"Man, I'm through with LSD."
Over The Edge (Wut im Bauch) ~ USA 1979
Directed By: Jonathan Kaplan
Im Trabantenort 'New Granada' treibt die Stadtflucht faule Blüten: Als eine Handvoll Jungfamilien hierher zieht, in ein um steten Zuwachs bemühtes, durchgeplantes Reihenhaus-"Paradies" mitten im Nirgendwo von Colorado, entkommt man zwar vermeintlich dem urbanen Stress, ignoriert jedoch die brodelnden Energien der sich zusammenrottenden Teenager. Diese vertreiben sich die überkochende Zeit mit Nichtstun, abgeschoben in ein kärgliches Jugendzentrum, herumlungernd, mit Drogen und zunehmend delinquenten Spielchen, die vom bösen Streich bis hin zur offenen Kriminalität reichen. Die paar Polizisten sind mit den Kids hoffnungslos überfordert, ebenso wie die ratlosen Eltern. Als der flüchtende Richie (Matt Dillon) von dem übereifrigen Cop Doberman (Harry Northup) erschossen wird, kommt es zu einer offenen Revolte Jung gegen Alt.
Mit "Over The Edge" schuf Corman-Zögling Jonathan Kaplan inmitten der um diese Zeit brodelnden 'Juvenile-Delinquent'-Welle ein weiteres Meisterwerk, das im Gegensatz zu den vergleichsweise aktionistischen Klassikern "Saturday Night Fever" oder "The Warriors" weniger mit urbanen Subkulturen befasste, sondern mit der vergessenen Provinzjugend, eben jenen Kids, die die 'scenes' im Prinzip bloß vom Hörensagen kennen und aufgrund erzwungener Passivität versuchen, ihr im staubigen Nichts nachzueifern. Etwas Ähnliches probierte Dennis Hopper kurz darauf mit "Out Of The Blue" Immerhin: Punk- und Gitarrenrock schaffen es selbst bis New Granada, 'teenage lobotomy' und parental 'surrender' greifen zumindest via Audio in Hirne und Herzen hinab. Die Saat ist gesetzt und wartet auf die Explosion, der der gierige, unwissende Architekt Jerry Cole (Richard Jamison) forcierten Vorschub leistet, indem er versucht, die Kids exekutiv mundtot zu machen: Es gibt eine abendliche Ausgangssperre, öffentliche Treffen werden zerschlagen, Partys verboten, der Jugendclub geschlossen, Zwangsseparation probiert. Irgendwann knallt es dann und es gibt Tote.
Dabei verzichtet Kaplan auf simple Schuldzuweisungen oder Erklärungen; seine Milieustudie ist sozusagen 'selbstführend', betreibt Eskalationsanalyse im Kammerspielformat und enthält sich jedweder Zeigefreude. Ob sich an der verfahrenen Situation am Ende wirklich etwas ändert, bleibt offen; neue Märtyrer gibt es jedenfalls - und nicht auf Seiten der gleichfalls dezimierten Erwachsenen.
9/10
Jonathan Kaplan Colorado Coming of Age Teenager teenage angst Marihuana LSD Drogen
Over The Edge (Wut im Bauch) ~ USA 1979
Directed By: Jonathan Kaplan
Im Trabantenort 'New Granada' treibt die Stadtflucht faule Blüten: Als eine Handvoll Jungfamilien hierher zieht, in ein um steten Zuwachs bemühtes, durchgeplantes Reihenhaus-"Paradies" mitten im Nirgendwo von Colorado, entkommt man zwar vermeintlich dem urbanen Stress, ignoriert jedoch die brodelnden Energien der sich zusammenrottenden Teenager. Diese vertreiben sich die überkochende Zeit mit Nichtstun, abgeschoben in ein kärgliches Jugendzentrum, herumlungernd, mit Drogen und zunehmend delinquenten Spielchen, die vom bösen Streich bis hin zur offenen Kriminalität reichen. Die paar Polizisten sind mit den Kids hoffnungslos überfordert, ebenso wie die ratlosen Eltern. Als der flüchtende Richie (Matt Dillon) von dem übereifrigen Cop Doberman (Harry Northup) erschossen wird, kommt es zu einer offenen Revolte Jung gegen Alt.
Mit "Over The Edge" schuf Corman-Zögling Jonathan Kaplan inmitten der um diese Zeit brodelnden 'Juvenile-Delinquent'-Welle ein weiteres Meisterwerk, das im Gegensatz zu den vergleichsweise aktionistischen Klassikern "Saturday Night Fever" oder "The Warriors" weniger mit urbanen Subkulturen befasste, sondern mit der vergessenen Provinzjugend, eben jenen Kids, die die 'scenes' im Prinzip bloß vom Hörensagen kennen und aufgrund erzwungener Passivität versuchen, ihr im staubigen Nichts nachzueifern. Etwas Ähnliches probierte Dennis Hopper kurz darauf mit "Out Of The Blue" Immerhin: Punk- und Gitarrenrock schaffen es selbst bis New Granada, 'teenage lobotomy' und parental 'surrender' greifen zumindest via Audio in Hirne und Herzen hinab. Die Saat ist gesetzt und wartet auf die Explosion, der der gierige, unwissende Architekt Jerry Cole (Richard Jamison) forcierten Vorschub leistet, indem er versucht, die Kids exekutiv mundtot zu machen: Es gibt eine abendliche Ausgangssperre, öffentliche Treffen werden zerschlagen, Partys verboten, der Jugendclub geschlossen, Zwangsseparation probiert. Irgendwann knallt es dann und es gibt Tote.
Dabei verzichtet Kaplan auf simple Schuldzuweisungen oder Erklärungen; seine Milieustudie ist sozusagen 'selbstführend', betreibt Eskalationsanalyse im Kammerspielformat und enthält sich jedweder Zeigefreude. Ob sich an der verfahrenen Situation am Ende wirklich etwas ändert, bleibt offen; neue Märtyrer gibt es jedenfalls - und nicht auf Seiten der gleichfalls dezimierten Erwachsenen.
9/10
Jonathan Kaplan Colorado Coming of Age Teenager teenage angst Marihuana LSD Drogen