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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




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Tengoku to jigoku (High and Low) - KUROSAWA Akira, J 1963



Der Sohn eines reichen Managers (jener gespielt von Mifune Toshiro, hier mit feinem Clark Gable-Bärtchen) wird bei einer Entführung mit dem Sohn seines Chauffeurs verwechselt. Die Polizei rät ihm, jedoch trotzdem auf die immens hohen Lösegeldforderungen einzugehen, was der Manager nach einigem Zögern auch macht. Der kleine Sohn des Fahrers kommt wieder frei, ein scheinbares happy end, doch die Geschichte geht mit der Entwicklung der Polizeiermittlungen weiter. Schließlich gelingt es der Polizei (Ermittlungsleiter ist Nakadai Tetsuya) den Entführer zu identifizieren und zu überführen. Auf ihn wartet (allerdings nicht nur wegen der Entführung und Erpressung, sondern auch weil er seine Komplitzen ermordete) das Todesurteil. Am Ende treffen Erpresster und Entführer noch einmal aufeinander, bevor sozusagen der Vorhang fällt.

Die gendai-geki (nicht-Historienfilme) stehen leider, völlig zu unrecht, im Schatten von Kurosawas beliebten Samurai-Actionern. Dabei ist Tengoku to jugoku (Himmel und Hölle) einer seiner besten Filme. Wieder einmal ist die Erzählung grob in zwei Teile geteilt: In der ersten knappen Stunde die Entführung, die Verhandlungen mit dem Entführer, schließlich das Zahlen des Lösegelds und die Befreiung der Geisel. Das ganze auf beengtem Raum gedreht (der Villa des Managers auf einem Hügel über Yokohama). Die zweite Hälfte dann die mühsame Polizeiarbeit in der Stadt, Informationen werden gesammelt, Meetings abgehalten, der Verdächtige beschattet. Richtige Action gibt es eigentlich nicht, dennoch bleibt der Film immens spannend, was nicht zuletzt an der realistischen Beobachtung der unterschiedlichen Millieus (reiche Manager, der "Himmel" vs. Armenviertel und Unterwelt, die "Hölle") liegt.

Die Zeichnung der Charaktere (auch der Polizei, die gewissermaßen "zwischen Himmel und Hölle" agieren) ist einerseits sehr genau und realistisch, andererseits aber auch ambivalent: Zwar ist der reiche Manager bereit, auch für den Sohn seines Angestellten zu zahlen,hat aber trotzdem in erster Linie seine Firmeninteressen im Blick. Zwar wird die Motivation des Entführers deutlich (Hass auf "die da oben"), er selbst ist aber alles andere als ein Robin Hood, sondern ein skrupelloser, eigennütziger Mörder. Besonders eindringlich ist gegen Ende des Films die Darstellung eines zwielichtigen Unterweltviertels in Yokohama. Der Entführer wandert scheinbar ziellos durch die Gassen, die Drogensüchtigen stolpern wie Zombies umher...

Am Ende bleibt der Zuschauer mit einem mulmigen Gefühl zurück, denn einfache Antworten werden hier nicht gegeben. Eine Starke Leistung, sowohl vor wie hinter der Kamera.

Drama Entführung Klassengegensätze Kurosawa A Mifune Nakadai



Super! Ich finde die "modernen" Kurosawas auch besser als die "period pieces" und würde HIGH AND LOW als seinen besten Film bezeichnen, da er beispiellos Drama und Thriller zusammenführt und mit einem markerschütternden Finale abschließt. Für mich kämen danach IKURU und YOJIMBO.
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Eine gute Wahl! High and Low ist auf jeden Fall in meinen Kurosawa top-5.

Meine persönliche Nummer eins ist und bleibt jedenfalls Sanjuro.
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