tatsächlich etwas grobmaschig gewobene Melange des Films, die ein lautes Potpourri aus screwball comedy, Frank Capra, George Orwell, Terry Gilliam und natürlich dem hauseigenen Mikrokosmos der Coens bildet, stets als allzu überdreht und übers Ziel hinausschießend. Die furiose bis irrwitzige Form der Montage habe ich dabei wohl geflissentlich übersehen, wie mir auch die liebevolle Gestaltung des Ganzen überhaupt nicht mehr präsent war oder ich sie bis dato schlicht nicht wahrgenommen habe respektive wahrnehmen wollte. Mir zeigt das vor allem, dass sich auch die wiederholte Beschäftigung mit dem einen oder anderen Film als überaus lohnenswert herausstellen kann, selbst, wenn man längst geneigt war, ihn abzuschreiben. Natürlich ist die Hommage an Capras Gutmenschenkino, speziell an "Mr. Deeds Goes To Town", der praktisch permanent zitiert wird, an die aufreibende Ära der späten Fünfziger (wobei sich die Geschichte bis auf ein paar Details ebensogut auch ein, zwei Jahrzehnte früher hätte einfinden können). "The Hudsucker Proxy" ist natürlich supervitales, coen'sches Kino in Reinkultur, vielleicht sogar nochmals überführt in ein spezielles Essenz-Stadium.
Und für mich gilt: Besser eine späte Erleuchtung als gar keine.
9/10
Coen Bros. New York period piece Hommage Satire Erwachsenenmärchen Groteske