Es gibt eine gute und schlechte Nachricht. Ich beginne mal mit der schlechten: Da ist mein wiedereröffnetes Filmtagebuch gerade einmal eine Handvoll Einträge lang, und schon gerate ich in Rückstand. Und natürlich stellt sich schon wieder dieses komische Verpflichtungsgefühl ein, möglichst doch einigermaßen komplett alles abzuarbeiten - oder wenigstens alles, wozu mir auch wenigstens eine sinnvolle Idee kommt.
Die gute Nachricht ist aber, dass ich auf einmal wieder so viele Filme schaue wie lange nicht mehr. Zwar sind einige dieser Filmsichtungen für die Puristen zwar ein Graus - am PC-Monitor, im Fenster, im Hintergrund ein Browser oder derartiges, viele Unterbrechungen und Ablenkungen -, aber eigentlich ist das überraschend wenig schlimm. Ob diese gute Quote jetzt an der durchaus motivierenden Existenz eines Filmtagebuchs liegt, oder auch an der Tatsache, dass ich langsam die Lust an der stets nächsten Serie verliere, und deshalb jetzt auch einfach mal einen Film einfach anfange, das lasse ich hiermit offen. Die Wahrheit liegt sowieso dazwischen.
Jedenfalls komme ich nicht umhin, mir mal wieder mit einem Sammeleintrag zu behelfen. Dieser hat immerhin den Nebeneffekt, dass ich auch Filme erwähne, die ich in Volleinträgen und wären sie die einzigen wohl tatsächlich guten Gewissens unter den Tisch fallen lassen würde. Ich bin aber mal gespannt, ob ich mich nicht dennoch bei dem einen oder anderen Film über mehrere Absätze rette, aber dann gibt dieses eine Posting hier wenigstens ordentlich Lese- und Diskussionsstoff ab. Auf geht's!
Edit: Das ist unterm Strich alles ganz schön umfangreich geworden. Also baue ich jetzt um, und nutze die höchst komfortable Editiermöglichkeit, die kurzen Einträge in diesem Sammeleintrag zu lassen, während die umfangreicheren ein eigenes Posting spendiert bekommen. Irgendwie will ja auch das eigene Ego auf seine Kosten kommen...
MORTAL KOMBAT: ANNIHILATION
(John R. Leonetti, 1997)
Gleich der erste ist so einer. Ein ziemlich unglaubliches Beispiel für die Fähigkeit aller Beteiligten, selbst beim allergrößten Mist noch irgendwie ernst zu bleiben. Liebenswerter wenn auch völlig verzichtbarer Trash, aber irgendwie haben es mir dieses BemU-Verfilmungen ein wenig angetan, und das ganze pathetische Brimborium um die eigentlich völlig egale Rahmengeschichte kann ich beinahe sogar genießen.
ROCKY BALBOA
(Sylvester Stallone, 2006)
Zum wiederholten Male gesehen, toll, wie Stallone hier tatsächlich jeden Ton trifft, seinen Underdog-Mythos in die Gegenwart holt, sich auch stilistisch an aktuellen Sportübertragungen und Events orientiert und dies ständig mit dem Kontrast zur altmodischen Hemdsärmeligkeit der Umgebung seines Protagonisten stellt.
SCOTT PILGRIM VS. THE WORLD
(Edgar Wright, 2010)
Hierzu würde ich gerne mehr schreiben, aber das ist gar nicht so einfach. So toll und charmant ich dieses völlige Überquellen an Ideen und Details auch fand, so wenig habe ich es auch verstanden. Der Geek-Charme, den Wright so beständig bemüht (und der mich bereits mit den ersten zwei Soundeffekten des Films natürlich komplett für sich eingenommen hat), scheint mir inkonsequent, wie der Blick eines Außenseiters, der ein wenig versucht hat, das nicht ganz ausreichende eigene Faible mit in Internetforen angelesenem Material zu erweitern. Irgendwann schien sich das Konzept auf ein "Hauptsache bunt!" zu reduzieren, wobei das dem dennoch sehr liebenswürdigen Ganzen keinen Abbruch tut. So oder so, der Film braucht dringend eine Zweitsichtung, vielleicht kann diese den Vorwurf der Inkonsistenz entkräften.
