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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände

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Sakebi (Retribution) - KUROSAWA Kiyoshi, J 2006


Auf einer abgelegenen Baustelle am Tokyoter Hafen wird eine mysteriöse Frau in Rot in einer Salzwasserpfütze ermordet. Der Täter ist offensichtlich der auf den Fall angesetzte Kommissar. Dieser Verdacht erhärtet sich im Folgenden durch weitere Hinweise. Kurz darauf geschieht eine ähnliche Tat durch einen angesehenen Oberarzt, der seinen Sohn in eben dieser Manier tötet.

Sowohl der Kommissar als auch der Arzt erleiden daraufhin seltsame halluzinatorische Anfälle, in welchen ihnen ihre Opfer erscheinen. Die Polizei geht im Folgenden von den wahnsinnigen Taten eines Serienmörders aus. Des Weiteren ergibt sich jedoch ein ganz anderes Bild, in dem ein verfallenes Pflegeheim am Hafen und eine andere Frau in Rot, nämlich der Lebensgefärtin des Polizisten, eine gewisse Rolle spielen. Am Ende deutet alles auf eine grenzenlose Rache hin, dessen Motiv unklar bleibt...

Eine meisterhafte Variation innerhalb des J-Horror Genres von Kurosawa Kiyoshi, welche aber gleichzeitig so gut wie alle Stilelemente des Genres hinter sich lässt und stattdessen auf eine distanzierte Inszenierung setzt, die mit ihren Plansequenzen und Totalen dem Zuschauer sehr viel Interpretationsspielraum beim "lesen" des Films lassen. Einzig der Soundtrack ist noch einigermaßen gentretypisch gehalten. So gut wie alles wird offen gelassen; was nun Fakt ist und was Halluzination, Einbildung und Wahn, wird auch am Ende nicht wirklich klar. Dass dem mörderischen Kommissar (was hat er tatsäch eigentlich getan?) von den "Frauen in Rot" vergeben wird, allen anderen (wer auch immer das sein mag) jedoch nicht, trägt im Übrigen auch nicht zur Klärung, sondern viel mehr zur Verunsicherung bei.

Die Farbestaltung ist durchgehend in einem dreckigen, schlammigen Graubraun gehalten. Der filmische Raum ist einerseits weit, gleichzeitig aber beengt: das weitläufige Hafenviertel, Baustellen, Bauruinen, trostlose Mietskasernen, loftartige Polizeiquartiere... und dem gegenüber das rote Kleid des "Geistes" als so ziemlich einziger Farbfleck weit und breit. Mit diesem Film ist Kurosawa wirklich etwas ganz Eigenes gelungen. Ein Genrefilm, der das Horrorgenre überschreitet und hoffentlich niemals "remaked" werden wird. Mit seinem nächsten Film Tokyo Sonata sollte Kurosawa Kiyoshi das Horrorgenre ja komplett hinter sich lassen und den Alltagshorror der japanischen Gesellschaft unter die Lupe nehmen.

Plansequenz Rache J-Horror Kurosawa K


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Zeburaman (Zebraman) - MIIKE Takashi, J 2004


Shiro to kuro no ekusutashi - Zeburaman!


Yokohama wird schleichend von einer außerirdischen Intelligenz infiltriert. Um einer Panik in der Bevölkerung vorzubeugen wird die Sache geheimgehalten und zwei Beamte des Verteidigungsministeriums auf den Fall angesetzt.

Gleichzeitig fantasiert sich ein frustrierter Grundschullehrer in seiner Freizeit in ein Superheldendasein, indem er einer alten Fernsehserie nacheifert und sich ein Zebramankostüm schneidert. Als ein neuer Schüler, der im Rollstuhl sitzt und über das Internet ein Fan der 70er-Jahre Zebraman-Serie geworden ist, in seine Klasse kommt, geraten die Dinge in Bewegung. Er erkennt, dass an seinem eskapistischen Hobby mehr dran ist, als es zunächst den Anschein hatte. Zunächst nur zögerlich, wächst er nach und nach in seine Superheldenrolle hinein. Schließlich wird ihm klar: die mangels Erfolgs eingestellte trashige Fernsehserie ist wahr, er ist Zeburaman! Und klarerweise ist er die einzige Rettung für die mittlerweile vollständig von den Aliens unterwanderten Stadt ...

