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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




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Hero / House of Flying Daggers



英雄 /Yingxiong // 十面埋伏 / Shi mian mai fu // Zhang Yimou // VR China 2002 / 2004

Die beiden Filme, welche dem Genre nach mehr als zehn Jahren ganz neue Aspekte abseits von Klassikern wie den A Chinese Ghost Story / Swordsman Reihen beschert haben, können als herausragende Vertreter einer "neuen Welle" von Wuxia Filmen gelten. Ihnen gemeinsam ist die überwältigende visuelle Umsetzung, welche genau wie die 80er/90er Filme aus Hongkong eine Welt präsentieren, in der die Schwerkraft keine Rolle zu spielen scheint und die Protagonisten außergewöhnliche kämpferische und physische Leistungen vollbringen können. Waren es damals aber die immer gleichen nebelwabernden, in Flutlicht getauchten Kulissen, in welchen ein hektisch-klamaukhafter, stellenweise konfuser bis sinnloser Handlungsablauf präsentiert wurde, so sind es hier dramatische und tragische Elemente, welche ins Zentrum der Gestaltung rücken.

In Hero ist es die Umsetzung von abstrakten Ideen in streng komponierte, symmetrische Bilder. Eine monochrome Farbgestaltung von in Rückblendenstruktur erzählten Episoden, welche die gleiche Vorgeschichte immer etwas anders erzählen, gibt dem Dialog zwischen dem Attentäter und dem Herrscher ständig neue Wendungen. Drei Farben trifft auf Rashomon. Neben der Farbgestaltung sind es die fließenden Bewegungen und eine Art Matrix-Ästhetizismus, welche stark genutzt, geradezu zitiert wird, aber nie aufgesetzt oder übertrieben wirkt - sehr leicht aber hätte das ganze auch nach hinten los gehen können. Hier aber passt alles zusammen, wenn auch die Darstellung immer diszanziert bleibt - eben wie eine Legende oder eine uralte Erzählung, die von Generation zu Generation weitergegeben wird und sehr stark idealisiert ein geschichtliches Ereignis (hier die Vorgeschichte zur Einigung Chinas und dem Bau der Chinesischen Mauer) erzählt.

Auch die Präsentation der Bilder in House of Flying Daggers lebt von den fließenden Bewegungen und einer stimmungsvollen Farbgebung, ist aber ingesamt reduzierter, geradliniger, stärker auf die persönlichen Schicksale der Protagonisten bezogen. Hier stehen weniger abstrakte Kulissen im Vordergrund, als eine fast schon minimalistische Raumgestaltung, geprägt von den vertikalen Strukturen der Laub- und Bambuswälder, durch welchen sich die Protagonisten, einander verfolgend und täuschend, bewegen. Ein Großteil der Handlung spielt sich in der Natur ab, die schön in spätherbstliche Farben getaucht ist und im finalen Kampf, als die Täuschungsmanöver entgültig fallen, im jäh einsetzenden Schneefall endet. Zwar gibt es auch hier reichlich CGI-Einsatz, stört aber nicht. An der visuellen Gestaltung besonders zu betonen ist, wie die Gesichter der Protagonisten vor unscharfem Waldhintergrund ins Zentrum gerückt werden.

Beiden Filmen ist, neben der überragenden Inszenierung und Choreographie, auch gerade in den ruhigen Szenen eine Art abstrakter Schönheit eigen, die sich vollkommen von den Wuxia-Klassikern der Vergangenheit unterscheidet, genauso wie von den wenig später stark in Mode gekommenen Historienfilmen, die mit noch mehr Effekten, epischen Schlachten und Massenszenen aufwarten.

Farbgestaltung abstrakter Raum begrenzter Raum Wuxia Zhang Yimou Jet Li Tony Leung Chiu Wai Zhang Ziyi Maggie Cheung Andy Lau Takeshi Kaneshiro Christopher Doyle Ching Siu-Tung