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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0



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SILENTIUM! (Wolfgang Murnberger/AUT 2004)


"Vergiss' es, Brenner. Wir sind hier in Salzburg."

Silentium! ~ AUT 2004
Directed By: Wolfgang Murnberger

Brenner (Josef Harder) arbeitet als Kaufhausdetektiv in Salzburg, doch nicht für lang. Gottfried Dornhelm (Peter Streimel Weger), der Schwiegersohn des Präsidenten (Udo Samel) der Opern-Festspiele, hat sich nämlich umgebracht. Ausgerechnet, nachdem er kurz zuvor den hiesigen Erzbischof (Franz X. Schuch) bezichtigt hat, sich vor Jahren an den Schülern des Jungeninternats "Mariana" vergangen zu haben, so auch an ihm selbst. Dornhelms Witwe Konstanze (Maria Köstlinger) glaubt indes nicht an Selbstmord und engagiert Brenner, sich einmal genauer im Mariana umzusehen. Nachdem ihm ein Kreuz auf den Kopf gefallen ist, trifft Brenner seinen alten Kumpel Berti (Simon Schwarz) wieder und stößt gemeinsam mit ihm auf eine Schweinerei nach der anderen, in die Hochkultur und Klerus gleichermaßen involviert sind...

Mit etlichen charmanten Querverweisen an eherne Klassiker wie Polanskis "Chinatown" oder Hitchcocks "North By Northwest" bestückt, toppt der zweite Brenner-Film seinen Vorgänger noch. Allerdings ist auch das Thema um vergangene Missbrauchsfälle im Kirchenrahmen, die die erst ein paar Jahre später die Medien flutenden Anklagen realer Opfer vorwegnahmen, ein heißes Eisen, ebenso wie der sich zum "Retter der Kirche" aufspielende Präfekt Fitz (Joachim Król), der seine Prostitutionsaktivitäten mit seiner göttlichen Rettungsmission rechtfertigt. Der Humor ist nochmal deutlich schwärzer, bitterer, sarkastischer und vor allem geschmacksentgleister als in "Komm, süßer Tod": Wenn etwa Jürgen Tarrach sich als feister Startenor von einer gehemmten, jungen Zwangsprostituierten in den Mund pinkeln lässt ("Jungfrauensekt ist wie Schmieröl für meine Stimmbänder!"), dann geben Lachen und Empörung sich exemplarisch für den gesamten Film die Klinke in die Hand. Herbert Fux und Christoph Schlingensief haben erstklassige Gastauftritte und der Brenner, der sich zu Beginn der 'whole bloody affair' eine WG mit einem ausgestiegenen Ex-Nazi teilt, der später einen üblen Heldentod zu sterben hat, wächst einem nochmal mehr ans Herz. Super.

9/10

Wolfgang Murnberger Wolf Haas Salzburg Kirche Internat Prostitution Pädophilie Menschenhandel Rache Österreich


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KOMM, SÜSSER TOD (Wolfgang Murnberger/AUT 2000)


"Ich will lieber nicht nochmal gerettet werden."

Komm, süßer Tod ~ AUT 2000
Directed By: Wolfgang Murnberger

Der Wiener Ex-Polizist Simon Brenner (Josef Hader) liebt Joints, Bourbon und Jimi Hendrix' Gitarrensoli. Seit er bei der Polizei, der er zu Dienstzeiten stets ein Dorn im Auge war, entlassen wurde, hält er sich mit allem über Wasser, was schnelles Geld bringt, nebenberuflich auch als Prtivatdetektiv. Gegenwärtig arbeitet er als Rettungssanitäter auf Probe bei den "Kreuzrettern", einem privaten Krankentransportdienst, der in starker Konkurrenz zum deutlich straffer organisierten "Rettungsbund" steht. Gemeinsam mit dem Zivi Berti (Simon Schwarz) und der leichtlebigen Angelika (Nina Proll) stößt Brenner auf einen seltsamen Doppelmord an zwei Kollegen vom Rettungsbund, dem fast umgehend ein weiterer Mord an dem ebenfalls bei den Kreuzrettern beschäftigten "Piefke" Gross (Bernd Michael Lade) folgt. Während Brenner die Hauptakteure hinter den Gewaltakten zunächst beim Konkurrenzunternehmen vermutet, sitzt der tatsächliche Feind in den "eigenen Reihen".

