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Nummer 37

oder auch: der dritte Versuch.

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Gesammeltes Conscience-Appeasement II


Es gibt eine gute und schlechte Nachricht. Ich beginne mal mit der schlechten: Da ist mein wiedereröffnetes Filmtagebuch gerade einmal eine Handvoll Einträge lang, und schon gerate ich in Rückstand. Und natürlich stellt sich schon wieder dieses komische Verpflichtungsgefühl ein, möglichst doch einigermaßen komplett alles abzuarbeiten - oder wenigstens alles, wozu mir auch wenigstens eine sinnvolle Idee kommt.

Die gute Nachricht ist aber, dass ich auf einmal wieder so viele Filme schaue wie lange nicht mehr. Zwar sind einige dieser Filmsichtungen für die Puristen zwar ein Graus - am PC-Monitor, im Fenster, im Hintergrund ein Browser oder derartiges, viele Unterbrechungen und Ablenkungen -, aber eigentlich ist das überraschend wenig schlimm. Ob diese gute Quote jetzt an der durchaus motivierenden Existenz eines Filmtagebuchs liegt, oder auch an der Tatsache, dass ich langsam die Lust an der stets nächsten Serie verliere, und deshalb jetzt auch einfach mal einen Film einfach anfange, das lasse ich hiermit offen. Die Wahrheit liegt sowieso dazwischen.

Jedenfalls komme ich nicht umhin, mir mal wieder mit einem Sammeleintrag zu behelfen. Dieser hat immerhin den Nebeneffekt, dass ich auch Filme erwähne, die ich in Volleinträgen und wären sie die einzigen wohl tatsächlich guten Gewissens unter den Tisch fallen lassen würde. Ich bin aber mal gespannt, ob ich mich nicht dennoch bei dem einen oder anderen Film über mehrere Absätze rette, aber dann gibt dieses eine Posting hier wenigstens ordentlich Lese- und Diskussionsstoff ab. Auf geht's!

Edit: Das ist unterm Strich alles ganz schön umfangreich geworden. Also baue ich jetzt um, und nutze die höchst komfortable Editiermöglichkeit, die kurzen Einträge in diesem Sammeleintrag zu lassen, während die umfangreicheren ein eigenes Posting spendiert bekommen. Irgendwie will ja auch das eigene Ego auf seine Kosten kommen...

MORTAL KOMBAT: ANNIHILATION
(John R. Leonetti, 1997)
Gleich der erste ist so einer. Ein ziemlich unglaubliches Beispiel für die Fähigkeit aller Beteiligten, selbst beim allergrößten Mist noch irgendwie ernst zu bleiben. Liebenswerter wenn auch völlig verzichtbarer Trash, aber irgendwie haben es mir dieses BemU-Verfilmungen ein wenig angetan, und das ganze pathetische Brimborium um die eigentlich völlig egale Rahmengeschichte kann ich beinahe sogar genießen.

ROCKY BALBOA
(Sylvester Stallone, 2006)
Zum wiederholten Male gesehen, toll, wie Stallone hier tatsächlich jeden Ton trifft, seinen Underdog-Mythos in die Gegenwart holt, sich auch stilistisch an aktuellen Sportübertragungen und Events orientiert und dies ständig mit dem Kontrast zur altmodischen Hemdsärmeligkeit der Umgebung seines Protagonisten stellt.

SCOTT PILGRIM VS. THE WORLD
(Edgar Wright, 2010)
Hierzu würde ich gerne mehr schreiben, aber das ist gar nicht so einfach. So toll und charmant ich dieses völlige Überquellen an Ideen und Details auch fand, so wenig habe ich es auch verstanden. Der Geek-Charme, den Wright so beständig bemüht (und der mich bereits mit den ersten zwei Soundeffekten des Films natürlich komplett für sich eingenommen hat), scheint mir inkonsequent, wie der Blick eines Außenseiters, der ein wenig versucht hat, das nicht ganz ausreichende eigene Faible mit in Internetforen angelesenem Material zu erweitern. Irgendwann schien sich das Konzept auf ein "Hauptsache bunt!" zu reduzieren, wobei das dem dennoch sehr liebenswürdigen Ganzen keinen Abbruch tut. So oder so, der Film braucht dringend eine Zweitsichtung, vielleicht kann diese den Vorwurf der Inkonsistenz entkräften.

