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Herr Settembrini schaltet das Licht an

Oberlehrerhafte Ergüsse eines selbsternannten Filmpädagogen

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Versuch einer "Kanonliste"


Vor ungefähr vier Monaten habe ich mich in einer Filmlistendiskussion schon einmal zum Thema Kanonlisten und dazu, inwiefern sie sich von Lieblingsfilmlisten oder Bestenlisten unterscheiden, geäußert. Schon wenig später habe ich mich dann daran gemacht, selbst eine solche Kanonliste zusammenzustellen, verlor aber bald wieder die Lust daran, feilte dann ab und zu doch wieder daran herum, doch nun habe ich eine ganz neue, taufrische "Kanonliste" zusammengestellt.
Wie ich seinerzeit schon schrieb, halte ich eher wenig davon, eine solche Liste mit dem autoritären Anspruch zu präsentieren: "Diese Filme MUSS man gesehen haben!" (Ja, toll - und was passiert Schreckliches, wenn nicht? Kommt man dann in die Filmhölle und muß zur Strafe alle Filme Michael Bays sehen oder was?) Derlei Gehabe liegt mir schon deshalb nicht, weil ich persönlich etwa Dutzende von Büchern, die man angeblich gelesen haben MUSS, (immer noch) nicht gelesen habe.
Mein Ansatz ist also ein anderer: Ich habe mir eher vorgestellt, von einem jungen Menschen angesprochen zu werden, der noch nicht viel gesehen hat, aber sich gerade anfängt, für Filme zu interessieren und nun nach fragt, welche Filme er sehen sollte, um "mitreden" zu können. Kanonlisten sind für mich also eher Listen mit Empfehlungscharakter. Damit stellt sich erst mal die Frage: wie umfangreich sollte eine Kanonliste sein? Wenn es die besten Filme oder um Lieblingsfilme geht, kann man Listen von 500 Filmen, von 100 oder auch von zehn zusammenstellen - sofern man es schafft, sich für zehn zu entscheiden. Eine Kanonliste sollte dagegen Werke von einigen der bedeutendsten Regisseure enthalten, aber auch verschiedene Genres repräsentieren sowie filmhistorische Entwicklungen widerspiegeln - dabei wird schon deutlich, daß dies mit zehn Filmen bestimmt nicht zu schaffen ist, und auch nicht mit zwanzig. Eine Kanonliste sollte meiner Meinung also mindestens 50 Filme enthalten, sonst taugt sie als Kanonliste nicht viel. Andererseits sollte sie auch eine komprimierte Auswahl darstellen, wobei man natürlich trefflich darüber streiten könnte, wieviele Filme sie höchstens enthalten sollte. Ich denke, die Obergrenze dürfte etwa bei 250 bis 300 Filmen liegen - denn wenn man noch deutlich mehr Titel aufnimmt, dann wird daraus eher ein Nachschlagewerk als ein Kanon (doch hier dürften die Meinungen sicher weit auseinander gehen und auch davon abhängen, wieviel jemand überhaupt gesehen hat).
Im konkreten Fall habe ich mich für eine Auswahl von 100 Filmen entschieden - und dabei festgestellt, daß diese Zahl eigentlich zu klein ist. Trotzdem blieb ich bei der Hundert, schon zum Vergleich mit meinen 100 Lieblingsfilmen, die ich ebenfalls schon mal im Filmtagebuch vorgestellt habe (und von denen, das liegt in der Natur der Sache, natürlich auch viele wieder in der Kanonliste auftauchen, Überschneidungen können gar nicht ausbleiben, wenn eine Person zwei solche Listen erstellt). Ich habe dabei, wie oben schon angedeutet, den Versuch unternommen, dem Film als Kunstform, als Medienphänomen und als Zeitdokument gerecht zu werden. Die Liste enthält daher Werke vieler berühmter Regisseure, aber auch Werke, auf die sich kaum die (ohnehin zu manchen Übertreibungen neigende) Autorentheorie anwenden läßt; die Auswahl enthält viele Filme, die auch zu meinen persönlichen Favoriten gehören, aber auch solche, denen ich eher mit Respekt als mit Begeisterung gegenüberstehe, einige, die ich gar nicht mal besonders mag, denen ich aber doch eine Relevanz zugestehe, daß ich sie nicht außen vor lassen wollte, und auch Filme, die ich als ungemein beeindruckend und auch wichtig empfunden habe, aber kein zweites Mal sehen will (und hier wird der Unterschied zu einer Lieblingsfilmliste besonders deutlich); sie umfaßt Filme, die in einem Zeitraum von fast hundert Jahren entstanden sind und enthält Hollywoodklassiker, europäische Autorenfilme, Blockbuster und Werke, die wohl fast nur eingefleischten Cineasten bekannt sind.
Um eine möglichst vielfältige Auswahl zusammenzustellen, habe ich mich strikt auf einen Film pro Regisseur beschränkt, was allerdings wieder andere Probleme mit sich bringt: welchen Film eines großen Regisseurs soll man aufführen? Den besten? Den erfolgreichsten? Den einflußreichsten? Oder den für den Regisseur typischsten, repräsentativsten? Durchaus nicht immer ist der beste Film auch der erfolgreichste, wie das Beispiel von George Lucas besonders deutlich zeigt. Ich habe da auch nicht immer demselben Kriterium den Vorrang eingeräumt.
Außerdem habe ich nur Filme aufgenommen, die ich selbst schon mal gesehen habe, denn ich wollte keinen Kanon zusammenstellen, der nur auf den Einschätzungen von Filmlexika beruht. Daraus erklären sich sicherlich schon einige Lücken. Weitere ergeben sich aus dem Umstand, daß 100 Filme einfach zu wenig sind, um allen wichtigen Regisseuren, allen Filmnationen, allen Genres und Strömungen des Weltkinos gerecht zu werden - insofern spiegeln sich in der getroffenen Auswahl sicherlich immer noch manche meiner subjektiven Vorlieben wieder. Und sicherlich habe ich so manchen Film auch schlicht und ergreifend vergessen.
Ich denke, das sollte als Vorrede ausreichen, ich will dann jetzt einfach mal die Liste vorstellen. Jedem, dem sie nicht gefällt, steht es frei, eine eigene Kanonliste zusammenzustellen...


Die Liste:


Der Student von Prag (Stellan Rye und/oder Hanns Heinz Ewers, 1913)
Cabiria (Giovanni Pastrone, 1914)
Intolerance (D.W. Griffith, 1916)
Das Cabinet des Dr. Caligari (Robert Wiene, 1919)
Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens (Friedrich Wilhelm Murnau, 1922)
Goldrausch (Charles Chaplin, 1925)
Panzerkreuzer Potemkin (Sergej Eisenstein, 1925)
Die Passion der Jungfrau von Orleans (Carl Theodor Dreyer, 1928)
Der andalusische Hund (Luis Buñuel/Salvador Dali, 1929)
Der Mann mit der Kamera (Dziga Vertov, 1929)
M (Fritz Lang, 1930)
Scarface (Howard Hawks, 1932)
King Kong und die weiße Frau (Merian C. Cooper / Ernest B. Schoedsack, 1933)
Stagecoach (John Ford, 1939)
Die Spielregel (Jean Renoir, 1939)
Vom Winde verweht (Victor Fleming, 1939)
Die Spur des Falken (John Huston, 1941)
Citizen Kane (Orson Welles, 1941)
Sein oder Nichtsein (Ernst Lubitsch, 1942)
Casablanca (Michael Curtiz, 1942)
Kinder des Olymp (Marcel Carne, 1945)
Rom, offene Stadt (Roberto Rossellini, 1945)
Die Mörder sind unter uns (Wolfgang Staudte, 1946)
Fahrraddiebe (Vittorio De Sica, 1948)
Der dritte Mann (Carol Reed, 1949)
Sunset Boulevard (Billy Wilder, 1950)
Zwölf Uhr mittags (Fred Zinnemann, 1952)
Singin' in the rain (Stanley Donen / Gene Kelly, 1952)
Die Reise nach Tokio (Yasujiro Ozu, 1953)
Ugetsu - Erzählungen unter dem Regenmond (Kenji Mizoguchi, 1953)
Die sieben Samurai (Akira Kurosawa, 1954)
...denn sie wissen nicht, was sie tun (Nicholas Ray, 1955)
Apus Weg ins Leben - 1.: Auf der Straße (Satyajit Ray, 1955)
Die zwölf Geschworenen (Sidney Lumet, 1957)
Vierzig Gewehre (Samuel Fuller, 1957)
Vertigo (Alfred Hitchcock, 1958)
Mein Onkel (Jacques Tati, 1958)
Plan 9 aus dem Weltall (Edward D. Wood jr., 1959)
Hiroshima, mon amour (Alain Resnais, 1959)
Außer Atem (Jean-Luc Godard, 1959)
Augen der Angst (Michael Powell, 1959)
Liebe 1962 (Michelangelo Antonioni, 1962)
Lawrence von Arabien (David Lean, 1962)
8½ (Federico Fellini, 1963)
Der Rabe - Duell der Zauberer (Roger Corman, 1963)
Goldfinger (Guy Hamilton, 1964)
Große Vögel, kleine Vögel (Pier Paolo Pasolini, 1966)
Zum Beispiel Balthasar (Robert Bresson, 1966)
Bonnie und Clyde (Arthur Penn, 1967)
Der eiskalte Engel (Jean-Pierre Melville, 1967)
2001 - Odyssee im Weltraum (Stanley Kubrick, 1968)
Rosemaries Baby (Roman Polanski, 1968)
Spiel mir das Lied vom Tod (Sergio Leone, 1968)
Der Partyschreck (Blake Edwards, 1968)
Leichen pflastern seinen Weg (Sergio Curbucci, 1968)
Easy Rider (Dennis Hopper, 1969)
Z (Constantin Costa-Gavras, 1969)
Der Konformist (Bernardo Bertolucci, 1970)
Shaft (Gordon Parks, 1971)
Tod in Venedig (Luchino Visconti, 1971)
Schreie und Flüstern (Ingmar Bergman, 1973)
Die amerikanische Nacht (Francois Truffaut, 1973)
Montana Sacra (Alejandro Jodorowsky, 1973)
Fontane Effi Briest (Rainer Werner Fassbinder, 1974)
Lacombe, Lucien (Louis Malle, 1974)
Die Wanderschauspieler (Theo Angelopoulos, 1975)
The Rocky Horror Picture Show (Jim Sharman, 1975)
Picknick am Valentinstag (Peter Weir, 1975)
Nashville (Robert Altman, 1975)
Taxi Driver (Martin Scorsese, 1976)
Drüber, drunter und drauf (Russ Meyer, 1976)
Krieg der Sterne (George Lucas, 1977)
Zombie (George A. Romero, 1978)
Das Leben des Brian (Terry Jones, 1979)
Stalker (Andrej Tarkowski, 1979)
Apocalypse Now (Francis Ford Coppola, 1979)
Alien (Ridley Scott, 1979)
Der Kontrakt des Zeichners (Peter Greenaway, 1982)
E.T. (Steven Spielberg, 1982)
Zelig (Woody Allen, 1983)
Ronja Räubertochter (Tage Danielsson, 1984
Nausicaä aus dem Tal der Winde (Hayao Miyazaki, 1984)
Shoah (Claude Lanzmann, 1985)
Blue Velvet (David Lynch, 1986)
Die letzten Glühwürmchen (Isao Takahata, 1988)
Edward mit den Scherenhänden (Tim Burton, 1990)
Das Schweigen der Lämmer (Jonathan Demme, 1991)
Naked Lunch (David Cronenberg, 1991)
Erbarmungslos (Clint Eastwood, 1992)
Pulp Fiction (Quentin Tarantino, 1994)
Gattaca (Andrew Niccol, 1997)
Der schmale Grat (Terrence Malick, 1998)
Das Fest (Thomas Vinterberg, 1998)
Fight Club (David Fincher, 1999)
Eureka (Shinji Aoyama, 2000)
Tropical Malady (Apichatpong Weerasethakul, 2004)
Caché (Michael Haneke, 2005)
Waltz with Bashir (Ari Folman, 2008)
Avatar (James Cameron, 2009)
Melancholia (Lars von Trier, 2011)


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Filme, die ich toll finde, obwohl ich zunächst (starke) Vorbehalte hatte


In diesem Tagebucheintrag soll es um Filme gehen, die mich auf sehr positive Weise überrascht haben. Ich könnte ebenso sagen: Filme, gegen die ich starke Vorbehalte hatte, denen ich reserviert gegenüber stand, denen ich mit einer gehörigen Portion Skepsis begegnete oder: Filme, die ich eigentlich nicht mögen wollte.
Damit greife ich einen Aspekt auf, der in einer kürzlichen Diskussion anklang. Zunächst will ich aber noch etwas weiter ausholen und ein paar Anmerkungen über die Voreingenommenheit, mit der man Filme sieht, anbringen. Ich hatte kürzlich durchblicken lassen, daß ich manche Filme mehr oder weniger voreingenommen sehe. Das war natürlich blöd ausgedrückt, denn ich hätte richtiger schreiben sollen, daß ich eigentlich jeden Film auf irgendeine Weise voreingenommen sehe, und ich wage sogar zu behaupten: bei anderen Zuschauern dürfte das ganz ähnlich aussehen.
Denn was heißt es denn umgekehrt, einen Film wirklich ganz unvoreingenommen zu sehen? Das läuft eigentlich auf die völlige Unkenntnis über den Film hinaus. Das wäre am ehesten bei einem Filmfestival möglich, wenn man sich etwa mit Freunden trifft und mit diesen zusammen einen Film sieht, den die Freunde ausgesucht haben, von dem man selbst aber rein gar nichts weiß (und auch keinen der daran beteiligten Filmschaffenden kennt). In jedem anderen Fall dürfte dagegen schon eine Erwartungshaltung - und sei sie noch so vage - vorhanden sein, und damit auch eine Art von Voreingenommenheit. Manchmal sind diese Erwartungen äußerst vage (so habe ich mir schon Berlinale-Filme ausgesucht, weil mir ein Foto im Programmheft gut gefallen hat), in anderen Fällen hingegen sehr konkret, doch vorhanden sind sie nahezu immer. Solche Erwartungen sind sicherlich eine wesentliche Stütze des Starsystems (Liv Ullmann erwähnt in ihrem Buch Wandlungen eine Frau, die bei Dreharbeiten in Amerika fragte, wer der Star des Films sei, und auf die Antwort "Liv Ullmann" erwiderte: "Kenne ich nicht. Das kann kein guter Film sein."), aber auch bei Regie-verliebten Cineasten bilden sich im Laufe der Zeit bestimmte Erwartungen heraus, und dies umso mehr, je homogener das Gesamtwerk eines Regisseurs ist. Einerseits ist natürlich eine umfassende Werkkenntnis eine ausgezeichnete Voraussetzung, um auch einem neuen Werk (und seinen einzelnen Aspekten) gerecht zu werden, andererseits kann es auch geschehen, daß ein für seinen Regisseur eher untypischer Film (Scorseses Hugo Cabret oder Chaplins Die Nächte einer schönen Frau wären gute Beispiele für solche untypischen Filme) gerade bei den treuesten Anhängern seines Regisseurs einen schwereren Stand hat als bei solchen Zuschauern, die vorher noch gar nichts von dem betreffenden Regisseur gesehen haben.
Kurzum, es ist äußerst schwierig, einen Film wirklich unvoreingenommen zu sehen, denn die Erwartungen, mit denen man ihn sieht, werden etwa von den folgenden Faktoren beeinflußt:

- welche Filme des Regisseurs man schon kennt (und wie sie einem gefallen!)
- was für Rezensionen man zuvor schon gelesen hat (und von welchen Rezensenten)
- was man sonst noch vom Inhalt des Films erfahren hat

Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Faktoren (das Mitwirken geschätzter oder ungeliebter Darsteller, Vorlieben für und Abneigungen gegen bestimmte Genres...). Auch totale Ahnungslosigkeit kann zur Voreingenommenheit führen, etwa dann, wenn jemand noch nie ein klassisches Musical gesehen hat und trotzdem meint, genau zu wissen, was ein solches auszeichnet. Gerade solche Erwartungen lassen sich aber auch (durch's einfach Anschauen!) am einfachsten zertrümmern, solange der Musical-Neuling sich in seine Vorurteile nicht so sehr verliebt hat, daß er den eigentlichen Film gar nicht mehr wahrnimmt.

Nach diesem allgemein gehaltenen Teil werde ich nun etwas persönlicher werden: für Erwartungshaltungen und manchmal auch Vorurteile, wie oben geschildert, bin ich auch anfällig, trotz ernsthafter Bemühungen, es nicht zu sein. Es gibt dabei die positiven Vorurteile (ein Woody-Allen-Film hat eigentlich immer erst mal einen gewissen Sympathiebonus, und ich mag die meisten, die ich gesehen habe, obwohl nüchtern betrachtet nur recht wenige als wirklich großartig oder gar meisterhaft bezeichnet werden können), gelegentlich aber auch die negativen (wenn Mel Gibson Regie führt, bin ich erst mal mißtrauisch...).
Das heißt aber nicht, daß ich die Filme meiner Lieblingsregisseure automatisch toll fände - sie müssen mich vielmehr mit jedem Film von neuem überzeugen, und das gelingt nicht immer (so gibt es Filme von Hitchcock oder Bergman, die ich für mehr oder weniger mißlungen halte), und umgekehrt bekommen auch Filme, gegen die ich Vorbehalte habe, trotzdem eine Chance, und es ist keineswegs so, daß ich einen Film nach unliebsamen Dingen absuche und dann irgend etwas finde, das ich in die nächstbeste Schublade schiebe. Wenn dies so wäre, dann hätten manche Filme ja gar keine Chance gegen meine skeptischen Erwartungen. Tatsächlich kommt es aber immer wieder vor, daß auch solche Filme tatsächlich ihre Chance nutzen, und um solche soll es hier gehen (wobei ich nicht verschweigen möchte, daß der umgekehrte Fall viel häufiger vorkommt: daß Filme sich als große Enttäuschung erweisen, wobei das Wort Ent-Täuschung allerdings ja schon etwas darüber aussagt, daß man zuvor eben einer Täuschung erlegen ist).

Nun will ich aber einfach mal einige dieser Filme nennen. Vermutlich gibt es noch wesentlich mehr davon, aber nicht bei allen kann ich mich im Rückblick noch an meine (negativen) Erwartungen erinnern, weil diese von den Filmen selbst hinweggefegt worden sind. Erinnern kann ich mich aber immerhin an folgende Beispiele:

Fight Club: Was für Vorbehalte ich da eigentlich hatte, weiß ich schon lange nicht mehr, aber ich weiß noch recht sicher, daß ich mir vorab nicht viel vom Film versprach. Inzwischen gehört er schon lange zum erlauchten Kreis meiner 100 Lieblingsfilme.

Supervixens: Ich hatte vorher noch nichts von Russ Meyer gesehen und war fest überzeugt, daß der Film bei mir Abscheu und Empörung auslösen würde. Denkste. Seit Supervixens schaue ich immer mal wieder gern in das großbusige Meyer-Universum hinein.

Titanic: An sich mag ich weder Liebesfilme noch Katastrophenfilme besonders, also hielt ich es für ausgemacht, daß ich die Kombination von beidem erst recht nicht mögen würde. Nachher habe ich mich dann geärgert, den nicht im Kino gesehen zu haben...

Marokko: Nur aus filmhistorischem Interesse sah ich mir diesen Film an, dessen Inhaltsangabe mich übelsten Kolportagekitsch erwarten ließ. Tatsächlich wird hier aber in vollendeter Künstlichkeit eine eigene Welt erschaffen, deren Reiz ich mich keineswegs entziehen kann.

Get Carter: Ein kino.de-User, dessen Auffassung nur selten mit der meinen übereinstimmte, hatte den zum einen gelobt und zum anderen in einem Atemzug mit Point Blank genannt, mit dem ich tatsächlich nicht so richtig etwas hatte anfangen können. Dementsprechend skeptisch sah ich mir diesen Film an, doch tatsählich hat er mich nicht nur ungemein gefesselt, sondern auch berührt.

Spider-Man: Comicverfilmungen sind eigentlich nie so recht mein Fall gewesen, schon gar nicht solche der Marvel-Comics. Spider-Man (und der vielleicht noch bessere Spider-Man 2, der dritte ist dann leider hoffnungslos überladen) stellt aber die große Ausnahme von dieser Regel dar.

Wie gesagt: die Liste ist sicherlich nicht vollständig, aber vielleicht fallen mir ja noch weitere Beispiele ein. Eventuelle Kommentatoren sind indes herzlich eingeladen, Filme zu nennen, mit denen es ihnen so ähnlich erging.


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Lieblingsschauspielerinnen


Eine Liste von Schauspielern, die ich besonders gern auf der Leinwand sehe, hatte ich ja schon vor einigen Tagen in meinem Filmtagebuch präsentiert und versprochen, eine Damenliste folgen zu lassen. Nun ist es so weit.
Grundsätzlich könnte ich meine Vorrede zu den männlichen Kollegen übernehmen, muß aber noch ergänzend hinzufügen, daß ich bei den Darstellerinnen wesentlich größere Probleme hatte, eine Auswahl zu treffen. Woran das liegt, weiß ich auch nicht, aber trotzdem ist es so. Nur bei zwei Namen war ich mir von Anfang an sicher, daß sie auf die Liste gehören, nämlich bei Jodie Foster und Audrey Hepburn. Dann gingen aber schon die Probleme los: es gibt Darstellerinnen, die ich in einer bestimmten Rolle ganz toll fand, aber einfach in zu wenigen Filmen gesehen habe, um mir sicher zu sein, daß sie generell zu meinen Lieblingsschauspielerinnen gehören. Dann gab es eine Darstellerin, die ich anfangs gar nicht auf der Rechnung hatte, bis mir auffiel, daß ich doch so einige ihrer Filme sehr mag, was dann wohl kein Zufall sein kann. Und so weiter, und so fort. Kurz gesagt, es war sehr schwierig, mich für zehn Damen zu entscheiden (ich habe auch noch ganz kurzfristig die Liste geändert), doch das Ergebnis sieht letztlich so aus:

Ingrid Bergman
Catherine Deneuve
Marlene Dietrich
Jodie Foster
Audrey Hepburn
Diana Rigg
Emma Thompson
Ingrid Thulin
Liv Ullmann
Kate Winslet


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Lieblingsschauspieler


Ich hatte ja vor einiger Zeit schon mal versprochen, hier im Filmtagebuch meine Lieblingsschauspieler aufzulisten, und nun ist es so weit. Ich fange mit den Herren an, eine Damenliste wird demnächst folgen, allerdings fällt es mir da schwerer, sie zusammenzustellen.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, zu jedem Darsteller ein paar Sätze zu schreiben, aber wie so oft hat auch diesmal meine Faulheit über alle guten Vorsätze gesiegt. Daher ein paar allgemeine Worte: ich mache ja kein Geheimnis draus, daß ich Filme eher nach ihren Regisseuren als ihren Darstellern aussuche. Das spiegelt sich auch in der Darstellerliste ein wenig wider, weil zumindest einige der Genannten eng mit dem Werk von Lieblingsregisseuren verbunden sind. Und ähnlich wie bei Filmen oder Regisseuren gibt es auch bei Schauspielern jene, die ich zwar sehr respektiere, ohne sie aber im eigentlichen Sinn zu meinen Lieblingsdarstellern zu zählen, woraus sich das Fehlen manches wichtigen Namens erklären mag.

So viel zur Vorrede, und hier nun meine zehn Lieblingsschauspieler:

Humphrey Bogart
Charlie Chaplin
Cary Grant
Anthony Hopkins
Ben Kingsley
Peter Lorre
Toshirō Mifune
Michel Serrault
James Stewart
Orson Welles


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Filme für Heiratswillige


Wenn sich zwei (nicht immer) junge Menschen verheiraten wollen, ist da ja an sich etwas durchaus erfreuliches. Doch leider lehrt das Leben, daß das erschreckend oft schief geht, und so schrieb schon der große Schiller treffend: "Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang."
Doch nicht allein das Leben lehrt dies, sondern mitunter auch das Kino. Und so habe ich einfach mal überlegt, welche Filme sich Heiratswillige vielleicht ansehen sollten, bevor es mit dem Ehestand wirklich ernst wird...

Kandidaten, die sich da anbieten würden, wären etwa:

Das Fenster zum Hof von Alfred Hitchcock

Der Rosenkrieg von Danny DeVito

Szenen einer Ehe von Ingmar Bergman

Das Verhör von Claude Miller

Wer hat Angst vor Virginia Woolf? von Mike Nichols

Zeiten des Aufruhrs von Sam Mendes


Wenn die Heiratswilligen auch nach diesen Filmen immer noch an ihrem Vorhaben festhalten, besteht zumindest die Hoffnung, daß sie wirklich füreinander bestimmt sind, so daß ihnen dann nur noch Glück zu wünschen übrig bleibt. Immerhin erwähnt auch der Anwalt in "Der Rosenkrieg" am Ende die lange und wohl auch glückliche Ehe seiner Eltern...

Irgendwelche Ergänzungen für die Filmliste?


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So (ungefähr) hätte meine kino.ED-Liste ausgesehen...


Den kino.de-Emigranten muß ich sicher nicht erklären, was der kino.ED ist bzw. war, für andere sei dies hier kurz erläutert: der kino.ED war ein von der kino.de-Community vergebener Filmpreis, der in einer Reihe von Kategorien verliehen wurde (auch wenn wohl kein Preisträger jemals von seinem Glück erfahren hat...). Dabei haben alle Forenmitglieder, die an der Wahl teilnahmen, Listen mit ihren Favoriten in den einzelnen Kategorien unter den Filmen eines Jahres, die einen regulären Kinostart geschafft hatten oder auf DVD veröffentlich worden waren, zusammengestellt (Festivalfilme blieben also für gewöhnlich außen vor, was zu ständigen Diskussionen führte), und nach einem ausgeklügelten Punktesystem wurden aus diesen Listen dann Nominierungen für die einzelnen Kategorien erstellt, und in einem zweiten, geheimen Wahlgang wählten die Mitglieder des Forums dann unter den Nominierten die Preisträger aus. Ungefähr wie beim Oscar eben...

Ich gehörte zu denjenigen, die sich immer mehr für die einzelnen Listen als für das Endergebnis interessiert haben, und so habe ich auch dieses Jahr eine kleine Liste zusammengestellt. Dabei habe ich wieder einmal nur recht wenige der aktuellen Kinofilme gesehen, doch soweit eine solche Stichprobe Rückschlüsse auf das Filmjahr insgesamt zuläßt, kann ich durchaus sagen, daß es ein ungewöhnlich gutes Jahr war. Dies gilt ganz besonders für die Spitzenwerke: so hätte etwa mein drittplatzierter Film in vielen schwächeren Jahren eine hervorragende Nummer 1 abgegeben. Umgekehrt ist mir der wirkliche Bodensatz erspart geblieben (was wohl mit meiner Auswahl zusammenhängt, denn Schrott hat es ganz bestimmt wieder gegeben).

Nun aber genug der Vorrede, ich will vielmehr gleich auf die ED-relevanten Filme dieses Jahres, die ich gesehen habe, kurz eingehen.

So hätte meine Liste ausgesehen:

1. MELANCHOLIA
Schon der Titel ließ mich vermuten, daß der Film mir sehr gefallen würde, benennt er doch das Gefühl, das zum beherrschenden meines Lebens geworden ist. Ich scheine seit Jahren auf diesen Film gewartet zu haben (auch wenn ich wohl nicht wußte, daß ich gerade auf diesen warte), und so ist "Melancholia" der äußerst seltene Fall eines Films, der ohnehin schon hohe Erwartungen noch übertrifft: ein atemberaubender Film über Depression, Todessehnsucht und Todesangst, ein Todestanz, dessen Ende niederschmetternd und befreiend gleichzeitig ist und der als Katastrophenfilm betrachtet wohl weiter geht als irgendein Film zuvor und zugleich souverän auf so gut wie alles, was Katastrophenfilme ausmacht, verzichtet und sich ganz auf seine Hauptfiguren konzentriert, ein Meisterwerk, dessen Bilder, Töne und Stimmungen auch nach über zwei Monaten noch so präsent in meinem Kopf sind, wie es nur ganz selten einmal passiert. Ich weiß nicht, ob es am Ende des 21. Jahrhunderts die Menschheit noch geben wird und halte es eigentlich für unwahrscheinlich - wenn es sie (und das Kino) noch geben wird, dann wird nach meiner Überzeugung "Melancholia" zu den großen Filmen dieses Jahrhunderts gezählt werden.


2. The Tree of Life
Als Bilderrausch hinreißend und auch als Familiendrama gut - und doch habe ich es (wie ich schon direkt nach dem Kinobesuch schrieb) nur knapp geschafft, Terrence Malicks Film großartig zu finden, denn er schrammt nur um Haaresbreite am Esoterikquark vorbei. Aber da er die Kurve irgendwie doch kriegt, ist er summa summarum nicht nur ein großer, kraftvoller Film, sondern auch einer der Höhepunkte des Filmjahres 2011. Aber so sehr ich den Film auch bewundere, muß ich doch anmerken: in der Richtung, die er zuletzt eingeschlagen hat, sollte Malick lieber nicht noch weiter gehen. Das war ganz toll, aber mach das bloß nicht noch mal!

3. Nader und Simin
Ein überaus eindringliches Drama, getragen vor allem von einem klugen Drehbuch und einer durchweg überzeugenden Darstellerriege. Ein bewegender Film, der außerdem auf subtile Weise auch die Zustände in der iranischen Gesellschaft kritisiert.

4. Almanya - Willkommen in Deutschland
Ein überaus sympathischer Film, der allerlei Klischees aufs Korn nimmt und dabei auch formal einige reizvolle Einfälle vorzuweisen hat. Wobei der Film dann freilich keine reine Komödie ist, sondern besonders in der zweiten Hälfte doch einen ernsthafteren Ton anschlägt. Ich mochte diesen Film jedenfalls sehr, allein schon für die hinreißende Erklärung, was man unter "deutscher Leitkultur" zu verstehen hat.

5. Der Gott des Gemetzels
Ein zum Teil beklemmender, zum Teil aber auch zum Schreien komischer Kleinkrieg im Wohnzimmer, und vor allem wunderbar gespielt.

6. Midnight in Paris
Woody Allen nimmt den Zuschauer auf eine vergnügliche Zeitreise in die 20er mit und läßt allerlei Künstlergrößen jener Zeit auftreten. Für mich einer der besseren Allen-Filme und unbedingt einer der gelungensten von seinen jüngeren. Warum er trotzdem nur auf Platz 6 liegt? Ganz einfach, weil, dies (nach meinem Empfinden) eben ein starker Jahrgang war!

7. Jane Eyre
Eine ansprechende Literaturverfilmung, die nur wenig falsch und das meiste richtig macht.

Dann noch die weiteren Filme des aktuellen Kinojahres ohne Platzierung:

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2
Der zweite Teil konnte leider, jedoch erwartungsgemäß, das Niveau des ersten Teils nicht halten, sondern wird vor allem von Effekten geprägt, während manches von Reiz (besonders die Snape-Geschichte) im Schnelldurchgang abgehakt wurde. Einige gute Momente gab es aber trotzdem, und alles in allem entsprach der Film ungefähr meinen Erwartungen.

Source Code
Ein ordentlicher Science-Fiction-Film, der Realität hinterfragt und ethische Fragestellungen anschneidet, aber trotzdem so gut wie gar keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

Tom Sawyer
Eine weitere Literaturverfilmung, die einiges richtig, aber leider auch jede Menge falsch macht. Und das ist vor allem auch deshalb schade, weil ich besonders von den beiden Jungen, die Tom und Huck spielen, wirklich angetan war.

Eine vernünftige Lösung
Ein tragikomisches Beziehungsdrama um zwei Ehepaare, wobei es zu einer Affäre zwischen zwei der vier Beteiligten kommt. Kein wirklich schlechter Film, aber einer, der so gar keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat.

Schon im letzten Jahr sah ich außerdem noch

Bibliotheque Pascal,
der mich aber damals recht ratlos zurückgelassen hat, und ich hatte auch nie wirklich Lust auf einen zweiten Anlauf.

Das waren dann die Filme, die für den kino.ED 2011, wenn es ihn denn gegeben hätte, relevant gewesen wären. Traditionsgemäß habe ich an dieser Stelle auch immer noch meinen sonstigen Kinobesuchen entsprechenden Raum eingeräumt. Diese Mühe schenke ich mir dieses Jahr, und fasse mich in der Beziehung eher kurz.

Bei der Berlinale habe ich diesmal 16 Filme gesehen, mehr als je zuvor; allein sechs davon in der Bergman-Retrospektive. Im Rahmen dieser lief auch mein diesjähriger Berlinale-Favorit Skammen (Schande), den ich herausragend fand; aber auch Nattvardsgästerna (Licht im Winter) (der deutsche Titel ist übrigens idiotisch) und En lektion i kärlek (Lektion in Liebe) gefielen mir sehr.
Von den aktuellen Filmen, die ich bei der Berlinale sah, waren die folgenden drei meine persönlichen Favoriten:

Shanzha shu zhi lian (Under The Hawthorn Tree)
Wohl mein Liebling unter den aktuellen Berlinale-Filmen, ein Film, den ich so von Zhang Yimou gar nicht mehr erwartet hätte, und der mir den Glauben an seine Filme zurückgegeben hat. Eine ungemein zart erzählte Liebesgeschichte in den Zeiten der Kulturrevolution, womit dies auch Zhangs politischster (und kritischster) Film seit langem ist.

A Torinoi Lo (Das Turiner Pferd)
ist künstlerisch vielleicht noch wertvoller, hat mich persönlich aber weniger angesprochen als der zuvor genannte Film. Vom rein filmästhetischen Standpunkt aus ist der Film freilich eine Augenweide, er verlangt dem Zuschauer aber auch eine Geduld ab, die ich nicht immer aufbringen konnte.

Sehr stark fand ich auch noch:

On the Ice
Ein Drama über Schuld und Sühne im eisigen Alaska: sehr packend und dicht, mit hoher äußerer, mehr noch aber innerer Spannung.

(Zusammen mit den sieben "numerierten" Filmen aus dem regulären Kinoprogramm ergäbe das denn eine Top Ten für 2011, wobei ich bei der Reihenfolge unsicher bin. An den ersten beiden Plätzen würde sich aber nichts ändern).


Schwach fand ich dagegen Coriolanus, und Vampire war von allen 16 Filmen, die ich sah, der, auf den ich am leichtesten hätte verzichten können. Das freundlichste, was ich über diesen Film sagen kann, ist, daß ich bei Berlinale-Besuchen in früheren Jahren Filme gesehen habe, die ich noch schlimmer fand.

Sonstige Kino-Höhepunkte waren dann:

Blaubarts achte Frau

The Circus

Eine Landpartie

Der streunende Hund


Soweit also mein diesmal stark gekürzter Jahresrückblick.


Zum Abschluß noch ein paar Worte zu den einzelnen ED-Kategorien: Hier habe ich zwar auch ein wenig damit begonnen, Listen zusammenzustellen, aber da eben dies im Bewußtsein geschah, daß es einen richtigen ED diesmal wohl nicht geben wird, habe ich mir in den meisten Fällen auch nicht lange den Kopf über Platzierungen zerbrochen, sondern meistens nur überlegt, welcher Film bei mir den Spitzenplatz einnähme. Das Ergebnis sähe in etwa so aus:

BESTE REGIE:

1. Melancholia (natürlich, was sonst)
2. The Tree of Life
3. da bin ich schon unsicher: "Nader und Simin", "Almanya" oder vielleicht doch "Der Gott des Gemetzels"???

BESTES DREHBUCH:

Hier war es gar nicht so einfach, aber letztlich setzte sich auch hier mein Jahresfavorit knapp durch:

1. Melancholia
2. Nader und Simin
3. Midnight in Paris

Beim "Gott des Gemetzels" weiß ich letztlich nicht, inwieweit das Drehbuch sich vom Bühnenstück unterscheidet, deshalb tat ich mich hier auch mit einer Einschätzung schwer...

BESTER HAUPT- UND NEBENDARSTELLER:

Hier wäre ich wohl auch bei einem regulären ED in die Bredouille gekommen, da mir eine Entscheidung sehr schwer gefallen wäre. Daher nur mal kurz: ich fand Christoph Waltz als zynischen Anwalt in "Der Gott des Gemetzels" toll, ich fand Michael Fassbender in "Jane Eyre" ausgezeichnet (aber ist das eine kleine Hauptrolle oder eine große Nebenrolle?), ich war beeindruckt von Peyman Moaadi in "Nader und Simin", und ich war auch noch äußerst angetan von Louis Hofmann in "Tom Sawyer", um nur einige Darsteller zu nennen, die einen guten Eindruck bei mir hinterließen - aber eine Abfolge zu erstellen wäre mir schwer gefallen, und daher hätte ich hier vermutlich ohnehin kein Votum abgegeben, sondern mich auf die Ensemble-Sparte konzentriert.

BESTE HAUPTDARSTELLERIN:

1. Kirsten Dunst für "Melancholia"
Überragend. Und so überraschend, denn ich hatte vorher keine Ahnung, daß Frau Dunst zu einer solchen Leistung in der Lage ist.

2. Charlotte Gainsbourgh, ebenfalls "Melancholia"
3. wäre schon wieder schwierig: Leila Hatami, Jodie Foster, Kate Winslet oder Mia Wasikowska wären hier wohl alle in Frage gekommen.

BESTE SZENE:
wegen meines nicht so tollen Szenengedächtnisses tat ich mich mit der Sparte ohnehin immer schwer, auch hier nur zwei Favoriten:

1. Melancholia: Schlußszene
Überwältigend, insbesondere auch emotional überwältigend, eine Szene, die ganz widersprüchliche Gefühle in mir hervorrief, zermalmend und erlösend

2. Melancholia: Prolog
Filmkunst in höchster Vollendung

Ansonsten hätte ich vermutlich mit Szenen nur aus diesem Film eine Top Ten füllen können...

BESTES ENSEMBLE:
Hier gab es nun so einige vortreffliche Filme, auch durchaus typische Ensemblefilme. Insbesondere wären zu nennen:

1. Nader und Simin (Ensemble-Film par excellense)
2. Der Gott des Gemetzels
3. Melancholia
4. Almanya
5. The Tree of Life (besonders wegen der drei Jungs - so was von natürlich! Aber Brad Pitt ist auch sehr gut)

BESTE KAMERA:

außer Konkurrenz, aber "eigentlich" an der Spitze: A Torinoi Lo

1. The Tree of Life
2. Melancholia

Einen ZELLULOIDVERSCHWENDER habe ich im regulären Kinoprogramm nicht gesehen, der einzige Film, den ich so schlecht fand, daß ich in Versuchung hätte kommen können, war "Vampire" - aber der lief ja nicht im regulären Kinoprogramm, soweit ich weiß.

Mit Der GRÖSSTEN ENTTÄUSCHUNG sieht es ähnlich aus: "Tom Sawyer" war zwar eine Enttäuschung, aber ich war schon mit einer gesunden Prise Skepsis in den Film hineingegangen, und als Katastrophe empfand ich ihn nun auch wieder nicht.
Die wirklich größte Enttäuschung dieses Jahres war für mich DREILEBEN. Es ist mir unbegreiflich, warum es dafür soviel Lob von den professionellen Kritikern gibt. Haben die etwa alle die viel bessere Grenoble-Trilogie von Lucas Belvaux nie gesehen?

So ungefähr hätte also mein kino.ED-Votum ausgesehen!


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100 Lieblingsfilme


Wer mich kennt, kennt auch meinen immer wieder mal anfallartig ausbrechenden Listenwahn, und jetzt hat es mich gerade mal wieder erwischt, so daß ich - zum wiederholten Mal - eine Filme meiner 100 Lieblingsfilme zusammengestellt habe. Diejenigen, die mich schon aus meinen kino.de-Jahren kennen, haben vermutlich schon die eine oder andere meiner früheren Listen zu sehen bekommen und werden auch mit dieser neuesten Version eher wenige Überraschungen erleben, da meine Vorlieben im großen und ganzen zumindest über die Jahre hinweg doch ziemlich stabil sind. Trotzdem hat sich natürlich im Vergleich zur vorigen Version durchaus manches verändert, und wenn es dabei zu einzelnen Überraschungen kommen sollte, habe ich gewiß nichts dagegen. Interessanter ist die Liste sicher für diejenigen, die noch keine frühere Liste von mir gesehen haben.
Nun aber zur Frage: was genau ist letztlich ein Lieblingsfilm? Diese Liste ist nicht die Liste der besten oder bedeutendsten Filme (bzw. der Filme, die ich für die besten oder bedeutendsten halte); obwohl es mit einer Bestenliste sicherlich viele Überschneidungen gäbe, sähe dies insgesamt doch sehr deutlich erkennbar anders aus.
Ich habe für meine Liste Filme ausgewählt, die mir entweder auch bei mehrmaligem Sehen immer wieder gefallen haben (manche haben beim erneuten Sehen sehr gewonnen, so daß dies eher Fälle von Liebe auf den zweiten Blick sind), oder solche, die ich sehr gern noch einmal sehen würde. Dies macht vielleicht den Hauptunterschied zu früheren Listen aus: dort habe ich noch häufiger sehr beeindruckende Filme aufgeführt, die anzusehen aber eine solche Belastung bedeutet, daß ich mich dem nicht noch einmal aussetzen wollte (der Dokumentarfilm "Nacht und Nebel" wäre ein Beispiel dafür). Auch die neue Liste enthält so manchen Film, der alles andere als leichte Kost ist, aber keine guten Filme, die ich nicht noch einmal sehen möchte (war mal ein Diskussionsthema, das ich bei kino.de begonnen habe) mehr.
Die Auswahl zu treffen, war alles andere als einfach. Äußerst schwer etwa fiel es mir, Filmen gerecht zu werden, die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen habe, und mancher ist wohl vor allem aus diesem Grund herausgefallen. Auch die Frage, ob man einen Film im Kino oder im Fernsehen gesehen hat, spielt eine Rolle. "Lawrence von Arabien" habe ich zwar schon mal gesehen, aber nur im Fernsehen, und das bedeutet, daß ich ihn nicht wirklich gesehen habe (und es ist sehr gut möglich, daß er daher auch eine Nennung in meiner Liste letztlich verpaßt hat).
Ansonsten spiegelt die Liste recht deutlich meine Vorliebe für manche Lieblingsregisseure wieder, und es wird wohl auch ein wenig sichtbar, welche Genres mich mehr interessieren und welche weniger. Manches an der fertigen Liste hat mich aber auch selbst überrascht, so etwa der Umstand, daß von allen Dekaden die 70er des vorigen Jahrhunderts zahlenmäßig am stärksten vertreten sind, obwohl ich nach meinem liebsten Filmjahrzehnt gefragt bestimmt nie die 70er genannt hätte. Ab und zu überrascht man sich eben selbst...
Im folgenden habe ich meine 100 Lieblingsfilme zweimal aufgeführt: einmal alphabetisch sortiert, und einmal chronologisch. Eine chronologische Sortierung finde ich auch daher besonders reizvoll, weil dann das Lesen der Liste gleich zum kleinen subjektiven Streifzug durch die Filmgeschichte wird.


Hier nun die aktuelle Liste meiner 100 Lieblingsfilme in alphabetischer Reihenfolge und unter Angabe der jeweiligen Regisseure:


Alexis Sorbas (Michael Cacoyannis)
Alien (Ridley Scott)
Amadeus (Milos Forman)
Die amerikanische Nacht (François Truffaut)
Andrej Rubljow (Andrej Tarkowski)
Ärger im Paradies (Ernst Lubitsch)
Arsen und Spitzenhäubchen (Frank Capra)
Auf Wiedersehen, Kinder (Louis Malle)
Das Auge (Claude Miller)
Eine auswärtige Affäre (Billy Wilder)
Avanti, Avanti (Billy Wilder)
Blaubarts achte Frau (Ernst Lubitsch)
Blue Velvet (David Lynch)
Casablanca (Michael Curtiz)
Charade (Stanley Donen)
Citizen Kane (Orson Welles)
Der Club der toten Dichter (Peter Weir)
Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Luis Buñuel)
Der dritte Mann (Carol Reed)
Einmal wirklich leben (Akira Kurosawa)
Der eiskalte Engel (Jean-Pierre Melville)
Ekel (Roman Polanski)
Der Elefantenmensch (David Lynch)
Eraserhead (David Lynch)
Erbarmungslos (Clint Eastwood)
Es war einmal in Amerika (Sergio Leone)
Die fabelhafte Welt der Amelie (Jean-Pierre Jeunet)
Fahrraddiebe (Vittorio De Sica)
Fanny und Alexander (Ingmar Bergman)
Fellinis Casanova (Federico Fellini)
Das Fenster zum Hof (Alfred Hitchcock)
Die Ferien des Monsieur Hulot (Jacques Tati)
Fight Club (David Fincher)
Gattaca (Andrew Niccol)
Goldrausch (Charles Chaplin)
GoodFellas (Martin Scorsese)
Der große Diktator (Charles Chaplin)
Große Vögel, kleine Vögel (Pier Paolo Pasolini)
Harold und Maude (Hal Ashby)
Hodder rettet die Welt (Henrik Ruben Genz)
I wie Ikarus (Henri Verneuil)
Im Westen nichts Neues (Lewis Milestone)
Immer Ärger mit Harry (Alfred Hitchcock)
Infernal Affairs (Andrew Lau, Alan Mak)
Is’ was, Doc? (Peter Bogdanovich)
Kagemusha (Akira Kurosawa)
King Kong und die weiße Frau (Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack)
Eine Komödie im Mai (Louis Malle)
Der Kontrakt des Zeichners (Peter Greenaway)
Leben! (Zhang Yimou)
Das Leben des Brian (Terry Jones)
Leoparden küßt man nicht (Howard Hawks)
Die letzte Flut (Peter Weir)
Lichter der Großstadt (Charles Chaplin)
Lost Highway (David Lynch)
M (Fritz Lang)
Manhattan (Woody Allen)
Marokko (Josef von Sternberg)
Mein Onkel (Jacques Tati)
Melancholia (Lars von Trier)
Der Mieter (Roman Polanski)
Panzerkreuzer Potemkin (Sergej Eisenstein)
Die Passion der Jungfrau von Orleans (Carl Theodor Dreyer)
Psycho (Alfred Hitchcock)
Ran (Akira Kurosawa)
Rashomon (Akira Kurosawa)
Rio Bravo (Howard Hawks)
Rom, offene Stadt (Roberto Rossellini)
Rosemaries Baby (Roman Polanski)
Die Rückkehr (Andrej Swjaginzew)
Schande (Ingmar Bergman)
Schindlers Liste (Steven Spielberg)
Das Schloß im Spinnwebwald (Akira Kurosawa)
Der schmale Grat (Terrence Malick)
Schreie und Flüstern (Ingmar Bergman)
Das Schweigen (Ingmar Bergman)
Das Schweigen der Lämmer (Jonathan Demme)
Sein oder Nichtsein (Ernst Lubitsch)
Short Cuts (Robert Altman)
Die sieben Samurai (Akira Kurosawa)
So finster die Nacht (Tomas Alfredson)
Solaris (Andrej Tarkowski)
Spiel mir das Lied vom Tod (Sergio Leone)
Die Spur des Falken (John Huston)
Stagecoach (John Ford)
The Straight Story (David Lynch)
Sunset Boulevard (Billy Wilder)
Tod in Venedig (Luchino Visconti)
Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone (Jim Abrahams, David Zucker, Jerry Zucker)
Der unsichtbare Dritte (Alfred Hitchcock)
Die Verachtung (Jean-Luc Godard)
Vertigo (Alfred Hitchcock)
Die Vergessenen (Luis Buñuel)
Viridiana ( Luis Buñuel)
Die Vögel (Alfred Hitchcock)
Wilde Erdbeeren (Ingmar Bergman)
Zeugin der Anklage (Billy Wilder)
Zombie (George A. Romero)
2001 - Odyssee im Weltraum (Stanley Kubrick)
Die zwölf Geschworenen (Sidney Lumet)

Hier noch einmal dasselbe in chronologischer Reihenfolge (wobei ich für die exakte Reihenfolge nicht die Hand ins Feuer legen möchte, und auch bei den Jahreszahlen gibt es teilweise abweichende Angaben, je nachdem, in welches Nachschlagewerk man hineinschaut):


Goldrausch (1925)
Panzerkreuzer Potemkin (1925)
Die Passion der Jungfrau von Orleans (1928)
Im Westen nichts Neues (1930)
Marokko (1930)
Lichter der Großstadt (1931)
M (1931)
Ärger im Paradies (1932)
King Kong und die weiße Frau (1933)
Blaubarts achte Frau (1938)
Leoparden küßt man nicht (1938)
Stagecoach (1939)
Der große Diktator (1940)
Die Spur des Falken (1941)
Citizen Kane (1941)
Sein oder Nichtsein (1942)
Casablanca (1942)
Arsen und Spitzenhäubchen (1944)
Rom, offene Stadt (1945)
Fahrraddiebe (1948)
Eine auswärtige Affäre (1948)
Der dritte Mann (1949)
Sunset Boulevard (1950)
Rashomon (1950)
Die Vergessenen (1950)
Einmal wirklich leben (1952)
Die Ferien des Monsieur Hulot (1953)
Das Fenster zum Hof (1954)
Die sieben Samurai (1954)
Immer Ärger mit Harry (1955)
Das Schloß im Spinnwebwald (1957)
Wilde Erdbeeren (1957)
Zeugin der Anklage (1957)
Die zwölf Geschworenen (1957)
Mein Onkel (1958)
Vertigo (1985)
Rio Bravo (1959)
Der unsichtbare Dritte (1959)
Psycho (1960)
Viridiana (1961)
Die Verachtung (1963)
Charade (1963)
Die Vögel (1963)
Das Schweigen (1963)
Alexis Sorbas (1964)
Ekel (1965)
Große Vögel, kleine Vögel (1966)
Andrej Rubljow (1966)
Der eiskalte Engel (1967)
Schande (1968)
Rosemaries Baby (1968)
2001 - Odyssee im Weltraum (1968)
Spiel mir das Lied vom Tod (1968)
Harold und Maude (1971)
Is’ was, Doc? (1971)
Tod in Venedig (1971)
Avanti, Avanti (1972)
Solaris (1972)
Der diskrete Charme der Bourgeoisie (1972)
Schreie und Flüstern (1972)
Die amerikanische Nacht (1973)
Der Mieter (1976)
Fellinis Casanova (1976)
Eraserhead (1977)
Die letzte Flut (1977)
Zombie (1978)
Manhattan (1979)
Das Leben des Brian (1979)
I wie Ikarus (1979)
Alien (1979)
Der Elefantenmensch (1980)
Kagemusha (1980)
Der Kontrakt des Zeichners (1982)
Fanny und Alexander (1982)
Das Auge (1983)
Amadeus (1984)
Es war einmal in Amerika (1984)
Ran (1985)
Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone (1986)
Blue Velvet (1986)
Auf Wiedersehen, Kinder (1987)
Der Club der toten Dichter (1989)
Eine Komödie im Mai (1990)
GoodFellas (1990)
Das Schweigen der Lämmer (1991)
Erbarmungslos (1992)
Short Cuts (1993)
Schindlers Liste (1993)
Leben! (1994)
Lost Highway (1997)
Gattaca (1997)
Der schmale Grat (1998)
The Straight Story (1999)
Fight Club (1999)
Die fabelhafte Welt der Amelie (2001)
Infernal Affairs (2002)
Hodder rettet die Welt (2003)
Die Rückkehr (2003)
So finster die Nacht (2008)
Melancholia (2011)


Kommentare sind willkommen...


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Regisseure - verehrt, geschätzt oder ungeliebt


Ich hatte ja schon in meiner Begrüßungsrede angekündigt (angedroht?), hier ab und zu Listen hineinzustellen, und nun habe ich eine recht umfassende Liste von Regisseuren zusammengestellt, die ich in verschiedenen Kategorien zusammengefaßt habe, in denen sich meine unterschiedliche Wertschätzung widerspiegelt.

Natürlich ist so eine Auflistung nicht in Stein gemeißelt, sondern nur eine Momentaufnahme. Zum einen kann sich die Einschätzung eines Regisseurs stark verändern, wenn man, womöglich noch innerhalb kurzer Zeit, einen oder mehrere Filme, die einem zuvor noch nicht bekannt waren, zu sehen bekommt - ein Meisterwerk, das einem die Augen übergehen läßt, kann dazu führen, daß man auf einmal das Gesamtwerk eines zuvor wenig beachteten Regisseurs mit viel größerem Interesse betrachtet, es kann aber ebenso passieren, daß ein Lieblingsregisseur seinen Status verliert, sei es, weil man plötzlich mehrere mißglückte Filme in Folge entdecken muß oder weil man über einen Film stolpert, der einen so schlimmen Eindruck hinterläßt, daß man seinen Schöpfer nicht mehr länger als Lieblingsregisseur bezeichnen kann. Aber auch beim Wiedersehen schon bekannter Filme können sich beträchtliche Veränderungen der persönlichen Wertschätzung ergeben. All dies sind Gründe, warum aus einem zunächst wenig geliebten Regisseur im Laufe der Jahre doch ein sehr geschätzter werden kann, oder eben umgekehrt.
Daher habe ich auch bei allen Regisseuren angegeben, wie viele ihrer Filme ich überhaupt kenne, wobei diese Zahl die Anzahl der "abendfüllenden" Kinofilme angibt. In manchen Fällen steht dahinter noch eine Zahl in eckigen Klammern, das ist dann der Fall, wenn ich außerdem noch Fernsehfilme oder Kurzfilme kenne oder auch solche, die ein Regisseur nicht allein inszeniert hat, aber daran beteiligt war. Dabei kann ich nicht ausschließen, mich das ein oder andere Mal verzählt zu haben, aber die meisten Zahlen sollten stimmen. Klar ist natürlich: je mehr Filme ich kenne, desto sicherer bin ich mir bei meiner Einschätzung, während die Einordnung eines Regisseurs, von dem ich nur vier Filme kenne, sich gravierend ändern könnte, wenn ich mal den fünften sehe und der besonders gut oder besonders schlecht ist. Daher habe ich auch in der Regel nur Regisseure aufgeführt, von denen ich mindestens vier Filme gesehen habe. Nur in der Sparte der ungeliebten Regisseure habe ich Ausnahmen gemacht (was auch damit zusammenhängt, daß ich bei Regisseuren, die mir nicht liegen, natürlich auch weniger motiviert bin, nun Dutzende von ihren Filmen zu sehen...), im Fall von Mel Gibson etwa reichten mir drei Filme aus, um mich davon zu überzeugen, daß er eine Schmalzbirne ist.

