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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0



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SILENTIUM! (Wolfgang Murnberger/AUT 2004)


"Vergiss' es, Brenner. Wir sind hier in Salzburg."

Silentium! ~ AUT 2004
Directed By: Wolfgang Murnberger

Brenner (Josef Harder) arbeitet als Kaufhausdetektiv in Salzburg, doch nicht für lang. Gottfried Dornhelm (Peter Streimel Weger), der Schwiegersohn des Präsidenten (Udo Samel) der Opern-Festspiele, hat sich nämlich umgebracht. Ausgerechnet, nachdem er kurz zuvor den hiesigen Erzbischof (Franz X. Schuch) bezichtigt hat, sich vor Jahren an den Schülern des Jungeninternats "Mariana" vergangen zu haben, so auch an ihm selbst. Dornhelms Witwe Konstanze (Maria Köstlinger) glaubt indes nicht an Selbstmord und engagiert Brenner, sich einmal genauer im Mariana umzusehen. Nachdem ihm ein Kreuz auf den Kopf gefallen ist, trifft Brenner seinen alten Kumpel Berti (Simon Schwarz) wieder und stößt gemeinsam mit ihm auf eine Schweinerei nach der anderen, in die Hochkultur und Klerus gleichermaßen involviert sind...

Mit etlichen charmanten Querverweisen an eherne Klassiker wie Polanskis "Chinatown" oder Hitchcocks "North By Northwest" bestückt, toppt der zweite Brenner-Film seinen Vorgänger noch. Allerdings ist auch das Thema um vergangene Missbrauchsfälle im Kirchenrahmen, die die erst ein paar Jahre später die Medien flutenden Anklagen realer Opfer vorwegnahmen, ein heißes Eisen, ebenso wie der sich zum "Retter der Kirche" aufspielende Präfekt Fitz (Joachim Król), der seine Prostitutionsaktivitäten mit seiner göttlichen Rettungsmission rechtfertigt. Der Humor ist nochmal deutlich schwärzer, bitterer, sarkastischer und vor allem geschmacksentgleister als in "Komm, süßer Tod": Wenn etwa Jürgen Tarrach sich als feister Startenor von einer gehemmten, jungen Zwangsprostituierten in den Mund pinkeln lässt ("Jungfrauensekt ist wie Schmieröl für meine Stimmbänder!"), dann geben Lachen und Empörung sich exemplarisch für den gesamten Film die Klinke in die Hand. Herbert Fux und Christoph Schlingensief haben erstklassige Gastauftritte und der Brenner, der sich zu Beginn der 'whole bloody affair' eine WG mit einem ausgestiegenen Ex-Nazi teilt, der später einen üblen Heldentod zu sterben hat, wächst einem nochmal mehr ans Herz. Super.

9/10

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KOMM, SÜSSER TOD (Wolfgang Murnberger/AUT 2000)


"Ich will lieber nicht nochmal gerettet werden."

Komm, süßer Tod ~ AUT 2000
Directed By: Wolfgang Murnberger

Der Wiener Ex-Polizist Simon Brenner (Josef Hader) liebt Joints, Bourbon und Jimi Hendrix' Gitarrensoli. Seit er bei der Polizei, der er zu Dienstzeiten stets ein Dorn im Auge war, entlassen wurde, hält er sich mit allem über Wasser, was schnelles Geld bringt, nebenberuflich auch als Prtivatdetektiv. Gegenwärtig arbeitet er als Rettungssanitäter auf Probe bei den "Kreuzrettern", einem privaten Krankentransportdienst, der in starker Konkurrenz zum deutlich straffer organisierten "Rettungsbund" steht. Gemeinsam mit dem Zivi Berti (Simon Schwarz) und der leichtlebigen Angelika (Nina Proll) stößt Brenner auf einen seltsamen Doppelmord an zwei Kollegen vom Rettungsbund, dem fast umgehend ein weiterer Mord an dem ebenfalls bei den Kreuzrettern beschäftigten "Piefke" Gross (Bernd Michael Lade) folgt. Während Brenner die Hauptakteure hinter den Gewaltakten zunächst beim Konkurrenzunternehmen vermutet, sitzt der tatsächliche Feind in den "eigenen Reihen".

Wenn es heißt: "Jetzt ist schon wieder was passiert...", dann wissen glückliche Priviligierte bereits qualitätssiegelgleich, wohin die Reise geht. Der Wahlwiener Wolf Haas hat sechs Brenner-Romane verfasst, von denen bislang vier verfilmt wurden. Die eigentümlichen Kriminalfälle des kiffenden Privatdetektivs, in die selbiger stets durch bizarre Zufälle hineinstolpert und sich regelmäßig durch persönliche Berührungspunkte stark involviert findet, werden von einer auktorialen Erzählstimme mit herzlicher Lakonie kommentiert. Ich habe leider noch keines der Bücher gelesen, man vernimmt jedoch allerorten, dass die Adaptionen überaus kongenial ausfallen sollen, was angesichts der sich von Film zu Film steigernden Qualität große Lust zumindest auf die bis dato unverfilmten Werke macht.
Brenner ist ein Typ, den man lieben muss. In sich vereint er Elemente des slackenden Althippies, des bauernschlauen Kleinschnüfflers und des wehrhaften hardboiled-P.I. klassischen Zuschnitts. Er mäandert eher durch seinen Alltag, nachdem er infolge fast zweier Jahrzehnte im Staatsdienst uniformlos durch Österreich streift und, diametral zu seinem sicherlich vorhandenen Intelligenzpotenzial, eigentlich gar kein echtes Interesse daran hat, sich zum gesellschaftlich anerkannten Erfolgsmenschen zu mausern. Dann doch lieber ein Tütchen und ein Fläschchen Bier dazu. Dass seine meist auf unfällige Art und Weise zustande kommenden Aufträge ihn immer wieder auch vor tiefe soziale Abgründe führen, gehört zum gut-bösen Ton der ihn umkreisenden Storys.
In "Komm, süßer Tod" ist es das privatisierte Rettungswesen, das als obszöne Wucherung kapitalistischer Pervertiertheit längst zu extrem unlauteren Mitteln greifen muss, um angesichts starker Konkurrenz zu bestehen. Dass Brenners Chef (Michael Schönborn), den als Nachfolger seines Vaters alle nur als "Junior" bezeichnen, längst nicht nur ein arroganter Stöpsel ist, sondern über seine kriminellen Umtriebe hinaus auch noch wahnsinnig, stimmt einen nicht eben zuversichtlich angesichts der nächsten bevorstehenden Fahrt im KTW. Vielleicht jedoch wird man dann auch an den Brenner denken und, Dialyse hin oder her, wohlweislich schmunzeln.

8/10

Wolfgang Murnberger Wolf Haas Österreich Wien Rettungsdienst Brenner


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TRUE DETECTIVE: SEASON 1 (Cary Fukunaga/USA 2014)


"Time is a flat circle."

True Detective: Season 1 ~ USA 2014
Directed By: Cary Fukanaga

Die beiden sehr unterschiedlichen Detectives Rust Cohle (Matthew McConnaughey) und Marty Hart (Woody Harrelson) müssen 1995 als Partner den Mord an einer jungen Frau untersuchen, die in einem abgebrannten Weizenfeld gefunden wird. Im Laufe ihrer umfassenden Ermittlungen, in die besonders Cohle seine ganze Energie investiert, stoßen die beiden Cops immer wieder auf Gegenwind aus allen möglichen Richtungen, finden aber dennoch heraus, dass die Tote mit einer geheimen, paganistischen Sekte in Verbindung gestanden haben muss, sowie die Tatsache, dass es eine riesige Zahl ungeklärter Vermisstenfälle entlang der Bayou-Grenze gibt. Cohle ist überzeugt, es mit einer weitreichenden Verschwörung zu tun zu haben, in die die mächtige, alteingesessene Tuttle-Familie verstrickt ist, die führende Persönlichkeiten in Kirche und Politik stellt. Tatsächlich kostet es das Duo rund siebzehn Jahre und einen tiefgreifenden, entzweienden Streit, bis es endlich dem "gelben Riesen" gegenübersteht...

So kann ich mir ansonsten von mir wenig geliebte TV-Serien munden lassen: In Form einer abgeschlossenen, von vornherein auf eine begrenzte Episodenzahl angelegte Geschichte; geschrieben und inszeniert zudem von lediglich zwei zentralen Köpfen (Pizzolatto, Fukunaga) und somit extrem homogen und geschlossen in Stil und Ausrichtung. So ist "True Detective" - von wenigen Konzessionen an seine zwangsläufige Episodenhaftigkeit und der einen oder anderen dramaturgische Dehnungsfuge abgesehen - im Prinzip kaum anderes denn ein überlanger Spielfilm, der sich alle benötigte Zeit nimmt, um sein Kaleidoskop aus Figuren, Storywendungen, Diskursen und Zeitsprüngen sorgfältig zu entwickeln und ebenso gemächlich wie spannungsreich vor dem Publikum auszurollen.
Letztlich wird zwar eine Erwartungshaltung beim Rezpienten evoziert, die das Finale samt seiner mit Horrorelementen liebäugelnden Konventionalität nicht ganz einzulösen vermag und es bleiben einige Handlungsfäden lose; trotzdem zeigt "True Detective" recht eindrucksvoll auf, welch geräumiges episches, kreatives und auch intellektuelles Potenzial das zeitgenössische Fernsehen mittlerweile beherbergt. Davon dann gern mehr.

9/10

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FOREIGN INTRIGUE (Sheldon Reynolds/USA 1956)


"A man's got to learn to protect himself in today's world. It's really a jungle, you know."

Foreign Intrigue (Die fünfte Kolonne) ~ USA 1956
Directed By: Sheldon Reynolds

Obwohl der Amerikaner Dave Bishop (Robert Mitchum) bereits seit Jahren für den superreichen Victor Danemore (Jean Galland) in dessen Haus bei Nizza arbeitet, kennt er seinen Chef so gut wie gar nicht. Als dieser dann eines Tages einem Herzinfarkt erliegt und sein Leben in Bishops Armen aushaucht, interessieren sich urplötzlich diverse Personen dafür, was wohl Danemores letzte Worte gewesen sein mögen. Der Ursprung seines Vermögens ist nämlich, wie sich herausstellt, höchst mysteriös. Man weiß nur, dass Danemore in regelmäßigen Abständen nach Wien flog, wo er einen notariellen Verwalter (Frederick Schreicker) besaß und offenbar geheime Treffen in einem schäbigen Gasthaus mit blinder Eigentümerin (Lily Kann) abhielt. Die Spur führt den neugierigen bishop nach Schweden, wo er der schönen Brita (Ingrid Thulin) und ihrer Mutter (Inga Tidblad) begegnet - Tochter und Witwe eines von Danemores "Geschäftspartnern", der vor nicht allzu langer Zeit Suizid begangen hat. Die Erklärung für all diese Rätsel ist ungeheuerlich - und wartet bereits auf Dave Bishop in Wien...

Hübsch, vor allem aber hübsch verworren nimmt sich Sheldon Reynolds' Spionagethriller aus, der wohl gern hitchcock'sches Format besessen hätte, mit den großen Werken des Meisters jedoch freilich nicht konkurieren konnte. "Foreign Intrigue" entstand als Kino-Nachklapp eines ebenfalls unter Reynolds' Schirmherrschaft stehenden, erfolgreichen TV-Serials der frühen Fünfziger, die jeweils halbstündige Episoden um Spionage und im Noir-Stil erzählte.
Im Film nun geht es letztlich einmal mehr um die Spätfolgen des Zweiten Weltkrieges - Dave Bishops Arbeitgeber Danemore entpuppt sich im Weiteren als berufsmäßiger Erpresser, der die Namen von einigen vormaligen Landesverrätern kannte, die vormals von Hitler engagiert wurden, um den Invasionstruppen der Nazis im Falle eines (über-)Falles Tür und Tor des jeweiligen Staats zu öffnen, bis Kriegsende jedoch unerkannt blieben. Am Ende erweist sich ausgerechnet der höchst unfreiwillig in den Fall hineingezogene Dave Bishop als Trumpfkarte der internationalen Nachrichtendienste - und lässt sich von ihnen als Geheimagent engagieren, um gemeinschaftlich mit dem nichtsahnenden Privatdetektiv Spring (Frédéric O'Brady) die Namen der drei noch fehlenden Kriegsverbrecher aufzudecken. Echter suspense geht "Foreign Intrigue" ab - wirkliche Spannungsszenen gibt es keine, die Aktion bleibt flächig und träge. Robert Mitchum schlawinert sich ohne allzu großen Aufwand durch die zwischenzeitlich überkompliziert dargebotene Story und erweist sich mit seinem altbekannten, omnipräsenten Stoizismus dennoch als dramaturgischer Grundpfeiler. Ausnehmend schön fand ich zudem die Farbgebung und den unaugeregten photographischen Stil des Schweden Bertil Palmgren.

