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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




Foto

Otoshiana (Pitfall) - TESHIGAHARA Hiroshi, J 1962



Ein einfacher Minenarbeiter unterwegs mit seinem Sohn, auf der Suche nach Arbeit. Bei einem Tagelöhneraufenthalt wird er von einem sonderbaren Mann, ganz in weiß gekleidet, fotografiert. Als er den Hinweis bekommt, es doch in einer gewissen abgelegenen Minensiedlung zu versuchen, macht er sich gleich auf den Weg. Doch seltsamerweise erscheint die Siedlung wie die Miene vollkommen verlassen bis auf eine einsame Süßwarenverkäuferin, die in einer armseligen Hütte ausharrt und Ameisen von ihren Waren verjagt.

Das erneute Auftauchen des sonderbaren Mannes in weiß bringt die Ereignisse ins Rollen. Er verfolgt den Minenarbeiter und tötet ihn schließlich an einem vesandeten Flußufer. Der Mienenarbeiter erwacht nun als Geist wieder und trifft auf andere, ihm gleichgesinnte Untote. Eine Reihe absurder Situationen ergeben sich. Die Dinge werden kompliziert, als der in einer anderen Mine arbeitende Funktionär einer Gewerkschaft, der dem getöteten Minenarbeiter äußerlich vollkommen gleicht, in die Geschichte hineingezogen wird, ebenso wie sein Konkurrent einer rivalisierenden Gewerkschaft.

Schließlich ein Kampf aller gegen alle: Die Toten klagen die Lebenden an, die Geister untereinander lamentieren, und die noch Leben (die beiden Gewerkschaftsheinis) erledigen sich auch noch gegenseitig. Doch wer ist nun der sonderbare Mann in weiß, der am Ende mit seinem weißen Mofa abrauscht?

Mit J-Horror oder auch dem Kaidan-eiga hat diese Film rein gar nichts zu schaffen. Diese Geister hier erscheinen viel mehr als eine Art Allegorie auf den harten Arbeitsalltag der Minenarbeiter, ihrer Bedürfnisse und Lebensumstände, sowie dem bürokratischen Kampf rivalisierender Gewerkschaften untereinander, die doch eigentlich für dieselbe Sache eintreten sollten. Ein Blick auch auf den Arbeitsalltag der sogleich herbeeilenden Polizei und Journalisten. Als "dokumentarische Fantasie" hat Teshigahara seine Absicht mit dem Film beschrieben. Gegen Anfang gibt es dann auch einige Einschnipsel aus Dokumentarfilmen über den Minenarbeitsalltag.

Die Protagonisten bewegen sich durch eine eintönige Welt aus Schilf, Geröll, Industrie und Schlamm. Dazu Hitze, Schweiß, Staub. Die Kamerabewegungen eigentümlich, auch die Bewegungen innerhalb des Bildausschnittes eigentümlich monoton, horizontal von rechts nach links. Weite, leere Landschaften. Am sonderbarsten aber die Perspektive des Minearbeitersohnes: eigentümlich abwesend und eigennützig vefolgt er das Geschehen gleichermaßen von außen, als wäre er unbeteiligt. Schließlich ist er am Ende ja auch der einzige, der "überlebt".

Teshigaharas erster Film und bereits eine Kollaboration mit Abe Kobo und Takemitsu Toru, dessen Soundtrack hier äußest sparsam-intensiv zum tragen kommt. Stark.

Absurdität Geister Sozialkritik Teshigahara Takemitsu



Vielen Dank für die Erinnerung, den muß ich auch dringendst mal nachholen!
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