Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





Foto

MEEK'S CUTOFF (Kelly Reichardt/USA 2010)



"Hell is full o' dem bears."

Meek's Cutoff ~ USA 2010
Directed By: Kelly Reichardt

1845 auf dem Oregon Trail: Die auf Planwagen gen Westen reisenden Siedler haben mit harten Entbehrungen wie Wasserknappheit, Hunger und dem zerklüfteten Terrain zu kämpfen. Drei kleine Familien schließen sich mit ihren Habseligkeiten dem Trapper Stephen Meek (Bruce Greenwood) an, der behauptet, eine Abkürzung durch das unwegige Gelände zu kennen und lösen sich von dem Haupttreck. Aus den geplanten zwei Wochen werden bald noch viel mehr und ein sie mit Abstand begleitender Cayuse-Indianer (Rod Rondeaux) wird kurzerhand gefangengenommen und, nachdem Meek sich trotz anderer Behauptungen als wegunkundig erweist, als Fährtensucher eingesetzt. Doch kann man dem Fremden überhaupt trauen?

Eine Filmemacherin inszeniert einen unbhängig produzierten Treck-Western mit kleinem Ensemble und auf vager historischer Basis. Die Kamera, ehrfürchtiger Begleiter, fängt die Bilder zumeist statisch ein, porträtiert, bildet ab, unbeweglich. Das dramaturgische Gewicht liegt auf Seiten der Siedlerfrauen. Sie spülen, lüften Wäsche durch, hören den Katechismus der Kinder ab, haben Angst vor der Ungewissheit und drohen mitunter zu verzweifeln. Das Nachladen eines Gewehres dauert gut dreißig Sekunden. Ihr Führer, auf dem alles naive Vertrauen liegt, entpuppt sich als unzuverlässiger Aufschneider. Der hinzustoßende Indianer weiß nicht, was die Fremden eigentlich von ihm wollen - erst nehmen sie ihn gefangen und prügeln ihn, dann soll er für sie Wasser suchen - ohne die geringste Möglichkeit sprachlicher oder auch nur mimisch beiderseitig verständlicher Kommunikation.
Aus dieser Prämisse macht Kelly Reichardt ein hypnotisches Kleinod, dessen Ungewöhnlichkeit bereits damit beginnt, dass das Bild im Originalformat 4:3 aufgeführt wird. Im gegenwärtigen Kino fast undenkbar, zumal in einem Genre, dass seine viel beschworene Majestätik so gern aus breiten Landschaftsaufnahmen rekrutiert. Nicht so bei Reichardt, die sich den unverschnittenen Naturalismus ihres Projekts ganz groß auf die Fahne geschrieben hat, durch die ruhige Kraft des Dargestellten jedoch nie in irgendeine Form erzählerischer Zähigkeit verfällt. Ein kleines Meisterwerk, sollte "Meek's Cutoff" gerade wegen seiner gezwungenermaßen auf einen überschaubaren Zirkel beschränkten Rezipientenschaft Einzug halten in den Kanon der unverzichtbaren Western im neuen Jahrtausend.

9/10

Kelly Reichardt Oregon Siedler Treck Historie



Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare