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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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GRAND HOTEL (Edmund Goulding/USA 1932)



"Grand Hotel... always the same. People come, people go. Nothing ever happens."

Grand Hotel (Menschen im Hotel) ~ USA 1932
Directed By: Edmund Goulding

Im Grand Hotel Berlin laufen binnen 48 Stunden mehrere Schicksale ineinander: Die stark depressive Ballett-Diva Grusinskaya (Greta Garbo) leidet unter Vereinsamung und steckt in einer schweren Schaffenskrise, bis sie den verarmten Blaublütigen Gaigern (John Barrymore) kennenlernt und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Der gutherzige Baron seinerseits versucht, sich als Hoteldieb zu sanieren und will der 'Gru' eine Perlenkette stehlen - ein Plan, den er flugs drangibt als er sein "Opfer" näher kennenlernt. Den Großindustriellen Preysing (Wallace Beery) plagt derweil der drohende Konkurs seines Unternehmens. Um auf andere Gedanken zu kommen, setzt er sich ein Tête-à-tête mit seiner hübschen Stenotypistin Fräulein Flamm (Joan Crawford) in den Kopf, die sich ihrerseits in Baron Gaigern verguckt. Der alternde, todkrank diagnostizierte Buchhalter Otto Kringelein (Lionel Barrymore) schließlich, einer von Preysings vielen Angestellten, nimmt sich vor, in seinen letzten Lebenswochen nochmal richtig die Puppen tanzen zu lassen und lernt über die Vorzüge von Freundschaft, Champagner, Tango und Baccarat die wahre Lebensfreude schätzen.

Der Urvater des klassischen Ensemblefilms, der bis heute immer wieder schöne Sprösslinge hervorbringt und, wie sich anhand "Grand Hotel" recht gut studieren lässt, seine Grundform nur unwesentlich variiert hat - außer vielleicht mit der Einschränkung, dass spätere Meister wie Altman ihn noch wesentlich komplexer und ausführlicher gestalteten.
Das inhaltliche Konzept ist so einfach wie brillant: Mehrere Vitae begegnen sich, kollidieren miteinander, laufen fortan parallel oder brechen wieder auseinander, alles binnen einer streng gesetzten Orts- und Zeiteinheit. Die ursprüngliche Idee zu "Grand Hotel" stammt von Vicki Baum, die es als "Menschen im Hotel" 1929 mit dem Untertitel "Kolportageroman mit Hintergründen" als ein Porträt eines Edelhorts inmitten der Weimarer Republik veröffentlichte. William A. Drake machte daraus flugs ein Theaterstück, das schließlich in Form dieser schon damals gefeierten MGM-Produktion adaptiert wurde und nicht nur nochmals Baums Buch, sondern auch dem Motiv des Touristenhorts mit wechselnden Gesichtern und Geschichten Bahn brach. Es lässt sich mutmaßen, dass ohne den massenkulturellen Hattrick bestehend aus Roman, Stück und Buch (später kam noch ein Musical hinzu) der Ensemblefilm (und spätere TV-Serien-Ableger) nicht das wären, was sie heute sind. Gouldings Film ist ein Meisterwerk des gesellschaftskritischen Kinos, das Vicki Baums Vorlage vor allem aufgrund seiner Zeitnähe so adäquat einfangen konnte. Nur Monate später, als Berlin zusammen mit dem Rest der vormaligen Republik schleichend im braunen Sumpf versank, hätten die Entstehung des Films und natürlich das Resultat selbst einen schalen Beigeschmack erhalten. So ist der Nachwelt ein bei allem Zeitkolorit zeitloses Stück Hollywood erhalten geblieben, das aufzeigt wie weit Inszenierung, Dramaturgie und Schauspiel bereits in den jungen Tagen des Tonfilms bereits gediehen waren.

10/10

Edmund Goulding Berlin Hotel Ensemblefilm Vicki Baum based on play Best Picture



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Funxton

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