7/10

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MARLOWE (Paul Bogart/USA 1969)


"I do like her, but why should she get all of the goodies?"

Marlowe (Der Dritte im Hinterhalt) ~ USA 1969
Directed By: Paul Bogart

Auf der Such nach dem Aussteiger Orrin Quest (Roger Newman), dessen Schwester Orfamay (Sharon Farrell) ihn engagiert hat, stößt Philip Marlowe (James Garner) alsbald auf die ersten Leichen seines neuesten Falles, allesamt Kleingangster, die mit einem Eispickel im Genick enden. Außerdem trifft er die allseits beliebte Fernsehschauspielerin Mavis Wald (Gayle Hunnicutt), die eine Affäre mit dem stadtbekannten Gangsterboss Sonny Steelgrave (H.M. Wynant) pflegt und durch prekäre Fotos, die beide gemeinsam zeigt und die Mavis' Karriere schlagartig beenden könnten, erpresst wird. Marlowe steht bald zwischen allen Fronten und muss sich mehrfach seiner Haut erwehren, bis er die wahren Hintergründe des Puzzles aufgelöst hat.

Nach immerhin ganzen 22 Jahren Pause fand Chandlers Privatdetektiv Philip Marlowe in der Gestalt James Garners wieder auf die Leinwand zurück. Was als Startschuss für eine mögliche Kino- oder, noch passender, als Pilot für eine TV-Serie hätte stehen können, ging aus naheliegenden Gründen ziemlich sang- und klanglos unter. Die Hauptschuld dafür würde ich ganz nonchalant bei Bogarts Inszenierung verorten. Um es pointiert zu formulieren: Dass der Mann in erster Linie fürs Fernsehen arbeitete, ist unverkennbar. "Marlowe" findet sich überraschungsarm, schmucklos und vor allem überaus "gängig" inszeniert; dass da gerade irgendwo 'New Hollywood' dämmerte, lässt sich bestenfalls an der Wahl des Stoffs sowie anhand des unverhältnismäßig qualitätsbewusster verfassten Scripts (Stirling Silliphant) ablesen.
Was ein befähigterer Regisseur aus der Geschichte gemacht hätte, lässt sich wie so oft bloß mutmaßen; wie jedoch ein zeitgenössischer Chandler auszusehen hatte, ließen Robert Altman und Dick Richards relativ kurz darauf miterleben. Dabei ist James Garner in der Titelrolle gar nicht mal verkehrt, wenn auch bestimmt kein Bogey oder Elliott Gould. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich die Fußnote, dass Bruce Lee sich als henchman zwei Auftritte liefert (die, bei einer Netto-Screentime von vielleicht sechs Minuten, noch heute für eine geringfügig etikettenschwindlerische DVD-Vermarktung als "ein echter Bruce Lee" missbraucht werden): Im ersten zerlegt er lautstark Marlowes Büro, im zweiten stellt er sich dann im Zweikampf mit Garner so dumm an, dass er mit Anlauf vom Dach fliegt. "Kentucky Flied Movie" lässt glüßen.

7/10

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THE SEVEN-PER-CENT SOLUTION (Herbert Ross/UK, USA 1976)


"But my readers - what will I tell them?"

The Seven-Per-Cent Solution (Kein Koks für Sherlock Holmes) ~ UK/USA 1976
Directed By: Herbert Ross

Nach einer längeren kriminalistischen Pause erkennt Dr. Watson (Robert Duvall), dass sein alter freund Sherlock Holmes (Nicol Willliamson) in zunehmend Besorgnis erregendem Maße der Kokainsucht und mit dieser einhergehend, einer obsessiven Fixierung auf den Lehrer Moriarty (Laurence Olivier) anheim gefallen ist, von dem Holmes behauptet, er sei eine Art 'kriminelles Genie', das bei sämtlichen großen Verbrechen der Zeit die Fäden im Hintergrund ziehe. Zusammen mit Holmes' Bruder Mycroft (Charles Gray) schafft Watson den verwirrten Meisterdetektiv unter einem Vorwand nach Wien, um ihn dort von dem Psychololgen Sigmund Freud (Alan Arkin) behandeln zu lassen. Nach einem harten, kalten Entzug stellt sich Holmes und Watson sogleich ein neuer Fall: Freuds Patientin Lola Deveraux (Vaness Redgrave) wird entführt und soll in den Orient verschleppt werden...

Eine interessante Alternative zu den klassischen Doyle-Geschichten um Holmes und Watson, die ausnahmsweise den Detektiv und seine fragil gewordene Persönlichkeit in den Mittelpunkt des Geschehens stellt und mit Sigmund Freud einen realen Zeitzeugen jener Tage mit Holmes 'verkuppelt'. Wie "A Study in Terror", "The Private Life Of Sherlock Holmes" und dem später noch folgenden "Murder By Decree" nutzt "The Seven-Per-Cent Solution" den ikonischen Bekanntheitsgrad des Duos Holmes/Watson, um ihn realen bzw. alternativen folkloristisch-bellestristischen Figuren und/oder Begebenheiten gegenüberzustellen, seien es Jack The Ripper oder das Loch-Ness-Monster. In diesem Falle trifft Holmes auf den just habilitierten Sigmund Freud, der auf Hypnose-Therapie schwört und ebendiese nutzt, um Holmes bei seinem Kokain-Entzug beizustehen. Nach den im Film geschilderten Ereignissen zieht sich Holmes dann ins Privatleben zurück, um mit der just geretteten Miss Deveraux eine Liebschaft zu begehen, ein reizvoller Brückenschlag zum bereits längst installierten Prosa-Tod des Detektivs, den Moriarty zusammen mit Holmes "angeblich" an einem Rheinfall in der Schweiz gefunden hatte. So wahrt "The Seven-Per-Cent Solution" (dessen Titel sich auf die von Holmes bevorzugt injizierte Kokainlösung bezieht) nicht nur formal sondern auch inhaltlich eine kompromisslose Anbindung an die Holmes-Ikonographie.

8/10

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SINGAPORE SLING (Nikos Nikolaidis/GR 1990)


"Now I can smoke."

Singapore Sling ~ GR 1990
Directed By: Nikos Nikolaidis

Ein Privatschnüffler verfolgt die Spur eines verschwundenen Mädchens namens Laura bis hin zu einem feudalen Haus in Seenähe, das von Mutter (Michele Valley) und Tochter (Meredyth Harold) bewohnt wird. Die beiden Frauen, die hier in der Abgelegenheit Serienmord, Paraphilie, Rollenspiele und andere Merkwürdigkeiten in vielen Facetten durchspielen, nehmen den angeschossenen und teils bewegungsunfähigen Detektiv gefangen und taufen ihn aufgrund eines Cocktailrezepts in seiner Tasche 'Singapore Sling'. Der Mann wird zum mehr oder weniger willfährigen Opfer der Perversionen der zwei Frauen, bis er schließlich selbst den Verstand zu verlieren droht.

Ein hochpoetisches Gedicht von einem Film, bedingungslos konsequent in seiner zwischen oberflächlicher und verschlammter Schönheit delirierenden Ästhetik. Man kann den Blick kaum abwenden von all dem Ungeheuerlichen, was Nikolaidis seinem - durchaus elitär anvisierten - Publikum in "Singapore Sling" auftischt. Von grenzpornographischen Bildern über die gegenseitige Besprenkelung mit diversen Körperflüssigkeiten, die Auslebung multipler Fetische bis hin zu harten Gewalteruptionen reicht die Palette seiner Visualitäten. Ein Statement, möglicherweise eine künstlerische Sublimierung tiefverwurzelter, unausgelebter Obsessionen. So schön und zeigefreudig sich die Protagonistin Meredyth Harold auch gibt, Nikolaidis zeigt den Voyeuren unter seinen Zuschauern immer wieder die rote Karte, indem er stimulierend beginnende Szenen durch matschige Hemmungslosigkeiten enterotisiert.
Dabei ist "Singapore Sling" natürlich erst in zweiter Instanz ein transgressives, herausforderndes Kunstwerk, primär bietet er ein Panoptikum von Nikolaidis' umfassender Einflussbasis: Angefangen bei Premingers "Laura", von dem "Singapore Sling" ein Semi-Remake darstellt, über Swing, Chandler, Wyler, Losey, Pasolini, Hopper und Hooper reicht die Skala der vielen Zitatwurzeln, die der auteur hierin abgrast: Eine kompromisslose Fundgrube für offenherzige Filmliebhaber.

