"The blind are leading the blind."
A Streetcar Named Desire (Endstation Sehnsucht) ~ USA 1951
Directed By: Elia Kazan
Die Southern Belle Blanche DuBois (Vivien Leigh) kommt während des Hochsommers zu ihrer Schwester Stella (Kim Hunter) nach New Orleans. Stellas Mann Stanley Kowalski (Marlon Brando), einen lauten, verschwitzenden Arbeiter, kennt Blanche noch nicht, ebensowenig wie das Milieu, in dem die beiden hausen: Das Einwandererviertel Elysian Fields, in dem alles etwas einfacher und lärmender zugeht als es die frühere Literaturlehrerin Blanche gewohnt ist. Mit Stanley trifft sie auf eine völlig diametrale Existenz und von Anfang an ist ihr Verhältnis von Spannungen und gegenseitiger Abgestoßenheit geprägt. Als herauskommt, dass Blanches jüngere Vergangenheit in keinster Weise zu ihrem hochmütigen Auftreten passt, ist die Katastrophe nicht mehr fern.
Eine völlig neurotische Frau auf der Flucht vor sich selbst benötigt zur Gesundung eine sensible Therapie - und trifft stattdessen auf den größten Proleten der Stadt. Tennessee Williams' klassisches Drama, ein in jeder Hinsicht umstürzlerisches Werk für Hollywoods silver age, ist noch heute von einer ungebrochenen Spannkraft und vermag sein transgressives Potenzial, das sich aus der systematisch-konfrontativen Zerstörung einer ohnehin fragilen Psyche ergibt, nach wie vor bravourös zu entfalten. Dem ist vor allem auch die von Elia Kazan geschaffene, filmische Atmosphäre zuträglich: Mit drei Ausnahmen genügt ihm das Haus der Kowalskis im New Orleans-Slum Elysian Fields als lokaler Dreh- und Angelpunkt; die schwülen Nächte von Louisiana, in denen die Gerüche von Schweiß, Triebhäftigkeit und billigem Bourbon die stickige Urbanität anreichern, rücken in greifbare Nähe. Vor dem Fenster ziehen abends Hot-Dog- und morgens Bananen-Verkäufer durchs Viertel und in der Nacht eine gespenstische, alte Mexikanerin, die 'flores por los muertos' anbietet - "Blumen für die Toten". Vor dieser Kulisse entwickelt sich Blanche DuBois' Reise in den Wahnsinn, die durch Stanleys schlussendlich in einer Vergewaltigung kulminierenden Grobhaftigkeit nochmals forciert wird. Die pathologisch-nymphomanische, minderjährige Jungen bevorzugende Frau, deren sexuelle Vorlieben bereits im stark aufgeladenen Spannungsfeld zwischen ihrer ständischen Herkunft und Erziehung stehen, hält der maskulinen, tierischen Gewalt Stanleys, der sie als arrogantes Püppchen zweifelhafter Natur verlacht, nicht Stand. Seinen endgültigen "Sieg" über Blanche feiert er in jener Nacht, als Stella zur Niederkunft im Krankenhaus liegt und sein Baby gebiert. Zuvor hat Blanches letzte Chance der Rückkehr in die akzeptierte Bürgerlichkeit in der Person von Stanleys Kumpel Mitch (Karl Malden) ihr den Rücken zugekehrt. Kurz darauf holt sie ein mobiler Hilfsdienst in die Anstalt. Blanche ist fort und in Elysian Fields geht alles wieder seinen gewohnten Gang: Arbeit, Poker, Bowling, Bier, und hier und da mal einen Klaps, wenn die Holde nicht spurt - sie kommt ja ohnehin stets zurück.
10/10
Elia Kazan based on play Tennessee Williams New Orleans Ehe Madness Vergewaltigung Sommer Nacht Südstaaten
A Streetcar Named Desire (Endstation Sehnsucht) ~ USA 1951
Directed By: Elia Kazan
Die Southern Belle Blanche DuBois (Vivien Leigh) kommt während des Hochsommers zu ihrer Schwester Stella (Kim Hunter) nach New Orleans. Stellas Mann Stanley Kowalski (Marlon Brando), einen lauten, verschwitzenden Arbeiter, kennt Blanche noch nicht, ebensowenig wie das Milieu, in dem die beiden hausen: Das Einwandererviertel Elysian Fields, in dem alles etwas einfacher und lärmender zugeht als es die frühere Literaturlehrerin Blanche gewohnt ist. Mit Stanley trifft sie auf eine völlig diametrale Existenz und von Anfang an ist ihr Verhältnis von Spannungen und gegenseitiger Abgestoßenheit geprägt. Als herauskommt, dass Blanches jüngere Vergangenheit in keinster Weise zu ihrem hochmütigen Auftreten passt, ist die Katastrophe nicht mehr fern.
Eine völlig neurotische Frau auf der Flucht vor sich selbst benötigt zur Gesundung eine sensible Therapie - und trifft stattdessen auf den größten Proleten der Stadt. Tennessee Williams' klassisches Drama, ein in jeder Hinsicht umstürzlerisches Werk für Hollywoods silver age, ist noch heute von einer ungebrochenen Spannkraft und vermag sein transgressives Potenzial, das sich aus der systematisch-konfrontativen Zerstörung einer ohnehin fragilen Psyche ergibt, nach wie vor bravourös zu entfalten. Dem ist vor allem auch die von Elia Kazan geschaffene, filmische Atmosphäre zuträglich: Mit drei Ausnahmen genügt ihm das Haus der Kowalskis im New Orleans-Slum Elysian Fields als lokaler Dreh- und Angelpunkt; die schwülen Nächte von Louisiana, in denen die Gerüche von Schweiß, Triebhäftigkeit und billigem Bourbon die stickige Urbanität anreichern, rücken in greifbare Nähe. Vor dem Fenster ziehen abends Hot-Dog- und morgens Bananen-Verkäufer durchs Viertel und in der Nacht eine gespenstische, alte Mexikanerin, die 'flores por los muertos' anbietet - "Blumen für die Toten". Vor dieser Kulisse entwickelt sich Blanche DuBois' Reise in den Wahnsinn, die durch Stanleys schlussendlich in einer Vergewaltigung kulminierenden Grobhaftigkeit nochmals forciert wird. Die pathologisch-nymphomanische, minderjährige Jungen bevorzugende Frau, deren sexuelle Vorlieben bereits im stark aufgeladenen Spannungsfeld zwischen ihrer ständischen Herkunft und Erziehung stehen, hält der maskulinen, tierischen Gewalt Stanleys, der sie als arrogantes Püppchen zweifelhafter Natur verlacht, nicht Stand. Seinen endgültigen "Sieg" über Blanche feiert er in jener Nacht, als Stella zur Niederkunft im Krankenhaus liegt und sein Baby gebiert. Zuvor hat Blanches letzte Chance der Rückkehr in die akzeptierte Bürgerlichkeit in der Person von Stanleys Kumpel Mitch (Karl Malden) ihr den Rücken zugekehrt. Kurz darauf holt sie ein mobiler Hilfsdienst in die Anstalt. Blanche ist fort und in Elysian Fields geht alles wieder seinen gewohnten Gang: Arbeit, Poker, Bowling, Bier, und hier und da mal einen Klaps, wenn die Holde nicht spurt - sie kommt ja ohnehin stets zurück.
10/10
Elia Kazan based on play Tennessee Williams New Orleans Ehe Madness Vergewaltigung Sommer Nacht Südstaaten