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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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SUDDENLY, LAST SUMMER (Joseph L. Mankiewicz/USA 1959)



"Sebastian said 'Truth is the bottom of a bottomless well'."

Suddenly, Last Summer (Plötzlich im letzten Sommer) ~ USA 1959
Directed By: Joseph L. Mankiewicz

New Orleans, 1937: Der Chicagoer Hirnchirurg Dr. Cukrowicz (Montgomery Clift) kommt in die finanziell marode örtliche Psychiatrie und bringt die bahnbrechende Methode der Lobotomie mit sich. Als die exzentrische, reiche Witwe Violet Venable (Katharine Hepburn) davon Wind bekommt, bietet sie dem Sanatorium eine millionenschwere Erweiterung an - unter der Bedingung, dass Cukrowicz eine Lobotomie an ihrer Nichte Catherine (Elizabeth Taylor) durchführt, die sich seit einem Nervenzusammenbuch vor etwa einem Jahr in psychotherapeutischer Behandlung befindet und bislang als "unheilbar" gilt. Cukrowicz lernt die hübsche junge Frau als durchaus standfeste Persönlichkeit kennen und arbeitet sich allmählich hinter Mrs. Venables wahre Absichten vor: Ihr geht es nämlich einzig darum, die überaus unbequemen Umstände des im letzten Sommer stattgefundenen, gewaltsamen Todes ihres Sohnes Sebastian zu verschleiern, dessen unfreiwillige Zeugin Catherine wurde...

Wie bereits in seinem Drama "Cat On A Hot Tin Roof" geht es auch in Williams' "Suddenly, Last Summer" um mühevoll totgeschwiegene, latente Homosexualität und wie sie Schein und Sein des altehrwürdigen Südstaatenadels ins Verderben ziehen kann. Aufgezogen wie ein christiesches Kriminalstück holt Cukrowicz am Ende sämtliche Beteiligten zusammen und lässt seine Patientin, um deren Fortbestand als geistig mündiges Individuum es geht, mithilfe eines Wahrheitsserums ihre mentalen Blockaden wegschießen und die realen Ereignisse ausplaudern: Jener Sebastian Venable, der wie ein omnipräsenter, unheiliger Geist über der gesamten Geschichte schwebt, der, naturvebundener Dichter und Fatalist, offenbar unter ödipaler Fuchtel litt, liebte es, sich in wirtschaftlich unterentwickelten Regionen des Globus hübsche Jungs anzulachen und mit ihnen seine Urlaube zu "verschönern". Im letzten Sommer wurde seine südstaatliche Arroganz ihm jedoch zum Verhägnis; ein barbarischer Tod war die Folge. Seine herrische Mutter, seit jeher eine Meisterin im Verschleiern und Verdrängen unkomfortabler Wahrheiten, sieht in ihrer selbstbewussten Nichte die einzige Verbindung zu den Fakten - also muss sie weg. Nicht per Mord, das wäre zu schmutzig, sondern via eine Hirnoperation, deren willkommener Exekutiv ausgerechnet Dr. Cukrowicz ist. Für Monty Clift, der selbst unter anfangs noch verdrängter Homosexualität und infolge dessen unter schwerem Drogenkonsum zu leiden hatte, muss die Interpretation in diesem Film, dem dritten an der Seite seiner Freundin Liz Taylor, einer harten Bürde gleichgekommen sein. Er wirkt hier, immerhin noch sieben Jahre vor seinem frühen Tod, bereits schwer gezeichnet und von einer gigantischen Melancholie und Depressionen gebeutelt. So ist "Suddenly, Last Summer", auch infolge seiner meisterlich eingesetzten Todesengelsymbolik, ein stark morbider Film, der nicht wenig an die Nieren geht.

8/10

Joseph L. Mankiewicz New Orleans Südstaaten period piece Psychiatrie based on play Homosexualität Tennessee Williams



Die Mutter hat natürlich von Hause aus ein Interesse daran, die Homosexualität ihres Sohnes zu vertuschen. Aber sie handelt außerdem aus Selbstschutz, um die ungeliebte Wahrheit über ihren eigenen Verfall zu verdrängen. Deshalb ja auch der tiefsitzende Haß gegenüber Nichte, die als Köder den Platz der Mutter einnahm.

Das Einzige, was mich wirklich an dem Film störte, war die ständige Wiederholung von "Suddenly, last summer...". Am Ende konnte ich das einfach nicht mehr hören.
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The Critic sagte am 26. Dezember 2012, 15:11:

Die Mutter hat natürlich von Hause aus ein Interesse daran, die Homosexualität ihres Sohnes zu vertuschen. Aber sie handelt außerdem aus Selbstschutz, um die ungeliebte Wahrheit über ihren eigenen Verfall zu verdrängen. Deshalb ja auch der tiefsitzende Haß gegenüber Nichte, die als Köder den Platz der Mutter einnahm.

Ich dachte, das hätte ich zumindest implizit bereits in meinen Text einfließen lassen.
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Funxton

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