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This is not an exit

optical illusions

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Martha


Sie sind doch aber eine erwachsene Frau. - Das bin ich nicht!“

„Sie sind doch aber eine erwachsene Frau. - Das bin ich nicht!“ - Die unsichere, und eben gar nicht so erwachsene Martha macht mit ihrem Vater Urlaub in Italien - Mit Mitte dreißig ist sie noch Jungfrau, unverheiratet und ziemlich unselbständig. Mit dem plötzlichen Tod des Vaters auf der Spanischen Treppe bricht für sie eine Welt zusammen. Auf dem Weg in die deutsche Botschaft, in der sie die Formalitäten zum Tod des Vaters erledigen muss, begegnet Sie einem schönen Unbekannten, den sie - zurück in Deutschland - auf einer Hochzeitsfeier wieder trifft. Sie erliegt schnell der Anziehungskraft des dominanten Mannes und heiratet ihn kurze Zeit später - doch schon bald nach der Heirat beginnt der Ehemann Martha zu „erziehen“. Er isoliert sie mehr und mehr und bekommt zusehends sadistische Züge. In einer einer ziemlich heftigen Szene z.B. lässt er seine Frau sprichwörtlich in der Sonne schmoren, sodass sie sich einen ausgewachsenen Sonnenbrand zuzieht. Doch damit nicht genug...

In seiner modernen Version von „Effi Briest“ (1) seziert Fassbinder eine Ehe und die Beziehung zwischen Mann und Frau im Allgemeinen. Er beschreibt die Macht „des Mannes über die Frau“ und die selbstgewählte Abhängigkeit und Unselbständigkeit in die sie sich begibt. Fassbinder dazu: „Wenn Martha am Schluss des Films nicht mehr alleine lebensfähig ist, dann hat sie das erreicht, was sie eigentlich wollte... Die meisten Männer können nur nicht so perfekt unterdrücken wie die Frauen es gerne hätten.“ (2)

Die Inszenierung erinnert mich oftmals an „Welt am Draht“, wenn die steifen Darsteller wie Roboter agieren (Gleichschritt am Bahnhof oder der Blick rechts um) oder im Hintergrund zu bloßen, bewegungslosen Statisten werden oder Dialoge wie aus dem Theater wirken. Und auch inhaltlich ist „Martha“ unverkennbar Fassbinder: „Was haben sie ihrer Mutter getan?“, „Vater hat sich immer über dich aufgeregt.“ - Eltern, die ihren Kindern wenig Liebe, dafür aber umso mehr Vorwürfe entgegenbringen.
Doch auch für jemanden, der mit der Thematik weniger anfangen kann: Alleine die atemberaubende 360-Grad Kamerafahrt oder der Cameo von Ballhaus machen den Film sehenswert.


(1) kurz bevor er tatsächlich „Fontane - Effi Briest“ drehte.
(2) DVD-Inlay


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Ich will doch nur dass ihr mich liebt


„Ich will doch nur, dass ihr mich liebt“ - bereits der Titel von Rainer Werner Fassbinders Fernsehfilm aus dem Jahre 1976 gibt die Intention und den Hintergrund vor: Der 24-jährige Peter bekommt von seinen Eltern die wichtigen Werte im Leben vermittelt - und die beschränken sich bei ihnen auf die simple Formel „haste was, dann biste was“. Survival of the fittest – Zuneigung und Wärme haben hier keinen Platz. In seiner Freizeit – nach der Arbeit und an Wochenenden - baut der gelernte Maurer eigenhändig ein Haus für seine Eltern. Er will sich sprichwörtlich Ihre Liebe erarbeiten. Als er von dieser Arbeit eines Abends abgeschafft in die väterliche Wirtschaft kommt, sind die einzigen kalten Worte der Mutter jedoch: „Wieso hast du dir nicht die Fingernägel gesäubert?“ Auch als Peter – getrieben davon die hochgesteckten Erwartungen der Eltern zu erfüllen – überstürzt heiratet und verkündet nach München zu ziehen, reagieren die Eltern nicht nur primäre, sondern einzig mit Erleichterung. Erleichterung ob der finanziellen Bürde, die von ihnen genommen ist. In München angekommen findet Peter schnell einen Job und eine Wohnung – und scheint sich nicht bewusst, dass auch das Leben hier kein leichtes sein wird. Trotz der finanziell angespannten Situation will er das Leben führen, das ihm die Gesellschaft vorlebt: Schmuck für die Frau, Sekt statt Selters und kostspielige Geburtstagsgeschenke, die er sich eigentlich nicht leisten kann. Die hilflosen Anstrengungen, sich die Liebe seiner Umwelt zu erkaufen führen schnell in einen tödlichen Abwärtsstrudel aus erdrückenden Schulden, falschen Hoffnungen und Zwängen...