Wenn es heißt: "Jetzt ist schon wieder was passiert...", dann wissen glückliche Priviligierte bereits qualitätssiegelgleich, wohin die Reise geht. Der Wahlwiener Wolf Haas hat sechs Brenner-Romane verfasst, von denen bislang vier verfilmt wurden. Die eigentümlichen Kriminalfälle des kiffenden Privatdetektivs, in die selbiger stets durch bizarre Zufälle hineinstolpert und sich regelmäßig durch persönliche Berührungspunkte stark involviert findet, werden von einer auktorialen Erzählstimme mit herzlicher Lakonie kommentiert. Ich habe leider noch keines der Bücher gelesen, man vernimmt jedoch allerorten, dass die Adaptionen überaus kongenial ausfallen sollen, was angesichts der sich von Film zu Film steigernden Qualität große Lust zumindest auf die bis dato unverfilmten Werke macht.
Brenner ist ein Typ, den man lieben muss. In sich vereint er Elemente des slackenden Althippies, des bauernschlauen Kleinschnüfflers und des wehrhaften hardboiled-P.I. klassischen Zuschnitts. Er mäandert eher durch seinen Alltag, nachdem er infolge fast zweier Jahrzehnte im Staatsdienst uniformlos durch Österreich streift und, diametral zu seinem sicherlich vorhandenen Intelligenzpotenzial, eigentlich gar kein echtes Interesse daran hat, sich zum gesellschaftlich anerkannten Erfolgsmenschen zu mausern. Dann doch lieber ein Tütchen und ein Fläschchen Bier dazu. Dass seine meist auf unfällige Art und Weise zustande kommenden Aufträge ihn immer wieder auch vor tiefe soziale Abgründe führen, gehört zum gut-bösen Ton der ihn umkreisenden Storys.
In "Komm, süßer Tod" ist es das privatisierte Rettungswesen, das als obszöne Wucherung kapitalistischer Pervertiertheit längst zu extrem unlauteren Mitteln greifen muss, um angesichts starker Konkurrenz zu bestehen. Dass Brenners Chef (Michael Schönborn), den als Nachfolger seines Vaters alle nur als "Junior" bezeichnen, längst nicht nur ein arroganter Stöpsel ist, sondern über seine kriminellen Umtriebe hinaus auch noch wahnsinnig, stimmt einen nicht eben zuversichtlich angesichts der nächsten bevorstehenden Fahrt im KTW. Vielleicht jedoch wird man dann auch an den Brenner denken und, Dialyse hin oder her, wohlweislich schmunzeln.

8/10

Wolfgang Murnberger Wolf Haas Österreich Wien Rettungsdienst Brenner


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THE NAKED GUN: FROM THE FILES OF POLICE SQUAD! (David Zucker/USA 1988)


"How about that?"

The Naked Gun: From The Files Of Police Squad! (Die nackte Kanone) ~ USA 1988
Directed By: David Zucker

Nachdem Lt. Frank Drebin (Leslie Nielsen) von der Spezialeinheit bei einem Außeneinsatz in Beirut einer antiimperialistischen Verschwörung sämtlicher bösen Achsenmächte die Luft herausgelassen hat, wartet daheim in Los Angeles bereits der nächste Fall auf ihn: Franks Kollege Nordberg (O.J. Simpson) ist bei einem Undercover-Einsatz schwer verletzt worden. Hinter dem Anschlag steckt der millionenschwere Geschäftsmann Vincent Ludwig (Ricardo Montalban), der ein Gerät entwickelt hat, mit dem jeder harmlose Bürger zum ferngesteuerten Attentäter werden kann. Ausgerechnet die britische Königin (Jeanette Charles), die gerade auf Besuch in L.A. ist, soll während eines Baseball-Spiels ermordet werden.

