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The CINE-PHILES


663 Antworten in diesem Thema

#301 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 06. Juli 2007, 12:19

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THE RAINMAKER
(dt. Titel: DER REGENMACHER / THE RAINMAKER)
USA, 1997
American Zoetrope / Constellation Entertainment / Douglas/Reuther Productions
Regie: Francis Ford Coppola
Produktion: Steven Reuther, Fred Fuchs, Michael Douglas
Buch: Francis Ford Coppola, nach dem Roman THE RAINMAKER von John Grisham
Kamera: John Toll
Schnitt: Barry Malkin
Musik: Elmer Bernstein
Darsteller: Matt Damon, Danny DeVito, Claire Danes, Jon Voight, Danny Glover, Mickey Rourke, Mary Kay Place
Starttermin: 21. November 1997

Inhalt: Rudy Baylor (Matt Damon) ist ein angehender Anwalt, der noch voller Idealismus steckt und sich für die Belange des "kleinen Bürgers" und die Gerechtigkeit einsetzen will. Er übernimmt die Klage der Familie Black, deren Sohn Donny (Johnny Whitworth) an Leukämie erkrankt ist und deren Versicherung, die millardenschwere "Great Benefit" sich weigert, für die Behandlungskosten aufzukommen. Baylor zieht vor Gericht und bekommt es mit einem Team gewissenloser Anwalte des Versicherungskonzern, angeführt vom beinharten Drummond (Jon Voight) zu tun.

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Grisham-Verfilmungen gibt so einige, aber noch keine einzige, die mich überzeugen konnte. Im Gegenteil, meistens verärgern sie durch eine Anbiederung an den Durchschnittsbürger und dem Versuch, dessen Rechtsempfinden auszuhebeln.

So auch hier. In einen müden, klischeehaften Gerichtsthriller verpackt wird hier Stimmung gemacht gegen große Konzerne, die sich auf Kosten der Ärmsten bereichern wollen. Feine Sache das. Doch macht es Grisham steht's zu einfach - und mit Coppola hat er einen willigen Vollstrecker gefunden - und versucht hier zu eindeutig die Sympathien zu lenken, was in kühle Berechnung und lähmender Schwarzmalerei endet.

Ganz schlimm wird's im Nebenplot, wenn ein unsympathischer, fieser Charakter Opfer eines Totschlags durch eine Identifikationsfigur wird und eine Notwehrsitutation draus gedreht wird und wir uns über das Happyend freuen "sollen". Das ist wieder üble, reaktionäre Scheiße, wie sie auch den furchtbaren Dreck A TIME TO KILL (DIE JURY) so prägte. Da kommt ein ganz fader Beigeschmack auf, den der durchschnittliche Film nicht mehr auszulöschen vermag.

Schade, dass der einstige Regisseur des GODFATHERS und von APOCALYPSE NOW nunmehr seit Jahren keine überzeugende Arbeit mehr abgeliefert hat. Auch über BRAM STOKER'S DRACULA lässt sich vortrefflich streiten. Über THE RAINMAKER nicht, dies ist absolut inakzeptable Meinungsmache ohne künstlerische Ambition.

#302 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 06. Juli 2007, 18:09

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GOOD WILL HUNTING
(dt. Titel: GOOD WILL HUNTIING - DER GUTE WILL HUNTING)
USA, 1997
Miramax Films / Lawrence Bender Productions / Be Gentlemen Limited Partnership
Regie: Gus Van Sant
Produktion: Lawrence Bender
Buch: Matt Damon, Ben Affleck
Kamera: Jean-Yves Escoffier
Schnitt: Pietro Scalia
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Robin Williams, Matt Damon, Ben Affleck, Stellan Skarsgard, Minnie Driver, Casey Affleck
Premiere: 2. Dezember 1997

Inhalt: Will Hunting (Matt Damon) ist ein aufmüpfiger Jugendlicher, den scheinbar nur Bier und Schlägereien interessieren. Letzteres bringt ihn auch in den Knast. Professor Lambeau (Stellan Skarsgard) findet heraus, dass Will ein mathematisches Genie ist und holt ihn aus dem Bau raus. Als Auflage muss sich Will einer Therapie unterziehen, wogegen dieser sich mit Händen und Füßen wehrt. Mehrere Psychologen beißen sich an ihm die Zähne aus, bis er auf Sean Maguire (Robin Williams) trifft, der als einziger Zugang zu Wills Seelenleben zu haben scheint. Doch Will macht weiter wie bisher, auch seine Liebe zu der Studentin Skylar (Minnie Driver) kann ihn nicht auf den rechten Weg führen.

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Sicherlich kommt GOOD WILL HUNTING nicht ohne etwas Kitsch und einige Klischees aus, trotzdem macht mir der Mutmacherfilm überraschend gut zugesagt. Für einen Gus Van Sant ist er zudem ziemlich glatt und kommerztauglich, aber auch nicht so nervig, wie manch anderes Werk des Independent-Regisseurs.

Thematisch liegt das oscarprämierte Drehbuch von Matt Damon und Ben Affleck ganz auf Van Sants Linie. Es geht wieder um Jugendliche, ihr Millieu und ihre Probleme. Die Story ist echt nicht dumm, ein paar Ecken und Kanten mehr hätten ihr aber auch nicht geschadet.