GATTACA
(Andrew Niccol, 1997)
Sollte eigentlich mein dritter Biodiktatur-Eintrag werden, hatte wieder den Foucault im Ohr... Aber ich hab da schon sechs Seiten Hausarbeit darüber geschrieben, also begnüge ich mich an dieser Stelle mit dem Hinweis auf die nette Erkenntnis, was die Treppe im Appartement der Protagonisten doch für ein herrliches Bild- und Plotobjekt ist. Nicht nur schaut sie aus wie eine DNA-Helix, sie funktioniert auch so, bildet sie doch den Weg von der genetischen Unterschicht zur erfolgversprechenden Validität, und gleichzeitig für die In-Validen eine eben nur beinahe unüberwindliche Hürde, die es zu überwinden gilt (man denke an die grandiose Sequenz, in der der querschnittsgelähmte Jerome sich dort hinaufschleppt)... Ein viel schönerer, subtilerer Film, als ich ihn eigentlich in Erinnerung hatte.
JACKASS 3D
(Jeff Tremaine, 2010)
Highlights sind wie immer jene Skits, bei denen man selbst auch Spaß hätte, allen voran der herrlich inszenierte Klamauk hinter der Flugzeugturbine. Die meisten Ekelsequenzen dagegen empfand ich dieses Mal als beinahe zahnlos, steril, um Aufregung bemüht. Aber dazu passt natürlich auch das, was die beiden Filmvorgänger bereits in ihren jeweils letzten Minuten offenbart haben: Dass auch ein vermeintlich dokumentarisches Unsinns-Produkt wie JACKASS keineswegs frei von Spezialeffekten ist. Dass die Filme (und TV-Show) dennoch weiterhin den Ruf uneingeschränkter Authentizität genießen, erscheint mir geradezu wundersam. Wer sagt denn, dass in Steve-Os Bungee-Toilette nicht einfach einige Hektoliter dickflüssige Kakaocreme zum Einsatz kamen? In 2D.
PIRANHA
(Alexandre Aja, 2010)
Weniger dämlich als erwartet, oder vor allem weniger dummdreist. Tatsächlich mal ein guilty pleasure weitgehend ohne schlechtes Gewissen - sehen wir mal vom CGI-Penis-Kalauer ab -, dass sich ohne johlenden Trash-Appeal tatsächlich irgendwo zwischen Exploitation-Horror und dessen Parodie einordnen kann. Auch in 2D, obwohl die eigens für das Jahrmarktspektakel entworfenen Sequenzen selbst dann noch recht offensichtlich sind. Und der liebenswürdige Herr zu Beginn braucht definitiv ein größeres Boot.
THE INTERNATIONAL
(Tom Tykwer, 2009)
Talk about Antikapitalismus. Während ich ja von diesen Geschichten um kapitalistische Weltverschwörungen generell wenig halte, so mag ich doch, was Tykwer daraus gemacht hat: THE INTERNATIONAL kommt beinahe als Anti-Actionfilm daher, der sich konstant jedem phallischen Klischee verweigert und das Genre komplett in die Geschichte eines Krimis verpackt, ohne jemals diesen Rahmen zu sprengen. Ein wenig Schwelgen in den architektonisch sorgfältig ausgewählten Schauplätzen ist vor diesem Hintergrund mehr als verzeihlich, und der völlig artfremde und moralinfreie Schluss tut sein Übriges, um THE INTERNATIONAL tatsächlich zu einem bemerkenswerten Film zu machen. Vorwerfen kann ich Tykwer höchstens die Naivität, die er gelegentlich von seinem Publikum erwartet, und die so gar nicht in das an sich sehr viel ernsthaftere Konzept passen will. Aber als letzter Film in diesem überlangen FTB-Eintrag ist das durchaus passend.
