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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0



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LET US PREY (Brian O'Malley/UK, IE 2014)


"You know who I am. You always knew."

Let Us Prey ~ UK/IE 2014
Directed By: Brian O'Malley

Rachel (Pollyanna McIntosh) begeht just ihre erste Schicht auf einem kleinen Polizeirevier eines schottischen Provinzstädtchens. Nach und nach füllen sich die Zellen des anhängenden Gefängnisses: Der ständig seine Frau verprügelnde Lehrer Beswick (Jonathan Watson) sitzt bereits; der delinquente Jugendliche Caesar (Brian Vernel) hat in Rachels Beisein einen Mann (Liam Cunningham) überfahren, der zunächst verschwindet und kurze Zeit später aufgegriffen wird. Als er den ihn untersuchenden Amtsarzt Hume (Niall Greig Fulton) verbal provoziert, dreht dieser durch und attackiert den Fremden. Rasch wird Rachel klar: Der geheimnisvolle Fremde weiß deutlich mehr als er sagt, nicht nur über seine Zellennachbarn, auch über die drei weiteren Cops. Um Mitternacht soll die finale Wahrheit ans Licht kommen...

"Let Us Prey" ist gewiss kein überraschender Film. Sein zeigefreudiger Härtegrad ist beträchtlich, entspricht allerdings dem gegenwärtigen Standard. Die Inszenierung ist sauber, jedoch ohne Risikofreude. Der Plot schließlich erfüllt ebenfalls wohlfeile Antizipation. Somit wäre daraus auch kein wirklich sensationelles Geheimnis zu drehen: "Pleased to meet you, hope you guess my name."
Diesmal ist also der charismatische Liam Cunningham, renommiert durch diverse Auftritte bei seinem Spezi Neil Marshall und natürlich in "Game Of Thrones", der Gehörnte - allerdings ohne Hörner oder Hufe.
Der Fremde kommt immer dann herbei, wenn es unbeschreibliche Gräueltaten zu sühnen gibt, derer kein irdisches Gericht mehr Herr werden kann. Die erbeuteten Seelen gehen schließlich ins Inferno ein, wo sie die höllische Population auffüllen werden. In den paar Stunden erzählter Zeit von "Let Us Prey" führt man uns gleich einen ganzen Pulk mieser Drecksäcke, Sadisten, Irrer, Religionsfanatiker, reueloser, promisker Schweinehunde vor. Von denen hat es unter Garantie jeder verdient, des Satans fette Beute zu werden und so geht der Herr der Unterwelt am Ende mitsamt seiner Rabenschar und einer neu hinzugewonnenen Konkubiene und Sympathisantin von hinnen. Es ist ein dreckiger Job, aber einer muss ihn machen.
"Let Us Prey", der just davon berichtet, braucht man sich allerdings nur dann anzuschauen, wenn man es wahlweise schön deftig mag, auf britische bzw. irische Genreware steht oder gern der wundervollen Pollyanna McIntosh bei der Arbeit zuschaut. Für mich waren das drei Gründe, und immerhin gute.

7/10

Brian OMalley Kleinstadt Satan Madness Serienmord Schottland Splatter Nacht


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THE NAKED GUN: FROM THE FILES OF POLICE SQUAD! (David Zucker/USA 1988)


"How about that?"

The Naked Gun: From The Files Of Police Squad! (Die nackte Kanone) ~ USA 1988
Directed By: David Zucker

Nachdem Lt. Frank Drebin (Leslie Nielsen) von der Spezialeinheit bei einem Außeneinsatz in Beirut einer antiimperialistischen Verschwörung sämtlicher bösen Achsenmächte die Luft herausgelassen hat, wartet daheim in Los Angeles bereits der nächste Fall auf ihn: Franks Kollege Nordberg (O.J. Simpson) ist bei einem Undercover-Einsatz schwer verletzt worden. Hinter dem Anschlag steckt der millionenschwere Geschäftsmann Vincent Ludwig (Ricardo Montalban), der ein Gerät entwickelt hat, mit dem jeder harmlose Bürger zum ferngesteuerten Attentäter werden kann. Ausgerechnet die britische Königin (Jeanette Charles), die gerade auf Besuch in L.A. ist, soll während eines Baseball-Spiels ermordet werden.