Sechs Jahre nach einem halben Dutzend halbstündiger Einsätze in der vom ZAZ-Team mitentwickelten Minireihe "Police Squad!" kehrte deren beliebte Hauptfigur Frank Drebin, von Leslie Nielsen bei stets perfekt sitzender Gewandung und - aller Idiotie und Inkompetenz zum Trotze - unschlagbarem Selbstbewusstsein meisterhaft dargeboten via Großleinwand zurück. Wie zuvor bereits bei "Airplane!" und "Top Secret!" basierte das Konzept von "The Naked Gun" primär darauf, durch scheinbar völlig anarchische, chaotische Gags in höchstmöglicher Frequenz insgeheim eine straighte Struktur zu schaffen. Anders als bei herkömmlichen Komödien sind der humoristischen Bandbreite des Scripts dabei keine Grenzen gesetzt - die Witzkavalkade reicht von infantil bis brillant, von zotig bis subtil, von Situations- über Dialoghumor, von laut bis schallend.
Als besonders signifikant empfand ich dabei immer, dass die besonders offensichtlich arrangierten Gags, von denen es Dutzende gibt und viele beim Massenpublikum zu beliebten Klassikern avancierten, dem Test der Zeit tatsächlich gar nicht recht standzuhalten vermochten. Andere indes - und glücklicherweise das Gros der Gesamtheit - entfalten auch nach dutzendfacher Betrachtung noch immer ihre brachiale Komik. Das letzte Viertel, das sich ganz auf das Baseball-Spiel konzentriert, bei dem der Held den unbekannten Meuchelmörder dingfest machen muss, läuft schließlich zur absoluten Hochform auf: zur Untermalung eines Randy-Newman-Songs ("I Love L.A.") tastet der weder im Text der Nationalhymne noch betreffs der Baseball-Regeln versierte Drebin sämtliche Spieler und Schiedsrichter ab, derweil im Publikum eklige Snacks serviert werden. Ricardo Montalbans Ableben mitsamt Dampfwalze und Tambourkorps (der "Louie, Louie" spielt), rundet das Ganze ab. Die Lachquote erhöht sich hier ins Unermessliche und glücklicherweise hatten ZAZ den Mut, bei aller Kürze des Films ihrem Publikum nicht noch mehr Lachkrämpfe zumuten zu wollen. Die Gefahr multipler Zwerchfellentzündungen wäre unabwendbar gewesen.

9/10

David Zucker Jim Abrahams Jerry Zucker ZAZ Parodie Hommage Los Angeles Satire


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LIBERTY HEIGHTS (Barry Levinson/USA 1999)


"You don't walk out on Sinatra, sir."

Liberty Heights ~ USA 1999
Directed By: Barry Levinson

Baltimore, 1954: Während die gesellschaftliche Öffnung in Rassenfragen zwar auf dem Papier präsent ist, vollzieht sie sich in der Realität nur höchst gemächlich. Die beiden Brüder Van (Adrien Brody) und Ben Kurtzman (Ben Foster) leben im jüdischen Viertel Liberty Heights und finden sich von den "Anderen" in ihrem Alter nur schwerlich akzeptiert. Besonders ihre jeweils große Liebe erweist sich als nicht unproblematisch: Während Van sich in die aus schwerreichem Hause stammende, divaeske Dubbie (Carolyn Murphy) verkuckt, bendelt Murphy mit seiner farbigen Klassenkameradin Dylvia (Rebekah Johnson) an. Hinzu kommt die Liebäugelei von Kurtzman Sr. mit mafiösen Aktivitäten, die der Familie einigen Trubel beschert.

Im vierten und (bislang?) letzten Film seiner "Baltimore-Tetralogie" beweist Levinson wie kaum ein anderer gegenwärtig aktiver US-Regisseur vor allem Eines: Dass er stets dann am Besten ist, wenn das Thema seiner Arbeit ein persönliches, ihn selbst involvierendes ist. Familie, Geschwister, Freundschaft, der alltägliche, wechselseitige Rassismus, Generationskonflikt, Coming of Age und ein wenig Halbwelt-Romantik fließen ein in die anekdotenhafte Erzählweise von "Liberty Heights", der als schönes, sehr geschlossenes Stück über das Erwachsenwerden reüssiert. Manchmal urkomisch, dann und wann dramatisch und vor allem nostalgisch verklärt wandelt Levinson geradezu traumwandlerisch sicher durch dieses kleine Stück Fünfziger-Jahre-Romantik, das die uneingelösten Versprechen von Levinsons letzten Filmen, bei denen er sich spürbar unbehaglicher gefühlt haben dürfte, vielfach wieder wettmacht.
Ob es für oder gegen einen Regisseur spricht, dass er seinen Zenit nur dann erreicht, wenn das Sujet ihn wirklich anspornt, mag diskutabel sein. Immerhin stößt man so mehr oder weniger regelmäßig auf kleine Goldadern beim Schürfen.

