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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE HORSEMEN (John Frankenheimer/USA 1971)



"What a ram with one horn makes, a man with on leg can make too!"

The Horsemen (Die Steppenreiter) ~ USA 1971
Directed By: John Frankenheimer

Tursen (Jack Palance), Patriarch dreier Hindukusch-Provinzen, entsendet seinen stolzen Sohn Uraz (Omar Sharif) zum vom König ausgerichteten Buzkashi nack Kabul, einem archaischen Wetkkampf, bei dem es gilt, per Pferd eine kopflose Ziege über eine bestimmte Distanz und wieder zurück zu tragen. Gewinnt Uraz den Wettstreit, geht der stolze Schimmel Jihal in seinen Besitz über. Uraz schlägt sich tapfer, stürzt jedoch kurz vor dem Ziel schwer, so dass ein anderer Reiter aus seiner Equipe das Turnier für Tursen gewinnen muss. Um seine Ehre zurückzugewinnen, reitet Uraz, dessen linkes Bein infolge des Sturzes gebrochen ist, mit seinem Stallknecht Mukhi (David de Keyser) über einen gefürchteten, gefahrvollen Bergweg zurück in die Heimat. Wenn Mukhi im beisteht, so verspricht es ihm Ulaz, soll Jiral im Falle seines Todes an den Gehilfen übergehen. Unterwegs schließt sich ihnen die schöne Zareh (Leigh Taylor-Young), ein ehrloses Dorfmädchen, an, das beide Männer begehren, das für Uraz wegen seines adligen Standes jedoch unerreichbar ist. Uraz' Bein entzündet sich und muss amputiert werden. Nach beschwerlichem Weg zurück in der Heimat gelingt es ihm jedoch, alle gemachten Fehler einzusehen und seinen Stolz als Königssohn wiederzuerlangen.

Vielleicht Frankenheimers schönster Film ist "The Horsemen", eine gleichnis- und märchenhafte Erzählung über verschiedene Wege, Identität und Integrität zu erfahren und zu bewahren. Wie "The Gypsy Moths" verharrt auch "The Horsemen" thematisch keinesfalls auf dieser solitären Ebene. Auch die Sektion einer für Westgeborene schwerlich bis kaum nachvollziehbaren Kultur steht im Kern des Films, der, obgleich er in der Gegenwart angesiedelt ist, Bilder entwirft, wie sie ein vergangenes Jahrhundert widerzuspiegeln vermögen. Die 'Chapandaz', ein stolzes afghanisches Reitervolk, pflegen eine ungezählte Generationen zurückreichende Kultur, die kaum zivilisatorische Zeugen kennt. Ein Spiegel in Tursens Behausung etwa, der als kitschig-buntes Relikt wahrscheinlich aus irgendeinem Souvenirs-Laden stammt, wirkt wie ein eklektischer Fremdkörper im sepiafarbenen Dorfleben. Immer wieder gibt es solche Merkwürdigkeiten: Einen weit entfernten Düsenjet hier, einen Jeep dort, die reichen, den westlichen Einflüssen verfallenen Geschäftsleute mit Designer-Anzügen und Papiergeld. Die Chapandaz negieren solche Erscheinungen: Ulaz besteht darauf, dass der ihm im Krankenhaus angepasste Gips verschwinden muss. Stattdessen soll die offene Operationsnarbe mit einer Koransseite beklebt werden, was langfristig zum Verlust des Beines führen wird. Seine Egomanie wird ihm auch sonst mehrfach fast zum Verhängnis: Er verleitet trotz der lehrreichen Parabel eines blinden, alten Schreibers, seinen Diener dazu, ihm Jihal zu rauben, der unheilvolle Einfluss Zarehs tut sein Übriges. Doch ist "The Horsemen" nicht an offensichtlichen Moralpredigten gelegen, sondern daran, zu zeigen, dass schiere Willenskraft auch fernab der Moderne Fruchtbarkeit bedeuten kann: Uraz meistert sämtliche, auch die von ihm selbst forcierten, Widerstände und gewinnt am Ende vielleicht ein höheres Maß an Respekt als es zuvor möglich gewesen wäre. Frankenheimer dabei zuzuschauen, wie er dieses wildromantische, abenteuerliche Szenario entwirft, zuspitzt und auflöst, ist ein unbedingter Hochgenuss.

10/10

John Frankenheimer Joseph Kessel Dalton Trumbo Afghanistan Kabul Reise Vater & Sohn



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Funxton

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