Rainer Werner Fassbinder hat einmal gesagt, dass im Film fürs Fernsehen einfacher erzählt werden muss als im Kino. In „Ich will doch nur, dass ihr mich liebt“ hat er das nicht wirklich befolgt. Sowohl in der durch Rückblenden durchbrochenen Struktur, als auch in der Grundthematik des Films. Harter Tobak ist das und – auch über 35 Jahre später – noch immer top-aktuell. Vielleicht sogar aktueller denn je, in einer Leistungsgesellschaft, in der Burn-out zur Standard-Krankheit gehört und schon Schulkinder mit Medikamenten fit gemacht werden, um im Konkurrenzkampf zu bestehen.
Die Geschichte selbst basiert auf Tonbandaufnahmen „Lebenslänglich – Protokolle aus der Haft“ von Klaus Antes und Christiane Ehrhardt, haben also einen realen Hintergrund. Trotz der akustischen Vorlage ist die filmische Umsetzung visuell äußerst gelungen. Mithilfe Michael Ballhaus' Kamera findet Fassbinder klare und doch eindringliche Bilder, bei deren Symbolkraft ich mich manchmal an Hitchcock erinnert gefühlt habe (zB Andeutung des Gefängnisses). Dazu hat der Film mit Vitus Zeplichal einen sympathischen Hauptdarsteller, der die Naivität und hilflosen Bemühungen Peters glaubwürdig darstellt. Nach „Welt am Draht“ ist „Ich will doch nur...“ erst mein zweiter Fassbinder, den ich gesehen habe. Doch ich bin wieder mal begeistert. Es ist für mich an der Zeit mehr von Fassbinder zu entdecken.


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The Tree of Life


The Tree of Life „The only way to be happy is to love. Unless you love, your life will flash by.“

Ein Haus bauen, einen Sohn zeugen und einen Baum pflanzen. - Terrence Malick betrachtet in seinem gefeierten Spätwerk „Tree of Life“ (Cannes 2011, bester Film) diese drei biblischen Ziele im Leben eines Mannes. Er lässt dabei Brad Pitt in der Rolle des Vaters und Sean Penn in der Rolle des erwachsenen Sohns Jack nach dem Ursprung und dem Sinn des Lebens suchen...

Jack wächst in den 60er Jahren im Südwesten der USA als ältester von drei Brüdern auf. Er bekommt dabei von seinen beiden Elternteilen unterschiedliche Wertvorstellungen vermittelt. Die Mutter steht für die kompromisslose, allumfassende und bedingungslose Liebe („Help each other. Love everyone. Every leaf. Every ray of light. Forgive.“). Der Vater für Strenge, Härte und Erfolg („If you want to succeed, you can't be too good!“). Und so schwankt seine Kindheit zwischen kindlicher Unbeschwertheit beim Spielen mit seinen Brüdern, sowie dem Herumalbern mit der Mutter und dem Arbeiten und Gehorchen gegenüber dem Vater. Immer im Widerstreit zwischen diesen beiden Idealen entdecken die Brüder ihre Kindheit und das Leben.