8/10

Barry Levinson Baltimore period piece Brüder Familie Coming of Age amour fou Rassismus ethnics


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HOUSEBOUND (Gerard Johnstone/NZ 2014)


"What about your menstruating pattern?" - "I beg your pardon?"

Housebound ~ NZ 2014
Directed By: Gerard Johnstone

Die kriminelle Kylie (Morgana O'Reilly) wird nach einem Überfall auf einen Bankautomaten erwischt und zu einem achtmonatigen Hausarrest im Hause ihrer Mutter Miriam (Rima Te Wiata) und ihres Stiefvaters Graeme (Ross Harper) verdonnert, eine elektronische Fußfessel inklusive. Kylie gibt sich angesichts der Situation zunächst betont renitent und rotzig, muss ihre Aufmerksamkeit jedoch bald einem neuen Sachverhalt widmen: Im Hause ihrer Mutter scheint es nämlich umzugehen. Zusammen mit dem hilfsbereiten Wachbeamten Amos (Glen-Paul Waru) kommt Kylie einigen Geheimnissen um die Wohnstatt und ihre Nachbarschaft auf die Spur, so etwa, dass ihr Haus einst eine Resozialisierungs-WG war, in der ein grauenhafter, unaufgeklärter Mord verübt wurde und dass ihr Nachbar Kraglund (Mick Innes) seltsame Verhaltensweisen an den Tag legt. Spukt möglicherweise das damals ermordete Mädchen heuer als unerlöster Geist durchs Gemäuer? So einfach, wie die Dinge zunächst scheinen, liegen sie dann aber doch nicht.

Überraschend liebenswerte Komödie aus Neuseeland, superwitzig, stellenweise spannend (wobei entsprechende Momente nicht überbewertet werden sollten) und vor allem frisch und mit viel Herz inszeniert. Dass Gerard Johnstone ganz besondere Sympathien für die outcasts und Sonderlinge dieser Welt bereithält, wird spätestens zum Ende des Films hin deutlich und verleiht ihm allein schon seine spezifische Note. Dass zuvor bereits ein reizvolles Kaleidoskop aus spleenigen Charakteren rund um die rebellische Kylie (toll und schöner als jedes gepimpte Medien-Starlet: Morgana O'Reilly) angelegt wird, von denen die meisten sich im späteren Verlauf der Geschichte als recht konträr zu den zuvor geschürten Zuschauererwartungen erweisen werden, entpuppt sich als nicht minder liebenswert. Johnstones Gespür für feinen, klug formulierten Humor jedoch macht "Housebound" erst wirklich zum unerwarteten Überflieger. Fast pausenlos gibt es Anlässe zum Schmunzeln und manchmal auch zum Prusten, wobei speziell Rima Te Wiata ein famoses Talent für Komik besitzt.
Sehr lobenswert zudem - es freut mich persönlich besonders, dies einmal festhalten zu können - die rundum vorzüglich gelungene, deutsche Synchronfassung, zumal für einen solchen Nischenfilm. Hier wurde in jeder Beziehung brillante Arbeit geleistet, von den Übersetzungen über das Script bis hin zum auffallend sorgfältigen Sprecher-Casting. Es gibt offensichtlich doch noch Hoffnung für die Synchronbranche.

9/10

Gerard Johnstone Mutter & Tochter Madness Coming of Age Familie Haus


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WAG THE DOG (Barry Levinson/USA 1997)


"A good plan today is better than a perfect plan tomorrow."

Wag The Dog ~ USA 1997
Directed By: Barry Levinson

Als nur zwei Wochen vor den Wahlen bekannt wird, dass der amtierende US-Präsident eine minderjährige Schülerin auf Besuch im Weißen Haus verführt hat, wird Connie Brean (Robert De Niro), Vertuschungsspezialist allererster Güte, hinzugezogen. Mithilfe des Hollywood-Produzenten Stanley Motss (Dustin Hoffman) inszeniert Brean kurzerhand einen Krieg gegen Albanien, um die mediale und öffentliche Aufmerksamkeit von dem Skandal abzulenken. Trotz diverser Unwägbarkeiten geht der Plan letzten Endes voll auf, nur dass Motss schließlich seine geheime Verschwörerrolle nicht mehr spielen mag...