Auch darstellerisch ist der Film gut ausgefallen. Das erste Mal überhaupt konnte mich Matt Damon überzeugen und Robin Williams, in einer seiner wenigen ernsten Rollen, holte sich hier gar nicht zu Unrecht den nackten Goldjungen.

#303 Cine-Phil

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Geschrieben 08. Juli 2007, 15:42

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FULL METAL GODUKÔ
(dt. Titel: FULL METAL YAKUZA)
Japan, 1997
Excellent Film / Tokuma Japan Communications Co. Ltd.
Regie: Takashi Miike
Produktion: Fujio Matsushima
Buch: Itaru Era
Kamera: Shohei Ando
Musik: Kôji Endô, Sound Kids
Darsteller: Tsuyoshi Ujiki, Tomorowo Taguchi, Takeshi Caesar, Kazuki Kitamura, Yuichi Minato, Shôko Nakahara
Starttermin: 5. Dezember 1997

Inhalt: Hagane (Tsuyoshi Ujiki) ist ein kleiner Yakuza, der es nie über den Status eines Laufburschen gebracht hat. Er gerät zusammmen mit seinem über alles verehrten Boss Tosa (Takeshi Caesar) in einen Hinterhalt und wird getötet. Der durchgeknallte Wissenschaftler Hiraga (Tomorowo Taguchi) bastelt aus den Leichen, aus Haganes Gehirn und aus Tosas Herz einen Maschinenmenschen, der für die Gerechtigkeit kämpfen soll. Doch der Yakuza in Hagane ist nicht totzukriegen, er sinnt auf Rache an seinen Mördern.

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FULL METAL GODUKÔ ist ein für den Videomarkt produzierter Schnellschuss vom Meister des Fließbands, Takashi Miike. Diese durchgeknallte Variante von ROBOCOP ist ein gediegener Miike-typischer Mix aus überbordernder Satire, verfeinert mit einer gehörigen Portion Trash und einigem an Blut.

Erzähltechnisch gehört er sich sicher nicht zu den stärksten Miikes und auch der Gewaltgehalt erreicht nie Level von FUDOH oder ICHI. Doch auch FMG kann sich sehen lassen - und er gefällt mir mit jedem Ansehen etwas besser. Er kommt zwar etwas schwer in Fahrt, ist zunächst sehr beliebig, gefällig und hält sich viel mit Erklärungen auf, läuft dann aber immer mehr zu einer amüsanten Achterbahnfahrt auf.

Bei einem solchen Thema dürfen natürlich nicht die quasiphilosophischen Anleihen an FRANKENSTEIN fehlen, die nicht zu vermeiden sind. Doch damit hält sich dieser mit bizarrem Humor bestückte Kracher nicht auf. Er gibt voll auf die Zwölf. Miike hält sich zwar ungewohnt mit gewollten Tabubrüchen zurück, man merkt aber auch hier deutlich, dass er sich von irgendwelchen irrationalen Geschmacksgrenzen oder etwaige moralische Bedenken niemals beeindrucken lässt.

Und das ist auch gut so...

#304 Cine-Phil

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Geschrieben 08. Juli 2007, 15:57

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TOMORROW NEVER DIES
(dt. Titel: JAMES BOND 007: DER MORGEN STIRBT NIE)
Großbritannien / USA, 1997
United Artists / MGM / Eon Productions / Danjaq
Regie: Roger Spottiswoode
Produktion: Michael G. Wilson, Barbara Broccoli
Buch: Bruce Feirstein, nach Charakteren von Ian Fleming
Kamera: Robert Elswit
Schnitt: Dominique Fortin, Michel Arcand
Musik: David Arnold
Darsteller: Pierce Brosnan, Jonathan Pryce, Michelle Yeoh, Teri Hatcher, Ricky Jay, Götz Otto, Joe Don Baker
Starttermin: 12. Dezember 1997

Inhalt: Schiffe versenken in chinesischen Gewässern. Ein britisches Kriegsschiff wird von Unbekannten zerstört, der Verdacht fällt auf die Chinesen, eine Krise bahnt sich an. Ein neuer Fall für James Bond (Pierce Brosnan). Der Agent im Geheimdienst ihrer Majestät kommt schnell dem von Hamburg aus operierenden Medienmogul Carver (Jonathan Pryce) auf die Schliche, der den Zwischenfall provozierte, um seine Titelzeilen damit zu füllen. Dass er damit den 3. Weltkrieg provoziert, nimmt er für die Quote gern in Kauf. 007 hat 48 Stunden Zeit, um diesen zu verhindern.

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Bond Nr. 18, der zweite mit Pierce Brosnan, ist solide Handwerksarbeit ohne große Hänger. Nicht mehr, nicht weniger. Die Action kracht, die Stunts sind halsbrecherisch, Humor und Ironie sind auch anwesend.

Dass es nicht mehr wurde, liegt in erster Linie an dem uninspirierten Drehbuch, dass zum zu breit ausgewalzten Showdown hin, völlig die Story aus den Augen verliert. Roger Spottiswoode inszenierte alles ordentlich, dass es nicht mehr groß ins Gewicht fällt. Jonathan Pryce bleibt als Bösewicht etwas blass. Für Götz Otto, dessen Engagement als Fiesling durch alle deutschen Medien getragen wurde, bleibt es eine bessere Statistenrolle - und schafft es nicht einmal, die aufzufüllen. Der Hüne bietet in seinen wenigen Auftritten eine peinliche Vorstellung.

Leider kommt Joe Don Baker diesmal viel zu kurz. Brosnan mimt wieder den Durchschnittsbond und auch ansonsten ist alles beim Alten. Q hat seinen obligatorischen Gastauftritt mit den üblichen Running Gags und so weiter. Logik und Glaubwürdigkeit werden mal wieder um einiges "gestreckt", aber - hey - that's Bond! Besser als der versandete Vorgänger GOLDENEYE ist TOMORROW NEVER DIES (welcher Vollidiot ist für die deutsche Titelübersetzung verantwortlich?) allemal, aber eben nicht herausragend.

Bearbeitet von Cine-Phil, 08. Juli 2007, 16:08.


#305 Cine-Phil

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Geschrieben 09. Juli 2007, 16:10

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SCREAM 2

(dt. Titel: SCREAM 2)
USA, 1997
Dimension Films / Miramax Films / Maven Entertainment / Konrad Pictures / Craven-Maddalena Films
Regie: Wes Craven
Produktion: Cathy Konrad, Marianne Maddalena
Buch: Kevin Williamson
Kamera: Peter Deming
Schnitt: Patrick Lussier
Musik: Marco Beltrami
Darsteller: David Arquette, Neve Campbell, Courteney Cox, Sarah Michelle Gellar, Jamie Kennedy, Laurie Metcalf
Premiere: 10. Dezember 1997

Inhalt: Ein Jahr nach der Mordserie in Woodsboro findet Sidney (Neve Campbell) auch am College keine Ruhe. Scheinbar hat es ein Nachahmungstäter darauf abgesehen, für einen erneuten Bodycount zu sorgen, während der Kinofilm "Stab" - eine Verfilmung der blutigen Ereignisse die Kassen klingeln lässt. Das ruft natürlich auch wieder die ehrgeizige Reporterin Gale Weathers (Courteney Cox) auf den Plan, die hier auch auf ihren Ex Dewey (David Arquette) trifft, der Sidney beschützen und den oder die Täter entlarven will.

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Nach dem Erfolg des unter Horrorfans umstrittenen Teenieslasherreanimators SCREAM musste den Gesetzen des Marktes selbstredend ein Sequel her. Plötzlich wurde man nicht müde zu betonen, dass die Reihe schon von vornherein als Trilogie geplant war. Dass dies eine glatte Lüge gewesen ist, ist jedem klar, der frühere Statements von Craven verfolgt hat und die Querelen um das Drehbuch zu SCREAM 3 kennt.

Aber nehmen wir das erst einmal so hin. SCREAM 2 jedenfalls ist nicht wirklich der Rede wert. Ihm fehlt einfach alles, was den ersten Teil noch ausgemacht hat. Es gibt keine Spannung, die Logiklöcher sind groß wie Footballfelder, die Auflösung mehr als enttäuschend und konstruiert. Die Selbstironie, die den Vorgänger noch abhob, wird hier zur gequälten Fratze, zu einer Maske hinter der man sich versteckt. Man wird nicht müde zu betonen, dass man sich in einer Fortsetzung befindet. Die Sequels haben das Genre kaputt gemacht wird uns mitgeteilt, man bleibt aber die Erklärung schuldig, warum SCREAM 2 jetzt eine Ausnahme sein sollte. Scheinbar ist man sich aller Dilemma bewusst, schafft es aber nicht sie zu umgehen. Ein ganz armseliges Bild. Hätte man die Selbstreflektionen in der Pre-Title-Sequence untergebracht, wäre vielleicht was zu holen gewesen. Aber einen ganzen Film davon leben zu lassen, ist unerträglich. Der Witz ist nach fünf Minuten verpufft und wird über die ganze Lauflänge gestreckt.

Kevin Williamson beweist mit seinem Script, dass sein Debüt SCREAM nur eine Eintagsfliege war. Seither fabrizierte er nur noch unterirdisches. SCREAM 2 nervt nur noch.

Bearbeitet von Cine-Phil, 09. Juli 2007, 21:04.


#306 Cine-Phil

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Geschrieben 09. Juli 2007, 16:31

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WAG THE DOG
(dt. Titel: WAG THE DOG - WENN DER SCHWANZ MIT DEM HUND WEDELT)
USA, 1997
New Line Cinema / Tribeca Productions / Baltimore Pictures / Punch Productions Inc.
Regie: Barry Levinson
Produktion: Jane Rosenthal, Robert De Niro, Barry Levinson
Buch: Hilary Henkin, David Mamet, nach dem Buch AMERICAN HERO von Larry Beinhart
Kamera: Robert Richardson
Schnitt: Stu Linder
Musik: Mark Knopfler
Darsteller: Dustin Hoffman, Robert De Niro, Anne Heche, Denis Leary, Willie Nelson, Andrea Martin, Kirsten Dunst
Premiere: 17. Dezember 1997

Inhalt: Nicht einmal zwei Wochen vor der Wahl steckt der US-Präsident in einer fürchterlichen Klemme. Er wird von einer Schülerin der sexuellen Belästigung bezichtigt, was sich beim Wähler selbstverständlich nicht gut macht. Die Berater des Weißen Hauses wissen auch nicht weiter, wenden sich an Conrad Brean (Robert De Niro), genannt der "Alleskleber". Der gewitzte PR-Berater kommt auf die waghalsige Idee jetzt einen Krieg vorzutäuschen, um das Volk von den Eskapaden des Präsis abzulenken. Hierzu wählt man Albanien. Warum Albanien? Warum nicht! Inszenieren soll das ganze der ehrgeizige Filmproduzent Stanley Motss (Dunstin Hoffman).