Malick findet für seine Botschaft zugegebenermaßen wunderschöne Bilder, die mal an alter Meister, mal an 50er Jahre Kitsch erinnern. Er unterlegt die Einstellungen musikalisch mit einem Ritt quer durch die Evergreens der Klassik. Doch hinter all dieser vordergründigen Schönheit finde ich nichts als religiöse, spirituelle Verquastheit und – ganz allgemein – pathetische, inhaltliche Leere. So wird aus der interessanten Idee, aus den traumgleichen Erinnerungsfetzen prätentiöses Geschwurbel.

Die DVD habe ich postwendend zwischen Koyaanisqatsi und „Die Passion Christi“ einsortiert. (dramaturgischer Kunstgriff: Ich besitze weder die DVD von „Die Passion Christi“, noch die von „The Tree of Life“.) So, und jetzt lege ich erstmal Smetanas Moldau auf den Plattenspieler und schmökere ein wenig in der Bibel (siehe oben).


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Barney's Version


„Have I ever given up when it comes to you?“

Barney ist ein ziemliches Arschloch. Ein komischer Kauz. Ein lieber Kerl. - Und „Barney's Version“ ist die Geschichte seines Lebens. Mit autobiographischer Struktur und in Rückblenden erzählt Barney von den „vielen Höhen und den – etwas zu vielen – Tiefen seines langen und bunten Lebens.“

Ein Zufallsgriff ins DVD-Regal und ein Glücksgriff zugleich: Der mit Dustin Hoffman prominent besetzte Film ist, wie der Werbespruch auf dem Cover anpreist, tatsächlich eine „hinreissende Tragikomödie über das Leben und die Liebe.“ Der namengebende Anti-Held (grandios gespielt von Paul Giamatti) taumelt durchs Leben und von einer Ehe in die nächste. Während sich seine erste Ehefrau das Leben nimmt, lernt er seine große Liebe bereits auf seiner zweiten Hochzeit kennen. Und so ist auch die zweite Ehe nicht von Dauer...
Regisseur Richard J. Lewis verfilmt (und das merke ich erst bei den Credits, als die Widmung über die Leinwand flimmert) mit „Barney's Version“ den gleichnamigen Roman von Mordecai Richler und schafft dabei spielerisch den Spagat zwischen Tragik und und Witz. Mit Leichtigkeit lässt er seinen Protagonisten von einem Tief ins nächste fallen und ihn dabei aussehen, als wäre danach doch alles besser als zuvor. Zumindest eine Zeit lang...

Verdammt lustig und verdammt traurig - die über zwei Stunden Laufzeit vergehen hier wie im Flug, und irgendwie habe ich dabei den Mistkerl Barney in mein Herz geschlossen: Eigentlich kein Fan von Happy Ends, hätte ich mir für diesen Film und für diese Charaktere dann doch ausnahmsweise mal eines gewünscht.


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Zum 150. Geburtstag von Georges Méliès


Georges Méliès, geboren am 8. Dezember 1861 in Paris, gilt – neben den Brüdern Lumière – als einer der großen Filmpioniere. Zu seinem 150. Geburtstag im Jahre 2011 zeigte das Filmmuseum München einen Querschnitt aus seinem Schaffen... Méliès Gesamtwerk umfasst weit über 500 Filme, wobei er alleine 1896 nicht weniger als 79 Filme drehte: Da hatte er gerade das neue Medium entdeckt. Als Sohn eines wohlhabenden Schuhfabrikanten war Méliès eigentlich weniger für eine künstlerische Laufbahn prädestiniert und schon gar nicht für die eines Filmemachers. Nicht nur, weil er wohl eher in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte, sondern einfach auch deshalb, weil „Film und Kino zu dieser Zeit schlichtweg noch nicht existierte“ (1). Doch Méliès' Interesse galt von früh auf der Kunst – vor allem der Zauberei -, was dazu führte, dass er nach einem Aufenthalt in London mit seinem Erbanteil das Théâtre Robert-Houdin kaufte, wo er „Zaubervorstellungen, kurze Féerien, Pantomimen und Automaten vorführte.“ (2) Einer seiner ersten Filme war dann auch „Das Verschwinden einer Dame im Theater von Robert Houdin“ (1896), in dem er mithilfe des Stopptricks – der Titel macht daraus kein Geheimnis – einen berühmten Zaubertrick verfilmte und eine Dame verschwinden lies.