Nach der Lewinsky-Affäre um Bill Clinton gab es gleich einen ganzen Schwung von Politsatiren, die mehr oder weniger scharf die Öffentlichkeitsarbeit des Weißen Hauses und die Beeinflussbarkeit der medialen Objektivität ins Kreuzfeuer nahmen. "Wag The Dog" dürfte darunter wohl den vordersten Platz einnehmen, denn hierin wird die PR-Maschinerie des obersten Landesvertreters mitsamt ihrer Manipulations- und Verschleierungsmöglichkeiten gnadenlos mit einer praktisch allmächtigen Verbrecherorganisation gleichgesetzt. Dass Robert De Niro den freundlich auftretenden Medienberater Connie Brean personifiziert, ist dabei kein Zufall. Der in Gangsterrollen versierte Mime trägt hier zwar keine Maßanzüge und wirkt mit seinem buschigen Bart eher wie ein liebenswerter Kauz; wie groß tatsächlich sein Machtradius, zu welcher Eiseskälte er fähig ist und dass jede seiner zunächst ironisch wirkenden Todesdrohungen gegen aufmüpfige Mitwisser höchst ernst gemeint ist, wird spätestens gegen Ende des Films auf kompromisslose Weise verdeutlicht. Gegen Brean haben selbst CIA, FBI und Militär keine Chance, er ist der Mann am längsten Hebel der Staatsräson. Wie "Wag The Dog" seinen Spagat zwischen Komik und durchaus ernst gemeinter Regierungsschelte vollzieht, seine schneidige Scriptarbeit, das macht ihn zu einer der brillantesten und nachhaltigsten Arbeiten Levinsons. Ein wenig Kritik darf und muss der unbeständigen, teils unentschlossenen Inszenierung gelten, die sich mitunter nicht recht entscheiden kann, ob sie eher einem modisch-hektischen Pseudoreportage-Stil oder doch klassischer Erzählkunst zugetan sein möchte. Anhand dessen ließe sich mutmaßen, ob ein anderer Regisseur noch mehr aus dem Stoff hätte herausholen mögen.

8/10

Barry Levinson Satire Hollywood Politik Fernsehen


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THE GREAT OUTDOORS (Howard Deutch/USA 1988)


"You wouldn't know a good time if it fell out of the sky and landed on your face and started to wiggle."

The Great Outdoors (Ferien zu Dritt) ~ USA 1988
Directed By: Howard Deutch

Der Chicagoer Familienvater Chet Ripley (John Candy) will mit seiner Frau (Stephanie Faracy) und seinen zwei Jungs (Chris Young, Ian Giatti) einen geruhsamen Urlaub in einem Cottage-Park jenseits der kanadischen Grenze verleben. Das idyllische Glück wird je gestört, als Chets großkotziger Schwager Roman Craig (Dan Aykroyd) nebst Gattin (Anette Benning) und Zwillingstöchtern (Hilary Gordon, Rebecca Gordon) seine "Überraschungsaufwartung" macht. Roman macht nur allzu gern auf dicke Hose und reißt alsbald das Gros der Urlaubsplanung an sich. Dabei muss er in Wahrheit ganz kleine Brötchen backen und plant zwecks finanzieller Sanierung sogar, Chet übers Ohr zu hauen...

