"200."
Cheap Thrills ~ USA 2013
Directed By: E.L. Katz
Für Familienvater Craig (Pat Healey), erfolgloser Autor und Automechaniker aus Existenznot ist es ein ausnehmend beschissener Tag: Er findet eine finale Räumungsandrohung an der Tür und sein Chef (Eric Neil Gutierrez) schmeißt ihn kurzerhand raus. Beim Depri-Bier in der Kneipe trifft er seinen alten High-School-Kumpel Vince (Ethan Embry), der sich deutlich mehr über das Wiedersehen freut als umgekehrt. Und zwei Tische weiter sitzt das Pärchen Colin (David Koechner) und Violet (Sara Paxton), das mit großen Geldscheinen und Koks nur so um sich wirft. Colin macht sich eine Freude daraus, die beiden klammen Männer mit seinem scheinbar unbegrenzten Geldvorrat zu immer gröberen Streichen anzustiften, die vom Wettsaufen über Ohrfeigen bis hin zu einem saftigen Schlag in die Fresse reichen. Zu Haus bei Colin und Violet, bei edlem Whiskey und noch mehr Koks werden Colins Vorschläge analog zur Höhe des gebotenen Geldes schließlich zunehmend entwürdigend und geschmacklos, bis sie gar blutige Züge annehmen...
Wenn selbst die abartigste Gameshow noch nicht entwürdigend genug ist, dann, so berichtet uns Katz' böse Sozialsatire, in der sich nebenbei Healey und Paxton aus Wests "Innkeepers" unter deutlich günstigeren Vorzeichen wiederbegegnen, kann sich die reiche Dekadenz immer noch ein paar arme Schlucker vor dem Existenzaus nach Hause holen, mit großen Scheinen winken und dabei zusehen, wie treue Ehemänner, Familienväter und vermeintlich integre Gesellschaftsmitglieder weit über die persönlichen Grenzen und noch weiter hinaus bis ins ethische Niemandsland driften. Die Idee ist im Prinzip so neu nicht, das alte Manhunt-Subgenre und/oder scharfe Mediensatiren wie Toelles "Millionenspiel" haben sie bereits mehrfach aufgegriffen, kultiviert und variiert. Dennoch lotet Katz neue Grenzen aus, indem er einerseits die Initiatoren und Konsumenten des perversen Spiels unmittelbar als personifizierte Albträume dekadenter Gelangweiltheit denunziert (David Koechner wird man künftig selbst als Champ Kind nicht mehr ohne eine gewisse, grundfeste Antipathie genießen können), deren Reichtum aus letztlich unerheblicher Quelle stammt und seine Teilnehmer von anfänglichen Sympathieträgern zu korrupten Arschlöchern macht. Ein ziemlich schäbiges Weltbild setzt sich da am Ende zusammen, eines jedoch, das tief drinnen vermutlich näher an der globalen Psychorealität liegt als jenes aus 99 Prozent aller übrigen Tinseltown-Komödien.
7/10
E.L. Katz Transgression Satire Los Angeles Alkohol Drogen Kokain Nacht
Cheap Thrills ~ USA 2013
Directed By: E.L. Katz
Für Familienvater Craig (Pat Healey), erfolgloser Autor und Automechaniker aus Existenznot ist es ein ausnehmend beschissener Tag: Er findet eine finale Räumungsandrohung an der Tür und sein Chef (Eric Neil Gutierrez) schmeißt ihn kurzerhand raus. Beim Depri-Bier in der Kneipe trifft er seinen alten High-School-Kumpel Vince (Ethan Embry), der sich deutlich mehr über das Wiedersehen freut als umgekehrt. Und zwei Tische weiter sitzt das Pärchen Colin (David Koechner) und Violet (Sara Paxton), das mit großen Geldscheinen und Koks nur so um sich wirft. Colin macht sich eine Freude daraus, die beiden klammen Männer mit seinem scheinbar unbegrenzten Geldvorrat zu immer gröberen Streichen anzustiften, die vom Wettsaufen über Ohrfeigen bis hin zu einem saftigen Schlag in die Fresse reichen. Zu Haus bei Colin und Violet, bei edlem Whiskey und noch mehr Koks werden Colins Vorschläge analog zur Höhe des gebotenen Geldes schließlich zunehmend entwürdigend und geschmacklos, bis sie gar blutige Züge annehmen...
Wenn selbst die abartigste Gameshow noch nicht entwürdigend genug ist, dann, so berichtet uns Katz' böse Sozialsatire, in der sich nebenbei Healey und Paxton aus Wests "Innkeepers" unter deutlich günstigeren Vorzeichen wiederbegegnen, kann sich die reiche Dekadenz immer noch ein paar arme Schlucker vor dem Existenzaus nach Hause holen, mit großen Scheinen winken und dabei zusehen, wie treue Ehemänner, Familienväter und vermeintlich integre Gesellschaftsmitglieder weit über die persönlichen Grenzen und noch weiter hinaus bis ins ethische Niemandsland driften. Die Idee ist im Prinzip so neu nicht, das alte Manhunt-Subgenre und/oder scharfe Mediensatiren wie Toelles "Millionenspiel" haben sie bereits mehrfach aufgegriffen, kultiviert und variiert. Dennoch lotet Katz neue Grenzen aus, indem er einerseits die Initiatoren und Konsumenten des perversen Spiels unmittelbar als personifizierte Albträume dekadenter Gelangweiltheit denunziert (David Koechner wird man künftig selbst als Champ Kind nicht mehr ohne eine gewisse, grundfeste Antipathie genießen können), deren Reichtum aus letztlich unerheblicher Quelle stammt und seine Teilnehmer von anfänglichen Sympathieträgern zu korrupten Arschlöchern macht. Ein ziemlich schäbiges Weltbild setzt sich da am Ende zusammen, eines jedoch, das tief drinnen vermutlich näher an der globalen Psychorealität liegt als jenes aus 99 Prozent aller übrigen Tinseltown-Komödien.
7/10
E.L. Katz Transgression Satire Los Angeles Alkohol Drogen Kokain Nacht