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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE PELICAN BRIEF (Alan J. Pakula/USA 1993)



"She sounds almost too good to be true."

The Pelican Brief (Die Akte) ~ USA 1993
Directed By: Alan J. Pakula

Nachdem zwei Bundesanwälte (Hume Cronyn, Ralph Cosham) ermordet wurden, erstellt die clevere Jura-Studentin Darby Shaw (Julia Roberts) ein mutmaßlich hypothetisches Dossier, in dem der Großindustrielle Mattiece als Drahtzieher hinter den Anschlägen genannt wird. Selbst für den amtierenden Präsidenten (Robert Culp) ist diese Aufdeckung höchst prekär, da Mattiece sein persönlicher Freund und Wahlkampfspender ist. Nachdem Darby das "Pelikan-Akte" getaufte Dossier an ihren Freund, den Dozenten Tom Callahan (Sam Shepard), weitergegeben hat, wird dieser von einer Autobombe zerfetzt. Auch Darbys Leben schwebt in höchster Gefahr. Sie taucht unter und wendet sich an den kritischen Journalisten Gray Grantham (Denzel Washington), um mit seiner Hilfe ihr Leben zu retten.

Süden, Verschwörungen, Rassismus, Korruption, Mafia: Der Trivialautor John Grisham war vor zwanzig Jahren einer der meistgelesenen Romanciers unseres Planeten und entsprechend flugs wurden seine populärsten Werke, umfangreiche Wälzer, die hierzulande unter ihren einprägsamen Kurztiteln in aller Munde waren und deren gebundene Ausgaben eine Menge zeitgenössischer Buchregale zierten, von Hollywood in die Zange genommen, von den Studios aufgekauft und hernach von zumeist großen Regisseuren als Auftragsarbeiten und stets umfassend starbesetzt adaptiert. Die Grisham-Verfilmungen - sechs relativ dicht hintereinander in den Neunzigern entstanden, gab es mit "The Runaway Jury" nach einer fünfjährigen Pause noch einen Nachzügler - zeigen beispielhaft, wie das damalige Mainstream-Kino gestrickt war und sind daher auch filmhistorisch von Interesse. Schöne oder markante Gesichter in den Hauptrollen, zumeist als in die Jurisprudenz eingebettete, ehrgeizige Idealisten, altehwürdige Schauspielstars im Hintergrund, wahlweise als Mentoren der Junghelden oder als Oberverschwörer, ein Südstaat als handlungstragender Schauplatz, ein Gerichtssaal, ein horrendes Maß an billiger Polemik und plakativer Emotionsschürung, die in keinem Verhältnis stand zu den mitunter durchaus komplexen Inhalten der Geschichten. Ob Grisham seine Romane ähnlich strukturierte, also faktisch kompetent, dramaturgisch jedoch auf Groschenheftniveau, kann ich nicht beurteilen - ich habe nie eines seiner Bücher gelesen.
"The Pelican Brief" folgte fast unmittelbar auf Sydney Pollacks "The Firm" und ähnelte diesem bereits überdeutlich. Mit Alan J. Pakula konnte ein Filmemacher gewonnen werden, der rund zwanzig Jahre zuvor mit seiner großartigen "Paranoia-Trilogie" reüssiert hatte, dessen Stern mittlerweile allerdings leicht im Sinken begriffen war. Ähnlich wie Pollack blähte er sein Werk auf unmäßige Überlänge auf - eine Tatsache, die "The Pelican Brief" nicht sonderlich bekommt. Die Exposition verschlingt allein ein Drittel des Films, diverse Szenen finden sich deutlich minutiöser umgesetzt als es ihnen guttut und irgendwann sehnt man eine Auflösung des narrativen Breis förmlich herbei. Dem gegenüber steht die unleugbar ansprechende formale Habenseite, mit der Pakula - natürlich - hauszuhalten wusste.

6/10

Alan J. Pakula John Grisham Südstaaten FBI Journalismus Washington D.C. Verschwörung Louisiana New Orleans



Filmtagebuch von...

Funxton

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