"Go ahead, Cornelius, you can cry."
Fight Club ~ USA/D 1999
Directed By: David Fincher
Ein bei einer Autofirma angestellter, junger Mann (Edward Norton), der feststellen muss, ob Unfälle mit den hauseigenen Produkten regresspflichtig gemacht werden können, ist über seine Einsamkeit hinaus schlaflos geworden. Um wieder fühlen zu können, geht er als "Elendstourist" zu diversen Selbsthilfegruppen. Als er sich jedoch in die "unkonventionelle", ihm jedoch durchaus ähnliche Marla Singer (Helena Bonham Carter) verliebt, die so gar nicht seinem klassischen Beuteschema entspricht, entwickelt der junge Mann eine ausgeprägte Schizophrenie, die in einer Persönlichkeitsspaltung mündet: Sein anderes, neues Ich, Tyler Durden (Brad Pitt) kann alles, was er selbst nicht kann, er ist ein Anarchist, der den Ist-Zustand der Welt verabscheut und mit der Hilfe seines braven alter ego die Revolution anbahnt. Zunächst wird ein im Untergrund operierender Faustkampfclub gegründet, aus dem sich dann später eine Revolutionsarmee speist, die etwas ganz besonders Schönes plant.
Palahniuks Buch habe ich noch immer nicht gelesen und werde dies wahrscheinlich auch nie nachholen, weil ich Finchers absolut meisterhaftes Filmmonster durch nichts mehr angekratzt wissen möchte.
"Fight Club" subsumiert die Krise einer immer größer werdenden Bevölkerungsgruppe: Der des männlichen, angestellten, gutverdienenden, weißen, abendländischen Frühdreißigers. Überarbeiteter Anzugträger, sich mit Statussymbolen jedweder Konsumsparte ausstaffierend, dabei todunglücklich, einsam und gefangen, das für eine Person viel zu große Wohnblock-Apartment gesäumt mit Ikea-Waren, stets mit Zivilisationskrankheiten von Insomnie über Hypertonie bis hin zu Depressionen und Burn-Out kämpfend. Ein klein wenig Fight-Club-Edward-Norton steckt wohl in "uns" allen und dagegen können wir uns vermutlich auch gar nicht wehren. Die Geschichte entwickelt diesen Ist-Zustand mit einem unvergleichlichen, genießerischen Selbsthass und Selbstekel, fernab jedweden Mitleids und mit einem solch überbordernden Zynismus, wie es kein anderes Werk zustande bringt und zehrt daher auch vierzehn Jahre und mehrere internationale Kriege später noch immer von ungebrochener Aktualität. Brad Pitt als anarchistisches Wunsch-Ich zu besetzen, derweil er im Prinzip bloß seinen "12 Monkeys"-Part repetiert, ist ein weiterer großer Schachzug dieser in jeder Hinsicht perfekt ausgearbeiteten Milieumeditation, die sich selbst nicht davor scheut, das hochfinanzielle Chaos zu predigen und deren wunderbar romantisches Schlussbild bitteschön nicht als Armageddon missverstanden werden will, sondern als durchaus probate Rettungsoption. Ich hatte danach, wie immer kurz nach dem Film, verdammt viel Lust, mich in eine Kneipe zu setzen und mir mit Karacho selbst in die Fresse zu hauen, war dann aber doch mal wieder zu feige. Ich brauche wohl erst noch meinen Tyler Durden.
10*/10
David Fincher Chuck Palahniuk Satire Groteske Terrorismus Faustkampf Verschwörung Insomnie Madness Apokalypse Krebs Persönlichkeitsstörung
Fight Club ~ USA/D 1999
Directed By: David Fincher
Ein bei einer Autofirma angestellter, junger Mann (Edward Norton), der feststellen muss, ob Unfälle mit den hauseigenen Produkten regresspflichtig gemacht werden können, ist über seine Einsamkeit hinaus schlaflos geworden. Um wieder fühlen zu können, geht er als "Elendstourist" zu diversen Selbsthilfegruppen. Als er sich jedoch in die "unkonventionelle", ihm jedoch durchaus ähnliche Marla Singer (Helena Bonham Carter) verliebt, die so gar nicht seinem klassischen Beuteschema entspricht, entwickelt der junge Mann eine ausgeprägte Schizophrenie, die in einer Persönlichkeitsspaltung mündet: Sein anderes, neues Ich, Tyler Durden (Brad Pitt) kann alles, was er selbst nicht kann, er ist ein Anarchist, der den Ist-Zustand der Welt verabscheut und mit der Hilfe seines braven alter ego die Revolution anbahnt. Zunächst wird ein im Untergrund operierender Faustkampfclub gegründet, aus dem sich dann später eine Revolutionsarmee speist, die etwas ganz besonders Schönes plant.
Palahniuks Buch habe ich noch immer nicht gelesen und werde dies wahrscheinlich auch nie nachholen, weil ich Finchers absolut meisterhaftes Filmmonster durch nichts mehr angekratzt wissen möchte.
"Fight Club" subsumiert die Krise einer immer größer werdenden Bevölkerungsgruppe: Der des männlichen, angestellten, gutverdienenden, weißen, abendländischen Frühdreißigers. Überarbeiteter Anzugträger, sich mit Statussymbolen jedweder Konsumsparte ausstaffierend, dabei todunglücklich, einsam und gefangen, das für eine Person viel zu große Wohnblock-Apartment gesäumt mit Ikea-Waren, stets mit Zivilisationskrankheiten von Insomnie über Hypertonie bis hin zu Depressionen und Burn-Out kämpfend. Ein klein wenig Fight-Club-Edward-Norton steckt wohl in "uns" allen und dagegen können wir uns vermutlich auch gar nicht wehren. Die Geschichte entwickelt diesen Ist-Zustand mit einem unvergleichlichen, genießerischen Selbsthass und Selbstekel, fernab jedweden Mitleids und mit einem solch überbordernden Zynismus, wie es kein anderes Werk zustande bringt und zehrt daher auch vierzehn Jahre und mehrere internationale Kriege später noch immer von ungebrochener Aktualität. Brad Pitt als anarchistisches Wunsch-Ich zu besetzen, derweil er im Prinzip bloß seinen "12 Monkeys"-Part repetiert, ist ein weiterer großer Schachzug dieser in jeder Hinsicht perfekt ausgearbeiteten Milieumeditation, die sich selbst nicht davor scheut, das hochfinanzielle Chaos zu predigen und deren wunderbar romantisches Schlussbild bitteschön nicht als Armageddon missverstanden werden will, sondern als durchaus probate Rettungsoption. Ich hatte danach, wie immer kurz nach dem Film, verdammt viel Lust, mich in eine Kneipe zu setzen und mir mit Karacho selbst in die Fresse zu hauen, war dann aber doch mal wieder zu feige. Ich brauche wohl erst noch meinen Tyler Durden.
10*/10
David Fincher Chuck Palahniuk Satire Groteske Terrorismus Faustkampf Verschwörung Insomnie Madness Apokalypse Krebs Persönlichkeitsstörung