Sechs Jahre nach einem halben Dutzend halbstündiger Einsätze in der vom ZAZ-Team mitentwickelten Minireihe "Police Squad!" kehrte deren beliebte Hauptfigur Frank Drebin, von Leslie Nielsen bei stets perfekt sitzender Gewandung und - aller Idiotie und Inkompetenz zum Trotze - unschlagbarem Selbstbewusstsein meisterhaft dargeboten via Großleinwand zurück. Wie zuvor bereits bei "Airplane!" und "Top Secret!" basierte das Konzept von "The Naked Gun" primär darauf, durch scheinbar völlig anarchische, chaotische Gags in höchstmöglicher Frequenz insgeheim eine straighte Struktur zu schaffen. Anders als bei herkömmlichen Komödien sind der humoristischen Bandbreite des Scripts dabei keine Grenzen gesetzt - die Witzkavalkade reicht von infantil bis brillant, von zotig bis subtil, von Situations- über Dialoghumor, von laut bis schallend.
Als besonders signifikant empfand ich dabei immer, dass die besonders offensichtlich arrangierten Gags, von denen es Dutzende gibt und viele beim Massenpublikum zu beliebten Klassikern avancierten, dem Test der Zeit tatsächlich gar nicht recht standzuhalten vermochten. Andere indes - und glücklicherweise das Gros der Gesamtheit - entfalten auch nach dutzendfacher Betrachtung noch immer ihre brachiale Komik. Das letzte Viertel, das sich ganz auf das Baseball-Spiel konzentriert, bei dem der Held den unbekannten Meuchelmörder dingfest machen muss, läuft schließlich zur absoluten Hochform auf: zur Untermalung eines Randy-Newman-Songs ("I Love L.A.") tastet der weder im Text der Nationalhymne noch betreffs der Baseball-Regeln versierte Drebin sämtliche Spieler und Schiedsrichter ab, derweil im Publikum eklige Snacks serviert werden. Ricardo Montalbans Ableben mitsamt Dampfwalze und Tambourkorps (der "Louie, Louie" spielt), rundet das Ganze ab. Die Lachquote erhöht sich hier ins Unermessliche und glücklicherweise hatten ZAZ den Mut, bei aller Kürze des Films ihrem Publikum nicht noch mehr Lachkrämpfe zumuten zu wollen. Die Gefahr multipler Zwerchfellentzündungen wäre unabwendbar gewesen.

9/10

David Zucker Jim Abrahams Jerry Zucker ZAZ Parodie Hommage Los Angeles Satire


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IL ROSSETTO (Damiano Damiani/I, F 1960)


Zitat entfällt.

Il Rossetto (Unschuld im Kreuzverhör) ~ I/F 1960
Directed By: Damiano Damiani

Die vierzehnjährige Silvana (Laura Vivaldi) ist heimlich in ihren Nachbarn Gino Luciani (Pierre Brice) verliebt, eine Tagelöhner und Klinkenputzer. Als in ihrem Haus eine als "leichtes Mädchen" bekannte Frau ermordet wird, fällt Gino spontan in den Verdächtigenkreis. Er jedoch behauptet, die Tote überhaupt nicht gekannt zu haben. Als Silvana ihm eröffnet, dass sie ihn am Tattag aus der Tür der Ermordeten habe kommen sehen, wird Gino jedoch nervös und schiebt dies auf Silvanas Einbildung. Von un an widmet er dem Mädchen mehr Zeit als beiden guttut und schließlich landet Gino als Hauptverdächtiger bei Commissario Fioresi (Pietro Germi). Dessen Verhör zieht eine Schlammschlacht nach sich, die vor allem die urplötzlich im Mittelpunkt des polizeilichen und öffentlichen Interesses stehende Silvana übel mitnimmt.

