

BLACK NARCISSUS (Michael Powell, Emeric Pressburger/UK 1947)
von Funxton ·
14 Januar 2013
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"How do I know what nuns eat?"
Black Narcissus (Die schwarze Narzisse) ~ UK 1947
Directed By: Michael Powell/Emeric Presburger
Die junge Ordensschwester Clodagh (Deborah Kerr) soll in Mopu im indischen Teil des Himalaya eine Klosterschule für die einheimischen Mädchen leiten, sie das Wort Gottes, die englische Sprache und ein Mindestmaß gepflegter, abendländischer Zivilisiertheit lehren. Zusammen mit vier weiteren Nonnen nimmt sie die schwierige Arbei in Angriff. Doch das Kloster, ehemals ein lokaler Herrscherpalast, übt auf die fünf Neuankömmlinge teils höchst unterschiedliche, in jedem Fall allerdings eine prägende Wirkung aus: Sie alle besinnen sich ihrer lange verdrängten, weltlichen Wurzeln, trauern ihrem früheren Leben und lange verflossenen Liebschaften hinterher oder verlieben sich, wie im Falle der zunehmend psychotischen Schwester Ruth (Kathlee Bryon), sogar neu - in den britischen Verwalter Dean (James Farrar). Jener indes ahnt, dass der Berggipfel mit missionarischer Geisteshaltung nicht zu bezwingen ist und prognostiziert bereits früh die heraufziehende Katastrophe...
Ein Hochgenuss in jeder Hinsicht, demonstriert dieses große Kunstwerk von Powell und Pressburger, was Kino einst zu leisten im Stande war: Die Erschafung von Mythen, Geheimnissen und Exotik, nicht minder den zielgerichteten, klugen Einsatz von Technicolor, der dem Gesamwerk dienlich war und den mittlerweile völlig verbrauchten Begriff "Farbdramaturgie" greifbar erläutert. Dazu die fein pronocierte antiimperialistische Gesinnung des Ganzen, die am Ende nichts anderes herausprustet als ein beleibtes "Wir haben euch nicht gerufen, wir wollen und brauchen euch und euresgleichen nicht! Verschwindet hier oder bleibt und verderbt!". Eine bittere Erfahrung für die darbenden, dem erotischen Vertrocknen nahen Bräute Jesu, die denn auch nicht durchweg dem von Mystik und primitiver Wollust geschwängerten Klima und den in der Luft zu liegen scheinenden Verlockungen jenes gleichermaßen so kontemplativen und beflügelnden Ortes widerstehen können. Cardiffs Bilder sind voll von symbolischer Schönheit, seine Gesichter, jedes aus anderer Perspektive und Beleuchtung aufgenommen, von ebenmäßiger Kraft. Der Moment, als die zuvor nur im weißen Gewand zu sehende Ruth plötzlich als "normale" Frau dasteht, rothaarig, schön, und doch den fiebrigen Irrsinn im Blick, wirkt auf verstörende Art berühend und kann es in seiner Wirkung mit jedem Horrorfilm-Schockmoment aufnehmen.
10/10
Michael Powell Emeric Pressburger Jack Cardiff Kloster Indien Nonnen Madness Himalaya
Black Narcissus (Die schwarze Narzisse) ~ UK 1947
Directed By: Michael Powell/Emeric Presburger
Die junge Ordensschwester Clodagh (Deborah Kerr) soll in Mopu im indischen Teil des Himalaya eine Klosterschule für die einheimischen Mädchen leiten, sie das Wort Gottes, die englische Sprache und ein Mindestmaß gepflegter, abendländischer Zivilisiertheit lehren. Zusammen mit vier weiteren Nonnen nimmt sie die schwierige Arbei in Angriff. Doch das Kloster, ehemals ein lokaler Herrscherpalast, übt auf die fünf Neuankömmlinge teils höchst unterschiedliche, in jedem Fall allerdings eine prägende Wirkung aus: Sie alle besinnen sich ihrer lange verdrängten, weltlichen Wurzeln, trauern ihrem früheren Leben und lange verflossenen Liebschaften hinterher oder verlieben sich, wie im Falle der zunehmend psychotischen Schwester Ruth (Kathlee Bryon), sogar neu - in den britischen Verwalter Dean (James Farrar). Jener indes ahnt, dass der Berggipfel mit missionarischer Geisteshaltung nicht zu bezwingen ist und prognostiziert bereits früh die heraufziehende Katastrophe...
Ein Hochgenuss in jeder Hinsicht, demonstriert dieses große Kunstwerk von Powell und Pressburger, was Kino einst zu leisten im Stande war: Die Erschafung von Mythen, Geheimnissen und Exotik, nicht minder den zielgerichteten, klugen Einsatz von Technicolor, der dem Gesamwerk dienlich war und den mittlerweile völlig verbrauchten Begriff "Farbdramaturgie" greifbar erläutert. Dazu die fein pronocierte antiimperialistische Gesinnung des Ganzen, die am Ende nichts anderes herausprustet als ein beleibtes "Wir haben euch nicht gerufen, wir wollen und brauchen euch und euresgleichen nicht! Verschwindet hier oder bleibt und verderbt!". Eine bittere Erfahrung für die darbenden, dem erotischen Vertrocknen nahen Bräute Jesu, die denn auch nicht durchweg dem von Mystik und primitiver Wollust geschwängerten Klima und den in der Luft zu liegen scheinenden Verlockungen jenes gleichermaßen so kontemplativen und beflügelnden Ortes widerstehen können. Cardiffs Bilder sind voll von symbolischer Schönheit, seine Gesichter, jedes aus anderer Perspektive und Beleuchtung aufgenommen, von ebenmäßiger Kraft. Der Moment, als die zuvor nur im weißen Gewand zu sehende Ruth plötzlich als "normale" Frau dasteht, rothaarig, schön, und doch den fiebrigen Irrsinn im Blick, wirkt auf verstörende Art berühend und kann es in seiner Wirkung mit jedem Horrorfilm-Schockmoment aufnehmen.
10/10
Michael Powell Emeric Pressburger Jack Cardiff Kloster Indien Nonnen Madness Himalaya