Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





Foto

MIDNIGHT (Mitchell Leisen/USA 1939)



"Come on, everybody do la conga."

Midnight (Enthüllung nach Mitternacht) ~ USA 1939
Directed By: Mitchell Leisen

Völlig abgebrannt kommt die Sängerin Eve Peabody (Claudette Colbert) mit dem Zug aus Monte Carlo in Paris an - und hat das große Glück, am Bahnhof den charmanten Taxifahrer Tibor Czerny (Don Ameche) kennenzulernen, der sie auf Kredit zu sämtlichen relevanten Vorstellungsadressen fährt - umsonst. Dass es außerdem heftig zwischen den beiden funkt, ignoriert Eve vorsorglich, sie ist endlich einmal auf der Suche nach einer "guten Partie". Als Eve sich unrechtmäßig Zutritt zu einer versnobten Kammermusik-Soirée verschafft, iavanciert sie als selbsternannte "Baronin Czerny" prompt zum Mitglied der feinen Pariser Gesellschaft. Besonders der junge Playboy Picot (Francis Lederer) wirft ein Auge auf sie. Dies wiederum kommt dem alternden Millionär Flammarion (John Barrymore) sehr zupass, dessen junge Frau (Mary Astor) bis dato Picots heimliches Liebchen war. Darum tut er alles dafür, um Eve mit Picot zu verkuppeln. Doch Czerny und die wahre Liebe lassen sich nicht einfach abspeisen.

Von Billy Wilder und Charles Brackett geschrieben, inszenierte Leisen eine der prachtvollsten Screwball Comedies der dreißiger Jahre, die vielleicht nicht das irrwitzige Tempo eines Hawks-Films vorweisen konnte, dafür aber den fein perlenden, champagneresken Dialoghumor seiner brillanten Ersinner, den zu visualisieren Leisen absolut adäquat verstand. Dabei hilft ihm natürlich primär die wundervolle Claudette Colbert, die mit ihren großen, fröhlichen Strahleaugen ohnehin das Idealbild einer 'screwball actress' vorstellte und bei nahezu allen großen Komödien-Regisseuren jener Jahre, darunter Capra, Lubitsch und Preston Sturges, mindestens einmal reüssierte. "Midnight" könnte dabei durchaus meinen Verdacht erregen, ihr schönster Film zu sein; um ganz sicher zu gehen, müsste ich mir aber alle nochmal zeitnah anschauen. Zumindest in diesem Moment wäre ich jedoch relativ überzeugt davon. Don Ameche, den unsere Generation vornehmlich aus seinen tollen Seniorenrollen in den Achtzigern kennt und der zwischen 49 und 83, als er von John Landis für "Trading Places" reaktiviert wurde, in fünf Filmen auftrat, als vitalen Jungspund von dreißig Lenzen zu erleben, hat zudem etwas für sich. Von John Barrymore gar nicht zu reden.
In "Mein Kino" moniert Hellmuth Karasek das romantische Happy End des Film und mutmaßt, dass es ein Zugeständnis Wilders und Bracketts an Anstand und Sitte wäre. Ich bin nicht bereit, dem zu folgen. Mit einem anderen Ende hätte "Midnight" keinesfalls an Bissgkeit, sondern bvestenfalls an Zynismus hinzugewonnen. Und dieser passt nicht zu ihm, überhaupt nicht.

9/10

Mitchell Leisen Billy Wilder Screwball Paris Taxi



Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare