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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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FACE/OFF (John Woo/USA 1997)



"Papa's got a brand new bag."

Face/Off (Im Körper des Feindes) ~ USA 1997
Directed By: John Woo

Endlich sieht es so aus, als hätte FBI-Agent Sean Archer (John Travolta) seine verhasste Nemesis, den terroristen Castor Troy (Nicolas Cage) da, wo er ihn haben will: unschädlich gemacht und im Koma liegend. Doch Archer muss noch Troys letzte, noch immer aktive Bombe finden, deren Lage außer dem Komatösen nur dessen Bruder Pollux (Alessandro Nivola) kennt. Zu diesem Zweck kommt ihm ein neues chirurgisches Verfahren zuhilfe: Archer kann sich operativ in ein Ebenbild Troys umoperieren lassen, mit dessen Gesicht anstelle des eigenen. Als perfekt getarnter V-Mann entlockt Archer dem einsitzenden Pollux Troy das Geheimnis, doch es ist bereits zu spät: Castor ist nämlich unterdessen wieder erwacht, hat sich seinerseits in Archers Double verwandeln lassen, jeden Mitwisser ausgeschaltet und führt nun die Existenz des Erzfeindes. Um sich sein Leben zurückzuholen, muss Archer aus dem Hochsicherheitsknast flüchten und einen letzten Krieg gegen den Feind führen.

Getragen von einer eigentlich famosen Genreprämisse erweist sich "Face/Off" besonders aus zwangsläufig gereifter, heutiger Perspektive als eklektizistisches Puzzle, das seine vielen brauchbaren Versatzstücke nicht zu einem homogenen Gesamtbild finalisieren kann. Es gibt ebenso viele tolle wie hoffnungslos abstürzende Einfälle und Szenen, die in der gegeneinander aufgerechneten Summe einen insgesamt leider bloß mittelmäßigen Film ergeben. Die prinzipielle Grundidee, die Antagonisten, Schwarz und Weiß, zunächst die Plätze tauschen zu lassen, um sich den Heimweg am Ende wieder entbehrungsvoll zurückerobern zu müssen, ist eines John Woo zunächst durchaus würdig. Der traumatisiert-todessehnsüchtige, psychisch ruinierte Familienvater allerdings nervt als in die Neunziger transportierter Archetypus nurmehr, weil er in all seiner oberflächlichen, gestylten Selbstherlichkeit schlicht nicht mehr glaubwürdig erscheint. Ein Mel Gibson wäre toll in jener Rolle gewesen, John Travolta ist einfach bloß ölig und penetrant. Nicolas Cage derweil entpuppt sich als wunderbarer, ethisch unmotivierter Psychoterrorist, der lediglich Rabbatz um des Rabbatzes Willen macht. Ein wiederum geistreich verankerter, psychologischer Dreh: Unter dem Gesicht seines Widerparts Sean Archer erweist er sich als deutlich brauchbarerer, weil Es-gesteuerter Ehemann und Vater. Seine Frau (Joan Allen) hat nach langer Zeit wieder erfüllenden Beischlaf, seine pubertierende Tochter (Dominique Swain) findet den "neuen", anarchisch angehauchten Papa deutlich interessanter als den traurigen alten Spießersack von letzter Woche. Die Grenze, den falschen Archer Sex mit seiner Pseudotochter haben zu lassen, war dann offenbar aber doch zu überschreitungsssensibel - angedeutet jedoch wird diese Option durchaus. Wie Archer in Troys Körper derweil endgültig den Verstand zu verlieren droht und von seinem alten Adlatus Dietrich (super: Nick Cassavetes) einen Drogencocktail kredenzt bekommt, ist wiederum erinnerungswürdig. Dann jedoch kommt der Film mit einem geradezu ekelhaft überzuckerten Kinder-Nebenplot um die Ecke, der, der Gipfel der Provokation, am Ende auch noch dazu führt, dass die Archers einen Ersatzsohn (David McCurley) adoptieren können. Zusammen mit teils alberner Bond-Action, wo ernige Shoot-Outs klassischen Woo-Zuschnitts völlig gelangt hätten, bleibt so ein submediokres Konglomerat der vergebenen Möglichkeiten. Umso mehr ärgert man sich und sinniert dem verschwendeten Potenzial von "Face/Off" hinterher.

4/10

John Woo Duell Terrorismus FBI Familie Los Angeles Rache



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Funxton

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