"They got more guns in that part of the county than people."
Betrayed (Verraten) ~ USA 1988
Directed By: Constantin Costa-Gavras
Nachdem der als wetternder Hardcore-Satiriker berüchtige Radio-Moderator Sam Kraus (Richard Libertini) von Fanatikern erschossen wurde, wird die junge FBI-Agentin Cathy Weaver (Debra Winger) unter einem Decknamen auf die Spur neonazistischer Verschwörer im Mittelwesten gesetzt. Getarnt als Ernte-Mäherin lernt sie den Witwer Gary Simmons (Tom Berenger) kennen, einen liebevollen Familienvater, der sich in Cathy verliebt, ihr jedoch bald sein wahres Gesicht zeigt: Simmons ist ein besessener Rassist, Terrorist und Gewaltverbrecher, der zum Spaß Menschenjagden auf Schwarze veranstaltet, seine Kinder mit seinem überschäumenden Hass indoktriniert und sogar eine Führungsposition unter den Rechtsextremisten seiner Region innehat. Entsetzt über diese Entdeckung will Cathy aussteigen, doch ihr Chef (John Heard) nötigt sie, weiterzustochern, bis konkrete Beweise gegen Simmons und seine Genossen vorliegen.
Die Tatsache, dass das Script zu "Betrayed" von Joe Eszterhas stammt, lässt bereits eine populistische Simplifizierung des Dargestellten befürchten und tatsächlich: Selbst für Costa-Gavras-Verhältnisse fällt dieser Film ungewohnt polemisch aus, ringt geradezu um dramatische Spitzen und nutzt Holzhammer-Methoden, um auch wirklich dem Letzten klarzumachen, dass inmitten Amerikas eine neonazistische Verschwörung brodelt, die dazu angetan ist, das gesamte Land in seinen Grundfesten zu erschüttern, wenn man sie nicht rechtzeitig bremst. Ihre Basis findet die teils krude dargebrachte Geschichte in dem authentischen Mord an dem zynischen, jüdischstämmigen Radio-Talk-Moderator Alan Berg, der 1984 in Denver von rechten Terroristen ermordet wurde, und eignet sich insofern durchaus als filmischer Anknüpfungspunkt zu Oliver Stones brillantem, faktisch mit derselben Ausgangssituation schließenden "Talk Radio".
Abgesehen von seiner Holzhammermethodik allerdings - und es ist natürlich nicht so, dass ich gegen diese Form liberaler Fahnenschwenkerei überhaupt etwas hätte, im Gegenteil - gelang Costa-Gavras ein spannender, ansprechend inszenierter Thriller, der eine allzu eindimensionale Schilderung der Gegebenheiten zumindest versucht zu vermeiden. Selbst Gary Simmons entpuppt sich hinter seiner abartigen Rassistenfront als armes, intellektuell eher minderbemittelt es Würstchen, das bereits im Vietnamkrieg gewohnt war, Befehle zu befolgen und dessen tiefliegende Aggression Resultat wiederum elterlicher Vorprägung und eines enttäuschten Privatlebens ist. Eszterhas und Costa-Gavras vermeiden es, die im Wochenendcamp zwischen brennenden Kreuzen und Waffenschule grillenden Mittwest-Farmer als wirklich üble Kerle darzustellen, sie sind frustrierte, ungebildete, alleingelassene und somit leicht infiltrierbare und desorientierte Individuen auf der Suche nach Sündenböcken jedweder Kuleur. Ich mag "Betrayed" mit seiner eher plumpen, aber korrekt veräußerten Didaktik sehr gern und werde ihn mir bald, wie früher eigentlich stets, mal wieder im Doppel mit dem damals fast zeitgleich veröffentlichten "Mississippi Burning" zu Gemüte führen.
8/10
Constantin Costa-Gavras Joe Eszterhas Rassismus FBI undercover amour fou Familie manhunt Terrorismus
Betrayed (Verraten) ~ USA 1988
Directed By: Constantin Costa-Gavras
Nachdem der als wetternder Hardcore-Satiriker berüchtige Radio-Moderator Sam Kraus (Richard Libertini) von Fanatikern erschossen wurde, wird die junge FBI-Agentin Cathy Weaver (Debra Winger) unter einem Decknamen auf die Spur neonazistischer Verschwörer im Mittelwesten gesetzt. Getarnt als Ernte-Mäherin lernt sie den Witwer Gary Simmons (Tom Berenger) kennen, einen liebevollen Familienvater, der sich in Cathy verliebt, ihr jedoch bald sein wahres Gesicht zeigt: Simmons ist ein besessener Rassist, Terrorist und Gewaltverbrecher, der zum Spaß Menschenjagden auf Schwarze veranstaltet, seine Kinder mit seinem überschäumenden Hass indoktriniert und sogar eine Führungsposition unter den Rechtsextremisten seiner Region innehat. Entsetzt über diese Entdeckung will Cathy aussteigen, doch ihr Chef (John Heard) nötigt sie, weiterzustochern, bis konkrete Beweise gegen Simmons und seine Genossen vorliegen.
Die Tatsache, dass das Script zu "Betrayed" von Joe Eszterhas stammt, lässt bereits eine populistische Simplifizierung des Dargestellten befürchten und tatsächlich: Selbst für Costa-Gavras-Verhältnisse fällt dieser Film ungewohnt polemisch aus, ringt geradezu um dramatische Spitzen und nutzt Holzhammer-Methoden, um auch wirklich dem Letzten klarzumachen, dass inmitten Amerikas eine neonazistische Verschwörung brodelt, die dazu angetan ist, das gesamte Land in seinen Grundfesten zu erschüttern, wenn man sie nicht rechtzeitig bremst. Ihre Basis findet die teils krude dargebrachte Geschichte in dem authentischen Mord an dem zynischen, jüdischstämmigen Radio-Talk-Moderator Alan Berg, der 1984 in Denver von rechten Terroristen ermordet wurde, und eignet sich insofern durchaus als filmischer Anknüpfungspunkt zu Oliver Stones brillantem, faktisch mit derselben Ausgangssituation schließenden "Talk Radio".
Abgesehen von seiner Holzhammermethodik allerdings - und es ist natürlich nicht so, dass ich gegen diese Form liberaler Fahnenschwenkerei überhaupt etwas hätte, im Gegenteil - gelang Costa-Gavras ein spannender, ansprechend inszenierter Thriller, der eine allzu eindimensionale Schilderung der Gegebenheiten zumindest versucht zu vermeiden. Selbst Gary Simmons entpuppt sich hinter seiner abartigen Rassistenfront als armes, intellektuell eher minderbemittelt es Würstchen, das bereits im Vietnamkrieg gewohnt war, Befehle zu befolgen und dessen tiefliegende Aggression Resultat wiederum elterlicher Vorprägung und eines enttäuschten Privatlebens ist. Eszterhas und Costa-Gavras vermeiden es, die im Wochenendcamp zwischen brennenden Kreuzen und Waffenschule grillenden Mittwest-Farmer als wirklich üble Kerle darzustellen, sie sind frustrierte, ungebildete, alleingelassene und somit leicht infiltrierbare und desorientierte Individuen auf der Suche nach Sündenböcken jedweder Kuleur. Ich mag "Betrayed" mit seiner eher plumpen, aber korrekt veräußerten Didaktik sehr gern und werde ihn mir bald, wie früher eigentlich stets, mal wieder im Doppel mit dem damals fast zeitgleich veröffentlichten "Mississippi Burning" zu Gemüte führen.
8/10
Constantin Costa-Gavras Joe Eszterhas Rassismus FBI undercover amour fou Familie manhunt Terrorismus