"Hello. Farewell."
Slaughterhouse-Five (Schlachthof 5) ~ USA 1972
Directed By: George Roy Hill
Der Weltkriegsveteran und wohlhabende Firmenvorsitzende Billy Pilgrim (Michael Sacks) besitzt die Fähigkeit, inmitten seines eigenen Bewusstseins ohne Zeit- und Raumbarrieren umherzureisen. So kann es sein, dass er in der einen Sekunde in seinem Körper als alter Mann in der heimischen Villa steckt, nur um sich in der nächsten als junger G.I. hinter feindlichen Linien in den Ardennen wiederzufinden. Das bedeutet auch, dass Billy den genauen Zeitpunkt und die Umstände seines Todes kennt. Ferner sind Aliens vom Planeten Tralfamadore auf ihn aufmerksam geworden, die wie er, vierdimensionale Lebewesen sind und ihn daher mitsamt seinem Lebensbegleiter und Hund Spot und seiner heimlichen Lebensliebe, dem Pin-Up-Girl Montana Wildhack (Valerie Perrine) auf ihren Planeten holen, um dort in abgeschirmtem Areal eine Familie zu gründen.
Drei Jahre nach Erscheinen von Vonneguts monolithischem Roman "Slaughterhouse-5 or The Children's Crusade: A Duty-Dance With Death" machte sich George Roy Hill an dessen Verfilmung und schuf mit ihr ein vordringliches Meisterwerk der Literaturadaption. Hinter einer komplex-tragikomischen Biographie, die, angesiedelt in New Hampshire statt in Minnesota und vielleicht noch ergänzend angereichert mit einem Bären, in ganz ähnlicher Form später auch von einem John Irving hätte stammen mögen, verbirgt sich ein zutiefst involvierendes Antikriegs-Pamphlet (Vonnegut hatte die Bombardierung Dresdens tatsächlich als Kriegsgefangener in jenem städtischen Schlachthof miterlebt und beidem durch den Roman eine weitaus größere Öffentlichkeit eingetragen), und, ganz beiläufig und profan, der weise Ratschlag, sich auf die schönen, wertvollen, unwiederbringlichen Momente im Leben zu konzentrieren und die bösen, traurigen, verzichtbaren beiseite zu schieben. Dabei sind die Science-Fiction-Elemente durchaus diskutabel bzw. lassen sich als eine Art literarischer Katabolismus begreifen: Ob Billy Pilgrim nur wirklich das "Zweite Gesicht" und die Fähigkeit zur vierdimensionaler Flexibilität besitzt oder sich wie jeder alternde Mensch lediglich bildhaft an Vergangenes erinnert, ob Tralfamadore nun wirklich ein ferner Planet oder vielleicht doch bloß ein bewusstseinsverändernder Schmerzlöser ist, das alles spielt letzten Endes eine untergeordnete Rolle. Was "Slaughterhouse-5" bestimmt und so wertvoll macht, ist seine leise, aber umso unmissverständlicher vorgetragene Botschaft.
10/10
George Roy Hill Kurt Vonnegut Jr. WWII Ardennen-Offensive Dresden Minnesota Biopic period piece Aliens Satire Groteske New Hollywood
Slaughterhouse-Five (Schlachthof 5) ~ USA 1972
Directed By: George Roy Hill
Der Weltkriegsveteran und wohlhabende Firmenvorsitzende Billy Pilgrim (Michael Sacks) besitzt die Fähigkeit, inmitten seines eigenen Bewusstseins ohne Zeit- und Raumbarrieren umherzureisen. So kann es sein, dass er in der einen Sekunde in seinem Körper als alter Mann in der heimischen Villa steckt, nur um sich in der nächsten als junger G.I. hinter feindlichen Linien in den Ardennen wiederzufinden. Das bedeutet auch, dass Billy den genauen Zeitpunkt und die Umstände seines Todes kennt. Ferner sind Aliens vom Planeten Tralfamadore auf ihn aufmerksam geworden, die wie er, vierdimensionale Lebewesen sind und ihn daher mitsamt seinem Lebensbegleiter und Hund Spot und seiner heimlichen Lebensliebe, dem Pin-Up-Girl Montana Wildhack (Valerie Perrine) auf ihren Planeten holen, um dort in abgeschirmtem Areal eine Familie zu gründen.
Drei Jahre nach Erscheinen von Vonneguts monolithischem Roman "Slaughterhouse-5 or The Children's Crusade: A Duty-Dance With Death" machte sich George Roy Hill an dessen Verfilmung und schuf mit ihr ein vordringliches Meisterwerk der Literaturadaption. Hinter einer komplex-tragikomischen Biographie, die, angesiedelt in New Hampshire statt in Minnesota und vielleicht noch ergänzend angereichert mit einem Bären, in ganz ähnlicher Form später auch von einem John Irving hätte stammen mögen, verbirgt sich ein zutiefst involvierendes Antikriegs-Pamphlet (Vonnegut hatte die Bombardierung Dresdens tatsächlich als Kriegsgefangener in jenem städtischen Schlachthof miterlebt und beidem durch den Roman eine weitaus größere Öffentlichkeit eingetragen), und, ganz beiläufig und profan, der weise Ratschlag, sich auf die schönen, wertvollen, unwiederbringlichen Momente im Leben zu konzentrieren und die bösen, traurigen, verzichtbaren beiseite zu schieben. Dabei sind die Science-Fiction-Elemente durchaus diskutabel bzw. lassen sich als eine Art literarischer Katabolismus begreifen: Ob Billy Pilgrim nur wirklich das "Zweite Gesicht" und die Fähigkeit zur vierdimensionaler Flexibilität besitzt oder sich wie jeder alternde Mensch lediglich bildhaft an Vergangenes erinnert, ob Tralfamadore nun wirklich ein ferner Planet oder vielleicht doch bloß ein bewusstseinsverändernder Schmerzlöser ist, das alles spielt letzten Endes eine untergeordnete Rolle. Was "Slaughterhouse-5" bestimmt und so wertvoll macht, ist seine leise, aber umso unmissverständlicher vorgetragene Botschaft.
10/10
George Roy Hill Kurt Vonnegut Jr. WWII Ardennen-Offensive Dresden Minnesota Biopic period piece Aliens Satire Groteske New Hollywood