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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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TRUST (David Schwimmer/USA 2010)



"Oh my God - I was raped!"

Trust ~ USA 2010
Directed By: David Schwimmer

Die vierzehnjährige Annie (Liana Liberato) durchlebt gerade Höhen und Tiefen der frühen Pubertät: Ihr Körper verändert sich und sie findet sich hässlich, ihre beste Freundin (Zoe Levin) ist ihre letzte Bezugsbastion. Da lernt sie in einem Internet-Chat einen gewissen "Charlie" kennen, der nicht nur ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte hat, sondern ihr zugleich vehement Komplimente macht. Zwar kommt es Annie etwas befremdlich vor, dass Charlie ihr etwa einmal die Woche gesteht, fünf Jahre älter zu sein als er bis dato vorgab, dennoch entwickelt sich aus der schüchternen Annäherung eine zaghafte Beziehung. Diese gipfelt schließlich in einem Treffen, bei dem sich Charlie als pädophiler Spätdreißiger entpuppt, der Annie in einem Hotelzimmer zum Koitus nötigt. Es dauert ein paar Tage, bis das Mädchen begreift, was da wirklich mit ihr passiert ist. Vor allem ihr Dad (Clive Owen) kann mit der Situation jedoch überhaupt nicht umgehen.

Just your usual Schicksals-Movie, wie es hüben und drüben üblicherweise gern via Eigenproduktion der privaten TV-Sender als 'Film der Woche' gezeigt wird. Warum die recht hausbackene und psychologisch nicht sonderlich differenziert angelegte Story von "Trust" nun auf Kinoebene angelegt und umgesetzt wurde, muss man nicht verstehen. Die Ingredienzien jedenfalls sind genau dergestalt, wie man sie in einem klischeebepackten Drama dieser Sorte erwarten sollte. Darstellerisch gibt es nichts zu mäkeln, Clive Owen, Catherine Keener und auch die junge Liana Liberato sind gute Leute. Handwerklich allerdings ist die ganze Kiste trotz der Idee, Chat-Dialoge über andere Szenen zu legen, allerbiederste Krampfkost. Schwimmer und seine Autoren baden in Redlichkeit und mühen sich dazu schrecklich ab, jeglichen Moralfallen vom Voyeurismus über Adoleszenz-Diskurse zu entgehen, die modernen Kommunikationswege als einen Abgrund voller perverser Sexualstraftäter zu diffamieren und die missbrauchte Annie zu einem aseptisch-asexuellen Wesen zu verklären. Der Perversling derweil ist der janusköpfige, brave Familienvater und - Lehrer. Holzhammer-Populismus in Reinkultur. Na klar. "Trust" mag für paranoide, christliche Mitteltandseltern medieninkompetenter Töchter möglicherweise das symbolisieren, was "Rosemary's Baby" für hochschwangere Frauen darstellt. Nur eben dass letzterer bei aller Hysterie den Mut zur Abstraktion besaß und von einem Meisterregisseur inszeniert wurde.
Wenn man eines vorher noch nicht wusste, dann weiß man's nach "Trust" unter Garantie: Die Welt ist schlecht. Amen.

4/10

David Schwimmer Internet Chicago Familie Vergewaltigung Paraphilie



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Funxton

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