GATTACA
(Andrew Niccol, 1997)
Sollte eigentlich mein dritter Biodiktatur-Eintrag werden, hatte wieder den Foucault im Ohr... Aber ich hab da schon sechs Seiten Hausarbeit darüber geschrieben, also begnüge ich mich an dieser Stelle mit dem Hinweis auf die nette Erkenntnis, was die Treppe im Appartement der Protagonisten doch für ein herrliches Bild- und Plotobjekt ist. Nicht nur schaut sie aus wie eine DNA-Helix, sie funktioniert auch so, bildet sie doch den Weg von der genetischen Unterschicht zur erfolgversprechenden Validität, und gleichzeitig für die In-Validen eine eben nur beinahe unüberwindliche Hürde, die es zu überwinden gilt (man denke an die grandiose Sequenz, in der der querschnittsgelähmte Jerome sich dort hinaufschleppt)... Ein viel schönerer, subtilerer Film, als ich ihn eigentlich in Erinnerung hatte.

JACKASS 3D
(Jeff Tremaine, 2010)
Highlights sind wie immer jene Skits, bei denen man selbst auch Spaß hätte, allen voran der herrlich inszenierte Klamauk hinter der Flugzeugturbine. Die meisten Ekelsequenzen dagegen empfand ich dieses Mal als beinahe zahnlos, steril, um Aufregung bemüht. Aber dazu passt natürlich auch das, was die beiden Filmvorgänger bereits in ihren jeweils letzten Minuten offenbart haben: Dass auch ein vermeintlich dokumentarisches Unsinns-Produkt wie JACKASS keineswegs frei von Spezialeffekten ist. Dass die Filme (und TV-Show) dennoch weiterhin den Ruf uneingeschränkter Authentizität genießen, erscheint mir geradezu wundersam. Wer sagt denn, dass in Steve-Os Bungee-Toilette nicht einfach einige Hektoliter dickflüssige Kakaocreme zum Einsatz kamen? In 2D.

PIRANHA
(Alexandre Aja, 2010)
Weniger dämlich als erwartet, oder vor allem weniger dummdreist. Tatsächlich mal ein guilty pleasure weitgehend ohne schlechtes Gewissen - sehen wir mal vom CGI-Penis-Kalauer ab -, dass sich ohne johlenden Trash-Appeal tatsächlich irgendwo zwischen Exploitation-Horror und dessen Parodie einordnen kann. Auch in 2D, obwohl die eigens für das Jahrmarktspektakel entworfenen Sequenzen selbst dann noch recht offensichtlich sind. Und der liebenswürdige Herr zu Beginn braucht definitiv ein größeres Boot.

THE INTERNATIONAL
(Tom Tykwer, 2009)
Talk about Antikapitalismus. Während ich ja von diesen Geschichten um kapitalistische Weltverschwörungen generell wenig halte, so mag ich doch, was Tykwer daraus gemacht hat: THE INTERNATIONAL kommt beinahe als Anti-Actionfilm daher, der sich konstant jedem phallischen Klischee verweigert und das Genre komplett in die Geschichte eines Krimis verpackt, ohne jemals diesen Rahmen zu sprengen. Ein wenig Schwelgen in den architektonisch sorgfältig ausgewählten Schauplätzen ist vor diesem Hintergrund mehr als verzeihlich, und der völlig artfremde und moralinfreie Schluss tut sein Übriges, um THE INTERNATIONAL tatsächlich zu einem bemerkenswerten Film zu machen. Vorwerfen kann ich Tykwer höchstens die Naivität, die er gelegentlich von seinem Publikum erwartet, und die so gar nicht in das an sich sehr viel ernsthaftere Konzept passen will. Aber als letzter Film in diesem überlangen FTB-Eintrag ist das durchaus passend.

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Gesammeltes Conscience-Appeasement I


Und schon bin ich soweit, mit einer Sammlung unsortierter Kurznotizen statt vollwertiger Einträge. Allerdings ist das auch gewisser Ideenlosigkeit geschuldet, und man soll ja nichts übers Knie brechen.