Waren diese Filme aus den Anfangsjahren meist abgefilmte Alltagssituation, Zaubertricks oder Kuriositäten, drehte Melies mit „Der Prozess Dreyfus“ (1899) eine zeitgeschichtliche „Dokumentation“. Was zum einen aufgrund des Sujets beachtenswert ist, aber auch deshalb weil Filme damals in der Regel nur eine Laufzeit von einer Minute hatten: Die kurzen Filme wurden nicht in Kinos gezeigt, sondern waren Jahrmarktsattraktionen, deren Programm in schnellen Abständen wechselte. „Der Prozess Dreyfus“ war dagegen ein 11-minütiger „Lang“-Film, aus mehreren dieser kleinen Schnipseln zusammengesetzt.

Es folgten kleine Filmchen, mit umso atemberaubenderen visuellen Effekten. „Blaubart“ aus dem Jahre 1901, in dem die frischvermählte Gattin Blaubarts mit den Geistern der verblichenen Ex-Gemahlinnen ihres Mannes konfrontiert wird, oder „Der Mann mit dem Gummi Kopf“ aus dem gleichen Jahr, in dem Méliès seinen eigenen Kopf aufbläst, bis zum unweigerlichen Zerplatzen. Im darauf folgenden Jahr feierte er mit der „Reise zum Mond“ (1902) seinen größten Erfolg. Dabei griff er das populäre Thema seines Zeitgenossen Jules Vernes auf, der seine Protagonisten zu fernen Welten aufbrechen lies. Ganz nebenbei begründet er damit das Genre des Science-Fiction Films.
Das Filmmuseum hatte hier ein kleines Schmankerl an Land gezogen und zeigte die restaurierte Fassung des Films, die im Jahre 2011 in Cannes Premiere feierte. Eine Auflage des Verleihs war es, die Fassung nur mit der neuen musikalischen Untermalung der Pop-Gruppe „Air“ zu zeigen. Und die neue Musik schadet dem Film ganz und gar nicht. Er bekommt dadurch, ebenso wie durch das klare und teil-kolorierte Bild, eine ganz neue Wucht. Ich konnte – mehr als bei den bisherigen Filmen und auch mehr als bei der schwarz-weiss Version, erahnen wie solch ein Film damals auf die Menschen gewirkt haben muss...

Gegenüber diesem Erlebnis fallen die darauf folgend gezeigten Werke wieder ab: „Das Orakel von Delphi“ (1903) und „Der Höllische Kessel“ (1903). - Interessant nur deshalb, weil Méliès hier tatsächlich 3D-Filme gedreht hatte. Zumindest hat eine Mitarbeiterin von Lobster Films das durch Zufall herausgefunden :-) Nicht nur 3D nahm Méliès nämlich 100 Jahre vor dem Mainstream vorweg, sondern auch mit dem Phänomen des „Raubkopierens“ hatte er bereits um 1900 zu kämpfen. Seine Filme waren in Amerika außerordentlich gefragt und wurden dort ohne Lizenz vervielfältigt. Méliès sah seine einzige Möglichkeit dem zu begegnen darin, den Film gleichzeitig in Europa und in Amerika auf den Markt zubringen. Um dies zu verwirklichen entwickelte er eine Apparatur, die zwei Filmrollen gleichzeitig belichten konnte. Dazu wurden zwei Kameras nebeneinander montiert, wodurch die aufgenommen Bilder leicht versetzt waren. Legt man diese Bilder nun übereinander - eigentlich von Méliès nicht beabsichtigt – erhält man ein 3D Bild.
Soviel zu den modernen Kuriositäten... Mit „Die Reise durch das Unmögliche“ (1904) drehte Méliès einen Nachfolger zu seinem erfolgreichen „Die Reise zum Mond“. Mit ganz ähnlicher Thematik lässt er hier die Schauspieler zum Mittelpunkt der Erde, auf den Grund des Meeres und auf fremde Planeten fliegen. Und auch dieser Film war die Verfilmung eines Theaterstücks von Jules Verne und Adolphe d'Ennery. Im Jahre 1912 greift er bei „Die Entdeckung des Nordpols“ (1912) ein aktuelles Thema der Zeitgeschichte auf, mit nicht minder phantastischem Inhalt. Doch sollte bereits dieser Film nicht mehr von Erfolg gekrönt sein. Die Sehgewohnheiten der Zuschauer hatten sich gewandelt und seine statischen, abgefilmten „Theaterstücke“ vor Pappkulissen waren nicht mehr en vogue.
Ironie der Geschichte: Méliès, der dritte Sohn des wohlhabenden Schuhfabrikanten, musste aufgrund massiver finanzieller Probleme Negative der meisten seiner Filme als Rohmaterial an die Schuhindustrie verkaufen, wodurch diese vernichtet wurden. Da er seine Filme immer mit Privatvermögen finanziert hatte bedeutete der Misserfolg seiner späteren Produktionen auch für ihn Persönlich den Konkurs. „Während des ersten Weltkrieges trat Méliès als Varietékünstler auf und verlor sein gesamtes Vermögen.“ (2) Mit seiner zweiten Ehefrau betrieb er dann in der Metrostation Montparnasse bis 1932 einen Spielzeugladen. „Als Filmschaffender war er zu dieser Zeit vergessen.“ (2)





