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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




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Magical History Tour: Die Mörder sind unter uns



Wolfgang Staudte, Deutschland 1946

Berlin, Winter 1945. Mitten in den Ruinen der Versuch, nach dem Ende des Kriegs wieder ein normales Leben zu führen. Exemplarisch dafür das Zusammenleben in einem Mietshaus: Opportunisten, Heimkehrer, Zyniker, Scharlatane und "einfache" Menschen unter einem Dach. Gegenwart und Vergangenheit von drei Personen treffen aufeinander, die Schatten der Vergangenheit lichten sich langsam.

Die Frage nach der Schuld, nach moralischer Verantwortung. Ein heimkehrender Arzt, durch seine Erlebnisse ein zynisches Wrack und Alkoholiker, stellt sich diesen Fragen und schwingt sich zum Rächer auf. Die andere Seite: ein aalglatter Täter, Mitläufer und Profiteur, der jede Verantwortung von sich weist. Dazwischen: eine junge KZ-Überlebende und Künstlerin, die mit klarem Blick und ungebrochenem Lebenswillen zum Segen für ihre Umgebung wird.

Sehr eindrucksvoller erster deutscher Nachkriegsfilm, aufgrund der zeitlichen Nähe zur erst kurz vergangenen Katastrophe erstaunlich abgeklärt. Gewissermaßen Vergangenheitsbewältigung aus nächster Nähe. Die entscheidenden Fragen werden aufgeworfen und nicht eindeutig beantwortet - einerseits wird zwar klar das unbeschreibliche Unrecht der unmittelbaren Vergangenheit angeprangert, andererseits eine allzu einfache schwarzweiß-Malerei vermieden. Dazu die filmische Gestaltung: enge Räume, teilweise offensichtlich in "Originalruinen" gedreht. Mit einem nicht unwesentlichen Anteil expressionistischer Gestaltung (Schatten), die aber ganz anders funktioniert als etwa im Dritten Mann.

Immer noch ein sehr eindrucksvoller Film.

Wolfgang Staudte Hildegard Knef Nachkriegsdeutschland Schuld begrenzter Raum Magical History Tour



Zitat

Mit einem nicht unwesentlichen Anteil expressionistischer Gestaltung (Schatten), die aber ganz anders funktioniert als etwa im Dritten Mann.

Was ist denn damit gemeint? Was sind denn die unterschiedlichen Funktionen?
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The Critic sagte am 26. März 2014, 14:14:

Was ist denn damit gemeint? Was sind denn die unterschiedlichen Funktionen?

Mörderschatten leuchten politisch-dunkel, fordern das moralische Gewissen ein. Drittmännerschatten glimmen und zerstieben im kriminell-Spielerischen.
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Naja, was man auf jedenfall sagen kann, ist das in beiden Filmen, die Stadt als wesentlicher Zusatzcharakter fungiert.

Zum Staudte Film : Ich hab den ja vor gar nicht allzulanger Zeit auch gesehen und finde ihn auch gut allerdings hat mich auch einiges gestört, wie zb. der recht moralische Schluss. Eigentlich hatte Staudte wohl vor den ehemaligen Hauptmann erschießen zu lassen bzw. das Vorhaben wirklich durchzuziehen. Das war den Besatzungsmächten in der Ostzone aber auch zu heikel, sah man wohl einen Aufruf zur Selbstjustiz darin. Was mich aber am wesentlichsten störte war die Figur der Knef, die mit ihrem Divenlook total konträr innerhalb des Films wirkt. Ich habe auch die Beziehung zwischen ihr und dem Hauptdarsteller nicht wirklich für voll nehmen können, da es oftmals wie ein Kompromiss wirkte.
Witzigerweise ist die Kneef dann auch die Synthese zu Carol Reed. Sie spielte nämlich in Reeds Man Between von 1953 mit James Mason, eine ähnliche Rolle innerhalb einer halbherzigen Spionagegeschichte im von Trümmern gezeichneten und getrennten Berlin.
Trotzdem will ich dem Staudte Film absolut nicht seinen filmhistorischen Wert absprechen, denn den hat er natürlich. Als Teil einer Trilogie (Rotation, Der Untertan) fällt er, wie ich finde, aber ein wenig ab.
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Noruberuto sagte am 26. März 2014, 22:15:

Mörderschatten leuchten politisch-dunkel, fordern das moralische Gewissen ein. Drittmännerschatten glimmen und zerstieben im kriminell-Spielerischen.

Oh jeh... das passiert, wenn man illuminiert kommentiert. Na was soll´s...

Nüchtern betrachtet, funktionieren die Schatten im Film so, dass alle Protagonisten Schatten werfen (Im Haus, auf der Straße), alle außer der engelsgleichen Knef. Die Story selbst ist zwar etwas holzschnittartig, die Charaktere aber nicht bloß schwarz oder weiß, sondern mit Schatten-Seiten gezeichnet. Besonders gut diese meine Lesart am Ende zu sehen, als der Arzt den Kriegsverbrecher in die Ecke drängt, bis er vor der Wand steht, und der Schatten des Rächers in spe immer größer und bedrohlicher wird. Die herbeieilende Künstlerin vermag den Akt der Selbstjustiz gerade nocht verhindern.

Die Schatten im Dritten Mann hingegen hatten und haben in meinen Sichtungen immer etwas nicht notwendiges an sich - gewissermaßen als noir-Element. Die durch die Altstadt und Kanalisation schleichenden Protagonisten werden in ihrer Charakterzeichnung durch die expressiven Schatten meiner Ansicht nach nicht in der Art gekennzeichnet, wie im Staudte-Film. Dieses Statement ist aber auch mit Vorbehalt abgegeben, da meine letzte Sichtung von Carol Reeds Meisterwerk schon eine Weile zurückliegt und ich mich bisher nicht extra auf diese gestalterischen Elemente konzentriert habe.
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Noruberuto sagte am 27. März 2014, 19:35:

Oh jeh... das passiert, wenn man illuminiert kommentiert. Na was soll´s...

:muhaha: Mir hat's gefallen, obwohl es keine wirkliche Antwort auf die Frage war.
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