Ein Kriminalfall und wie er sämtliche Beteiligten und Unbeteiligten auf das Nachhaltigste involviert - für einen veritablen Vertreter des Neorealismus ist Damianis Frühwerk mit seinem wunderbar passgenauen Originaltitel ("Der Lippenstift") dann allerdings doch eine minimale Spur zu kolportagehaft geraten. Dabei liegt gerade darin der besondere Reiz des Films, nämlich Lokalkolorit und triviale Dramaturgie zu kreuzen, um daraus einen ebenso formal durchkomponierten wie sezierenden Genrefilm zu machen. Pierre Brice darf als schmieriger Filou noch große, man mchte bald konstatieren "ungewohnte" schauspielerische Qualitäten demonstrieren, wie es ihm in den Folgejahren nicht zuletzt durch seine immer normierteren elf "Winnetou"-Einsätze leider kaum mehr möglich war. Der eigentliche Star des Films dürfte jedoch Laura Vivaldi sein, die durch ihre berückende Darstellung eines emotional hoffnungslos überforderten, fragilen Mädchens im Angesicht selbstgerechter Maskulinität, die gleich aus mehrerlei Richtungen auf sie einprasselt, zu zerbrechen droht.

8/10

Damiano Damiani Rom Coming of age


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INSOMNIA (Erik Skjoldbjærg/NO 1997)


Zitat entfällt.

Insomnia (Todesschlaf) ~ NO 1997
Directed By: Erik Skjoldbjærg

Der für seine Hatnäckigkeit bekannte schwedische Kriminalkommissar Jonas Engström (Stellan Skarsgård) wird in Norwegen angefordert, um den Mord an einer Schülerin aufzuklären. Jenseits des Polarkreises scheint derzeit die Mitternachtssonne; es wird nicht dunkel, was Engström den Schlaf raubt. Zusammen mit seinem Partner Erik Vik (Sverre Anker Ousdal) begibt er sich dennoch unverzüglich an die Tätersuche, die sich eigentlich rasch abschließen ließe, jedoch durch unbedachtes Vorgehen seitens Engströms in einer Katastrophe endet: Im dichten Nebel erschießt Engström Vik, der eigentliche Mörder kann entkommen. Engström, dessen Renommee bereits wegen einer länger zurück liegenden "Unpässlichkeit" angekratzt ist, schiebt seinen tödlichen Faux-pas dem Gesuchten zu, fälscht Beweise und Spuren und torpediert dadurch gezielt die Ermittlungen, um seine Lügen zu verschleiern. Der ursprüngliche Mörder indes, der arrivierte Autor Jon Holt (Bjørn Floberg) instrumentalisiert den zunehmend übernächtigten Engström, um selbst nicht überführt zu werden.

Mit dem Psychogramm eines Polizisten, dessen moralische Verwahrlosung mindestens so fortgeschritten ist wie die des von ihm gesuchten Mörders, ist Erik Skjoldbjærg vermittels ausgekühlter Bilder einer der beeindruckendsten skandinavischen Thriller der letzten Jahrzehnte gelungen. Wo in der nordischen Kriminalliteratur wie auch im Film die Beamten zumeist zwar in irgendeiner Form angegriffene, aber integre Ermittler sind, die sich als Identifikationsfigur für den Rezipienten hervorragend eignen, bekommt man in der Person Jonas Engströms deren erklärtes Schatten-Pendant vorgestellt, einen, der ausnahmsweise garantiert nicht fortsetzungstauglich ist. Skarsgård verkörpert diesen Noir-Typus mit grimmiger Verzweiflung, in der sich auf verhängnisvolle Weise Inkompetenz und Gewissenlosigkeit vermengen. Engströms Antagonist Holt ist auf seine Weise zwar ein arroganter Widerling; immerhin steht dieser jedoch zu seinen Obsessionen und gewissermaßen sogar zu seiner Natur. Im Laufe der Geschichte kristallisiert sich Engström dann als der Schlimmere der beiden heraus; als nicht minder paraphil veranlagter, gewissenloser Kartenzinker, für den die Erlösung ausbleibt und es kein Zurück aus der Pesthölle des Gewissens gibt.

