"From now on we are enemies, you and I."
Amadeus ~ USA 1984
Directed By: Miloš Forman
Wien um 1820: Nach einem Suizidversuch landet Antonio Salieri (F. Murray Abraham), der frühere Hofkapellmeister Kaiser Josephs II (Jeffrey Jones), in einer geschlossenen Anstalt für Geisteskranke. Nach verbalen Äußerungen, denen zufolge Salieri sich die Schuld am Tode des rund drei Jahrzehnte zuvor verstorbenen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (Tom Hulce) gibt, soll ihm ein Geistlicher (Richard Frank) die Beichte abnehmen. Salieri berichtet davon, wie er ein von scheinbar göttlichen Gnaden gesegnetes Genie kennen, schätzen und zugleich abgrundtief hassen gelernt und Mozart wegen seines unvergleichlichen Könnens respektive aus diesbezüglichem Neid stets Steine in den Weg geworfen hat. Am Ende bleibt Salieri eine ungenießbare Mischung aus Triumph und Schuldbewusstsein.
Man muss kein ausgesprochener Freund klassischer Musik oder auch nur der von Mozart sein, um "Amadeus" zu lieben. Ferner versagt sich der Film den herkömmlichen Aufzug einer Prominentenbiographie, vielmehr zeigt er das Duell zweier Widersacher, von denen sich einer gar nicht bewusst ist, dass und wie sehr der andere ihm seine Fähigkeiten neidet und ihm darüber hinaus permanent hinterrücks zu schaden versucht. Auch ist "Amadeus" eine Reflexion über die Differenz zwischen handwerklichem Können und wahrem Genie; wobei der jeweilige, zeitgenössische soziale Einflussfaktor davon betont unbeeinflusst bleibt. Im Gegenteil fließt seine Kreativität förmlich ohne Unterlass aus Mozart heraus, während Salieri hart arbeitet. Der Eine liebt den vulgären Müßiggang, Zoten, Suff und Weiber, derweil der Andere weder die höfische noch die sittliche Etikette nie verletzen würde und sich an verbotenen Genüssen allerhöchstens Wiener Zuckerbäckerspezialitäten munden lässt. Am Ende obsiegt dann, wie so oft auch im wahren Leben, der heimliche, versteckt ausgeführte Dolchstoß. Unabhängig von derlei Diskursivität verzaubert Formans großes Werk durch seine Detailtreue, seine geradezu versessenen Hang nach Sorgfalt und filmischer Kunstfertigkeit, die jedoch nie den erzählerische Qualität zu überflügeln droht. Alles fügt sich, lebt, atmet. "Amadeus" ist somit vor allem ein quicklebendiger Film.
10/10
Milo Forman Wien period piece Mozart Rokoko Österreich Historie Musik Duell Peter Shaffer based on play D.C. Vater & Sohn Best Picture Biopic
Amadeus ~ USA 1984
Directed By: Miloš Forman
Wien um 1820: Nach einem Suizidversuch landet Antonio Salieri (F. Murray Abraham), der frühere Hofkapellmeister Kaiser Josephs II (Jeffrey Jones), in einer geschlossenen Anstalt für Geisteskranke. Nach verbalen Äußerungen, denen zufolge Salieri sich die Schuld am Tode des rund drei Jahrzehnte zuvor verstorbenen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (Tom Hulce) gibt, soll ihm ein Geistlicher (Richard Frank) die Beichte abnehmen. Salieri berichtet davon, wie er ein von scheinbar göttlichen Gnaden gesegnetes Genie kennen, schätzen und zugleich abgrundtief hassen gelernt und Mozart wegen seines unvergleichlichen Könnens respektive aus diesbezüglichem Neid stets Steine in den Weg geworfen hat. Am Ende bleibt Salieri eine ungenießbare Mischung aus Triumph und Schuldbewusstsein.
Man muss kein ausgesprochener Freund klassischer Musik oder auch nur der von Mozart sein, um "Amadeus" zu lieben. Ferner versagt sich der Film den herkömmlichen Aufzug einer Prominentenbiographie, vielmehr zeigt er das Duell zweier Widersacher, von denen sich einer gar nicht bewusst ist, dass und wie sehr der andere ihm seine Fähigkeiten neidet und ihm darüber hinaus permanent hinterrücks zu schaden versucht. Auch ist "Amadeus" eine Reflexion über die Differenz zwischen handwerklichem Können und wahrem Genie; wobei der jeweilige, zeitgenössische soziale Einflussfaktor davon betont unbeeinflusst bleibt. Im Gegenteil fließt seine Kreativität förmlich ohne Unterlass aus Mozart heraus, während Salieri hart arbeitet. Der Eine liebt den vulgären Müßiggang, Zoten, Suff und Weiber, derweil der Andere weder die höfische noch die sittliche Etikette nie verletzen würde und sich an verbotenen Genüssen allerhöchstens Wiener Zuckerbäckerspezialitäten munden lässt. Am Ende obsiegt dann, wie so oft auch im wahren Leben, der heimliche, versteckt ausgeführte Dolchstoß. Unabhängig von derlei Diskursivität verzaubert Formans großes Werk durch seine Detailtreue, seine geradezu versessenen Hang nach Sorgfalt und filmischer Kunstfertigkeit, die jedoch nie den erzählerische Qualität zu überflügeln droht. Alles fügt sich, lebt, atmet. "Amadeus" ist somit vor allem ein quicklebendiger Film.
10/10
Milo Forman Wien period piece Mozart Rokoko Österreich Historie Musik Duell Peter Shaffer based on play D.C. Vater & Sohn Best Picture Biopic