Dies ist einer der doch eher wenigen Filme Miikes, die (fast) ganz ohne drastische Gewaltdarstellungen auskommen und in der die bei ihm nur allzuoft unlogisch- zerfahrende Story einigermaßen gebändigt ist. Sonst neigt der Vielfilmer Miike ja leider zu einer ungesunden Melange - weniger ist manchmal mehr. Hier jedoch überzeugt er mit einer geradlinigen Inszenierung und vor allem einer Reihe wirklich gelungener, irrer Einfälle, wie sie eben nur aus Japan kommen können. Zudem funktioniert der Film auch als Familiengeschichte mit einem ernsten Hintergrund.

Alles in allem eine wirklich witzige Parodie auf die Superhelden-Filme. Sicher nicht der beste Miike, aber einer seiner besseren.

Superheld Parodie Außerirdische Miike


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Takeshis´ - KITANO Takeshi, J 2005


"Beat" Takeshi ist ein vielbeschäftigter Schauspieler, der routiniert-gelangweilt seine Yakuza-Rollen herunterspult. Bei einem Dreh trifft er im Makeup-Studio backstage auf Herrn Kitano, einem ziemlichen Looser, der sich mit kleinen Statistenrollen und als Convenience-store Kassier über Wasser hält.

Was folgt, ist eine Überlagerung einer Reihe von (Tag)Träumen der "beiden", die ineinandergreifen und relativ schnell klar werden lassen, dass man hier nicht mit einem logischen Handlungsablauf rechnen kann. Personen stehen entweder den ganzen Tag über am selben Fleck, bis zufällig Takeshi-san bzw. Herr Kitano auftauchen, oder tauchen ebenso unvermittelt auf; werden gekillt und erwachen (teils in vollkommen anderen Zusammenhängen) wieder. Schließlich überlagern sich Realität und Fiktion, oder vielmehr die Fiktionen / Träume verschwimmen, bis sich im letzten Drittel alles zu einer grotesken Farce überhäuft, um schließlich wieder zum Anfangspunkt zurückzukehren.

Kitanos erster Teil seiner (unverständlicherweise mitunter stark gescholtenen) "Nabelschau-Triologie" ist die ultimative Selbstreferenz. Kitano schafft es nicht nur, seine einenen Filme selbstironisch zu zitieren, sondern im Grunde auch (im Licht von Outrage), seine zukünftigen - das soll ihm mal einer nachmachen! Mit Being John Malkovich ist der Film verglichen worden, ebenso vielleicht noch treffender mit 8 1/2.

Tatsächlich gibt es haufenweise Anspielungen und Referenzen zu Kitanos oeuvre, und es macht einfach Spaß, diesen nachzugehen. Gleichzeitig kann man den Film als absolut konsequenten Versuch Kitanos sehen, einen Einblick in "Wie es ist, Kitano Takeshi zu sein" zu geben. Kleine Einsprengsel davon gab es ja schon in der Vergangenheit (Die "Takeshis Castle" Strandspiele in Sonatine, oder die Gemälde in Hana-bi).

Was dem Film allerdings völlig abgeht, ist die tragisch-realistische Komponente vieler seiner Frühwerke. Hier ist wirklich alles Spiel, Referenz und absurde Wiederholung. Aber passt schon.

Selbstironie Selbstreferenz postmodern Kitano


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Rajio no Jikan (Welcome back, Mr. Mc Donald) - MITANI Koki, J 1997


Eine einfache japanische Hausfrau, frischgebackene Hörspielautorin, freut sich riesig, als ihr erstes Drehbuch tatsächlich einen obskuren Wettbewerb eines obskuren japanischen Privatsenders gewinnt und tatsächlich - und zwar live - zu einem rajio dorama verarbeitet wird. Doch die Freude weilt nicht lange, denn von ihrem Originalscript wird nicht gerade viel übrig bleiben...

Die Geschichte beginnt ungefähr eine Viertelstunde vor Sendebeginn (sinnigerweise um Mitternacht), und die Dinge werden immer seltsamer, je näher der Sendebeginn rückt. Zunächst verlangen die Sprecher (allesamt recht eitle Zeitgenossen) nur kleine Änderungen, doch diese arten bald in einer kompletten Umkrempelung des ganzen Drehbuchs aus. Und alle Beteiligten (Produzent und Sponsor eingeschlossen) wollen schließlich ihr Wort mitreden...

So werden aus den japanischen Protagonisten plötzlich Mary Jane, Heinrich und Michael Peter, doch das ist erst der Anfang. Ein Anschlussfehler ruft den nächsten hervor. Schließlich gilt es zu improvisieren, da das Script mittlerweile total verkorkst ist. Als Retter aus der Not wird sich schließlich ein halbpensionierter, ehemaliger Sounddesigner erweisen, der den Rest seines Berufslebens gameboyspielend als Parkplatzwächter fristet...