9/10

Erik Skjoldbjærg Norwegen Madness Duell


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DE BEHANDELING (Hans Herbots/B 2014)


Zitat entfällt.

De Behandelig (Die Behandlung) ~ B 2014
Directed By: Hans Herbots

Mit der Jagd auf einen geisteskranken und gewaltbereiten Kinderschänder, der nicht nur seine jungen Opfer, sondern auch deren Eltern nachdrücklich leiden lässt und der in Kontakt mit einem organisierten Untergrundnetzwerk pädophiler Verbrecher steht, erlebt der belgische Polizist Nick Cafmeyer (Geert Van Rampelberg) zugleich eine Reise in die eigene, traumatische Vergangenheit: Im Kindesalter ist sein Bruder Björn von einem Päderasten, wahrscheinlich Nicks Nachbar Ivan Plettinckx (Johan van Assche), gekidnappt worden und seither nie mehr aufgetaucht. Weder konnte Plettinckx jemals die Entführung nachgewiesen noch Björns Leiche gefunden werden. Möglicherweise lebt er noch; zudem ergeht sich Plettinckx in höhnischen Versteckspielen mit Cafmeyer. Dennoch gilt es, zunächst, den "Troll" zu fangen, jenen geisterhaften Kinderschreck, der über Wände gehen kann und der stets "von oben kommt"...

Atmosphärisch und ansatzweise auch mental in der Tradition von all den abseitigen Genrestücken der letzten Jahre und Jahrzehnte, von "Se7en" über Stieg Larssons "Millenium"-Trilogie respektive deren Verfilmungen, "Srpski Film", "Prisoners" und der ersten Staffel "True Detective", steht dieser junge belgische Thriller, der vielleicht auch ein Stück weit zur nationalen Trauma-Bekämpfung dient, nachdem das kleine Land sich von den schrecklichen Ereignissen um Marc Dutroux und seinen wohl doch recht umfassenden "Interessenzirkel" nie wirklich erholen konnte. "De Behandeling" erfordert demgemäß einiges an Ertragenspotenzial. Was die Autorenphantasie hier um den völlig durchgedrehten Serientäter, der neben seinen abartigen Neigungen gleich noch ein paar weitere entsprechende Charakteristika aufweist - er ist impotent, (berechtigterweise, wie suggeriert wird) sozial isoliert, fettleibig, sabbert, stottert und experimentiert mit Pisse, um seine Privattheorie der seine Manneskraft verdrängenden, weiblichen Toxine zu verifizieren -, aus dem sprichwörtlichen Hut zaubert, ist schon abscheulich. Ein wahrer Untermensch also, den "De Behandeling" sich da neben einigen anderen "Szene"-Individuen da als Feindbild ausgesucht hat und von dem im Nachhinein alles Mögliche behauptet werden kann - nur nicht, als Objekt einer halbwegs differenzierten Figurenausarbeitung gedient zu haben.
Immerhin taugt Herbots Film zu dem, was er im Mindesten auch sein soll, nämlich als ordentlicher Nägelkauer, dessen Erzählzeit wie im Fluge vergeht und der besonders zum Finale hin, das dann auch nur semi-happy ausklingt, ein hohes Spannungsmaß aufrecht erhält. Auch, wenn's zunächst widersprüchlich anmuten mag: ebenso kompetent wie dumm.

6/10

Hans Herbots Pädophilie Belgien Home Invasion


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RESERVOIR DOGS (Quentin Tarantino/USA 1992)


"You ever listen to K-Billy's "Super Sounds of the Seventies" weekend? It's my personal favorite."