9/10

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8MM (Joel Schumacher/USA, D 1999)


"DIE! FUCKER DIE! DIE!"

8MM ~ USA/D 1999
Directed By: Joel Schumacher

Der eher ungern im Trüben stochernde Hochglanz-Detektiv Tom Welles (Nicolas Cage) wird von der betagten Witwe Mrs. Christian (Myra Carter) engagiert, die Herkunft eines 8MM-Snuff-Filmes zu untersuchen, den sie im Safe ihres verstorbenen Mannes, eines reichen Wirtschaftsführers gefunden hat. In dem kurzen Film wird ein Mädchen (Jenny Powell) von einem Maskenmann (Chris Bauer) misshandelt und schließlich abgeschlachtet. Welles soll herausfinden, ob es sich um gestellte Aufnahmen oder authentische Aufnahmen handelt. In Los Angeles kommt er mithilfe eines stenefirmen Amateurmusikers (Joaquin Phoenix) einem Snuff-Ring auf die Spur, dem der New Yorker Dino Velvet (Peter Stormare) vorsteht. Tatsächlich wurde Mary Ann Matthews, so der Name des Mädchens, vor der Kamera ermordet. Der längst vollkommen konsternierte Welles entwickelt zunehmend ungebremste Aggressionen gegen die Täter...

Wo "Falling Down", bis zu gewissem Grad ja ebenfalls eine Beschäftigung mit dem Topos 'Vigilantismus', zumindest noch einen Rest von Diskutabilität aufweist, nimmt sich "8MM" auf das denkbar Biederste konservativ aus. Nach Andrew Kevin Walkers umwerfendem "Se7en"-Script war einiges von dem Autoren zu erwarten, dass er jedoch mit einem derart plumpen Konstrukt um die Ecke kommen sollte, finde ich, speziell im Hinblick auf die Qualität des literarischen "Vorgängers", noch heute problematisch. Glücklicherweise rettet sich "8MM" gegen Ende noch halbwegs über die Runden durch seine unfreiwillige Komik, die das moralisch hochentrüstete Kartenhaus, das der Film zuvor mit großer Geste errichtet hat, in sich zusammenstürzen lässt. Nicolas Cage, nach meinem Empfinden schon immer ein Mann, der die vielen lächerlichen Stoffe, an deren Ausführung er sicherlich primär des Geldes wegen mitwirkte, als solche erkannt hat und ihnen durch gezieltes overacting entsprechend "Tribut" zollt, als Objekt der Entrüstung in den Mittelpunkt zu stellen, war ein personeller Schachzug, dem der Film verdankt, dass er nicht gleich umweglos in die Tonne wandern sollte.
Das "8MM" zugrunde liegende Menschenbild trägt Zeugnis einer fanatischen, wenn nicht pathologischen Abscheu vor jedwedem sexuell Normabseitigen. Allein Welles' erster aktiver Kontakt mit der Pornoszene ist bereits so inszeniert, dass der Ruch des Widerlichen und Perversen sich bis weit vor die Leinwand erstreckt - Cages permanent und zunehmend angeekeltes Gesicht spricht Bände. Als er im weiteren Filmverlauf auf einem einschlägigen Hinterhofbasar das Cover eines Kinderpornos in die Hand nimmt, wischt er selbige danach voller Widerwillen an seinem Revers ab. Doch Welles' steigt noch weiter hinab in die neun Inferni der Pornographie, um am Ende personell mit ihrer niederträchtigsten Form konfrontiert zu werden, selbstverständlich symbolisiert durch ein repräsentatives Quartett des denkbar übelsten menschlichen Abschaums: Den schmierigen Regisseur (Stormare), das abartige Muttersöhnchen (Bauer), den abgewichsten casting agent (James Gandolfini) und den korrupten, schnauzbärtigen Hochglanzanwalt (Anthony Heald). Die zwei, die sich nicht aus wechselseitigem Misstrauen gegenseitig umgebracht haben, richtet Welles, nachdem er sich moralisch durch eine Anfrage bei Muttern Matthews (Amy Morton) legitimiert hat, mit symbolischem, feurigem Cherubsschwert. Danach kehrt er bitterlich weinend in den reinigenden Schoß seiner jungen Familie zurück - die Welt hat ihn wieder, mitgenommen zwar, aber durch seine Gewaltakte vom Erlebten geläutert und gereinigt.
Als trashige Spaßgranate funktioniert "8MM", besonders, da er sich so gern als Manifest der moralischen Entrüstung verstünde. Als ernstzunehmender Genrefilm, also das, was er zu sein vorgibt und wünscht, ist er somit nachgerade erbarmungswürdiger Dreck.