Eine Perle von einer Filmkomödie. Einfach nur genial, wie diese im Grunde triviale Idee umgesetzt wurde. Visuell interessant dabei wieder mal die Raumgestaltung, die auf engstem Raum eine Handlung fortspinnt, welche Hollywood wohl nur peinlichst verklamaukt haben würde. Doch der Humor hier ist alles andere als billiger Klamauk, er geht wirklich in die Tiefe und sagt auch so manches über die japanische Gesellschaft aus.

Ein wunderbarer, kurzweiliger Filmspaß, und auch als Antidepressivum gut zu gebrauchen. Und das bei einem Film, der fast vollständig in geschlossenen Räumen und bei Nacht spielt... Thumbs up.

Komödie Hörspiel Improvisation Mitani


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Fukushu suru wa ware ni ari (Vengeance is mine) - IMAMURA Shohei, J 1979


Ein Mann reist quer durch Japan und tötet scheinbar wahllos mehrere Menschen. Er nimmt eine falsche Identität an und schafft es perfekt, sein Umfeld zu täuschen. Selbst als sein Fall immer weitere Kreise zieht und eine landesweite Fahndung nach ihm läuft, macht er weiter. Nach einem wirkichen Fall gedreht, der Japan anfang der 60er, kurz vor den Olympischen Spielen, in Atem hielt.

Die Erzählung des Films funktioniert mittels einer mehrschichtigen Rückblendenstruktur, angefangen mit der Verhaftung. Trotz dieser Komplexität bleibt die Geschichte (und das ist die unbedingte Stärke des Films) immer nachvollziehbar. Geschildert werden die Begegnungen des psychopatischen Protagonisten (gespielt von Ogata Ken) an unterschiedlichen Orten Japans, zentral dabei sind sowohl die Auseinandersetzungen mit seiner Familie (die der katholischen Minderheit angehört) als auch mit den Inhabern einer heruntergekommenen Herberge, die ihm schließlich auf die Schliche kommen. Der Mörder übt jedoch eine eigentümliche Faszination sowohl auf die Wirtin wie auf deren Mutter (die selbst eine dunkle Vergangenheit haben) aus. Schließlich werden auch sie seine Opfer...

Es fällt wirklich schwer, über den Film zu schreiben. Die Darstellung ist kalt, ruhig, distanziert, gibt aber gleichzeitig einen Einblick in die kranke Psyche des Protagonisten und in die japanische untere Mittelschicht. Man mag die unterscheidlichsten Erklärungsmuster für die Taten suchen, am Ende gibt es kein schlüssiges und es bleibt nur ein durch und durch unmoralischer Mensch ohne den kleinsten Anflug von Mitgefühl oder Reue. Gleichzeitig kann man den Film auch als pessimistischen Blick auf das Nachkriegsjapan der frühen 60er Jahre lesen.

Ein immer noch ziemlich verstörender Film, der Imamuras Ruhm sowohl in Japan wie im Westen ausgebaut hat.

Nachkriegsjapan Mörder Psychopath Imamura


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Vermischte Sichtungen und Überlegungen - BFI critics poll


Nun sind also auch die "greatest films ever" der internationalen Filmkritik vom Sight&Sound Magazin des British Film Institute online. Da ergeben sich teilweise sehr interessante Sichtungen von "besten Filmen", die auch u.a. sehr weit weg sind von der entgüligen Liste.

Hier eine Auswahl aus japanischer Sicht:


Togichi Akira (Kurator)

Akasaka Daisuke (Kritiker)

Komatsu Hiroshi (Filmhistoriker)

Tomiyama Katsue (Kurator)

Okubo Ken´ichi (Kritiker)

Okajima Hisashi (Kurator)

Sato Tadao (Kritiker)

Kawai Tomoyo (Distributor)

Udagawa Koyo (Kritiker)

Yasui Yoshio (Filmhistoriker)


Man kann auf der BFI-poll Seite übrigens auch bequem nach einzelnen Ländern, Regisseuren usw. suchen.

Bin schon sehr gespannt auf die "greatest films" Wahl der Regisseure, die demnächst online gestellt werden soll.


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Tengoku to jigoku (High and Low) - KUROSAWA Akira, J 1963


Der Sohn eines reichen Managers (jener gespielt von Mifune Toshiro, hier mit feinem Clark Gable-Bärtchen) wird bei einer Entführung mit dem Sohn seines Chauffeurs verwechselt. Die Polizei rät ihm, jedoch trotzdem auf die immens hohen Lösegeldforderungen einzugehen, was der Manager nach einigem Zögern auch macht. Der kleine Sohn des Fahrers kommt wieder frei, ein scheinbares happy end, doch die Geschichte geht mit der Entwicklung der Polizeiermittlungen weiter. Schließlich gelingt es der Polizei (Ermittlungsleiter ist Nakadai Tetsuya) den Entführer zu identifizieren und zu überführen. Auf ihn wartet (allerdings nicht nur wegen der Entführung und Erpressung, sondern auch weil er seine Komplitzen ermordete) das Todesurteil. Am Ende treffen Erpresster und Entführer noch einmal aufeinander, bevor sozusagen der Vorhang fällt.