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Politik ist nichts weiter als Manipulation, Inszenierung, Lügen. Wie kaum ein anderer Film versteht es WAG THE DOG exzellent, die Mechanismen bloßzulegen. Dabei ist erschreckenderweise so viel Wahrheit dabei, dass einem das Lachen oftmals im Halse steckenbleibt.

Der Film selbst wurde von der Wirklichkeit überholt, was ihn zu Gute kam, aber auch etwas schadete. Kurz vor der Premiere wurde Bill Clintons Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky bekannt. Mulmig wird einem aber erst bei den Parallelen zum heutigen US-Präsidenten Dubjah. WAG THE DOG benutzt viel von seinem Vokabular wie "Brutstätte des internationalen Terrorismus" oder "Angriff auf unsere Art zu leben". Man kennt ja Schorschs innerpolitischen Umgang mit den von ihm hochgeschraubten Konflikten, mit denen er die Einsätze im Irak oder Afghanistan rechtfertigt.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat, die "unumstößlichen Beweise" vorstellte, die die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak belegen sollten. Ein computeraninmierter(!) Truck war da noch das überzeugenste. Der Krieg fand statt und Powell musste bereits zugeben, dass man gar nichts in der Hand hatte. Bush ist immer noch Präsi, es sterben noch immer Unschuldige am Golf und Bin Laden ist noch immer auf freiem Fuß. That's just the way it is, baby!

WAG THE DOG ist demnach ein immens wichtiger Film, von denen es leider zu wenig gibt. Und leider wird er noch immer zu wenig beachtet, geschweige denn irgend jemand hätte daraus gelernt. Ihm fehlt es zwar etwas an Pep, aber der satirische Biss schlägt durch. De Niro zeigt, wie sich ein guter Schauspieler im Dienst des Films zu verhalten hat: er überlässt ganz Dustin Hoffman die Show, der als eitler Hollywoodproduzent eine Glanzshow liefert, bei der kein Auge trocken bleibt. De Niro lässt sich bewußt an die Wand spielen, mein Respekt.

#307 Cine-Phil

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Geschrieben 09. Juli 2007, 21:23

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AL LIMITE
(dt. Titel: TO THE LIMIT)
Spanien, 1997
Enrique Cerezo Producciones Cinematográficas S.A. / Creativos Asociados de Radio y Televisión (CARTEL)
Regie: Eduardo Campoy
Produktion: Eduardo Campoy, Enrique Cerezo
Buch: Luis Marias, Carlos Pérez Merinero, Agustin Diaz Yanes
Kamera: Armand Marco
Schnitt: Luis Manuel del Valle
Musik: Mario de Benito
Darsteller: Juanjo Puigcorbé, Lydia Bosch, Béatrice Dalle, Bud Spencer, Mabel Lozano, José Manuel Lorenzo
Starttermin: 19. Dezember 1997

Inhalt: In Madrid treibt ein Frauenmörder sein Unwesen. Dumm nur, dass es sich dabei um den mit dem Fall betrauten Kriminalpsychologen Javier (Juanjo Puigcorbé) handelt, der die Ermittlungsbehörden so auf manch falsche Fährte locken kann und mit der Staatsanwältin Maria Ramos (Lydia Bosch) ein perfides Spiel treibt. Mit Hilfe des Kommissars Elorza (Bud Spencer) stochert sie die meiste Zeit im Dunkeln. Zu allem Überfluss macht ihr auch noch die skrupellose Radiomoderatorin Elena (Béatrice Dalle) so manchen Strich durch die Rechnung.

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AL LIMITE ist ein Psychothriller, der diese Bezeichnung nicht wirklich verdient. Coproduziert vom spanischen Fernsehen wirkt der Krimi wie ein lauwarmer TV-Film.

Lustlose und müde Darsteller machen es einem nicht leicht. Allen voran die unsympathische Zahnlücke Béatrice Dalle als unsympathische Zahnlücke möchte man die Beteiligten manchmal ohrfeigen. Sympathieträger fehlen völlig. Juanjo Puigcorbé, exzellenter Darsteller und bekannt durch die hochgepriesene TV-Krimiserie PEPE CARVALHO wirkt stark unterfordert und teilnahmelos. Die Hauptdarstellerin Lydia Bosch ist ein Totalausfall und Bud Spencer verkommt in einer kleinen Nebenrolle zum (zumindest anwesenden) Stichwortgeber. Wer auf coole Sprüche und harte Schläge des ehemaligen Superstars wartet, wird enttäuscht werden. AL LIMITE ist kein Spencer-Vehikel, auch wenn er in den Credits oft als Erster erwähnt wird. Nur etwas für beinharte Komplettisten des Schwergewichts (wie mich).

Ansonsten bietet der Film nicht viel. Er gibt sich intelligent, bleibt aber oberflächlich. Das Niveau bleibt deutlich unter dem einer durchschnittlichen TATORT-Folge. Ein paar ganz gelungene Momente hat er aber, die ihn zumindest mit sehr viel guten Willen in den unteren Mittelmaß erhebt.

#308 Cine-Phil

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Geschrieben 11. Juli 2007, 17:38

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ABRE LOS OJOS
(dt. Titel: VIRTUAL NIGHTMARE - OPEN YOUR EYES / ÖFFNE DIE AUGEN)
Spanien / Frankreich / Italien, 1997
Lucky Red / Canal+ Espana / Les Films Alain Sarde / Las Prodduciones del Escorpión S.L. / Sociedad General de Televisión S.A.
Regie: Alejandro Amenábar
Produktion: Fernando Bovaira, José Luis Cuerda
Buch: Alejandro Amenábar, Mateo Gil
Kamera: Hans Burman
Schnitt: Maria Elena Sáinz de Rozas
Musik: Alejandro Amenábar, Mariano Marin
Darsteller: Eduardo Noriega, Penélope Cruz, Chete Lera, Fele Martinez, Najwa Nimri, Gérard Barray
Starttermin: 19. Dezember 1997

Inhalt: Einst war César (Eduardo Noriega) ein junger, wohlhabender und gutaussehender Schnösel, der die Frauen weggeworfen hat wie Taschentücher. Jetzt sitzt er mit einer Maske über seinem entstellten Gesicht in einer Zelle in einer Psychatrie und wird des Mordes bezichtigt. Seinem Psychologen Pelayo (Fele Martinez) erzählt er eine verwirrende und unglaubwürdige Geschichte. Er erzählt von seiner tragisch verlaufenden Liebe zu der hübschen Sofia (Penélope Cruz), wie er von einer verschmähten Geliebten (Najwa Nimri) in einen Unfall gezogen wurde, der ihm sein Anlitz kostete und wie ganz plötzlich alle seine Wünsche wahr werden und er immer weniger zwischen Schein und Realität unterscheiden kann.

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Der nach AL LIMITE zweite Ausflug nach Spanien an diesem Abend ist der weitaus erfreulichere. ABRE LOS OJOS war einer der innovativsten und verstörensten Geheimtipps der letzten zehn Jahre.

Der zweite Langfilm von Alejandro Amenábar (TESIS) ist ein faszinierender Alptraum, der sich geschickt jeder Genrebeschreibung entzieht. Der Film ist unglaublich spannend, vielschichtig und verwirrend, ein echter Leckerbissen. Ohne viel Aufwand wurde mit jeder Menge Fantasie und Grips etwas Großes und Bleibendes geschaffen. Die geniale Kameraarbeit unterstüzt die alptraumartige Atmosphäre vortrefflich und ist visuell berauschend. Solche Filme sollten unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Ich war noch eine zeitlang danach ganz groggy.

Die Qualität dieses Kunstwerkes rief natürlich auch die so zahlungskräftigen wie einfallslosen Ideenpiraten aus Hollywood auf den Plan, die mit überdimensionalem Budget und Topstar Tom Cruise das Remake VANILLA SKY fertigten, dass dem Original an Frische, Originalität und Hintergründigkeit selbstverständlich in keinster Weise das Wasser reichen kann. Leider ist diese natürlich an den Kassen weitaus erfolgreichere Neuverfilmung mit mehr Kawumm ins Bewusstsein der Massen gerückt wurden, so das ABRE LOS OJOS nie den Status erreichen konnte, den er verdient hätte.

Von solchen Filmen sollte es viel mehr geben und mehr Aufmerksamkeit haben sie wirklich verdient. So sieht die Realität aus: die Ideen haben die Einen, die Kohle machen die Anderen (die die eigentlich schon genug besitzen müssten).

Bearbeitet von Cine-Phil, 11. Juli 2007, 19:41.


#309 Cine-Phil

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Geschrieben 11. Juli 2007, 18:13

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JACKIE BROWN
(dt. Titel: JACKIE BROWN)
USA, 1997
Miramax Films / A Band Apart / Lawrence Bender Productions / Mighty Mighty Afrodite Productions
Regie: Quentin Tarantino
Produktion: Lawrence Bender
Buch: Quentin Tarantino, nach dem Roman RUM PUNCH von Elmore Leonard
Kamera: Guillermo Navarro
Schnitt: Sally Menke
Darsteller: Pam Grier, Samuel L. Jackson, Robert Forster, Bridget Fonda, Michael Keaton, Robert De Niro
Starttermin: 25. Dezember 1997

Inhalt: Flugbegleiterin Jackie Brown (Pam Grier), attraktive Mittvierzigerin, wird am Flughafen vom FBI mit einer stattlichen Summe Geld und etwas Koks gestellt. Die Kohle gehört dem kleinen Waffenhändler Ordell Robbie (Samuel L. Jackson), für den sie desöfteren illegal etwas transferiert. Er befürchtet nun, dass Jackie auspacken könne und will sie lieber heute als morgen unter der Erde haben. Er beauftragt den Kautionsvermittler Max Cherry (Robert Forster), sie aus der Obhut des Knastes zu holen, damit er ihr die Lampen auszupusten kann. Aber Ordell hat nicht mit der kecken Jackie gerechnet. Sie spielt sowohl mit ihm als auch mit dem FBI ein gerissenes Spiel.

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Im Schatten der "allmächtigen" RESERVOIR DOGS und PULP FICTION wurde Tarantinos drittes Werk etwas reservierter aufgenommen. Nachvollziehbar, dass er nicht den Status der anderen Filme des Mannes erreichen konnte. Dass er als Enttäuschung gilt, kann ich indes nicht verstehen.

JACKIE BROWN ist ein kleiner, ruhiger und unaufdringlicher Film, der gar nicht mehr als das sein möchte. Er ist Tarantinos erwachsenste Arbeit, hat zwar deutliche Längen, zeigt aber ein deutliches Interesse an seinen Figuren, die von exzelltenten Darstellern in ungewohnten Rollen vortrefflich gegeben werden.

Altstar De Niro überrascht als kleiner, gescheiterter Gangster, Jackson scheint die Rolle des miesen Robbie auf den Leib geschrieben zu sein, Bridget Fonda als laszive Kifferin sorgt für Vergnügen und sogar Michael Keaton macht sich gut, der seine Rolle als FBI-Mann Nicolette in der anderen Leonard-Verfilmung OUT OF SIGHT von Steven Soderbergh ein weiteres Mal spielt. Die Aufmerksamkeit Tarantinos liegt aber auf zwei reanimierten Kinolegenden. Pam Grier war zwar nie weg, aber Rollen wie FOXY BROWN oder COFFY sind doch auch schon ein paar Jahre her, während die Karriere des B-Mimen Robert Forster durch QT noch einmal einen richtigen Kick bekam.

JACKIE BROWN versteht sich als Hommage an das Blaxploitationkino der Siebziger, ohne aber in die übliche Zitierungswut zu verfallen. Er steht storytechnisch auf eigenen Füßen und hat als Höhepunkt die grandios inszenierte Geldübergabe, bei der alle Fronten geklärt werden. Nebenbei geht's um's Älterwerden, ohne Trübsal zu blasen. JACKIE BROWN ist ein lässiger und cooler Film, mit ebensolcher Musik. Ein sträflich unterschätztes Kleinod.

Tarantino selbst verzichtet hier auf seine bis dahin obligatorische Nebenrolle. Fast - zumindest seine Stimme ist auf einem Anrufbeantworter zu hören.

#310 Cine-Phil

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Geschrieben 11. Juli 2007, 18:35

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DECAMPITATED
(dt. Titel: SCHREI LAUTER!!!)
USA, 1998
Sneaky Pig Productions
Regie: D. Matt Cunningham
Produktion: D. Matt Cunningham, Erik Gardner, Ryan Lowery, Carolyn Miller, Brian Walters, Bret Wortley
Buch: D. Matt Cunningham, Ryan Lowery, Carolyn Miller, Brian Walters
Kamera: Kenny Carmack
Schnitt: Michael Berkowitz
Darsteller: Mike Hart, Jonathon Scott, Thomas Martwick, Steve Ladden, Cristina Patterson, Bethany La Voo

Inhalt: Garrett (Mike Hart) macht mit seiner Clique einen Campingausflug in den Wald. Dort angekommen müssen die Jugendlichen auch schon um ihr Leben rennen. Ein mysteriöser Killer treibt dort im Gehölz sein Unwesen und dezimiert die Körperteile der Gruppe. Die Loyalität der Kids wird auf eine harte Probe gestellt.

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DECAMPITATED ist eine von der rührigen Traditionsfirma Troma unter die Fittiche genommene Amateurproduktion. Hier steht nichts weiter im Mittelpunkt als der Spaß an der Freude am lustigen Geblute.

Typisch für so ein Selfmadewerk darf man keinerlei Ansprüche an gehobene Qualität stellen. Die überdrehten Darsteller sind aus dem Freundeskreis zusammengesucht, das Niveau des Drehbuchs unter der Gürtellinie und die Goreeffekte unter aller Kanone.

Aber mit ein paar Freunden und einer Menge Alkohol macht der extrem überzogene, aber äußerst enthusiastische Reigen diebischen Spaß. Wenn man das Gehirn ausschaltet kann man tatsächlich über den ein oder anderen aberwitzigen Gag lachen. Die müden und gequälten Witzchen zwischendurch kann man unter den Tisch fallen lassen.

DECAMPITATED ist kein großer Wurf, aber alle paar Jahre kann man sich das fröhliche Gemansche schon einmal geben. Man ist sich ja für nix zu schade.

#311 Cine-Phil

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Geschrieben 12. Juli 2007, 12:10

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HALF BAKED
(dt. Titel: HALF BAKED / HALF BAKED - FÜR EINE HANDVOLL GRAS / HALF BAKED - VÖLLIG HIGH UND DURCHGEKNALLT)
USA, 1998
Universal Pictures / Robert Simonds Productions
Regie: Tamra Davis
Produktion: Robert Simonds, Dave Chapelle
Buch: Dave Chapelle, Neal Brennan
Kamera: Steven Bernstein
Schnitt: Don Zimmerman
Musik: Alf Clausen
Darsteller: Dave Chapelle, Guillermo Diaz, Jim Breuer, Harland Williams, Rachel True, Clarence Williams III, Laura Silverman
Starttermin: 16. Januar 1998

