"Damn! We're in a tight spot!"
O Brother, Where Art Thou? ~ USA 2000
Directed By: Joel Coen
Irgendwann während der Depressionszeit bricht der ölige Kettensträfling Ulysses Everett McGill (George Clooney) zusammen mit seinen beiden grenzdebilen Mitgefangenen Pete Hogwallop (John Turturro) und Delmar O'Donnell (Tim Blake Nelson) aus dem Knast in Mississippi aus. Seinen beiden Kompagnons erzählt er, es gäbe dringend noch einen vergrabenen Schatz zu bergen, bevor das entsprechende Stück Land sich in einen Stausee verwandele; tatsächlich will McGill jedoch die Hochzeit seiner gewschiedenen Frau (Holly Hunter) mit einem schmierigen Wahlhelfer (Ray McKinnon) verhindern. Die Reise durch den Magnolienstaat gestaltet sich für das Ausbrechertrio wie eine Odyssee, auf der man zunehmend seltsamen Typen begegnet...
Nach einem Umweg über Kalifornien mit "The Big Lebowski" landeten die Coens pünktlich zum Jahrtausendwechsel im (buchstäblich) Goldenen Süden. Wie sich zeigt, gibt es auch dort eine großzügige Anzahl hinreichend eigenwilliger Persönlichkeiten, die es lohnenswert machen, auch über diesen Teil Amerikas eine Coen-Geschichte zu erzählen, dazu erstmals in Scope. Titel und Idee des Films haben dabei berewits einen ganz langen Bart; tatsächlich geht "O Brother, Where Art Thou?" auf Preston Sturges' Meisterwerk "Sullivan's Travels" zurück, in dem ein Regisseur für die Verfilmung eines sozialkritischen Stoffs selbst zum Hobo wird. Für das Trio Everett, Pete und Delmar gestaltet sich die Reise über das sommerliche Land auch wie eine Reise durch die Ära: Berühmte Persönlichkeiten wie der Bluesmusiker Tommy (Robert) Johnson (Chris Thomas King) oder der Bankräuber George "Babyface" Nelson (Michgael Badalucco) werden zu kurzfristigen Weggefährten, ergänzend finden sich reanimierte Figuren aus Homers "Odyssee" ein, wie die Sirenen (Mia Tate, Musetta Vander, Christy Taylor) oder der Zyklop Polyphem (John Goodman), die sich bei den Coens allerdings zu realen Missetätern der Gegenwart umgemodelt finden. Ein Film über den alten Süden wäre natürlich nicht komplett ohne brennende Kreuze und grand wizards, geschweige denn ohne Banjo und Bluegrass. Und weil es in Mississippi so wenig Berge gibt, werden aus den 'Foggy Mountain Boys' eben kurzerhand die 'Soggy Bottom Boys'.
Der Film ist schon formvollendet auf seine Weise, nur, dass er mich etwas weniger anspricht als andere Coen-Odysseen. Möglicherweise trägt daran der unübersehbare Wunsch nach inszenatorischer und erzählerischer Epik ein gewisses Schuldmaß. Allerdings lehrte mich die jüngst gemachte "Hudsucker-Proxy"-Erfahrung, künftig weitsichtiger zu urteilen. Wer weiß, beim nächsten Mal wird "O Brother" vielleicht zu meinem Lieblings-Coen. Diesmal hielt sich das Vergnügen bei aller Bewunderung für die Stilsicherheit der Brüder jedoch in Grenzen.
8/10
Coen Bros. Südstaaten Great Depression Mississippi Flucht Bluegrass Musik Hommage Road Movie
O Brother, Where Art Thou? ~ USA 2000
Directed By: Joel Coen
Irgendwann während der Depressionszeit bricht der ölige Kettensträfling Ulysses Everett McGill (George Clooney) zusammen mit seinen beiden grenzdebilen Mitgefangenen Pete Hogwallop (John Turturro) und Delmar O'Donnell (Tim Blake Nelson) aus dem Knast in Mississippi aus. Seinen beiden Kompagnons erzählt er, es gäbe dringend noch einen vergrabenen Schatz zu bergen, bevor das entsprechende Stück Land sich in einen Stausee verwandele; tatsächlich will McGill jedoch die Hochzeit seiner gewschiedenen Frau (Holly Hunter) mit einem schmierigen Wahlhelfer (Ray McKinnon) verhindern. Die Reise durch den Magnolienstaat gestaltet sich für das Ausbrechertrio wie eine Odyssee, auf der man zunehmend seltsamen Typen begegnet...
Nach einem Umweg über Kalifornien mit "The Big Lebowski" landeten die Coens pünktlich zum Jahrtausendwechsel im (buchstäblich) Goldenen Süden. Wie sich zeigt, gibt es auch dort eine großzügige Anzahl hinreichend eigenwilliger Persönlichkeiten, die es lohnenswert machen, auch über diesen Teil Amerikas eine Coen-Geschichte zu erzählen, dazu erstmals in Scope. Titel und Idee des Films haben dabei berewits einen ganz langen Bart; tatsächlich geht "O Brother, Where Art Thou?" auf Preston Sturges' Meisterwerk "Sullivan's Travels" zurück, in dem ein Regisseur für die Verfilmung eines sozialkritischen Stoffs selbst zum Hobo wird. Für das Trio Everett, Pete und Delmar gestaltet sich die Reise über das sommerliche Land auch wie eine Reise durch die Ära: Berühmte Persönlichkeiten wie der Bluesmusiker Tommy (Robert) Johnson (Chris Thomas King) oder der Bankräuber George "Babyface" Nelson (Michgael Badalucco) werden zu kurzfristigen Weggefährten, ergänzend finden sich reanimierte Figuren aus Homers "Odyssee" ein, wie die Sirenen (Mia Tate, Musetta Vander, Christy Taylor) oder der Zyklop Polyphem (John Goodman), die sich bei den Coens allerdings zu realen Missetätern der Gegenwart umgemodelt finden. Ein Film über den alten Süden wäre natürlich nicht komplett ohne brennende Kreuze und grand wizards, geschweige denn ohne Banjo und Bluegrass. Und weil es in Mississippi so wenig Berge gibt, werden aus den 'Foggy Mountain Boys' eben kurzerhand die 'Soggy Bottom Boys'.
Der Film ist schon formvollendet auf seine Weise, nur, dass er mich etwas weniger anspricht als andere Coen-Odysseen. Möglicherweise trägt daran der unübersehbare Wunsch nach inszenatorischer und erzählerischer Epik ein gewisses Schuldmaß. Allerdings lehrte mich die jüngst gemachte "Hudsucker-Proxy"-Erfahrung, künftig weitsichtiger zu urteilen. Wer weiß, beim nächsten Mal wird "O Brother" vielleicht zu meinem Lieblings-Coen. Diesmal hielt sich das Vergnügen bei aller Bewunderung für die Stilsicherheit der Brüder jedoch in Grenzen.
8/10
Coen Bros. Südstaaten Great Depression Mississippi Flucht Bluegrass Musik Hommage Road Movie