"Riches don't make a man rich, they only make him busier."
1492: Conquest Of Paradise (1492: Die Eroberung des Paradieses) ~ F/E 1992
Directed By: Ridley Scott
1492 bricht der Italiener und Seenavigator Christoph Columbus (Gérard Depardieu) mit dem Segen der spanischen Krone gen Westen auf, um eine alternative Meeresroute nach Asien ausfindig zu machen. Nach etwa neunwöchiger Kreuzfahrt über den Atlantik stößt Columbus mit seinen drei Schiffen auf eine Gruppe von Inseln, die von verschiedenen Eingeborenenstämmen besiedelt sind und die heute als Bahamas und Teil der Westindischen Inseln bekannt sind. Eine zweite Reise im Folgejahr steht unter eindeutiger imperialistischer Hoheit: Columbus und seine Brüder (Steven Waddington, Fernando Guillén Cuervo) werden als für Christianisierung und Ausbeutung der hiesigen humanen und ökologischen Ressourcen zuständige Gouverneure eingesetzt. Besonders jedoch der sie begleitende, spanische Edelmann Moxica (Michael Wincott) entpuppt sich als sadistischer Menschenschinder und sorgt, zusammen mit klimatischen Ungelegenheiten dafür, dass Columbus' Eroberungsträume wie eine Seifenblase zerplatzen. Später wird nicht er, sondern der Festlandfinder Amerigo Vespucci als Entdecker der Neuen Welt gefeiert.
Und da reisten sie an und brachten all das Schlechte auf Erden mit ins Paradies: Gier, Religion. Machtdurst, Intrigen, Krieg - kurz gesagt: Zivilisation. Dass ausgerechnet der dafür verantwortliche Mann fünf Jahrhunderte später als Geschichtsheld mit zwei Spielfilmen geehrt wurde, von denen der vorliegende als der wohl deutlich aufsehenerregendere bezeichnet werden darf, schmeckte nicht jedem. Und in der Tat bietet "1492" erklärten Kritikern vermutlich eine Vielzahl von Ansatzpunkten, um Scotts Kolonialepos aus den Angeln zu hebeln. Der Regisseur macht erneut von seiner überaus flamboyanten Oberflächeninszenierung Gebrauch und bietet zur zweiten Filmhälfte hin einige betont naturalistische, augenscheinlich unverhältnismäßige Momente, die in ihrer beinahe horrorartigen Ausprägung die späteren Gewaltmomente in "Gladiator" vorwegnehmen. Sein hübsch größenwahnsinniger Gestus, unterstrichen noch von Vangelis' so vielzitiertem Bombast-Score zeichnet "1492" nach meinem Empfinden jedoch erst wirklich aus, alles wirkt teuer, edel und vor allem echt. Man ahnt, welch hohes Maß an Sorgfalt in die (Re-)Kreation der Kostüme und Requisiten gesteckt wurde, mit welcher Detailversessenheit die set pieces ausgewählt und später in den Film integriert wurden. Das alles ist nichts minder als Ehrfurcht gebietend, ja, fast schon erschlagend. Und es ist eine Art Kino, die ich in ihrem naiv-simplifizierenden Selbstverständnis sehr liebe, zumal sie in ihrer Naturbelassenheit seit ein paar Jahren ausgestorben ist und hier ausnahmsweise mal kein Hollywood-Studio die Finger im Spiel hatte. Was man hier sieht, stammt alles noch aus altweltlichen Bankkonten. Ein charmanter Versuch also, 500 Jahre später nochmal neues Terrain zu erschließen.
8/10
Ridley Scott Kolonialismus Columbus Seefahrt period piece Historie Biopic Inquisition Karibik Mittelalter
1492: Conquest Of Paradise (1492: Die Eroberung des Paradieses) ~ F/E 1992
Directed By: Ridley Scott
1492 bricht der Italiener und Seenavigator Christoph Columbus (Gérard Depardieu) mit dem Segen der spanischen Krone gen Westen auf, um eine alternative Meeresroute nach Asien ausfindig zu machen. Nach etwa neunwöchiger Kreuzfahrt über den Atlantik stößt Columbus mit seinen drei Schiffen auf eine Gruppe von Inseln, die von verschiedenen Eingeborenenstämmen besiedelt sind und die heute als Bahamas und Teil der Westindischen Inseln bekannt sind. Eine zweite Reise im Folgejahr steht unter eindeutiger imperialistischer Hoheit: Columbus und seine Brüder (Steven Waddington, Fernando Guillén Cuervo) werden als für Christianisierung und Ausbeutung der hiesigen humanen und ökologischen Ressourcen zuständige Gouverneure eingesetzt. Besonders jedoch der sie begleitende, spanische Edelmann Moxica (Michael Wincott) entpuppt sich als sadistischer Menschenschinder und sorgt, zusammen mit klimatischen Ungelegenheiten dafür, dass Columbus' Eroberungsträume wie eine Seifenblase zerplatzen. Später wird nicht er, sondern der Festlandfinder Amerigo Vespucci als Entdecker der Neuen Welt gefeiert.
Und da reisten sie an und brachten all das Schlechte auf Erden mit ins Paradies: Gier, Religion. Machtdurst, Intrigen, Krieg - kurz gesagt: Zivilisation. Dass ausgerechnet der dafür verantwortliche Mann fünf Jahrhunderte später als Geschichtsheld mit zwei Spielfilmen geehrt wurde, von denen der vorliegende als der wohl deutlich aufsehenerregendere bezeichnet werden darf, schmeckte nicht jedem. Und in der Tat bietet "1492" erklärten Kritikern vermutlich eine Vielzahl von Ansatzpunkten, um Scotts Kolonialepos aus den Angeln zu hebeln. Der Regisseur macht erneut von seiner überaus flamboyanten Oberflächeninszenierung Gebrauch und bietet zur zweiten Filmhälfte hin einige betont naturalistische, augenscheinlich unverhältnismäßige Momente, die in ihrer beinahe horrorartigen Ausprägung die späteren Gewaltmomente in "Gladiator" vorwegnehmen. Sein hübsch größenwahnsinniger Gestus, unterstrichen noch von Vangelis' so vielzitiertem Bombast-Score zeichnet "1492" nach meinem Empfinden jedoch erst wirklich aus, alles wirkt teuer, edel und vor allem echt. Man ahnt, welch hohes Maß an Sorgfalt in die (Re-)Kreation der Kostüme und Requisiten gesteckt wurde, mit welcher Detailversessenheit die set pieces ausgewählt und später in den Film integriert wurden. Das alles ist nichts minder als Ehrfurcht gebietend, ja, fast schon erschlagend. Und es ist eine Art Kino, die ich in ihrem naiv-simplifizierenden Selbstverständnis sehr liebe, zumal sie in ihrer Naturbelassenheit seit ein paar Jahren ausgestorben ist und hier ausnahmsweise mal kein Hollywood-Studio die Finger im Spiel hatte. Was man hier sieht, stammt alles noch aus altweltlichen Bankkonten. Ein charmanter Versuch also, 500 Jahre später nochmal neues Terrain zu erschließen.
8/10
Ridley Scott Kolonialismus Columbus Seefahrt period piece Historie Biopic Inquisition Karibik Mittelalter