Im Herzen grundgute Komödie, die fast schon als Geschenk an zwei große SNL-Komiker verstanden werden darf: Aykroyd und Candy können hier ganz gepflegte Routinearbeit verrichten und lassen sich dabei jeweils nicht die Butter vom Brot nehmen. Die Gags sind bieder (Chets unfreiwillige Wasserskifahrt, die Fledermausjagd) bis gut [der 109-jährige tote Opa (Raleigh Bond), der vom Blitz getroffene Reg (Britt Leach)], verpassen jedoch nur allzu häufig die doch eigentlich so herrlich offen dargebotene Chance veritabler Satire. Mich persönlich freut natürlich jede Wiederbegegnung mit Bart, dem Bären (Senior), mein liebstes Darstellertier überhaupt. Der Kerl war einfach immer super, und wenn er am Ende seinen Großauftritt erhält, mitsamt Stirn- und Arschglatze, dann erreicht "The Great Outdoors" erst sein wahres komödiantisches Elysium. Insgesamt verbreitet er sauberes, braves, aber auch sehr entspanntes Familien-Film-Feeling.
Fürderhin darf man "Ferien zu Dritt" hierzulande eigentlich kein Augenmerk widmen, ohne auf die katastrophale tonale Behandlung einzugehen, die einen bleibenden Repräsentanten für Synchron-Unfälle in den Achtzigern markiert. Sicherlich war diese zurückzuführen auf den hiesigen Zweite-Hand-Status des Films als Videopremiere. Es beginnt bereits mit der hilflosen Titel-"Übersetzung", die gemäß des Filmplakats wohl suggerieren soll, dass Bart mit zur Familie gehört. Völliger Quatsch selbstredend. Den Gipfel markiert jedoch die Synchroisation, die die CIC wie so häufig in den vergleichsweise kostengünstigen Hambuerger Alster-Studios statt in Berlin anfertigen ließ, was dazu führt, dass John Candy anstelle von Andreas Mannkopffs mit Holger Mahlichs Stimme spricht und Dan Aykroyd nicht von Thomas Danneberg, sondern von Henry König gesprochen wird. Ein völlige No-Go, für dass freilich Mahlich und König nichts können, die an sich gute Jobs machen, sondern der erklärte Verzicht der Auftraggeber, Wiedererkennungswerten die verdiente Bedeutung beizumessen, sowie das verbaselte Synchron-Script. Insofern darf man "The Great Outdoors" eigentlich zwangsweise nur im Original genießen.

7/10

Howard Deutch John Hughes Familie Ferien Kanada


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ONCE UPON A SPY (Ivan Nagy/USA 1980)


"No more outer missions, please."

Once Upon A Spy (Agent wider Willen) ~ USA 1980
Directed By: Ivan Nagy

Der eher biedere IT-Spezialist Jack Chenault (Ted Danson) wird vom Geheimdienst für eine Außenmission rekrutiert, weil ein Supercomputer auf unerklärliche Weise verschwunden ist. Zusammen mit seiner Kollegin Paige Tannehill (Mary Louise Weller) stößt Chenault bald auf die Ursache: Der Multimillonär Jack Valorium (Christopher Lee) hat eine Methode gefunden, jedwedes beliebige Objekt zu miniaturisieren. Um seine größenwahnsinnigen Pläne, die die gesamte Welt in vorübergehendes Chaos stürzen sollen, in die Tat umzusetzen, benötigt Valorium den entwendeten Computer, denn nur mit dessen Hilfe kann er von seinem geheimen Stützpunkt aus agieren. Chenault und Tannehill jedoch setzen Valoriums sinistrem Tun ein Ende.

Fraglos als Pilot für eine nie realisierte TV-Serie kreiert, ist "Once Upon A Spy" der ebenso niedliche wie nachgerade völlig zum Scheitern verurteilte Versuch, eine verspätete amerikanische Bond-Version zu kreieren. Nagys Film veranschaulicht geradezu überdeutlich, was das ursprüngliche Bond-Universum so unikal und begehrenswert gestaltet, indem er ebenjene Werte wahlweise ins Gegenteil verkehrt oder sie zu einer billigen Kirmesshow degradiert: Der Held wird als nerdiger Sonderling und Angsthase eingeführt, zeigt sich aber bald jeder noch so riskanten Situation als todesmutig gewachsen - warum, wieso und woher diese urplötzliche Wendung seines Charakters rührt, das erfährt man nicht. Exotische Schauplätze gibt es nicht, da man sich - vermutlich budgetbedingt - mit US-Drehorten begnügen musste und die exaltierten, teuren set designs eines Ken Adam weichen hier mäßig einfallsreichen Pappkonstruktionen. Die Story schließlich entpuppt sich als mehr oder minder lupenreines Plagiat von der aus "The Pink Panther Strikes Again". Einzig Christopher Lee, der seine Rolle als Francisco Scaramanga aus "The Man With The Golden Gun" reanimiert, indem er wiederum einen steinreichen Superbösewicht gibt, der mit Laserstrahlen herumspielt, verleiht "Once Upon A Spy" ein wenig authentische Grandezza. Ich finde den Film trotz allem recht liebenswert, weil ich warme Kindheitserinnerungen an ihn hege. Das spendiert ihm wie so häufig einen ordentlichen Nostalgiebonus meinerseits, macht ihn aber deshalb freilich nicht besser als er ist.

