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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0



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FANG SHIH YU YU HU HUI CHIEN (Chang Cheh/HK 1976)


Zitat entfällt.

Fang Shih Yu Yu Hu Hui Chien (Shaolin - Die Rache mit der Todeshand) ~ HK 1976
Directed By: Chang Cheh

Die von Norden her eindringenden Mandschuren, unter ihnen der berüchtige Wu-Tang Clan, machen zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine ganze Provinz unsicher. Die beiden in Shaolin-Kung-Fu-Techniken bewanderten Brüder Shi Yu (Alexander Fu Sheng) und Xia Yu (Tang Yen Tsan) sowie der von Shi Yu ausgebildete Kämpfer Hui Quan Hu (Chi Kuan Chun) haben allesamt private Rechnungen mit den Wu-Tangs offen. Jeder aus dem Trio hat durch die Rücksichtslosigkeiten der Bösewichte mindestens einen Elternteil verloren. Nachdem die ersten Schergen, wie der böse Lao Lu Hei (Lung Fei), bereits in Einzelduellen abserviert werden konnten, kommt es zu einer gewaltigen Schlacht, im Zuge derer die drei Freunde gegen eine riesige Übermacht anzutreten haben.

Shaw Bros. go queer: Um die Entstehungszeit von "Fang Shih Yu Yu Hu Hui Chien" waren die Erzählmuster der Shaw-Eastern längst etabliert, dutzendfach erprobt und perfektioniert worden. Für Chang Cheh eine Gelegenheit, seine Rachegeschichte um wüste Unholde und gestählte Nachwuchskämpfer ein wenig zu variieren: Der Film setzt mit dem Showdown ein und zeigt die origins und Motivlagen der drei Helden in episodischer Rückblendenform nebst einiger schicker Rotblenden, die man aber bereits von Cheh kennt. Besonders die matriarchalische (!) Schmiedekunst um den bereits ins Mystische abgleitenden, superheldenartigen Shi Yu, dessen späteres Markenzeichen ein stets eilig wedelnder Fächer ist (wie Alexander Fu Sheng überhaupt ein recht offensives Spiel um die offen homoerotischen Tendenzen seiner Figur zum Besten gibt), präsentiert sich spektakulär - er muss sich von seinem Bruder über Wochen blutig peitschen lassen und danach in einem Fass mit sengender Brühe niederlassen, um schließlich unverwundbar zu werden wie weiland der in Drachenblut gebadete Siegfried. Freilich hat auch Shi Yu eine letzte verwundbare Stelle: den After. Als der abtrünnige Mönch Pai Mei (Lou Chen Hui) davon Wind bekommt, setzt er seine Lanze zum tödlichen Stoß an. Die blutige anale Entjungferung ist zugleich Shi Yus Ende, wie auch die beiden anderen Helden im Angesicht der einfach zu großen Übermacht fallen müssen.

8/10

Chang Cheh Shaw Bros. China Shaolin Martial Arts Brüder Rache


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LONG HU DOU (Wang Yu/HK 1970)


Zitat entfällt.

Long Hu Dou (Wang Yu - Sein Schlag war tödlich) ~ HK 1970
Directed By: Wang Yu

Der hundsföttische Ganove Diao Erh-ye (Chao Hsiung) lässt sich etwas Besonderes einfallen, um die Kontrolle über eine chinesische Kleinstadt zu übernehmen: Erst erledigt er mithilfe dreier japanischer Schergen (u.a. Lo Lieh) das vornehmlichste Hindernis, nämlich den Kung-Fu-Lehrer Li (Fang Mieng) und dessen Schülerschaft und eröffnet danach ein Spielcasino, in dem die vergnügungssüchtigen Bürger gepflegt zur Kasse gebeten werden. Doch die Attacke auf Meister Lis Schule hat jemand - wenn auch schwer verletzt - überlebt: Wang Yu (Wang Yu). Um mit den Karate-Techniken der Japaner mithalten zu können, trainiert Wang Yu verbissen und verwandelt seine Hände in schmerzunempfindliche Todeswaffen. Danach tilgt er die böse Brut in einer beispiellosen Racheaktion vom Planeten.