Inhalt: Die Freunde Thurgood (Dave Chapelle), Scarface (Guillermo Diaz), Brian (Jim Breuer) und Kenny (Harland Williams) gewinnen dem Leben die chlligen Seiten ab. Kiffen, Fressen und Schlafen - mehr Sorgen haben sie nicht. Doch erstmal ist es vorbei mit der sorgenfreien Existenz. Kenny füttert ein zuckerkrankes Polizeipferd zu Tode und landet als Bullenmörder im Bau. Um die Kaution für ihren Freund bezahlen zu können, entschließt sich die durchgeknallte Truppe, Gras im großen Stil zu verticken. Ein Unterfangen, dass von Pleiten, Pech und Pannen begleitet wird und schnell aus den Fugen gerät. Ausgerechnet jetzt verliebt sich auch noch Thurgood in die drogenablehnende Mary Jane (Rachel True).

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Die Filme von Tamra Davis sind vielleicht alles andere als perfekt. Der Trick an ihnen ist aber, dass sie für eine bestimmte Zielgruppe zu unerschütterlichen Klassikern werden kann. So war etwa CB4 für Rapfans ein wahres Kleinod, alle anderen konnten damit kaum etwas anfangen. Und so richtet sich HALF BAKED an die Potheads - die Überzeugungskiffer.

Und er macht das gut. Als ich HALF BAKED vor beinahe zehn Jahren das erste Mal sah, konnte er mir nicht ein einziges Mal ein müdes Lächeln abringen. Das zweite Mal sah ich ihm in entsprechenden Zustand - und hatte hinterher Muskelkater am Zwerchfell. In der folgenden Zeit sah ich ihn mit Kumpels unzählige Male, oftmals mehrmals am Stück - natürlich stets benebelt. Jetzt habe ich seit einigen Jahren kein Weed mehr angerührt und den Film noch etwas länger schon nicht mehr gesehen. Bange Frage: was würde er mir heute geben?

Und ich war geplättet! Völlig ohne Einfluss irgendwelcher Substanzen konnte ich mich wieder scheckig lachen. Diesen oberwitzigen Film noch einmal wiederzusehen hat mir so viel Freude bereitet, dass ich ihn mir danach gleich noch einmal reinzog. Was habe ich gelacht! Das spricht für den Film, der für mich die beste Kifferkomödie seit Cheech und Chongs UP IN SMOKE darstellt (Tommy Chong spielt auch eine kleine Nebenrolle).

Abgerundet wird das Ganze mit Cameos von u.a. Willie Nelson, Snoop Dogg und Stephen Baldwin. Dave Chapelle, der inzwischen Triumphe mit seiner CHAPELLE'S SHOW feiern konnte, begeistert nicht nur in der Hauptrolle, sondern schrieb auch das Drehbuch und sorgt in der Doppelrolle als neurotischer Rapper Sir Smoke-a-Lot für noch mehr Lacher.

#312 Cine-Phil

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Geschrieben 12. Juli 2007, 12:54

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HARD RAIN
(dt. Titel: HARD RAIN)
USA / Großbritannien / Dänemark / Frankreich / Japan / Neuseeland, 1998
Paramount Pictures / Polygram Filmed Entertainment / Mutual Film Corporation / Cloud Nine Entertainment / Marubeni / Toho-Towa, Union Générale Cinématographique / Nordisk Film / BBC
Regie: Mikael Salomon
Produktion: Mark Gordon, Gary Levinsohn, Art Levinson, Ian Bryce
Buch: Graham Yost
Kamera: Peter Menzies Jr.
Schnitt: Paul Hirsch, Gillian L. Hutshing, Amnon David
Musik: Christopher Young
Darsteller: Morgan Freeman, Christian Slater, Randy Quaid, Minnie Driver, Edward Asner, Michael A. Goorjian, Dann Florek
Starttermin: 16. Januar 1998

Inhalt: Sintflutartige Regenfälle und brechende Staudämme drohen das Kaff Huntingburg zu überluten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Städtchen von der Landkarte verschwunden ist. Nach den Menschen wird auch der Zaster aus der Bank evakuiert. Der Geldtransporter bleibt im Hochwasser stecken und wird zu allem Überfluss noch von Gangster Jim (Morgan Freeman) mit seiner Bande überfallen. Tom (Christian Slater), der jüngere der beiden Wachmänner aus dem Transport, schafft die Kohle zur Seite und muss von nun an um sein Leben schwimmen. Der Sheriff (Randy Quaid) erweist nicht gerade als echte Hilfe, nur in Karen (Minnie Driver) findet Tom eine echte Verbündete.

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Duller Actionthriller von der Stange, der jede Menge Wasser (TITANIC lässt grüßen) als Spannungselement zu nutzen versucht und sein Heil in einigen so unglaubwürdigen wie abgedroschenen "überraschenden" Wendunge sucht. Komplett nach Schema F konstruiert bleibt das Vergnügen deutlich auf der Strecke.

Wer den Film trotzdem sehen will, kann es mit einem lustigen Spiel versuchen: man tut sich zu mehreren zusammen, jeder trinkt einen Liter schön sprudelndes Mineralwasser und startet dann den Film. Wer es am längsten aushält, ohne aufs Klo zu gehen, hat gewonnen. Damit lässt sich der Spaßfaktor an HARD RAIN deutlich multiplizieren.