BARRY LYNDON
Während ich die schön barocke Ästhetik, die sich ja nicht nur mit der Nachbildung ebenjener Kostüme und Kulissen begnügt, sondern diese sogar in einer Bildsprache präsentiert, die entsprechend altertümlich wirkt - ohne, dass ich diesen Eindruck jetzt konkret belegen könnte -, zwar durchaus ein bisschen genoss, ließ mich der Film als Ganzes bemerkenswert kalt, um nicht zu sagen: gelangweilt, zurück. Lediglich Kubricks Humor, über den meines Erachtens nach ohnehin viel zu wenig geredet wurde, obwohl er doch in all seinen Filmen so präsent ist, hat mich einigermaßen über die Zeit gerettet, aber im Großen und Ganzen schaue ich lieber zum fünften Mal Viscontis LEOPARD als noch einmal BARRY. Ryan O'Neil hat übrigens kürzlich verkündet, dass er ab Sommer die Moderation von "Wetten, dass..." abgeben will.

CENTURION
Ziemlich beliebiges Schwertgefuchtel, hinter dessen karg-gelangweilten Waldkulissen man ständig vor allem mangelndes Budget vermutet. Grundsätzlich wundere ich mich eigentlich immer wieder über den außerordentlich guten Ruf, den Neil Marshall bei Genrefans genießt - außer vielleicht DESCENT (und vor allem dessen Fortsetzung) fand ich das eigentlich alles bemerkenswert egal und belanglos. Hier reißt übrigens auch McNulty a.k.a. Dominic West nicht mehr viel raus, wenn er auch wenigstens nicht so unaushaltbar nervt wie...

PUNISHER: WAR ZONE
...hier. Mein Gott, was ein peinlich-pubertäres Miststück von einem Film. Wir haben einen Protagonisten, der dauerhaft grimmig schaut, und ein Budget, von dem rund 80 Prozent für extrem käsige Makeup-Spezialeffekte verplant sind. Ich hatte ja gehofft, dass der neue PUNISHER dank seines Gematsches wenigstens kurzweilig sein könnte, und vielleicht sogar auf ideologiekritischer Ebene dermaßen in die Vollen geht, dass ich dafür einen ähnlichen Katastrophentourismus wie bei "24" entwickeln könnte, aber nicht einmal dafür hat es gereicht.

TRUE BLOOD, Season 3
Naja. Das hat sich irgendwie recht schnell überlebt. Zwei Staffeln hatte ich ja noch wirklich Spaß mit dieser ultra-campy Fantasy-Soap, aber in Staffel drei muss sich irgendwer mal wieder ein wenig verschätzt haben, was den Reiz der Serie ausgemacht hat. TRUE BLOOD war schon von Beginn an recht schwach auf der Brust, wenn es sich nur auf rein narrative Spannung verlassen hat. Das lebte alles von der abseitigen Atmosphäre und den ins surreale verzerrten Subtexten. Naja, und Staffel drei versucht jetzt plötzlich ganz unverhohlen, seine Handlungsebene in eine Superlativ-Struktur zu pressen. Statt nur Vampiren, einer bissl komischen Hauptfigur und dem gelegentlichen Shapeshifting des Dackel-Wirtes wimmelt es auf einmal vor Fantasy-Trara, Werwölfe, Feen, Werpanther (sic!) und was da sonst noch so alles unterwegs ist. Dabei hatte die Staffel mit dem größenwahnsinnigen Vampirkönig einen tollen Antagonisten, dessen Fernsehansprache den vielleicht stärksten Punkt der ganzen Serie markierte - und ein tolles Staffel-Finale versprach - aber anstatt sich darauf zu verlassen und wenigstens minimales Understatement zu üben (angesichts der grundsätzlichen Ästhetik von TRUE BLOOD mag der Begriff vielleicht sowieso nicht sehr glücklich gewählt sein), muss jetzt alles ganz furchtbar mysteriös und rasant und "24"esque werden. Kann ich auch darauf verzichten, das ruhige, gothische, was bis dahin so nett mit den Mississippi-Hillbillies kollidierte, hat mir deutlich besser gefallen.