Soviel im allgemeinen, nun noch ein paar Worte zu den einzelnen Kategorien:

Was Lieblingsregisseure sind, ist eigentlich klar: jene Regisseure, die mich mit mindestens einem, meistens aber mehreren Filmen elektrisiert haben, die mich durch ihren Stil besonders ansprechen, und die mich nur selten (oder vielleicht sogar gar nicht) enttäuscht haben. Natürlich gestehe ich auch einem Lieblingsregisseur zu, daß ihm ein Film mal danebengeht, in gewisser Weise ist dies sogar ein weiteres Kriterium für Lieblingsregisseure: daß sie (mich) sogar dann noch faszinieren, wenn ein Film mißlungen ist. Dabei unterscheide ich noch zwischen dem engsten Favoritenkreis und jenem meiner Lieblingsregisseure im etwas weiteren Sinn.

Geschätzte und sehr geschätzte Regisseure sind wiederum solche, deren Gesamtwerk, soweit es mir bekannt ist, mich durchaus anspricht, die ich aber nicht zu meinen Lieblingsregisseuren rechnen möchte, weil entweder der Überflieger in ihrem Werk fehlt, oder weil sie doch zu viele Filme gedreht haben, die ich "nur" gut oder vielleicht sogar eher schwach fand, um sie noch mit Überzeugung zu meinen Favoriten rechnen zu können. Dabei sind diese Kategorien nicht wirklich scharf voneinander abgegrenzt, und ich habe die Einordnung auch eher intuitiv vorgenommen.

In der Gruppe der Regisseure, für die ich "lauwarme Empfindungen" habe, sind verschiedene zusammengefaßt: zum einen Regisseure, die ich zwar als große Meister anerkenne und deren Werk mir entsprechenden Respekt abnötigt, bei denen der Funke aber bisher nicht oder zu selten übergesprungen ist, als daß ich sie wirklich zu den "geschätzten" Regisseuren rechnen wollte. In solchen Fällen fehlt mitunter nicht viel zum geschätzten Regisseur (so daß unter Umständen schon ein Film für eine Veränderung sorgen könnte). Andererseits habe ich hier auch Regisseure aufgeführt, mit denen ich etwas zwiespältige Erfahrungen gemacht habe, die mich in Einzelfällen vielleicht sogar verstimmt haben, die ich aber doch nicht zu den "Problemfällen" bzw. ungeliebten Regisseuren rechnen wollte.

Bei den Haßlieben dagegen führe ich Regisseure auf, bei denen meine Erfahrungen noch viel zwiespältiger sind als bei der vorigen Gruppe. Jeder der in dieser Gruppe genannten Regisseure hat mindestens einen Film gedreht, den ich großartig finde, manchmal auch mehrere, doch sie alle haben eben auch Filme gedreht, die bei mir sehr zwiespältige Eindrücke hinterlassen haben, und einige von ihnen sind sogar die Schöpfer von Filmen, die ich regelrecht verabscheue.

Die ungeliebten Regisseure hingegen haben mein Filmherz höchstens einmal oder auch überhaupt noch nie erreicht, mich dafür aber so manches Mal angeödet, ratlos oder ausgesprochen verärgert zurückgelassen. Naturgemäß kenne ich von diesen Regisseuren vergleichsweise wenige Werke. Dies bedeutet aber auch, daß hier noch nicht alle Hoffnung verloren ist: vor zehn Jahren hätte ich wohl auch Godard und Scorsese zu den ungeliebten Regisseuren gerechnet, während es Godard mittlerweile immerhin in den Kreis der Haßlieben geschafft hat - Scorsese dagegen ist im letzten Jahrzehnt so gewaltig in meiner Gunst gestiegen, daß ich ihn mittlerweile sogar zu den sehr geschätzten Regisseuren zähle. Insofern bedeutet eine Nennung in dieser Kategorie noch nicht zwangsläufig die Verbannung eines Regisseurs in die Hölle, es könnte auch das Fegefeuer sein...

Soviel vorneweg, nun die eigentliche Liste: (die unsortierte Reihenfolge hat nicht viel zu bedeuten, in den meisten Kategorien sind die Regisseure mir in dieser Reihenfolge eingefallen)

LIEBLINGSREGISSEURE:

im engeren Sinne:

Alfred Hitchcock (36)
Akira Kurosawa (19)
David Lynch (10 [+"Twin Peaks"]
Ingmar Bergman (17 [19])
Billy Wilder (17)
Roman Polanski (16)
Jacques Tati* (5)
Charles Chaplin* (10)
Luis Bunuel (14 [15])
Ernst Lubitsch (11)

*Chaplin und Tati haben ihre gehobene Stellung auch ihren Qualitäten als ihre eigenen Hauptdarsteller zu verdanken

im weiteren Sinne:

Woody Allen (18)
Sidney Lumet (11)
Peter Weir (10)
Sergio Leone (6)
Howard Hawks (8 [9])

SEHR GESCHÄTZTE REGISSEURE:

Clint Eastwood (10)
Federico Fellini (14)
Louis Malle (11 [12])
Francois Truffaut (13 [15])
Orson Welles (6)
David Cronenberg (5)
John Huston (6 [7])
Jonathan Demme (5)
Martin Scorsese (15)
David Lean (8)
Michael Curtiz (4)
Stanley Donen (4 [5])
Hal Ashby (4)
Terrence Malick (5)

GESCHÄTZTE REGISSEURE:

John Ford (6)
Francis Ford Coppola (6)
Milos Forman (5)
Zhang Yimou (6)
Yasujiro Ozu (4)
Robert Altman (7)
Russ Meyer (6)
Roberto Rossellini (5)
Ang Lee (7)
Anthony Mann (5)
William Wyler (5)
Wolfgang Staudte (4)
Fritz Lang (9)
Pier Paolo Pasolini (6)
Luchino Visconti (6)
Robert Bresson (4)
Terry Gilliam (4 [6])
James Cameron (6)
Blake Edwards (11)
Tim Burton (9)
Carl Theodor Dreyer (5)
Claude Chabrol (9)
Hayao Miyazaki (5)
George Cukor (5)
Takeshi Kitano (4)

LAUWARME EMPFINDUNGEN:

Jean Renoir (6)
Joel und Ethan Coen (4)
Sam Peckinpah (6)
Michael Mann (4)
Robert Zemeckis (5)
Pedro Almodovar (4)
John Carpenter (6)
Brian de Palma (6)

HASSLIEBEN:

Bernardo Bertolucci (6)
Steven Spielberg (18)
Stanley Kubrick (11)
Andrej Tarkowski (7)
Michael Haneke (4)
Ridley Scott (8)
Peter Greenaway (4)
Jean-Luc Godard (11)
Sergej Eisenstein (4)
Werner Herzog (5)
George Lucas (6)
Rainer Werner Fassbinder (5 [7])
David Fincher (7)

UNGELIEBTE REGISSEURE:

Quentin Tarantino (4,3*)
Oliver Stone (5)
Michelangelo Antonioni (4)
Wim Wenders (4)
Mel Gibson (3)
M. Night Shyamalan (4)
Park Chan-wok (3)

*den abgebrochenen "Death Proof" habe ich zu ungefähr 30% gesehen, daher 4,3 Filme, wobei "Kill Bill" als ein Film gezählt ist




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