Das macht Freude, das bringt Spaß: Wenngleich "Long Hu Dou" den imposanten Ruf bekleidet, einer der ersten wirklich bedrohlichen, fernöstlichen Feinde bundesdeutscher Zensur geworden zu sein, sind seine moralische Geisteshaltung und vor allem deren Veräußerung in etwa mit denen eines Vierjährigen zu vergleichen. Es gibt die Guten und die Bösen, die sich durch entsprechendes Gebahren eindeutig voneinander unterscheiden und mehr braucht es auch gar nicht. Der Rest manifestiert sich in inflationärem, stets schön zu betrachtendem Gekloppe, das hier und da zwar nicht mit grellrotem Kunstblut geizt, ganz besonders gut jedoch veranschaulicht, über welche Kindergeburtstagsfeiern sich früher noch hocherrötend ereifert werden musste. Schön auch zu verfolgen, wie Wang Yu im deutschen Sprachraum als Markenname vom Schlage Bruce Lees etabliert werden sollte: Er erscheint im Titel, nimmt Regie und Protagonisteninterpretation für sich in Anspruch und behält der Einfachheit halber in der (alten) deutschen Synchronfassung gleich noch seinen Namen. Wie so häufig im Falle der alten Shaw-Prügel sollte diese sich nicht gemisst finden: Elmar Wepper, Christian Marschall, Hartmut Neugebauer - das sind Stimmen, deren Wandel auf dem schmalen Grat zwischen höchster Eleganz und veritablem Schmier noch heute immens verzücken!
Falls es (außer mir) wen interessiert: ich habe mir wegen des hier in vielerlei Hinsicht erfahrenen Spaßfaktors übrigens vorgenommen, im Laufe der nächsten Wochen viel mehr classic martial arts aufzufrischen und neu zu entdecken. Mal sehen, wie lange ich durchhalte...

8/10

Wang Yu Shaw Bros. China Duell Rache


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KILL BILL (Quentin Tarantino/USA 2003/04)


"That woman deserves her revenge and we deserve to die."

Kill Bill ~ USA 2003/04
Directed By: Quentin Tarantino

Beatrix Kiddo (Uma Thurman) gehörte einst der "Deadly Viper Assassination Squad" an, einer sechsköpfigen Gruppe von in fernöstlichen Tötungskünsten ausgebildeten Profikillern. Dieser steht Bill (David Carradine) vor, ein alternder, zynischer Amerikaner, der mit Beatrix eine Liaison pflegte bis zu dem Tag, als sie sich zum Ausstieg entschloss. Schwanger von Bill wollte sie ihrer Tochter ein Leben abseits ihres einstigen Milieus ermöglichen und suchte sich unter neuem Namen Tommy Plympton (Chris Nelson), einen Plattenladenbesitzer aus El Paso, als künftigen Ehemann und Ziehvater des Kindes aus. Der rachsüchtige Bill bekommt jedoch Wind von Beatrix' Plänen und überfällt sie mit dem Rest der Truppe bereits bei der Hochzeitsprobe. Vermeintlich tot und um das Leben des Babys gebracht verbringt Beatrix vier Jahre im Koma, während derer sie ein schmieriger Krankenpfleger (Michael Bowen) als willenloses Vergewaltigungsopfer feilbietet. Infolge eines Mückenstichs erwacht Beatrix nach dieser langen Zeit und begibt sich auf einen beispiellosen Rachefeldzug, an dessenen Ende sich Berge von von Leichen auftürmen und sie ihre kleine Tochter (Perla Haney-Jardine) doch noch in die Arme schließen kann.

Ich mag es ja. ohnehin Zusammengehöriges in einem Guss zu betrachten und soweit als möglich auch wahrzunehmen und zu bewerten. Im Falle "Kill Bill", der im Abstand von sechs Monaten in zwei Teilen mit den Untertiteln "Vol. 1" und "Vol. 2" ins Kino kam, erscheint mir diese Art der Rezeption als probat. Zwar scheinen die meisten Zeitgenossen nur allzu gern auf die Divergenz der beiden Segmente zu pochen, mich interessiert dies jedoch bestenfalls geringfügig. Sicherlich gibt es offenkundige Einzelheiten, die jedem der beiden volumes halbwegs eindeutig zuzurechnen sind: Der erste Film liebäugelt noch sehr viel mehr als der zweite mit ostasiatischen "traditionals": Zu Beginn kommt das altehrwürdige ShawScope-Logo, eines der Kapitel ist als Anime gestaltet, Sonny Chiba und Gordon Liu treten auf, es geht nach Japan und gegen eine Yakuza-Chefin (Lucy Liu) , die vormals zur Viper Squad gehörte. Fontänen von Blut und herumfliegenden Extremitäten im üblich gnadenlos überzeichneten Finale gemahnen an Vertraut-Klassisches wie die "One Armed Swordsman"-Reihe oder die "Kozure-Ôkami"- und "Goyôkiba"-Serials. Der zweite Film beinhaltet dann noch einen Rückblick, in dem Beatrix, die erst hierin ihren wahren Namen zurückerhält und vormals lediglich als "The Bride" firmierte, ihre kämpferische Ausbildung bei dem höhnisch-arroganten Meister Pai Mei (Gordon Liu in einem Zweitauftritt) begeht. Ansonsten führt sie ihr Weg nach Texas und Mexiko, wo sie den übrigen Schergen Bills begegnet, darunter seinem jüngeren Bruder Budd (Michael Madsen), dessen ehrloser Verzicht auf kämpferische Tradition sie am Dichtesten an die Schwelle des Heldinnen-Todes trägt. Sie wird lebendig begraben, kann sich jedoch durch eine von Pai Meis Techniken befreien. Eine weitere verleiht ihr zugleich die elementarste Handhabe, selbst mit dem Oberboss Bill fertig zu werden, der sich am Ende und recht zufrieden mit dem Verlauf der Ereignisse seinem Schicksal stellt.
Selbstredend kann "der eine" nicht ohne "den anderen" Film bestehen und es wird niemand ernstlich behaupten können, sich mit der Beschau des zuerst aufgeführten Teils, also unter Verzicht auf den inhaltlich komplexeren und wesentlich emotionaleren zweiten Film, zufrieden geben zu wollen. Tatsächlich haben beide ihre spezifischen, besonderen Vorzüge und decken im Prinzip das gesamte Spektrum tarantino'scher Interessen ab. Vol. 1 bietet subsummiert karnevalesken, von einem Maximum an Referenzen getragenen, knallbunten Intentionstrash, Vol. 2 legt dann mehr Wert auf leise Töne, zärtliche Tragik und jenes bisschen an Vulgärpsychologie, zu dem Tarantino eben fähig ist. Dem umfassenden Erlebnis der "ganzen, blutigen Affäre" trägt man allerdings einzig mit bedingungsloser Nahtlosigkeit adäquat Rechnung. Vier Stunden sollten sich dann auch hinreichend planungsaffin ausnehmen.

9/10

Quentin Tarantino Hommage Martial Arts Texas Profikiller Japan Okinawa Tokio Rache Splatter Mexiko


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ONNA HISSATSU KEN (Kazuhiko Yamaguchi/J 1974)


Zitat entfällt.

Onna Hissatsu Ken (Die Karate-Tiger) ~ J 1974
Directed By: Kazuhiko Yamaguchi

In Hong Kong erfährt die Karate-Meisterin Koryu (Etsuko Shihomi), dass ihr verschwundener Bruder Mansei (Hiroshi Miyauchi) als Undercover-Agent für die Polizei gearbeitet hat. Koryu verfolgt Manseis Spur in übelste Rauschgifthändler-Kreise und stößt auf den Unterwelt-Boss Kakuzaki (Bin Amatsu), der sich Weltklasse-Kämpfer aller Couleur wie einen Privatzoo hält. An diesem muss Koryu erst vorbei, um sich zu Mansei, der in Kazuakis Verlies als gezüchtetes Heroinwrack dahinvegetiert, durchzuschlagen. Behilflich ist ihr dabei unter anderem der Shaolin-Meister Hibiki (Sonny Chiba).

Japanischer Karate-Irrsinn vom Feinsten, mitsamt 180-Grad-Kopfesverdrehung und herausquellendem Gedärm im Finale. Vorher schleppt sich "Onna Hissatsu Ken" hier und da etwas träge über die Runden, schließlich will ein Sinn erst installiert sein. Es gibt natürlich einstweilen auch viel zu lachen, wenn all die Superkämpfer vorgestellt werden, die da gegeneinander antreten - zum einen die zynischen, lichtscheuen Yakuza-Killer mit ihren duften Outfits und Spezialwaffen, zum anderen die Tempel-Schüler, die unter der Swastika des Glücks Nächstenliebe gepredigt bekommen und dass man nur kämpfen darf, um sich zu verteidigen (dann aber richtig, nämlich "wie ein Tiger"). Dass alles ist gerade so verrückt wie japanischer Sleaze der Mittsiebziger es eben zu sein hat und bereitet dementsprechend Vergnügen. Der zu englisch auch als "Sister Street Fighter" bekannte, und sich damit an die Chiba-Filme anlehnende Knaller hält zwar mit selbigen nicht ganz Schritt, langt aber immer noch ordentlich hin und, das Wichtigste, lässt die schwitzende, sich abrackernde Protagonistin als eine erscheinen, die es ernst meint.

6/10

Kazuhiko Yamaguchi Hong Kong Yakuza Martial Arts Japan Sleaze


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SHAO LIN SAN SHI LIU FANG (Chia Liang Liu/HK 1978)


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Shao Lin San Shi Liu Fang (Die 36 Kammern der Shaolin) ~ HK 1978
Directed By: Chia Liang Liu

Der in Kanton herrschende Mandschuren-Despot Tien Ta (Lo Lieh) knechtet das Volk nach persönlichem Gutdünken und erstickt jede Rebellion schon im Keim. Zu seinen Opfern zählt auch die Familie des Studenten San Te (Gordon Liu), der zu einem abgelegenen Shaolin-Kloster aufbricht, um dort die Kunst des Kung Fu zu erlernen und die erworbenen Kenntnisse in seiner Heimat weiterzugeben. Mithilfe einer solch schlagkräftigen Truppe plant er, Tien Ta zu entmachten. Zunächst jedoch muss San Te selbst die weisen Lehren Buddhas begreifen und sich zahlreichen Prüfungen stellen. Nach einigen Jahren und zum Ende seiner Ausbildung bricht er dann wieder heimwärts auf, um seine selbstauferlegte Mission zu verwirklichen.

Disziplin noch und nöcher - ist schon toll, wenn man solchen Ehrgeiz bemühen, Verzicht üben und sich zu einer drahtigen Kampfmaschine mit perfekter Technik stählen kann. Hat jeder meinen Segen, der sich das antun will, auch und vor allem Gordon Liu, der sich mit dem nötigen Charisma durch diesen "Ausbildungsfilm" wurschtelt. Einige der abzulegenen Exerzizien machen einen schon beim bloßen Zuschauen mürbe, so dass man ganz froh ist, fett und faul auf der Couch liegen und Pils trinken zu können, derweil andere sich abrackern auf der Suche nach wahrer Erleuchtung. Auch wenn der ganz bestimmt gut gemeinte philosophische Überbau des Films, von dem immer geringer werdenden Rache-Motiv einmal abgesehen, mich nicht kratzte, muss ich Chia Liang Lu doch zugestehen, einen mustergültigen Job gemacht zu haben. "Shao Lin San Shi Liu Fang" enthält sich unnötiger Albernheiten und verfolgt straight seinen Kurs, in netten Kulissen, mit schönen Kostümen und Leuten, die ihr Handwerk in jeder Hinsicht verstehen.

8/10

Chia Liang Liu Martial Arts Shaw Bros. Shaolin period piece


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TIE HOU ZI (Chen Kuan-Tai/HK, TW 1977)


Zitat entfällt.

Tie Hou Zi (Die Schule des Shaolin) ~ HK/TW 1977
Directed By: Kuan-Tai Chen

Nachdem sein unter dem Verdacht, ein Rebellenanführer zu sein stehender Vater (Chi Ma) nebst der gesamten übrigen Familie von dem regierenden, bösen Prinzen Ching (Kuan-Chun Chi) gefangen genommen und exekutiert wird, schwört der Älteste (Kuan-Tai Chen) blutige Rache. Er lässt sich in einem buddhistischen Kloster von Shaolin-Mönchen in der Kunst des Kampfes unterweisen und perfektioniert schließlich den gefürchteten "Stil der Affenfaust". Jener Stil gilt als unbesiegbar, es sei denn durch einen Gegner, der den "Stil der Adlerkralle" beherrscht. Fertig ausgebildet, lässt der sich mittlerweile stolz "Eiserner Affe" nennende, junge Mann scheinbar von der Leibgarde des Prinzen Ching anheuern und wartet auf den Tag, an dem es all seinen Feinden heimzahlen kann - nicht ahnend, dass Prinz Ching ein Experte der "Adlerkrallen"-Technik ist...

Dieser so weit ich das übersehen kann, recht ordentlich beleumundete Eastern präsentiert den bis heute aktiven Chinesen Kuan-Tai Chen in Personalunion als Regisseur und Hauptdarsteller. Mit gediegener Choreographie und nicht allzu blutiger Visualisierung erfreut "Tie Hou Zi" vor allem durch den gänzlichen Verzicht auf humorige Zwischenspiele. Dadurch bezieht er eine staubtrockene Ernsthaftigkeit, die ihn auch für mich als eher vereinzelten Besucher des ostsiatischen Kinos sehenswert machen. Es steht komplett die lange Rache-Geschichte des Eisernen Affen im Zentrum, der selbst recht rücksichtslose Wege wählt, um sein Ziel zu verwirklichen (zwischenzeitlich lässt er sich tatsächlich als Auftragsmörder von seinen Feinden instrumentalisieren, um seine Tarnung nicht zu gefährden), dafür am Ende jedoch mit einem Mönchsgelübde geradesteht.
Die sich durchaus ernst nehmende Synchronisation stammt aus dem "renommierten" Münchener Studio Uwe Schiers, der speziell zu dieser Arbeit wohl eine besondere Beziehung gehabt haben soll. Zu hören sind darin Ivar Combrinck, Michael Brennicke, Gernot Duda, Rüdiger Bahr und natürlich Christian Marschall - allesamt Namen, die jedes Synchro-Enthusiasten-Herz hüpfen lassen sollten.

7/10

Chen Kuan-Tai Martial Arts Rache Shaolin Schule Duell


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LUNG JI YAN CHE (Corey Yuen/HK, J 1982)


Zitat entfällt.

Lung Ji Yan Che (Ninja Kommando) ~ HK/J 1982
Directed By: Corey Yuen

Der abtrünnige Ninja-Kämpfer Jin-wu (Hiroyuki Sanada) will den Tod seines Vaters rächen und reist zu diesem Zwecke nach China, wo er den Schuldigen in Person des Eremiten Lee (Hiroshi Tanaka) vermutet. Dieser wird jedoch von seinem Neffen Jay (Conan Lee), einem wahren Kung-Fu-Ass, beschützt. Nachdem Jin-wu und Jay die Wahrheit übereinander erfahren und ihre Differenzen beigelegt haben, müssen sie gemeinsam mit einem bösen Magier (Jang Lee Hwang) fertig werden...

Viel Artistik und Choreographie hat es in diesem eher leicht lasierten Martial-Arts-Spektakel, das einen der ersten Filme von Corey Yuen darstellt. Viel von ihrem Reiz bezieht die geschichte aus der Konfrontation der chinesischen mit der japanischen Kultur, die zugleich ein Aufeinanderprallen der filmischen Differenzen beinhaltet. Conan Lee und noch mehr sein duller Kumpel Charlie (Po Tai) repräsentieren gewissermaßen das junge, neue Hong-Kong-Kino, in dem neben erhöhter Rasanz auch Slapstick und infantile Gags zum Räderwerk gehören, während Hiroyuki Sanada den Bierernst japanischer Ehrenkodexe herauskehrt und für die unweicheren Momente des Films zuständig ist. Der umfangreiche Showdown kombiniert dann in einer großen Zirkusvorstellung beide Komponenten und lässt sie über einen an sich übermächtigen Hexer triumphieren. Darin liegt natürlich auch ein gerüttelt' Maß Völkerverständigung.
Manch einer wird sich vielleicht erinnern: Im frühen, noch nicht gänzlich von der Godfrey-Ho-Maschinerie okkupierten Ninja-Subgenre bildete "Lung Ji Yan Che" vor allem für jüngere bundesdeutsche Zuschauer eine willkommene Abwechslung, denn er war, im Gegensatz etwa zu den Filmen der Cannon, bereits für Jugendliche ab 16 freigegeben und stand deswegen oft einsam und verlassen in den Familienvideotheken herum. Die deutsche, von Arne Elsholtz gescriptete Synchronfassung lässt sich in diesem Zusammenhang allerdings gut an, unterstreicht sie doch nochmals den fixen Irrsinn des Dargebotenen.

7/10

Corey Yuen China Japan Ninja Rache martial arts


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PRAY FOR DEATH (Gordon Hessler/USA 1985)


"What we need now is a black ninja!"

Pray For Death (Die 1000 Augen der Ninja) ~ USA 1985
Directed By: Gordon Hessler

Von seiner Frau Aiko (Donna Kei Benz) überredet, emigriert der Japaner Akira Saito (Shô Kosugi) mit ihr und den zwei Kindern (Kane Kosugi, Shane Kosugi) in die USA, um dort eine neue Existenz zu gründen. Dummerweise geraten die Saitos mitten in einen Konflikt zwischen dem Gangstersyndikat des Mr. Newman (Michael Constantine) und einem korrupten Cop (Matthew Faison). Für Newmans sadistischen Killer Limehouse Willie (James Booth) die Chance, es "den verdammten Schlitzaugen mal richtig zu zeigen". Nachdem Limehouse die Saitos mehrfach attackiert und Aiko trotz diverser Hilferufe seitens Akiras schließlich ermordet, besinnt sich der wütende Witwer auf seine spirituellen Wurzeln. Ein gnadenloser Rachefeldzug ist die blutige Folge.

