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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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ALL THAT JAZZ (Bob Fosse/USA 1979)



"It's showtime, folks!"

All That Jazz (Hinter dem Rampenlicht) ~ USA 1979
Directed By: Bob Fosse

Joe Gideon (Roy Scheider), Arbeitstier, promisker Lebemann, Kettenraucher, Trinker und Ex-Familienvater ist in der Welt des Showbiz zu Hause, parallel inszeniert er eine gigantische neue Broadway-Show, schneidet seinen letzten Film und versucht, seiner Tochter (Erszebet Foldi) zumindest ein halbwegs guter Vater zu sein. Die Warnhinweise seines langsam streikenden Herzens nimmt er nicht ernst und so landet er mit einem Infarkt im Krankenhaus. Selbst der sich anschließende Bypass kann sein Temperament nicht zügeln. Als er mit letzter Kraft einräumt, dass er noch leben möchte, ist es jedoch zu spät. Seine finalen Momente spielen sich vor seinem Auge ab wie eine weitere von ihm choreographierte Revue.

"All That Jazz", dieses Monster von einem Film, habe ich nach fünfzehn Jahren Pause und immer wieder greifenden Aufschüben zum zweiten Mal gesehen, hat mich heuer völlig weggeblasen und ist prompt durchgestartet bis unter meine vorderen Lieblingsfilme. Ein definitives künstlerisches Statement seines Urhebers Bob Fosse, der Joe Gideon als alter ego seiner selbst auf der Leinwand abbildet. Roy Scheider in einem darstellerischen One-Man-Kraftakt ohnegleichen, eine reichhaltig-komplexe Erzählweise, in der das Innenleben des Protagonisten mittels perfekter Stilsierung zum Leben erwacht, ohne besondere Rücksicht auf Konventionen oder vorgebliche Anbindungen an die realis. Eine unbestechlichere, künstlerisch purere Studioproduktion dürfte es selbst in den vergleichsweise freien, frühen Siebzigern kaum gegeben haben; Fosse aber setzt sich und sein Werk mittels bewundernswert unbelasteter Stringenz durch. Wegen seiner stilistischen Kraft auf der einen Seite und seines thanatischen Themas auf der anderen zugleich erhebend und niederschmetternd. Eine universelle Bestandsaufnahme nicht zuletzt seines Milieus und dessen Funktionsmechanismen dürfte kaum möglich sein: selbst der Größte ist austauschbar; so etwas wie einen "König der Unterhaltungskunst" gibt es nicht, allerhöchstens in der Autosuggestion. Am Ende war ich vollkommen fertig, durch die Mangel gedreht und fühlte mich wie Joe Gideon kurz vorm Exitus. Ein Wahn-Sinn.

10*/10

Bob Fosse Vaudeville Broadway Tod Musik Tanz New York Zigaretten



Filmtagebuch von...

Funxton

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