Reservoir Dogs ~ USA 1992
Directed By: Quentin Tarantino

Ein von dem Gangsterboss Joe Cabot (Lawrence Tierney) und seinem Sohn Nice Guy Eddie (Chris Penn) angeheuertes, aus sechs Gaunern bestehendes Team soll einen akkurat geplanten Diamantenraub vollführen. Doch die Sache läuft gehörig aus dem Ruder, weil einer der sich zuvor untereinander unbekannten Teilnehmer ein Undercover-Cop ist, der bereits im Vorhinein seine Leute zum Schauplatz des Verbrechens beordert hat. Nachdem der schießwütige Mr. Blonde (Michael Madsen) vor Ort ein Massaker angerichtet hat und bereits zwei der Ganoven, Mr. Blue (Eddie Bunker) und Mr. Brown (Quentin Tarantino) dran glauben mussten, treffen die Übrigen nach und nach am verabredeten Treffpunkt, einer Lagerhalle, ein. Mr. Orange (Tim Roth) hat einen Bauchschuss und verblutet langsam, derweil Mr. White (Harvey Keitel) und Mr. Pink (Steve Buscemi) die Sache halbwegs ruhig und überlegt überblicken. Als Mr. Blonde mit einem gekidnappten Polizisten (Kirk Baltz) auftaucht, wartet bereits die nächste Katastrophe...

Als Quentin Tarantinos erste Filme bei uns auftauchten, sprich "Reservoir Dogs" und der von ihm gescriptete "True Romance", war ich wie viele andere ein ausgemachter Fan des Mannes und himmelte seine Arbeiten an - für einen 17- bis 20-jährigen Kinogänger zu dieser Zeit ganz gewiss nichts Ungewöhnliches. Als ich dann zu studieren anfing und in jeder noch so abgewichsten Klitsche, in der sich eine Party abspielte, ein "Pulp Fiction"-Poster vorfand, erkaltete meine Bewunderung für diesen plötzlich zum langweiligen Salonthema avancierten Filmemacher und verwandelte sich in eine Art Ernüchterung; ich wollte ihn bestenfalls nurmehr nett finden und jedes ihm gewidmete Gespräch aus der Laienecke mit demonstrativem Gähnen quittieren. Tarantino als "everybody's darling", der dann auch noch von Hinz und Kunz plagiiert wurde - das gefiel mir, der ich mich Trends stets tapfer verweigert habe, ganz und gar nicht. Dass er mit "Jackie Brown" seinen, wie ich bis heute finde, stärksten Film vorgelegt hat und im Gefolge von "Hype Fiction" eigentlich alles genau richtig gemacht hat, war mir dann demonstrativ egal.
"Reservoir Dogs" und "Pulp Fiction habe ich nach zuvor mitunter pathologischen Überdosierungen zum letzten Mal vor geschätzt fünfzehn Jahren gesehen und jetzt mal wieder Lust drauf bekommen. Zu ersterem darf ich schonmal sagen, dass er mich neuerlich begeistert konnte. Als einen ungeheuer frischen Film habe ich ihn just wieder wahrgenommen, voll von leidenschaftlichem fandom, angenehm exzessiv, getragen von einem unschlagbaren Narzissmus und, wenngleich betreffs seiner inszenatorischen Qualität weit hinter den meisten wirklich großen, klassischen amerikanischen Regisseuren liegend, als ein Musterexemplar seiner Gattung, dem längst selbst ein Platz im Olymp der nachwuchsinspirierenden Werke gebührt. Gewissermaßen schade angesichs dessen, dass Tarantino gezwungenermaßen zum Opfer seines eigenen Kults wurde - und es bis heute, ebenso gezwungenermaßen, geblieben ist.

9/10

Quentin Tarantino Ensemblefilm undercover Freundschaft Los Angeles Heist


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DER MÖRDER MIT DEM SEIDENSCHAL (Adrian Hoven/BRD, I 1966)


"Ach, das Kind wird den Weg schon finden."