6/10

Ivan Nagy Bond-Spoof Madness TV-Film Computer Miniaturisierung Mad Scientist Jimmy Sangster


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GOOD MORNING, VIETNAM (Barry Levinson/USA 1987)


"Hey, this is not a test. This is rock and roll!"

Good Morning, Vietnam ~ USA 1987
Directed By: Barry Levinson

Im Sommer 1965 kommt der AFRS-Radio-DJ Adrian Cronauer (Robin Williams) geradewegs aus Griechenland in Saigon an. Er soll den eher bieder geführten, lokalen Militär-Radiosender für die G.I.s durch seine sowohl von brachialer Wortkomik als auch von erlesenem Musikgeschmack geprägten Shows aufwerten. Während das vornehmlich im Feld befindliche Publikum seine Moderationen liebt und seine Shows zum wahren "Soundtrack des Krieges" avancieren, ist Cronauer seinen Vorgesetzten Dickerson (J.T. Walsh) und Hauk (Bruno Kirby) mit seinen oftmals bissigen Parodien ein Dorn im Auge: Cronauer setzt sich über Nachrichtenzensur hinweg, verballhornt gnadenlos die US-Außenpolitik nebst deren Vertreter und gilt Teilen der Kommandatur daher bald als subversives Element in den eigenen Reihen. Als sich Cronauers einheimischer Freund Tuan (Tung Thanh Tran) als antiamerikanischer Terrorist entpuppt, hat Dickerson endlich sein finales Alibi dafür gefunden, Cronauer abzusetzen.

Unter den vielen Vietnamkriegsfilmen der dritten Welle, die in der zweiten Hälfte der Achtziger durch die Kinos schwappte, nimmt "Good Morning, Vietnam" eine Sonderstellung ein. Er verzichtet fast gänzlich darauf, US-Militärs bei Kampfhandlungen zu zeigen sondern schildert vielmehr den perversen Normalzustand einer Großstadt, in der eine überseeische Invasionsmacht sich anschickt, Weltpolizei zu spielen und sich in die internen Belange einer Nation am anderen Ende der Welt einzumischen. Erst durch Robin Williams in seiner authentischen Rolle des tatsächlichen Airman Adrian Cronauer, der mit seinem improvisierten Schallgeschwindigkeitsgeschnatter das personelle und moralische Zentrum des Films bekleidet, erreichte Levinsons fünfte Kino-Regie allerdings ihren so spezifischen Auftritt. Jene Mischung aus manischem Humor auf der einen und verzweifelter Betrübnis auf der anderen Seite kennzeichnet Williams' künftiges Œuvre wie keine andere seiner darstellerischen Facetten und war zugleich wohl auch tragisches Abbild seiner realen Identität. Davon profitiert "Good Morning, Vietnam" einerseits beträchtlich, bezieht aus dieser Windrichtung jedoch gleichfalls manche Pathosschwelle.
Wie aus "Diner" gewohnt, stellt sich der Einsatz zeitgenössischer Songs sowohl in qualitativer wie quantitativer Hinsicht als eines der Herzelemente des Gesamtwerks da - James Bowns "I Got You (I Feel Good)" und ganz besonders Louis Armstrongs "What A Wonderful World" etwa erlebten durch "Good Morning, Vietnam" jeweils eine Renaissance, die ihre ursprünglichen Erfolgsgeschichten sogar noch überstrahlte. Im Falle des Satchmo-Titels ist diese Anekdote besonders komisch: Der Song wurde 1967 aufgenommen, zwei Jahre also, nachdem die Ereignisse des Films sich ansiedeln.

8/10

Barry Levinson Musik Biopic Vietnam Saigon Vietnamkrieg period piece Freundschaft Terrorismus Militär





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Funxton

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