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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




Foto

Kofuku no Kane (Blessing Bell) - SABU (TANAKA Hiroyuki), J 2002



Ein weitläufiges Fabriksgelände - ein Mann kommt aus dem Bildhintergrund und spaziert drauf los. Die Fabik geschlossen, die Arbeiter protestierend - Der Protagonist geht einfach. Und trifft unterwegs auf die unterschiedlichsten Personen, Schicksale, Situationen.

Ein sterbender Yakuza, eine Verhaftung, ein Brand, ein Autounfall, eine Begegnung mit einem Geist, ein Lottogewinn, ein Diebstahl... Er erlebt die Seltsamkeit, die Absurdität zufälliger Situationen, die ineinanderspielen. Bleibt selbst eigentümlich unbeteiligt einerseits - stumm, alles beobachtend, - gleichzeitig aber auch reagierend, in die Situationen eingreifend. Die Personen, denen er begegnet, erzählen von sich und ihrem Leben. Zufälligkeiten und Absurditäten des Alltags.

Schließlich ein Weg durch einen dunklen Tunnel, ein Fall in eine Grube. Ein Blick auf den Sternenhimmel, auf den Meereshorizont. Das Einsetzen einer akustischen Gitarre (über eine Stunde überhaupt keine Filmmusik). Die Sonne geht auf. Und dann - der Weg zurück. fast forward. Begegnungen und Wiederbegegnungen. Der Weg zurück bis zum Anfang, zur stillgelegten Fabrik, zur Arbeitersiedlung. Der Weg nach Hause. Willkommen zurück. Wo er den gewesen sei? Und der Protagonist erzählt, seine Frau kann es nicht glauben, und er selbst auch nicht.

Dangan Runner auf Valium. Eine unrealistische Geschichte, dabei aber gerade deswegen wahr. Eine Parabel, eine Allegorie? Auf was? Die Vergänglichkeit materieller Werte? Die Vergänglichkeit des Daseins überhaupt? Und trotzdem - die Möglichkeit des Glücks... Ein wirklich schön umgesetze Idee von Sabu, dem Regisseur der Geschwindigkeit. Lange, ruhige Einstellungen. Das Erzähltempo extrem heruntergeschraubt, gleichzeitig eine Fülle von Ereignissen. Ein wunderbarer Auftritt von Suzuki Seijun. Großartige Randfiguren - ein Zeigen, kein Erklären.

Ein extrem stilisierter Film, ein modernes Märchen.

Spaziergang Geschwindigkeit Episoden Sabu



Ein sehr schöner Film, in der Tat. Habe ihn mir kürzlich auch erst wieder angesehen, und war dann doch erstaunt darüber, wieviel Andeutungen der Film macht, und wie wenig er erklärt. Beinah alle Begegnungen etwa, die dem Protagonisten widerfahren, haben etwas mit dem Tod zu tun (der Arbeiter in der Fabrik, der sich das Leben nimmt, der Mord am Yakuza, die verbrennden Kinder im Brand, die Seijun Suzuki-Episode, usw...). Oder mit der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens. Bei der Rückkehr zur Familie (man nimmt ihn ja lustigerweise erstmal als Einzelgänger wahr) klingelt dann auch das Glöckchen des guten Spirits, das die Segnung und Wünsche auf ein glückliches Dasein symbolisiert. Die Tragödie des menschlichen Daseins wird vom Film ja auch mit einem lächelnden Blick gesehen, mit einem Zwinkern in der darstellenden Geste vermittelt. Ein Film im Geiste des Zen?
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