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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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TIMEBOMB (Avi Nesher/USA 1991)



"I know who I am!"

Timebomb (Nameless - Total Terminator) ~ USA 1991
Directed By: Avi Nesher

Eddie Kay (Michael Biehn) ist ein braver Uhrmachergeselle mit eher langweiliger Existenz: Er wohnt in einem von L.A.s blumenumsäumten Apartmenthäusern, fährt mit dem Rad zur Arbeit, lächelt unentwegt und grüßt jedermann freundlich, den er kennt. Doch Eddie Kay ist gar nicht Eddie Kay, sondern Oliver Dykstra, Relikt eines geheimen CIA-Programmes aus den Siebzigern, in dessen Zuge acht Agenten einem psychoedukativen Experiment unterzogen, danach mit einer neuen Identität - der eines im Vietnamkrieg gefallenen Soldaten - ausgestattet und bei Bedarf für "Spezialaufträge" aktiviert wurden. Bei Dykstra/Kay ist jedoch irgendwann eine Sicherung gerissen, er hat sich gegen seine Auftraggeber gewandt und durch eine Explosion sein Gedächtnis eingebüßt. Er weiß nicht, wer er ist. Anders als sein früherer Mentor Colonel Taylor (Richard Jordan), der Eddie nun, da er wieder aufgetaucht ist, zusammen mit dessen früheren Berufsgenossen aus dem Verkehr ziehen will und muss. Mithilfe der zunächst unfreiwilligen Hilfe der attraktiven Analytekerin Anna (Patsy Kensit) kommt Eddie seiner wahren Vergangenheit auf die Spur und durchkreuzt Taylors Pläne.

Dass die CIA ein ganz hundsföttischer Verein ist, ist nicht erst seit der Iran-Contra-Affäre bekannt. Wann immer der US-Geheim-Außendienst irgendwo im - zumeist entwicklungsbedürftigen - Ausland aufkreuzt, hat er Dreck am Stecken. John Frankenheimer hat bereits 1962 den Paranoiathriller um den großartigen "The Manchurian Candidate" bereichert, in dem allerdings die Kommis die Drahtzieher hinter einer Verschwörung um sogenannte 'Sleeper', Attentäter, die auf ein Schlüsselsignal hin aktiviert werden können, waren. In Neshers "Timebomb" sind die Meuchelmörder ein hauseigenes US-Gezücht, das bei Bedarf auch auf heimischem Boden operiert, etwa, wenn es darum geht, allzu liberale Politiker abzuberufen. Eddie Kay ist im Zuge dieser Handlungsprämisse ein Held klassischer hitchcockscher Prägung: Urplötzlich will man ihm ans Leder und er weiß nicht mal, warum; eine Gruppe Killer versucht ihn mehrfach kaltzustellen und niemand glaubt ihm, weder die Polizei noch Anna Nolmar, die er durch Zufall als Kundin in seinem Laden kennengelernt hat. Was ihn jedoch noch zusätzlich verunsichert und verstört, sind merkwürdige Flashbacks sowie die Tatsache, dass er sich gegen seine Gegner durchaus patent zur Wehr setzen kann, obwohl er sich für einen friedfertigen Menschen hält.
Als er später in ebenjene Klinik eindringt, in deren Labor einst er und die anderen Profikiller "gezüchtet" wurden, kommt auch die Erinnerung zurück: Er musste hier einst komplettverkabelt in einer Art Retorte dahindämmern, bis er seine falsche Identität und jedwede Renitenzerscheinung aufgegeben hatte. Doch sein gutmütiges Wesen war am Ende doch stärker und hat sich gegen die Falschheit seine Missionen zur Wehr gesetzt.
Nesher macht aus dieser durchaus traditionsverhafteten Story, die auch die genannten Regisseure, beide Meister des Verschwörungsthrillers, sicher gereizt haben dürfte, einen teils wilden Exploitationreißer, in dem Gewalt, Sex und Billy Blanks vorkommen. Kombiniert mit dem erneut sehr sehenswerten Michael Biehn ein lohnenswertes Paket.

7/10

Avi Nesher Amnesie CIA Kalter Krieg Profikiller Psychiatrie



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Funxton

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