Sammlung
Die gute Nachricht ist aber, dass ich auf einmal wieder so viele Filme schaue wie lange nicht mehr. Zwar sind einige dieser Filmsichtungen für die Puristen zwar ein Graus - am PC-Monitor, im Fenster, im Hintergrund ein Browser oder derartiges, viele Unterbrechungen und Ablenkungen -, aber eigentlich ist das überraschend wenig schlimm. Ob diese gute Quote jetzt an der durchaus motivierenden Existenz eines Filmtagebuchs liegt, oder auch an der Tatsache, dass ich langsam die Lust an der stets nächsten Serie verliere, und deshalb jetzt auch einfach mal einen Film einfach anfange, das lasse ich hiermit offen. Die Wahrheit liegt sowieso dazwischen.
Jedenfalls komme ich nicht umhin, mir mal wieder mit einem Sammeleintrag zu behelfen. Dieser hat immerhin den Nebeneffekt, dass ich auch Filme erwähne, die ich in Volleinträgen und wären sie die einzigen wohl tatsächlich guten Gewissens unter den Tisch fallen lassen würde. Ich bin aber mal gespannt, ob ich mich nicht dennoch bei dem einen oder anderen Film über mehrere Absätze rette, aber dann gibt dieses eine Posting hier wenigstens ordentlich Lese- und Diskussionsstoff ab. Auf geht's!
Edit: Das ist unterm Strich alles ganz schön umfangreich geworden. Also baue ich jetzt um, und nutze die höchst komfortable Editiermöglichkeit, die kurzen Einträge in diesem Sammeleintrag zu lassen, während die umfangreicheren ein eigenes Posting spendiert bekommen. Irgendwie will ja auch das eigene Ego auf seine Kosten kommen...
MORTAL KOMBAT: ANNIHILATION
(John R. Leonetti, 1997)
Gleich der erste ist so einer. Ein ziemlich unglaubliches Beispiel für die Fähigkeit aller Beteiligten, selbst beim allergrößten Mist noch irgendwie ernst zu bleiben. Liebenswerter wenn auch völlig verzichtbarer Trash, aber irgendwie haben es mir dieses BemU-Verfilmungen ein wenig angetan, und das ganze pathetische Brimborium um die eigentlich völlig egale Rahmengeschichte kann ich beinahe sogar genießen.
ROCKY BALBOA
(Sylvester Stallone, 2006)
Zum wiederholten Male gesehen, toll, wie Stallone hier tatsächlich jeden Ton trifft, seinen Underdog-Mythos in die Gegenwart holt, sich auch stilistisch an aktuellen Sportübertragungen und Events orientiert und dies ständig mit dem Kontrast zur altmodischen Hemdsärmeligkeit der Umgebung seines Protagonisten stellt.
SCOTT PILGRIM VS. THE WORLD
(Edgar Wright, 2010)
Hierzu würde ich gerne mehr schreiben, aber das ist gar nicht so einfach. So toll und charmant ich dieses völlige Überquellen an Ideen und Details auch fand, so wenig habe ich es auch verstanden. Der Geek-Charme, den Wright so beständig bemüht (und der mich bereits mit den ersten zwei Soundeffekten des Films natürlich komplett für sich eingenommen hat), scheint mir inkonsequent, wie der Blick eines Außenseiters, der ein wenig versucht hat, das nicht ganz ausreichende eigene Faible mit in Internetforen angelesenem Material zu erweitern. Irgendwann schien sich das Konzept auf ein "Hauptsache bunt!" zu reduzieren, wobei das dem dennoch sehr liebenswürdigen Ganzen keinen Abbruch tut. So oder so, der Film braucht dringend eine Zweitsichtung, vielleicht kann diese den Vorwurf der Inkonsistenz entkräften.