Die gendai-geki (nicht-Historienfilme) stehen leider, völlig zu unrecht, im Schatten von Kurosawas beliebten Samurai-Actionern. Dabei ist Tengoku to jugoku (Himmel und Hölle) einer seiner besten Filme. Wieder einmal ist die Erzählung grob in zwei Teile geteilt: In der ersten knappen Stunde die Entführung, die Verhandlungen mit dem Entführer, schließlich das Zahlen des Lösegelds und die Befreiung der Geisel. Das ganze auf beengtem Raum gedreht (der Villa des Managers auf einem Hügel über Yokohama). Die zweite Hälfte dann die mühsame Polizeiarbeit in der Stadt, Informationen werden gesammelt, Meetings abgehalten, der Verdächtige beschattet. Richtige Action gibt es eigentlich nicht, dennoch bleibt der Film immens spannend, was nicht zuletzt an der realistischen Beobachtung der unterschiedlichen Millieus (reiche Manager, der "Himmel" vs. Armenviertel und Unterwelt, die "Hölle") liegt.

Die Zeichnung der Charaktere (auch der Polizei, die gewissermaßen "zwischen Himmel und Hölle" agieren) ist einerseits sehr genau und realistisch, andererseits aber auch ambivalent: Zwar ist der reiche Manager bereit, auch für den Sohn seines Angestellten zu zahlen,hat aber trotzdem in erster Linie seine Firmeninteressen im Blick. Zwar wird die Motivation des Entführers deutlich (Hass auf "die da oben"), er selbst ist aber alles andere als ein Robin Hood, sondern ein skrupelloser, eigennütziger Mörder. Besonders eindringlich ist gegen Ende des Films die Darstellung eines zwielichtigen Unterweltviertels in Yokohama. Der Entführer wandert scheinbar ziellos durch die Gassen, die Drogensüchtigen stolpern wie Zombies umher...

Am Ende bleibt der Zuschauer mit einem mulmigen Gefühl zurück, denn einfache Antworten werden hier nicht gegeben. Eine Starke Leistung, sowohl vor wie hinter der Kamera.

Drama Entführung Klassengegensätze Kurosawa A Mifune Nakadai


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Electric Dragon 80.000V - ISHII Sogo, J 2001


Ein kleiner Junge klettert idiotischerweise auf einen Hochspannungsmast und bekommt eine ordentliche Ladung Strom ab, was in ihm "den Drachen erwachen" lässt. Was dazu führt, dass er leicht aggresiv wird. Die darauf folgende Elektroschockbehandlung passt für ihn natürlich wie das Zündholz an der Tankstelle.

Infolgedessen ein echter Elektro-Junkie (der sich selbst gerne mal im Bett eine Hochspannungsdosis verpasst), entwickelt er als Erwachsener eine Vorliebe für Elektrogeräte und Stromgitarren. Und für Reptilien. Also arbeitet er hinfort als Detektiv für ebensolche entlaufenen Viecher. In seiner Freizeit gibt ihm das exzessive Stromgitarrenspiel den richtigen Kick. Der Stromzähler rattert nur so in die Höhe, ganze Stadtviertel leiden unter seiner Obsession.

Doch er ist nicht allein - ein ähnlich bizarrer Electo-Man betritt die Bühne, es ist der Thunderbolt-Buddha! Das kann auf lange Sicht natürlich nicht gut gehen, die Konfrontation ist vorprogrammiert...

Ishii (unvergessen natürlich durch seinen 1984er gyakufunsha kazoku "Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb" Geniestreich) liefert einen stylischen 50 Minuten schwarzweiß Noise-Punk-Industrial-Rock Videoclip, der gleichzeitig als Parodie auf alle bisherigen und zukünftigen Superheldenstories funktioniert. Was das ganze soll? Keine Ahnung, willkommen in der Spät-Postmoderne!

Gleichzeitig ist das ganze aber schon wieder einigermaßen retro (Stichwort Jahrtausendwende-Handys), dass man sich nicht genug darüber verwundern mag, was der Zeitenabstand eines Jahrzehnts so ausmachten kann...