NETWORK
Damit es aber nicht heißt, ich hätte nur zu meckern: Hat mich schlichtweg umgehauen. Seit Jahren ungesehen im Schrank, und ich frage mich, was da noch für Schätze ähnlicher Qualität schlummern. Highlight ist natürlich die Ansprache von Ned Beatty, und die ständige Selbstanalyse der Filmhandlung durch William Holden, und...

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Facebook, Blogs, und warum das alles irgendwie doch nicht das Wahre ist


Da saß ich also vorhin: Ich wollte eine kaum als solche zu bezeichnende Tradition pflegen. Die letzten drei oder vier Filme habe ich mit schnoddrigen Dreizeilern im Facebook kommentiert. Und hatte mir natürlich, zum wasweißich wievielten Male vorgenommen, das jetzt immer so zu machen. Ein paar Updates standen an - MACHETE, LET THE RIGHT ONE IN, INCEPTION und TRUE BLOOD Season 1 - und der erstgenannte hatte bereits einen Link und besagten schnoddrigen Dreizeiler spendiert bekommen, als ich durch eine Unachtsamkeit statt auf Absenden zu klicken das Geschriebene wieder gelöscht habe.

So richtig wohl habe ich mich damit aber ohnehin nicht gefühlt. Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich habe ganz schön diverse Leute in meinem Freundeskreis - und noch diversere in dem, was Facebook für meinen Freundeskreis hält. Neben den Leuten, mit denen ich tatsächlich im altmodischen Sinn freundschaftlich verbunden bin, gibt es auch einige Randerscheinungen. Da sind ein paar Arbeitskollegen, die mich gut und viele die mich kaum kennen. Da sind Leute, denen ich einmal begegnet bin, woraufhin ich am nächsten Tag oder im nächsten Monat eine Freundschaftsanfrage erhielt. Da ist der halbe Freundeskreis meiner Freundin. Da sind sogar ein paar Interviewpartner und -kontakte, die ich damit ja auch belästigen würde. Und dann sind da noch eine Handvoll Versprengter, die ich - jawohl - hierher von den filmforen kenne. Und eigentlich ist das, was ich da schreiben würde, über Filme, Serien, was mir eben so einfällt, auch nur so richtig für die letztgenannten bestimmt, und interessant außerdem höchstens für seltene Ausnahmen aus den anderen Gruppen.

Und dann ausgerechnet so ein Film wie MACHETE, oder eine Serie wie TRUE BLOOD: Will ich jetzt wirklich im Facebook so ausführlich schreiben, dass ich mich gegen Missverständnisse absichere? Wer will denn das auf der anderen Seite noch lesen? Und will ich überhaupt immer die Verpflichtung eingehen, durch diese krude Mischung völlig ungefragt belästigter potentieller Leser jedes guilty pleasure rechtfertigen oder relativieren zu müssen - und obendrein furchtbar viel Zeit in diese Formulierungen zu stecken?

Nein, niemand, und nochmal nein.

Die Folge: Ich habe hier endlich mal auf "Filmtagebuch eröffnen" geklickt (als 37ster, um mal den Titel zu erklären - eine sehr schöne, sehr echte und unkünstlich zufällige Zahl). Wie häufig, regelmäßig und zuverlässig ich das hier pflegen werde, das steht in den Sternen. Natürlich habe ich nur die besten Vorsätze, aber die haben mich schon in zwei vorherigen Versuchen - damals noch in Form eines Threads - im Stich gelassen, also will ich da den Mund nicht zu voll nehmen.

Genausowenig möchte ich mich festlegen, was hier erscheinen wird und was nicht; wie die Einträge aussehen und wie lang sie sein werden; und..., ja, und was eigentlich?

So oder so: Hier lesen wenigstens theoretisch die richtigen Leute mit, hier kann ich mir erlauben, auch ein sehr ausschnitthaftes Bild abzuliefern, und ja, doof, aber weit mehr ich selbst sein, als ich das im Facebook könnte. Und dann hoffe ich natürlich insgeheim, vielleicht den einen oder anderen, der nicht zur filmforen-Facebook-Schnittmenge gehört, zum gelegentlichen Klick hier in die filmforen verleiten zu können. Aber der fleißigste Werber war ich noch nie. Warten wir's ab und gehen wir's an.

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