GATTACA
(Andrew Niccol, 1997)
Sollte eigentlich mein dritter Biodiktatur-Eintrag werden, hatte wieder den Foucault im Ohr... Aber ich hab da schon sechs Seiten Hausarbeit darüber geschrieben, also begnüge ich mich an dieser Stelle mit dem Hinweis auf die nette Erkenntnis, was die Treppe im Appartement der Protagonisten doch für ein herrliches Bild- und Plotobjekt ist. Nicht nur schaut sie aus wie eine DNA-Helix, sie funktioniert auch so, bildet sie doch den Weg von der genetischen Unterschicht zur erfolgversprechenden Validität, und gleichzeitig für die In-Validen eine eben nur beinahe unüberwindliche Hürde, die es zu überwinden gilt (man denke an die grandiose Sequenz, in der der querschnittsgelähmte Jerome sich dort hinaufschleppt)... Ein viel schönerer, subtilerer Film, als ich ihn eigentlich in Erinnerung hatte.
JACKASS 3D
(Jeff Tremaine, 2010)
Highlights sind wie immer jene Skits, bei denen man selbst auch Spaß hätte, allen voran der herrlich inszenierte Klamauk hinter der Flugzeugturbine. Die meisten Ekelsequenzen dagegen empfand ich dieses Mal als beinahe zahnlos, steril, um Aufregung bemüht. Aber dazu passt natürlich auch das, was die beiden Filmvorgänger bereits in ihren jeweils letzten Minuten offenbart haben: Dass auch ein vermeintlich dokumentarisches Unsinns-Produkt wie JACKASS keineswegs frei von Spezialeffekten ist. Dass die Filme (und TV-Show) dennoch weiterhin den Ruf uneingeschränkter Authentizität genießen, erscheint mir geradezu wundersam. Wer sagt denn, dass in Steve-Os Bungee-Toilette nicht einfach einige Hektoliter dickflüssige Kakaocreme zum Einsatz kamen? In 2D.
PIRANHA
(Alexandre Aja, 2010)
Weniger dämlich als erwartet, oder vor allem weniger dummdreist. Tatsächlich mal ein guilty pleasure weitgehend ohne schlechtes Gewissen - sehen wir mal vom CGI-Penis-Kalauer ab -, dass sich ohne johlenden Trash-Appeal tatsächlich irgendwo zwischen Exploitation-Horror und dessen Parodie einordnen kann. Auch in 2D, obwohl die eigens für das Jahrmarktspektakel entworfenen Sequenzen selbst dann noch recht offensichtlich sind. Und der liebenswürdige Herr zu Beginn braucht definitiv ein größeres Boot.
THE INTERNATIONAL
(Tom Tykwer, 2009)
Talk about Antikapitalismus. Während ich ja von diesen Geschichten um kapitalistische Weltverschwörungen generell wenig halte, so mag ich doch, was Tykwer daraus gemacht hat: THE INTERNATIONAL kommt beinahe als Anti-Actionfilm daher, der sich konstant jedem phallischen Klischee verweigert und das Genre komplett in die Geschichte eines Krimis verpackt, ohne jemals diesen Rahmen zu sprengen. Ein wenig Schwelgen in den architektonisch sorgfältig ausgewählten Schauplätzen ist vor diesem Hintergrund mehr als verzeihlich, und der völlig artfremde und moralinfreie Schluss tut sein Übriges, um THE INTERNATIONAL tatsächlich zu einem bemerkenswerten Film zu machen. Vorwerfen kann ich Tykwer höchstens die Naivität, die er gelegentlich von seinem Publikum erwartet, und die so gar nicht in das an sich sehr viel ernsthaftere Konzept passen will. Aber als letzter Film in diesem überlangen FTB-Eintrag ist das durchaus passend.
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