(1) „La culeur retrouvée du Voyage dans la Lune“
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_M%C3%A9li%C3%A8s


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Sucker Punch


„If you don't stand for something, you'll fall for anything.“

Eine namenloses junges Mädchen wird von ihrem Stiefvater nach dem Tod der Mutter in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Dort hat Sie noch fünf Tage bis an ihr eine Lobotomie vorgenommen werden soll...

Dem Konsumenten von „Sucker Punch“ bleibt weniger Zeit: Regisseur Zack Snyder knipst das Hirn schon nach den ersten fünf Minuten aus. Zu Beginn wird, ohne Worte und visuell gekonnt, die Ausgangssituation packend dargestellt. Alles was darauf folgt ist eine dümmliche, hirnlose (sic!), sexistische Nummernrevue, die sich zu ernst und den Zuschauer nicht ernst genug nimmt. - Alleine die Tatsache, dass die Hauptdarstellerin nur Babydoll genannt wird, sagt so unendlich viel über das Wesen des Films aus. Style over Substance ist noch nach wohlwollendste, was mir dazu einfällt und ist zu abgedroschen für das, was Snyder hier auffährt. Dass die „Ausbruchsversuche“ aus der Nervenheilanstalt als aneinandergereihte Computerspiel-Episoden inszeniert werden, mag als Zitat der Popkultur gedacht sein – besonders, wenn die Hauptdarstellerin wie eine zweite Britney Spears aussieht und ihre Compagnons wie die versammelte Bagage aus Germany's next Top Model daherkommt. Wenn man dann noch die seltsame Idee Tanz-Einlagen als Kampfeinsätze zu visualisieren dazu nimmt, dann wirkt das auf mich jedoch eher wie ein plumper Versuch einen Film zu kreiren, der ständig zwischen Teenie-Mädchen- und pubertärer Jungs-Fantasie oszilliert. - Vollkommener Trash.


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Public Enemies


„What keeps you up nights, Mr. Dillinger? - Coffee.“


Michael Mann erzählt die Geschichte des berüchtigten Gangsters John Dillinger. Der Stoff um das Wirken und die Jagd auf diesen ersten „Staatsfeind Nummer 1“ der amerikanischen Geschichte wurde schon mehrmals verfilmt – zum ersten mal bereits 1945, etwa zehn Jahre nach dessen Tod:

