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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




Foto

THE LIMITS OF CONTROL



Jim JARMUSCH // USA, 2009
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"Sie interessieren sich nicht zufällig für...?"

Wie in der Literatur sind auch im Film oft diejenigen Exemplare am interessantesten, die nichts erklären, sonder bloß darstellen, zeigen. Die ganz auf die eigentümliche Kraft der Bilder vertrauen, die sich mit anderen Bildern verbinden, sich zu Zeichen und Symbolen ausformen, oder auch nicht. Auch auf die Gefahr hin, abstrakt, verkopft und unverständlich zu sein, weil sie sich traditionellen Erzählmustern (und im Film heißt das eben: dem Plot) verweigern. Nun ist aber Jarmusch´ Film alles andere als abstrakt. Eine so klare Abfolge von Bildern, ziemlich genial eingefangen vom Meisterkinematographen Christopher Doyle, sieht man sogar ziemlich selten. Dazu, flirrend-dröhnend, die Musik der japanischen Chamäleon-Rockband Boris.

"Sie sprechen aber kein Spanisch, oder?"

Ein seltsamer Mann trifft sich mit zwei anderen seltsamen Typen auf dem Flughafen Paris. Nach einem seltsamen Gespräch geht es mit ausgehändigten Schlüsseln nach Madrid. Und von dort aus kreuz und quer durch Spanien. "use your imagination", raten ihm seine Auftraggeber. Der Reisende hat zwei Anzüge, einen grauen und einen braunen, beide von offensichtlich schlechter Qualität. Und wenn er nicht den ganzen Tag auf diversen Betten gestreckt die Decke anstarrt, trifft er, scheinbar beiläufig-zufällig, auf seltsam monologisierende Gestalten. Rote und grüne Zündholzschachteln werden getauscht.

"no mobiles!"

Dazwischen Besuche in Museum für moderne Kunst. Zwei mysteriöse Schönheiten: die eine blond, die andere dunkel - natürlich. Wiederholungen der Abläufe. Und wenn dann, der Mann ist mitlerweile im spanischen Nirgendwo, die sanften Qui Gong oder was auch immer Übungen plötzlich in einer aggresiven Angriffsbewegung enden, fügen sich die seltsamen Bausteine plötzlich zusammen: Die Gitarre, die Treffen in den Cafés, die separat georderten Expressos, die Zettelchen in den Streichholzschachteln, der Hubschrauber, die Gitarrensaite... Alles in allem sozusagen die komplizierteste (oder übervorsichtigste) Handlungsanweisung für das, was der deutsche Titel ganz einfach sagt: Der geheimnisvolle Killer. Und rückwirkend hat man plötzlich doch einen kristallklaren Plot (aber ohne Hintergründe).

Warum immer alles erklären? Filmische Bilder sprechen für sich. Auch wenn man sich eben vieles selbst ausmalen muss.

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