Noise Industrial Musik Superheld Ishii Asano


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Yatsuhakamura (Das Dorf der acht Grabsteine) - NOMURA Yoshitaro, J 1977


Im 16. Jahrhundert, während der großen Bürgerkriege, sucht eine Gruppe Samurai Zuflucht in einem abgelegenen Bergdorf. Die Dorfbewohner scheinen nach anfänglicher Skepsis als gastfreundlich und nehmen die Krieger auf. Jedoch mit der Gastfreundschaft ist es nicht weit her, die Dörfler machen die Samurai auf einem Fest betrunken und ermorden sie grausam. Einer der Samurai belegt die hinterhältigen Bauern darauf mit einem schrecklichen Fluch...

Vierhundert Jahre später erfährt ein einfacher Fluglotse über eine Zeitungsannonce, dass der Erbe eines großen Anwesens in eben jenem Dorf gesucht wird. Nachdem zweifelsfrei feststeht, dass er tatsächlich der Erbe ist, beginnt eine Reihe mysteriöser Todesfälle bzw. Morde, die offensichtlich in direktem Zusammenhang mit dem Fluch von vor vier Jarhunderten stehen. Im abgelegenen Dorf angekommen schlagen dem Fluglotsen bald Mißtrauen und Hass entgegen, als sich die Todesfälle häufen. Schreckliche Ahnungen werden wach, Der Fluglotse lernt nach und nach die Wahrheit über seine Herkunft, die Todesfälle scheinen sich über den Lauf der Zeit gar zu potenzieren...

Die Polizei ermittelt, daneben auch ein seltsamer Privatdetektiv, dem es schließlich nach akribischer Recherche gelingt, die Dinge aufzuklären, wobei am Ende jedoch sowohl die Fluchversion als auch ein profaneres Erbschleichermotiv für die Todesfälle als plausibel erscheinen. Der Zuschauer weiß es natürlich besser, und am Ende haben die Samurai von einst den Lacher auf ihrer Seite...

Nomuras Film, geschickt durchkonstruiert, hält die Spannung ziemlich gut aufrecht, auch wenn das Erzähltempo im letzen Drittel zunächst etwas langatmig wird. Filmästhetisch ist es einer jener Filme, welche man eine Art Vorläufer des J-Horror bezeichnen könnte, wenn auch die Erzählweise durchaus noch als klassisch angesehen werden kann. In der Rolle des Privatdetektivs glänzt übrigens Atsumi Kiyoshi, bekannt geworden durch seine kautzige Rolle in der kultigen Tora-San Filmreihe.

Alles in allem, mit einigen Abstrichen, eine runde Sache.

Samurai Fluch Krimi Horror Nomura


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Jûsan-nin no Shikaku (13 Assassins) - KUDO Eiichi, J 1963


Japan, Ende des 18. Jahrhunderts. Der Bruder des Shogun, Lord Noritsugu, wird durch seinen willkürlich grausamen und unverantworlichen Lebensstil für das Shogunat untragbar und soll, um das Ansehen des Herrscherhauses nicht zu gefährden, mittels eines geheimen Attentats aus dem Weg geräumt werden. Eine Gruppe von Attentätern, bestehend aus loyalen Samurai und unabhängigen Ronin, ist schnell zusammengestellt.

Nach langwierigen strategischen Planungen gelingt es, den wahrscheinlichen Heimweg des Gefolges des in Ungnade Gefallenen zu bestimmen. In einem zu einer Art Festung umgebauten Dorf gelingt es schließlich, die Mission auszuführen, die für die Attentäter aber einen erschreckenden Preis fordert - die Staatsraison ist zwar wiederhergestellt, für die Protagonisten ist das aber wahrlich kein Gewinn.

Kudos Film schafft es vor allem, durch eine ruhige Erzählweise (die Perspektive in den Nahaufnahmen vorwiegend aus Bodennähe und / oder aus Untersicht aufgenommen) die Vorbereitung und Durchführung der Mission atmosphärisch dicht festzuhalten. Ansonsten gibt es kaum formale Experimente; trotz einiger Rückblenden und einem Erzähler, der die geschichtliche Abfolge schildert, ist die Ereignisfolge ziemlich überschaubar.

Zwischendurch Geplänkel zwischen den einzelnen Clans und Reflektion über den bushi no michi, den Ehrenkodex der Samurai. Im letzten Viertel des Films dann die Action - chaotisch-konfuser Häuserkampf, alles andere als heldenhaft. Gewinner gibt es am Ende keine.

Miike Takashis (ziemlich verhunztes) Remake vermag der Thematik übrigens keine neuen Aspekte abzugewinnen, was aber auch nicht weiter verwundern dürfte.

Chanbara Rache Kudo Attentat