Nach der Beendigung der "Ninja"-Trilogie für die Cannon versuchte Shô Kosugi, seine Martial-Arts-Fertigkeiten auch unter anderer Produktionsägide zum Erblühen zu bringen. Zumindest der erfahrene B-Regisseur Gordon Hessler vermochte Kosugi mit "Pray For Death" und dem nachfolgenden "Rage Of Honor" zwei den Cannon-Ninjas annähernd gleichwertige Kracher zu bescheren, wobei insbesondere der vorliegende Film hervorzuheben ist. "Pray For Death" steht Kosugis "Meisterwerk" "Revenge Of The Ninja" kaum nach. Erneut stellt die Geschichte zunächst die Hauptanforderung an mündige Erwachsene, sich der Intellektualität und Moralkonzeption eines Dreijährigen zu stellen, diesmal aus der entfesselten Feder James Booth' stammend, der speziell dem von ihm selbst verkörperten, diabolischen Bösewicht einige Extra-Fisimatenten auf das runzlige Kerbholz geschrieben hat.
Leider war ich einmal häufiger auf die alte deutsche VHS angewiesen, die nicht nur gecroppt aufgespielt ist, sondern selbst gegenüber der bereits zensierten US-R-Rated-Fassung nochmal Federn lassen musste. Immer noch einer meiner größten Veröffentlichungswünsche, dass da hierzulande (die Synchronfassung brauche ich aus nostalgischen Gründen unbedingt, sonst hätte ich zumindest die US-DVD) endlich mal was Ordentliches kommt. Bringen doch sonst auch jeden Driss für teuer Geld.

7/10

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TIAN XIA DI YI QUAN (Cheng Chang Ho/HK 1972)


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Tian Xia Di Yi Quan (Zhao - Der Unbesiegbare) ~ Hong Kong 1972
Directed By: Cheng Chang Ho

Der Boxkämpfer Chi-Hao Chao (Lo Lieh) soll als Repräsentant der Kampfsportschule des Meisters Hsin-Pei Sun (Mien Fang Mien) an einem Turnier teilnehmen, dessen Sieger vor allem für das Renommee seiner jeweiligen Schule von enormem Wert ist. Zunächst wird Chi-Hao auf Herz und Nieren geprüft, erweist sich dann jedoch als einzig wahrer Vertreter für Hsin-Pei, ganz zum Leidwesen von Chi-Haos eifersüchtigem Konkurrenten Han-Lung (James Nam), der Chi-Hao an die Erzgegner aus der Schule des rücksichtslosen Tung-Shun Meng (Tien Feng) verrät. Man überfällt Chi-Hao, bricht ihm seine Finger und Hände. Dennoch rappelt der zunächst Verzweifelte sich wieder hoch und lernt autodidaktisch die Technik der "Eisernen Faust", die ihn praktisch unbesiegbar macht.

"Tian Xia Di Yi Quan" war einer der ersten HK-Filme, die auch in okzidentalen Breiten enorme kommerzielle Erfolge verbuchen konnten und dem Kino der Shaw Brothers zu ihrem globalen Siegeszug verhalfen. Dazu trugen vornehmlich einige besonders einprägsame Szenen bei, wie die, in der der Verräter Han Lung den Lohn für seine Charakterschwäche erntet: Er wird von Mengs Sohn (Chan Shen) geblendet, indem dieser ihm kurzerhand die Augäpfel aus dem Schädel pflückt. Als Chi-Hao später die "Iron-Palm"-Technik erlernt, fangen bei inniger Konzentration seine Hände orangefarben zu glühen klan und es erklingt das hektische "Ironside"-Thema. Gerade diese kleinen, aber unvergesslichen Leitmotive dürften es sein, die Hos Film gegenüber der zeitgenössischen Konkurrenz insbesondere durch Bruce Lee einen festen Platz im klassischen Martial-Arts-Genre verschafft haben. Von der edlen Motivation des jungfräulich-unbefleckten und moralisch durch nichts korrumpierbaren Titelhelden Lo Lieh war man derweil im unter der Schirmherrschaft des Spaghetti-Western und New Hollywood stehenden Westen vermutlich eher ungerührt. So ist "Tian Xia Di Yi Quan" von einem einnehmend naiven ethischen Überbau geprägt, der ihn auch heute noch besonders für jüngere Zuschauer zu einem nachhaltigen Erlebnis machen dürfte.

8/10

Shaw Bros. Hong Kong China Martial Arts Cheng Chang Ho Rache





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