4/10

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THE MIDNIGHT MAN (Roland Kibbee, Burt Lancaster/USA 1974)


"You're unbelievable."

The Midnight Man (Der Mitternachtsmann) ~ USA 1974
Directed By: Roland Kibbee/Burt Lancaster

Jim Slade (Burt Lancaster), Ex-Bulle aus Chicago, musste einige Zeit hinter schwedischen Gardinen verbringen, weil er den Liebhaber seiner Ex-Frau erschossen hatte. Nun ist er auf Bewährung und kommt in der Provinz bei dem befreundeten Ehepaar Quartz (Cameron Mitchell, Joan Lorring) unter. Quartz, als Nachtwächter auf dem hiesigen Campus des Jordan College tätig, wurde erst kürzlich verletzt und so übernimmt Jim dessen Posten. Bald stößt er auf die verstört wirkende Senatorentochter Natalie Clayborne (Catherine Bach), die eine von ihr selbst aufgenommene Cassette für den Psychoanalytiker Prichette (Robert Quarry) vermisst, auf der sich einige intime Geständnisse befinden. Natalie wird kurz darauf erschlagen aufgefunden, die Cassette bleibt verschwunden. Für den lokalen Sheriff (Harris Yulin), der den gestörten Hausmeister (Charles Tyner) in Verdacht hat, ist der Fall klar, doch Slade bohrt tiefer und stößt in ein Wespennest aus Korruption, Perversion und Gewalt.

Einer der zu Unrecht weniger renommierten neo noirs der frühen bis mittleren Siebziger, der inmitten von "Chinatown", "Night Moves" oder "The Long Goodbye" leider sehr untergegangen ist. Dies mag seiner vergleichsweise schmucklosen formalen Aufbereitung zuzuschreiben sein; das Regieteam Kibbee/Lancaster begnügt sich mit einer bedeckten Inszenierung und konzentriert sich ganz auf die kriminalistischen Irrungen und Wirrungen, die der mit zunehmender Laufzeit immer neue Haken schlagende Plot bereithält. Interessant ist die Position des alternden, jedoch keineswegs alten Helden, der hier als uniformierter Nachtwächter vorgestellt wird. Im klassischen film noir wäre der durchaus hartgekochte Jim Slade noch ein verlotterter Privatdetektiv gewesen; hier handelt es sich um einen merklich wenig ausgebrannten Gesetzeshüter, dessen berufliches Feuer trotz mancher Konflikte mit der Staatsgewalt noch immer lodert und der auch vor brachialem Gewalteinsatz nicht zurückschlägt. Umso anschaulicher die recht derben, entsprechenden Spitzen, im Zuge derer Slade ein ihm feindlich gesonnenes Hillbilly-Trio (Ed Lauter, Mills Watson, William T. Hicks) samt Rottweiler zur Strecke bringt. Doch entpuppt sich das in "The Midnight Man" allgemein gezeichnete Weltbild als ein ziemlich fatalistisches: Fast niemand ist, wer oder was er zu sein vorgibt - selbst engste Vertraute und Sympathieträger erweisen sich nach gründlicher Durchleuchtung als verräterisch, korrupt, sexuell abseitig oder schlicht gierig, derweil die anfänglich zwielichtig erscheinenden Individun zumeist harmlos bleiben. Auch dies eine unbedingte Tradition der Gattung.

8/10

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Funxton

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