Mann lässt mit seiner Verfilmung aus dem Jahre 2009 Geschichte detailgetreu auferstehen, doch die Figuren selbst bleiben gesichts- und emotionslos, die Story kühl und langweilig – ohne echte Höhepunkte plätschert sie so vor sich hin. Von Atmosphäre oder gar dem Lebensgefühl der dreißiger-Jahre merkte ich nicht allzuviel. Woran das liegt? Vielleicht daran, dass der Film digital gedreht wurde, vielleicht an der fehlenden Charakterisierung der Personen.
Wie heißt es auf der FBI-Seite so schön: „The events of that sultry July night in Chicago marked the beginning of the end of the Gangster Era.“ (1). Dass man es hier also nicht mit einer x-beliebigen Gangstergeschichte zu tun hat, sondern mit einer Zeitenwende - auch davon ist in der Verfilmung nicht viel zu spüren.



(1) http://www.fbi.gov/a...-john-dillinger


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Surviving the Game


„... Try well-done, Bitch! “

Jack Mason hat vom Leben nicht viel zu erwarten: Arbeitslos, obdachlos, auf der Straße. Als er die zwei wichtigsten Ankerpunkte in seinem Leben kurz hintereinander verliert, resigniert er vollendes und will sich das Leben nehmen. Der Geschäftsmann Burns, rettet ihm eben jenes und bietet ihm einen gut bezahlten Job als Wildnisführer in seiner Firma an, die Jagdreisen veranstaltet. Zu spät erkennt Mason auf wen Jagd gemacht werden soll...

Rutger Hauer und Ice-T im Cast. Ich weiß, was ich von „Surviving the Game“ zu erwarten habe. Und ich freue mich jedesmal wieder, wenn ich dieses B-Movie, das direkt für das amerikanische Fernsehen produziert wurde, einlege: Schnörkellose 90er Jahre Action ohne große Verzierungen und ohne große Worte. Und im einleitenden Teil tut sich Ice-T fast als Charakter-Darsteller hervor.


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Letztes Jahr in Marienbad


„Empty salons. Corridors. Salons. Doors. Doors. Salons.“


„Diese Flure entlang. Durch diese Säle, durch diese Galerien, in diesem Bauwerk einer anderen Zeit. Diesem gigantischen Hotel. Luxuriös, barock. schaudernd da schreitend wo endlosen Fluren Flure folgen. Lautlose Leere, überladen von düsterem kaltem Zierrat, von Getäfel, von Stuck, von geschnitzten Füllungen der Türen, von bleichem Marmor, verblichenen Spiegeln, verblichenen Gemälden...“

Der namenlose Erzähler trifft in dem fiktiven, alt-ehrwürdigen Grand-Hotel Marienbad auf eine namenlose Frau. Er versucht sie davon zu überzeugen, dass sie sich das letzte Jahr bereits einmal hier begegneten. Und dass sie ihm damals versprochen hatte ihn ein Jahr später wieder zu treffen. Ihren Mann zu verlassen und mit ihm durchzubrennen. Doch jetzt kann – oder will – sie sich an nichts mehr erinnern...

Alain Resnais' zweiter Langfilm kommt noch kryptischer und hypnotischer daher als der Vorgänger „Hiroshima, mon amour“: Schon zu Beginn schwebt die Kamera durch die barocken Flure und Räume des Hotels, untermalt von dem monotonen und repetitiven, beschreibenden Off-Kommentars des Erzählers. Die Kamera fokusiert sich dabei auf Details und Ausschnitte, sodass kein Gesamtüberblick, oder eine Einordnung in eine Zeit oder einen Ort entstehen kann. Konnte ich mich als Zuschauer also schon zu Beginn nicht „festmachen“, so geht im weiteren Verlauf die Chronolgie und der örtliche Bezug innerhalb des Settings gänzlich verloren. - Resnais springt zwischen den Zeiten und Orten (Teils innerhalb einer Szene während des Schuss - Gegenschuss). Während ich also noch mit der Frage beschäftigt bin herauszufinden um was es hier eigentlich geht, verliere ich auch die Orientierung wann und wo ich mich gerade befinde.