Der Mörder mit dem Seidenschal ~ BRD/I 1966
Directed By: Adrian Hoven

Die kleine Claudia (Susanne Uhlen) beobachtet durch Zufall, wie der gemeingefährliche Halunke Boris Garrett (Carl Möhner) ihre Mutter (Helga Liné), eine Tingeltangel-Sängerin, in ihrer Wohnung erdrosselt. Aus Angst, im Waisenhaus zu landen, entwischt Claudia den sich um sie kümmernden Polizeibeamten und versteckt sich mal hier, mal dort, den gefährlichen Garrett stets auf den Fersen. Polizeirat Moll (Folco Lulli) und sein Assistent Fischer (Harald Juhnke) haben alle Hände voll zu tun, Garrets Identität zu lüften und Claudia noch vor dem Verbrecher ausfindig zu machen.

Der aus etlichen mehr oder weniger schmalzigen Wirtschaftswunderfilmen als Akteur bekannte Tiroler Adrian Hoven besann sich mit Mitte 40 darauf, dass seine aparte Erscheinung ihm nicht ewigen Darstellerruhm würde eintragen können und dass ein zweites Standbein als Regisseur nicht schaden könnte. Das Debüt seiner dann in quantitativer Hinsicht doch eher spärlich fokussierten, dafür an späteren Höhepunkten umso reicheren Filmemacher-Karriere markierte dann "Der Mörder mit dem Seidenschal", eine triviale Wiener Kriminalgeschichte, basierend auf einem Groschenroman der eher karg beleumundeten Romancière Thea Tauentzien, die sich für ihre Mär wiederum mehr oder weniger eklatant von J. Lee Thompsons großartigem "Tiger Bay" hatte inspirieren lassen. Hier wie dort steht ein reizendes kleines Mädchen im Zentrum, das als unfreiwillige Mordzeugin auf gefährlichem Fuße lebt, derweil jedoch (allerdings aus unterschiedlichen Motiven heraus) kein Interesse daran hegt, sich in den sicheren Hafen des Polizeischutzes zu begeben. Bei Hoven allerdings ist die von einer noch sehr putzigen Susanne Uhlen gespielte Claudia nochmal deutlich schlechter dran, denn der ihr nachstellende Killer ist kein überspannter Matrose mit gutem Herzen, sondern ein echter Haderlump, der es dann auch nicht bei einem Kapitalverbrechen belässt (Hoven, der sich selbst einen nichtkreditierten Auftritt als schmieriger Zocker Waldemar Fürst spendierte, wird von Möhner aufs Fieseste hinterrücks erdolcht). Diese kunterbunte Mischung ergibt einen sehr lebendigen, kleinen Reißer, der gern ein bisschen wie "The Third Man" wäre, am Ende aber doch "nur" als kleinformatiger Krautkrimi bestehen kann. Ist aber auch gut so.

7/10

Adrian Hoven Wien Flucht car chase


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POLICE ACADEMY 3: BACK IN TRAINING (Jerry Paris/USA 1986)


"Kiss my what?"

Police Academy 3: Back In Training (Police Academy 3... und keiner kann sie bremsen) ~ USA 1986
Directed By: Jerry Paris

Eine der beiden städtischen Polizei-Akademien soll geschlossen werden, entweder die des altehrwürdigen Commandant Lassard (George Gaynes) oder die deutlich straffer geführte des mittlerweile beförderten Commandant Mauser (Art Metrano). Um sich aus der Patsche zu helfen, mobilisiert Lassard seine Ehemaligen rund um Ctry Mahoney (Steve Guttenberg) und die anderen, auf dass diese als Ausbilder für eine neue Generation durchgedrehter Rekruten einspringen. Bald haben die "Neuen" die Chance sich zu beweisen, als der Gouverneur (Ed Nelson) von einer Gruppe Krimineller gekidnappt wird...

