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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE ICE STORM (Ang Lee/USA 1997)



"Mikey's been out of it since the day he was born."

The Ice Storm (Der Eissturm) ~ USA 1997
Directed By: Ang Lee

Das Städtchen New Canaan, Connecticut ist im ökonomisch florierenden Jahre 1973 zu einer Art Zufluchtsort für wohlsituierte Bürger avanciert, die ihrer spießigen Langeweile zu entkommen versuchen, indem sie die einstigen Ideale der freien Liebe für ihre Zwecke adaptieren. Echte Zuneigung und Wärme empfindet hier längst niemand mehr, einzig die Jugendlichen scheinen zumindest zu Teilen noch zu herzlichen Empfindungen fähig. Über diese allumfassende Krise drohen zwei benachbarte Familien auseinanderzubrechen: Die Hoods und die Carvers. Während Ben Hood (Kevin Kline) ein rein sexuelles Verhältnis mit Janey Carver (Sigourney Weaver) pflegt, pflegt Bens Frau Elena (Joan Allen) ihre Depression und Janeys Mann Jim (Jamey Sheridan) seine Styropor-Manufaktur. Die Kinder beider Familien pendeln orienmtierungslos durchs Leben, scheinen jedoch bereit, vor lauter Frust die unsäglichen Manierismen ihrer Alten zu übernehmen. Bis es in einer schockgefrorenen Nacht kurz nach Thanksgiving zur längst überfälligen Katstrophe kommt.

Rick Moodys wunderbaren, autobiographisch gefärbten Roman über eine verlorene Generation habe ich in den Neunzigern heiß und innig geliebt. Er vermochte auch, die sexuelle Orientierungslosigkeit sowohl der erwachsenen als auch der adoleszenten Protagonisten überaus plastisch zu beschreiben und darzustellen, ohne sich verbale Chaunivismen zu leisten. Der Film müht sich auch dazu, bleibt schon aus nachvollziehbaren Gründen der Ästhetik jedoch vergleichsweise gediegen. Dennoch fangen Lee und sein Schreiber James Schamus den diskursiven Kerngedanken Moodys derart unmissverständlich ein, dass "The Ice Storm" als Glücksfall einer Literaturadaption betrachtet werden kann. Es geht um das Zerbrechen von Familien, in einem Fall das drohende, im anderen das sich vollendende und die unmissverständliche Zuweisung der Schuld, denn auch diese existiert und muss gestattet sein. Hier, in dieser nicht nur symbolisch tief erkalteten Katerphase nach dem exzessiv durchtanzten, mehrjährigen 'Summer of Love', verweigert man sich der überfälligen Rückkehr zur Tagesordnung, hat noch nicht genug von seinem Recht auf Spaß eingefordert und vergisst darüber hinaus Verantwortung und Lebenstüchtigkeit. Die Leidtragenden sind die Kinder, die dieser Atmosphäre von materiellem Wohlstand und mentaler Leere kaum trotzen können und zudem sich selbst überlassen sind. Am Ende bleiben nurmehr Tränen, für alle Beteiligten. Aber diese verkünden zugleich auch Katharsis, Besserung und hoffnungsvolle Vorsätze.

8/10

Rick Moody period piece Coming of Age Connecticut Herbst Satire Sex Ang Lee New York



Filmtagebuch von...

Funxton

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