„Sie sind doch aber eine erwachsene Frau. - Das bin ich nicht!“
„Sie sind doch aber eine erwachsene Frau. - Das bin ich nicht!“ - Die unsichere, und eben gar nicht so erwachsene Martha macht mit ihrem Vater Urlaub in Italien - Mit Mitte dreißig ist sie noch Jungfrau, unverheiratet und ziemlich unselbständig. Mit dem plötzlichen Tod des Vaters auf der Spanischen Treppe bricht für sie eine Welt zusammen. Auf dem Weg in die deutsche Botschaft, in der sie die Formalitäten zum Tod des Vaters erledigen muss, begegnet Sie einem schönen Unbekannten, den sie - zurück in Deutschland - auf einer Hochzeitsfeier wieder trifft. Sie erliegt schnell der Anziehungskraft des dominanten Mannes und heiratet ihn kurze Zeit später - doch schon bald nach der Heirat beginnt der Ehemann Martha zu „erziehen“. Er isoliert sie mehr und mehr und bekommt zusehends sadistische Züge. In einer einer ziemlich heftigen Szene z.B. lässt er seine Frau sprichwörtlich in der Sonne schmoren, sodass sie sich einen ausgewachsenen Sonnenbrand zuzieht. Doch damit nicht genug...
In seiner modernen Version von „Effi Briest“ (1) seziert Fassbinder eine Ehe und die Beziehung zwischen Mann und Frau im Allgemeinen. Er beschreibt die Macht „des Mannes über die Frau“ und die selbstgewählte Abhängigkeit und Unselbständigkeit in die sie sich begibt. Fassbinder dazu: „Wenn Martha am Schluss des Films nicht mehr alleine lebensfähig ist, dann hat sie das erreicht, was sie eigentlich wollte... Die meisten Männer können nur nicht so perfekt unterdrücken wie die Frauen es gerne hätten.“ (2)
Die Inszenierung erinnert mich oftmals an „Welt am Draht“, wenn die steifen Darsteller wie Roboter agieren (Gleichschritt am Bahnhof oder der Blick rechts um) oder im Hintergrund zu bloßen, bewegungslosen Statisten werden oder Dialoge wie aus dem Theater wirken. Und auch inhaltlich ist „Martha“ unverkennbar Fassbinder: „Was haben sie ihrer Mutter getan?“, „Vater hat sich immer über dich aufgeregt.“ - Eltern, die ihren Kindern wenig Liebe, dafür aber umso mehr Vorwürfe entgegenbringen.
Doch auch für jemanden, der mit der Thematik weniger anfangen kann: Alleine die atemberaubende 360-Grad Kamerafahrt oder der Cameo von Ballhaus machen den Film sehenswert.
(1) kurz bevor er tatsächlich „Fontane - Effi Briest“ drehte.
(2) DVD-Inlay
„Sie sind doch aber eine erwachsene Frau. - Das bin ich nicht!“ - Die unsichere, und eben gar nicht so erwachsene Martha macht mit ihrem Vater Urlaub in Italien - Mit Mitte dreißig ist sie noch Jungfrau, unverheiratet und ziemlich unselbständig. Mit dem plötzlichen Tod des Vaters auf der Spanischen Treppe bricht für sie eine Welt zusammen. Auf dem Weg in die deutsche Botschaft, in der sie die Formalitäten zum Tod des Vaters erledigen muss, begegnet Sie einem schönen Unbekannten, den sie - zurück in Deutschland - auf einer Hochzeitsfeier wieder trifft. Sie erliegt schnell der Anziehungskraft des dominanten Mannes und heiratet ihn kurze Zeit später - doch schon bald nach der Heirat beginnt der Ehemann Martha zu „erziehen“. Er isoliert sie mehr und mehr und bekommt zusehends sadistische Züge. In einer einer ziemlich heftigen Szene z.B. lässt er seine Frau sprichwörtlich in der Sonne schmoren, sodass sie sich einen ausgewachsenen Sonnenbrand zuzieht. Doch damit nicht genug...
In seiner modernen Version von „Effi Briest“ (1) seziert Fassbinder eine Ehe und die Beziehung zwischen Mann und Frau im Allgemeinen. Er beschreibt die Macht „des Mannes über die Frau“ und die selbstgewählte Abhängigkeit und Unselbständigkeit in die sie sich begibt. Fassbinder dazu: „Wenn Martha am Schluss des Films nicht mehr alleine lebensfähig ist, dann hat sie das erreicht, was sie eigentlich wollte... Die meisten Männer können nur nicht so perfekt unterdrücken wie die Frauen es gerne hätten.“ (2)
Die Inszenierung erinnert mich oftmals an „Welt am Draht“, wenn die steifen Darsteller wie Roboter agieren (Gleichschritt am Bahnhof oder der Blick rechts um) oder im Hintergrund zu bloßen, bewegungslosen Statisten werden oder Dialoge wie aus dem Theater wirken. Und auch inhaltlich ist „Martha“ unverkennbar Fassbinder: „Was haben sie ihrer Mutter getan?“, „Vater hat sich immer über dich aufgeregt.“ - Eltern, die ihren Kindern wenig Liebe, dafür aber umso mehr Vorwürfe entgegenbringen.
Doch auch für jemanden, der mit der Thematik weniger anfangen kann: Alleine die atemberaubende 360-Grad Kamerafahrt oder der Cameo von Ballhaus machen den Film sehenswert.
(1) kurz bevor er tatsächlich „Fontane - Effi Briest“ drehte.
(2) DVD-Inlay