"Kaufman, did you come here to wrestle or act like an ass?"
Man On The Moon (Der Mondmann) ~ USA/UK/D/J 1999
Directed By: Miloš Forman
Der Komiker Andy Kaufman (Jim Carrey) entwickelt sich im Laufe seiner wechselhaften Karriere zu einem enfant terrible des amerikanischen Showbiz. Er inszeniert nahezu sein komplettes Leben als einen großen Performance-Akt, verunsichert Fans und Gegner mit scheinbar authentischen, hinterrücks jedoch von langer Hand einstudierten Kabinettstückchen. Zu seinen Coups gehört unter anderem die Erfindung eines schmierigen alter ego namens Tony Clifton, das 'Mixed Wrestling', bei dem Andy ausschließlich gegen Frauen antritt sowie diverse formatsprengende Auftritte in TV-Shows.
Nachdem die Band R.E.M. bereits auf ihrem 92er-Album "Automatic For The People" den Song "Man On The Moon" über die wundersamen Medienmanipulationen des 1984 mit nur 35 Jahren verstorbenen Comedian Andy Kaufman veröffentlicht hatten, wurde später ein gleichnamiges Script daraus und ein idealer Stoff für Miloš Forman, der sich mit mehreren Vorgängerfilmen bereits als wie gespuckt für den Stoff empfohlen hatte. Zum einen wären da seine bisherigen zwei Biopics über kontroverse Charaktere, nämlich Mozart bzw. Salieri und Larry Flynt, zum anderen liebt Forman seine abseitigen Helden wie kein Zweiter und stilisiert sie, gerade wegen ihrer häufig bizarren Biographien, zu Genies und Göttern ihrer Zunft. Sein Irrenhausinsasse R.P. McMurphy war ein Märtyrer der Geistesentfaltung, Coalhouse Walker (Howard E. Rollins Jr.) in "Ragtime" ein amerikanischer Michael Kohlhaas, Mozart das größte musikalische Genie aller Zeiten, der Pornoverleger Larry Flynt ein wichtige Vorreiter für Meinungs- und Pressefreiheit. Andy Kaufman schließlich, dieses wandelnde Mysterium des Showbiz, erhält von und durch Forman ein weiteres Helden-Manifest. Auffällig, bei allen (nicht nur Besetzungs-)Analogien zu den "Vorgängerfilmen" ist hier jedoch, wie verständnis- und liebevoll Forman mit Kaufmans Person umgeht. Dessen mitunter höchst alberne Eskapaden werden tatsächlich als brillante showacts gefeiert und sein langer Krebstod, der, da kann man sich bis heute nicht ganz ganz sicher sein, möglicherweise auch bloß eine weitere von Andy Kaufmans legendären Publikumsverunsicherungen bildete, wird mit einer zusätzlichen Portion Empathie und Melancholie geschildert. Formans ganze Brillanz zeigt sich in einer späten Einstellungs-Überleitung zwischen Andys gequält lachendem Gesicht, als er erkennen muss, dass auch seine letzte Hoffnung in Form einer philippinischen Blitzheiltherapie wie das Allermeiste in seinem Leben bloß ein einziger, großer Nepp ist und seinem bleichen, entspannten Totengesicht im Sarg. Bravourös.
9/10
Milo Forman Biopic period piece Fernsehen Krebs Stand-Up-Comedian
Man On The Moon (Der Mondmann) ~ USA/UK/D/J 1999
Directed By: Miloš Forman
Der Komiker Andy Kaufman (Jim Carrey) entwickelt sich im Laufe seiner wechselhaften Karriere zu einem enfant terrible des amerikanischen Showbiz. Er inszeniert nahezu sein komplettes Leben als einen großen Performance-Akt, verunsichert Fans und Gegner mit scheinbar authentischen, hinterrücks jedoch von langer Hand einstudierten Kabinettstückchen. Zu seinen Coups gehört unter anderem die Erfindung eines schmierigen alter ego namens Tony Clifton, das 'Mixed Wrestling', bei dem Andy ausschließlich gegen Frauen antritt sowie diverse formatsprengende Auftritte in TV-Shows.
Nachdem die Band R.E.M. bereits auf ihrem 92er-Album "Automatic For The People" den Song "Man On The Moon" über die wundersamen Medienmanipulationen des 1984 mit nur 35 Jahren verstorbenen Comedian Andy Kaufman veröffentlicht hatten, wurde später ein gleichnamiges Script daraus und ein idealer Stoff für Miloš Forman, der sich mit mehreren Vorgängerfilmen bereits als wie gespuckt für den Stoff empfohlen hatte. Zum einen wären da seine bisherigen zwei Biopics über kontroverse Charaktere, nämlich Mozart bzw. Salieri und Larry Flynt, zum anderen liebt Forman seine abseitigen Helden wie kein Zweiter und stilisiert sie, gerade wegen ihrer häufig bizarren Biographien, zu Genies und Göttern ihrer Zunft. Sein Irrenhausinsasse R.P. McMurphy war ein Märtyrer der Geistesentfaltung, Coalhouse Walker (Howard E. Rollins Jr.) in "Ragtime" ein amerikanischer Michael Kohlhaas, Mozart das größte musikalische Genie aller Zeiten, der Pornoverleger Larry Flynt ein wichtige Vorreiter für Meinungs- und Pressefreiheit. Andy Kaufman schließlich, dieses wandelnde Mysterium des Showbiz, erhält von und durch Forman ein weiteres Helden-Manifest. Auffällig, bei allen (nicht nur Besetzungs-)Analogien zu den "Vorgängerfilmen" ist hier jedoch, wie verständnis- und liebevoll Forman mit Kaufmans Person umgeht. Dessen mitunter höchst alberne Eskapaden werden tatsächlich als brillante showacts gefeiert und sein langer Krebstod, der, da kann man sich bis heute nicht ganz ganz sicher sein, möglicherweise auch bloß eine weitere von Andy Kaufmans legendären Publikumsverunsicherungen bildete, wird mit einer zusätzlichen Portion Empathie und Melancholie geschildert. Formans ganze Brillanz zeigt sich in einer späten Einstellungs-Überleitung zwischen Andys gequält lachendem Gesicht, als er erkennen muss, dass auch seine letzte Hoffnung in Form einer philippinischen Blitzheiltherapie wie das Allermeiste in seinem Leben bloß ein einziger, großer Nepp ist und seinem bleichen, entspannten Totengesicht im Sarg. Bravourös.
9/10
Milo Forman Biopic period piece Fernsehen Krebs Stand-Up-Comedian