HEAT
(dt. Titel: HEAT)
USA, 1995
Warner Bros. / Regency Enterprises / Forward Pass / Art Linson Productions / Monarchy Enterprises
Regie: Michael Mann
Produktion: Michael Mann, Art Linson
Buch: Michael Mann
Kamera: Dante Spinotti
Schnitt: William Goldenberg, Tom Rolf, Pasquale Buba, Dov Hoenig
Musik: Elliot Goldenthal
Darsteller: Al Pacino, Robert De Niro, Val Kilmer, Jon Voight, Tom Sizemore, Ashley Judd, Natalie Portman
Starttermin: 15. Dezember 1995
Inhalt: Neil McCauley (Robert De Niro) ist ein Gauner, der mit seinen Jungs (Val Kilmer, Tom Sizemore, Danny Trejo) nur die ganz großen Dinger dreht. Er ist in seinem "Job" ein obsessiver Perfektionist, der nichts dem Zufall überlässt. Er bekommt es mit einem gleichwertigen Gegner auf Augenhöhe zu tun: Vincent Hanna (Al Pacino), hartnäckiger Polizist der LAPD. Er ist Neil dicht auf den Fersen. Was diesem nicht verborgen bleibt. Trotzdem will er noch das letzte große Ding durchziehen und sich aus dem Staub machen. Jäger und Gejagte erweisen sich als Brüder im Geiste - eine komplizierte Beziehung nur getragen von gegenseitigem Respekt. Was einer Freundschaft der beiden im Weg steht: das Gesetz und das Leben für welches sie sich entschieden haben.
Darum würden Michael Mann die meisten seiner Kollegen beneiden: er kann aus dem Vollen schöpfen und jede noch kleine Nebenrolle mit hochkarätigen Darstellern besetzen. Das verkommt aber völlig zur Nebensächlichkeit. Den Mittelpunkt bildet das Schauspieler- und Charakterduell De Niro/Pacino. Beide gelten als die größten Darsteller Hollywoods. Sie sind beide Method Actor mit Legendstatus.
Und sie standen noch nie gemeinsam vor der Kamera. Sie waren zwar im Fall von THE GODFATHER PART II (De Niros erster Oscar) im selben Film zu sehen, aber nie in einer gemeinsamen Einstellung (sie spielten ja auch auf verschiedenen Zeitebenen). Und Mann zelebriert dies in HEAT als feierlichen Höhepunkt. Er vermeidet weitesgehend, die beiden in gleichzeitig im Bild zu haben. Ganz ehrlich: keine Leinwand ist groß genug, um für De Niro und Pacino Platz zu bieten.
Das Duell dieser beiden sich so ähnlichen und doch so entfernten Männer bildet den Höhepunkt des Films und sorgt für einige großartige Szenen. Die Thrillerhandlung verkommt da rein zur Nebensächlichkeit.
Mann verzichtet hier auf seine Pastellfarben und zeichnet seine Bilder in düsterem Grau, ohne dabei auf seinen gewohnten Look zu verzichten. Er erschafft wieder bedeutungsschwangere Bilder, kann aber nicht verhehlen, dass er hier ein Mainstreamprodukt abgeliefert hat, dem die wirkliche Rafinesse fehlt. HEAT ist dem MIAMI-VICE-Film (oder besser COLLATERAL) näher als seinem MANHUNT (dem besseren SILENCE OF THE LAMBS).
Dennoch ist HEAT großartiges Kino. Mit ein paar Mankos: erst mal will der Film gar kein Ende nehmen. Viel Leerlauf verlängert ihn künstlich zu einem Dreistundenwerk, was wohl epische Maße vortäuschen soll. Aber viele nicht handlungstragende Szenen machen den Film doch etwas zähflüssig. Und dann ist da noch Pacino, der manches Mal ein wenig zu dick aufträgt, versucht er doch krampfhaft De Niro in den Schatten zu spielen, der sich wohltuend zurückhält und dadurch gewinnt.
Aber darüber will ich nicht weiter lamentieren. Sich über solche "Kleinigkeiten" zu meckern, wäre Meckern auf hohem Niveau. Der Rest von HEAT ist nämlich cineastischer Leckerbissen der feinen Sorte.
Apropos Hitze: ich leg mich jetzt in die Sonne!