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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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LES QUATRE CENTS COUPS (François Truffaut/F 1959)



Zitat entfällt.

Les Quatre Cents Coups (Sie küssten und sie schlugen ihn) ~ F 1959
Directed By: François Truffaut

Für den dreizenjährigen Antoine Doinel (Jean-Pierre Léaud) erweist sich das Leben als härteste aller Prüfungen. Seine Mutter (Claire Maurier) ist nicht an ihm interessiert, sein Stiefvater (Albert Rémy) hat keine Zeit für ihn. In der Schule erweist er sich als zunehmend renitent, er lügt, stiehlt, schwänzt und treibt sich mit seinem Freund René (Patrick Auffey) herum, dessen Eltern (Georges Flamant, Yvonne Claudie), ein alterndes Bohémien-Ehepaar, das Kunststück fertigbringen, noch desinteressierter zu sein als die Doinels. Als Antoine und René eine Schreibmaschine aus der Firma von Antoines Vater stehlen, diese nicht zu Geld machen können und heimlich wieder zurückbringen wollen, werden sie erwischt. Antoines verzweifelte Eltern schicken den Jungen in eine ländlich gelegene Erziehungsanstalt, in der den jugendlichen Insassen unter Benutzung menschenverachtender Praktiken Gehorsam beigebracht wird. Doch auch hier lässt Antoine sich nicht lang halten.

Truffaut analogisiert im ersten Film seines vier Spielfilme und einen Kurzfilm umfassenden Doinel-Zyklus Jugend und Flucht. Zu Beginn sieht man das Wahrzeichen von Paris, den Eiffelturm, aus allen möglichen Perspektiven, ein regelmäßig idealisiertes Denkmal, das schon aufgrund seiner baulichen Imposanz zum gewohnten Stadtbild zählt, aber irgendwie doch nie über den Status einer schönen Attraktion hinauskommt. Einmal aus der Nähe betrachtet, büßt der Turm erheblich an Faszination ein und andere Dinge werden wichtig. Für Antoine Doinel ist das Leben mit 13 wie ein Spießrutenlauf der Enttäuschungen. Ständige Tadel und Vorwürfe, seine Eltern leben ihm Streit und Betrug vor, und selbst die Kunst verrät ihn eines Tages. Als Antoine in einem Schulaufsatz seinen heißgeliebten Balzac zitiert, kreidet der missverständige Lehrer (Guy Decomble) ihm dies als billiges Plagiat an, den Ruf nach Anerkennung dahinter übersieht er. Am Ende bleibt nur das Meer, eine natürliche Konstante, als Zufluchtsort. Die physiognomische Ähnlichkeit des Antoine-Darstellers Jean-Pierre Léaud mit Truffaut ist verblüffend, umso nachträglich manifester der Status der frühen Doinel-Geschichten als stark autobiographisch gefärbte Arbeiten. Vom kunstvollen Breitwand-Schwarzweiß der Nouvelle-Vague-Jahre wandte sich Truffaut in den späteren Filmen zwar wieder ab, seine pronocierte Lebensnähe jedoch blieb immanent.

9/10

François Truffaut Nouvelle Vague Paris Teenager Familie Schule Internat Coming of Age Antoine Doinel



Tolle Besprechung, und obwohl ich ihn sehr schätze, würde auch
ihm nicht die Höchstnote geben. Es ist auch die extreme Ausnahme
von der Regel, dass ein Erstlinfgswerk ein Meisterwerk ist.
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Vielen Dank :)
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Funxton

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