Agierende Personen sind, bis zu einem gewissen Maße, nur die drei namenlosen Hauptcharaktere. Alle anderen bleiben bloße Statisten, die sich bewegungslos an ihrem Cocktail festhalten: Lebende Tote – Geister, die nur zum Schein existieren, als Kulisse in einem Traum...

(Achtung, evtl. Spoiler)
Deutungsversuche zu dem Film gibt es viele, Beispielsweise, dass wir an einem Tagtraum eines Theaterbesuchers der Exposition teilhaben oder dass es sich um die „Ausbruchsversuche“ des Schauspielers aus dem Film handelt. Es geht um Liebe, Tod und die Gesellschaft. Parallelen zu Shining werden festgemacht. Ich habe mich – gerade bei den Szenen auf der Party – an „Welt am Draht“ erinnert gefühlt.
Und das ist für mich die große Faszination an „Letztes Jahr in Marienbad“. Kein Film, der einfach zu (er)fassen ist. Vielmehr ein Gerüst, eine Kulisse, die hypnotisch und fesselnd zum Träumen einlädt. - Offen für alle Deutungen und prädestiniert zum Abschweifen. Ein Film zum immer wieder schauen, in dem sich dauernd Neues entdecken und interpretieren lässt. Herrlich.


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Zombies unter Kannibalen


„Kein Klavier ist so beschissen, dass man nicht darauf spielen kann“

Die 1980er Jahre: Cannibal Holocaust und Eaten Alive! waren gerade in die Kinos gekommen. Das Kannibalen-Genre – jene Nische des Horror- bzw. Exploitation-Films, das fest in Hand italiensicher Billigheimer war, war an seinem Höhepunkt angelangt. Vermutlich im Fahrwasser von erstgenanntem Film entstand „Zombie Holocaust“. Im deutschen Titel wurde daraus „Zombies unter Kannibalen“ - was das Herz eines jeden Gore-Hounds höher schlagen lassen dürfte: Zombies UND Kannibalen – in einem Film... da fehlen nur noch Mutanten und Vampire zum totalen Glück.

Was also vom Titel her wie die Zusammenführung zweier, zu dieser Zeit äußerst populärer, Genre scheint, entpuppt sich jedoch recht schnell als missglückte Mischung. Nicht Fleisch (sic!), nicht Fisch. Als Thriller, so scheint es, fängt das ganze an und braucht noch fast eine halbe Stunde, bis wir uns in die Genre-typische Dschungel-Location begeben: In einem New Yorker Krankenhaus werden Leichen zerstückelt und Organe – vorzugsweise das Herz – gestohlen. Da sich die Fälle häufen und die Polizei Kannibalismus vermutet, beschließt man eine Expedition auf eine einsame Insel zu unternehmen. Nicht jedoch um dem Grauen zu entfliehen. Die Insel ist vielmehr Heimat eines Kannibalenstamms, dessen Insigne auf umgekommenen Mördern/Kannibalen entdeckt wurde. Und, wer hätte es gedacht, auf der Insel warten nicht nur Menschenfresser auf die lustige Truppe. Nein, auch Zombies treiben dort ihr Unwesen. Damit wären wir dann beim titelgebenden Gore-Teil dieses Werks angelangt: Atmosphäre kommt bei dieser Mischung schwerlich auf. Wenn dann auch noch die Masken so miserabel aussehen wie hier, dann helfen auch die verrücktesten Wissenschaftler nicht mehr weiter.. selbst wenn sie so sau-coole Sprücheklopfer abgeben, wie ein Dr. O’Brian: „Kein Klavier ist so schlecht, dass man nicht darauf spielen kann“, „Jetzt stört mich dein Gebrüll nicht mehr bei der Arbeit – ich habe dir die Stimmbänder durchtrennt“. Generell ist „Zombies unter Kannibalen“ eine Synchro-Granate vor dem Herren. Dazu die psychedelische Mucke und der ständige „Boioing“-Sound an den unmöglichsten Stellen – Fertig ist ein, selbst für ein Genre das vieeel Schund hervorgebracht hat, extrem übler Trash-Streifen. Warum ich mir so was anschaue? - „Kito hat es befohlen.“





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