Bis hierhin soll's mir vorläufig erst einmal reichen mit den Jungs und Mädels aus der Police Academy - die Gags, vor allem die halbwegs gelungenen, sind fast ausschließlich Reprisen aus den ersten beiden Teilen, derweil manche Witze und Einstellungen einem fast schon Kopfschütteln machenden Leerlauf frönen. Die alte Garde um Steve Guttenberg, Michael Winslow, Bubba Smith und David Graf scheint, mit Ausnahme des Letzteren vielleicht, ihrer darzustellenden, wiederkehrenden Albernheiten zunehmend müde zu werden und überlassen den heurigen Löwenanteil an Lachern den beiden liebenswerten Fiesmöppen Art Metrano und seinem idiotischem Faktotum Proctor (Lance Kinsey) respektive dem abermals komplett überzüchtet auftretendem Bobcat Goldthwait, dessen verrückter Rocker Zed nunmehr Polizist werden will, sowie seinem Komplementär Tim Kazurinsky als duckmäusigem Anwärter Sweetchuck. Wenn als Behelf eine Großzahl aus Kalauern aus der deutschen Synchronfassung rekurriert (mutmaßlich von Guttenberg-Sprecher Arne Elsholtz verfasst), was die ersten beiden Filme noch längst nicht in diesem Maße nötig hatten, dann ist zudem Obacht geboten. Der Nostalgie-Faktor (als Kind habe ich den Film geliebt) spielt noch mit herein, dennoch ist dies ein eher flaues Klamöttchen.

5/10

Jerry Paris Paul Maslansky Police Academy


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POLICE ACADEMY 2: THEIR FIRST ASSIGNMENT (Jerry Paris/USA 1985)


"Never fool with a fuzz ball."

Police Academy 2: Their First Assignment (Police Academy 2... Jetzt geht's erst richtig los!) ~ USA 1985
Directed By: Jerry Paris

Pete Lassard (Howard Hesseman) sitzt in der Klemme: Das von ihm geleitete Polizeirevier leidet unter einer viel zu hohen Misserfolgsquote, schlechter Öffentlichkeitsarbeit und vor allem seiner miesen Lage. Es steht daher zu befürchten, dass im Falle weiterer Misserfolge Lassard binnen 30 Tagen seinen Posten an seinen schleimigen Vize Mt. Mauser (Art Metrano) und dessen Speichellecker Proctor (Lance Kinsey) abgeben muss. In seiner Not wendet sich Lassard an seinen älteren Bruder, den Direktor der Polizei-Akademie (George Gaynes). Dieser schickt dem Junior seine just graduierten Eleven rund um Sonnyboy Cary Mahoney (Steve Guttenberg), die in ihrem neuen Revier mit altgedienten KollegInnen auf Streife geschickt werden. Schon bald schließt man Bekanntschaft mit der Wurzel allen hiesigen Übels: Dem verrückten Rocker Zed (Bobcat Goldthwait) und seiner Gang...

Der Titel des Sequels stimmt ja schonmal nicht richtig, denn hier geht es nicht mehr um die Polizei-Akademie itself, sondern um den weiteren Werdegang der zuvor kennengelernten Vollchaoten, die trotz mancher Minderbemittlung allesamt ihren Abschluss mit Bravour erhalten haben. So nimmt der Originalitätsfaktor denn auch bereits an dieser Stelle um einige Einheiten ab. Fürderhin um manch beliebten Charakter erleichtert, wenn teils auch lediglich vorübergehend, etabliert "Police Academy 2" immerhin auch einige neue Figuren mit kapitaler Schräglage, allen voran natürlich den retardierten Zed, der von dem grundsätzlich gewöhnungsbedürftigen comedian Bobcat Goldthwait interpretiert wird und dessen abrupt aufkeimender Beliebtheitsgrad ihm noch zwei Folgeauftritte innerhalb der Reihe bescheren sollte. Als Lt.-Harris-Substitut bekommen wir Art Metrano als Mauser, der nicht ganz so lustig aufspielt wie sein Quasi-Vorgänger, infolge der ihm von Mahoney verpassten Streiche aber wiederum die besten Gags des Films abbekommt: Das beim Duschen gegen Plastikkleber ausgetauschte Shampoo und die proktologische Zwangsntersuchung durch eine sadistische Krankenschwester (Diana Bellamy) zählen zu den ungebrochenen humoristischen Großmeisterlichkeiten der gesamten Serie.

6/10

Jerry Paris Paul Maslansky Police Academy undercover Rocker Subkultur





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