#313 Cine-Phil

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Geschrieben 13. Juli 2007, 16:47

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DESPERATE MEASURES

(dt. Titel: DESPERATE MEASURES)
USA, 1998
TriStar Pictures / Mandalay Entertainment / Eaglepoint
Regie: Barbet Schroeder
Produktion: Gary Foster, Lee Rich, Susan Hoffman, Barbet Schroeder
Buch: David Klass
Kamera: Luciano Tovoli
Schnitt: Lee Percy
Musik: Trevor Jones
Darsteller: Andy Garcia, Michael Keaton, Brian Cox, Marcia Gay Harden, Erik King, Efrain Figueroa, Joseph Cross
Starttermin: 30. Januar 1998

Inhalt: Cop Frank Conner (Andy Garcia) ist verzweifelt: sein Sohn Matthew (Joseph Cross) leidet an Leukämie. Was er dringend benötigt wäre ein Rückenmarkspender. Doch der einzige, der in Frage kommt ist Peter McCabe (Michael Keaton) ein hundsgemeiner Soziopath und mehrfacher Mörder. Dieser willigt tatsächlich ein, den Eingriff vornehmen zu lassen. Jedoch nur, um vom Krankenhaus aus, eine spektakuläre Flucht durchzuziehen. Dabei hinterlässt McCabe einen Berg von Leichen, Conner ist ihm auf den Fersen. Conner braucht McCabe unbgedingt lebend, die anderen Cops wollen ihn am liebsten tot sehen.

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Der gebürtige Iraner Barbet Schroeder ist der Mann, wenn es darum geht oberflächliche, aber wirksame Mainstreamthriller zu fabrizieren. So einer ist auch DESPERATE MEASURES. Ein nettes Actionvehikel, ganz in der Tradition von DIE HARD. Man darf der Story nicht allzu sehr auf den Zahn fühlen, die ist die größte Schwäche des Films. Etwas zu arg konstruiert und letztendlich auch etwas zwiespältig.

Der Ansatz ist ja interessant, wenn man sich die Frage stellt, wie weit ein verzweifelter Familienvater für das Leben seines Kindes gehen würde. Dieser Gedanke wird aber nicht weiter vertieft, sondern wird für konventionelle Spannungsbögen aufgegeben.

Mit Keaton und Garcia hat man ja nicht gerade die Meister der Schauspielkunst verpflichtet. Michael Keaton macht aber seine Sache als fiese Ratte überraschend gut, wenn er auch kein Finsterling von Format ist. Das man seine Figur in die Nähe von Hannibal Lecter drängt, tut ihm auch nicht gerade sonderlich gut. Andy Garcia kann seine Rolle nicht annähernd ausfüllen, aber das bin ich ja inzwischen von ihm gewohnt.

Fazit: Anspruchsloses, aber ordentlich zusammengeklautes Actionstückwerk, dass man sich maaaal ansehen kann. Bleibt aber nicht haften. Ein echter Schroeder eben.

Bearbeitet von Cine-Phil, 13. Juli 2007, 16:54.


#314 Cine-Phil

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Geschrieben 13. Juli 2007, 17:46

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RINGU
(dt. Titel: RING)
Japan, 1998
Kadokawa Shoten Publishing Co. Ltd. / Omega Project
Regie: Hideo Nakata
Produktion: Shinya Kawai, Takenori Sento, Takashige Ichise
Buch: Hiroshi Takahashi, nach dem Roman RING von Kôji Suzuki
Kamera: Junichirô Hayashi
Schnitt: Nobuyuki Takahashi
Musik: Kenji Kawai
Darsteller: Nanako Matsushima, Miki Nakatani, Hiroyuki Sanada, Yuko Takeuchi, Hitomi Sato, Yoichi Numata
Starttermin: 31. Januar 1998

Inhalt: Ein bizarres Videoband macht die Runde. Jeder, der es gesehen hat stirbt innerhalb einer Woche eines qualvollen Todes. Reporterin Reiko (Nanako Matsushima) möchte dem Geheimnis auf die Spur kommen. Auch sie sieht sich das Video an - und weiß, dass auch ihr Ende damit besiegelt ist. Zusammen mit ihrem Ex-Mann Mai (Miki Nakatani) deckt sie einige Geheimnisse um das Video auf. Nur nützt ihnen beiden dies überhaupt nichts.

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Ich bin ja nun wahrlich keine Zimperliese und habe mich immer hartgesotten gehalten. Aber RINGU ist einer dieser wenigen Filme, nach denen auch ich nachts nicht ruhig schlafen kann. Geschickt wie nur sehr wenige Filme spielt er mit der Klaviatur des Horrors, der sich niemand entziehen kann. Wem läuft es bei den seltsamen Bildern des unheimlichen Videos nicht eiskalt den Rücken runter? Wen packt nicht das Grauen, wenn das Mädchen auf einen zugekrochen kommt? Wer zuckt nicht zusammen, wenn plötzlich das Telefon klingelt? Und dann noch diese Augen... diese furchtbaren Augen...

RINGU ist einer dieser großen Genreinnovatoren wie man sie nur alle Lichtjahre zu sehen bekommt. Drei Se- bzw. Prequels, ein US-Remake mitsamt Fortsetzung, unzählige Plagiate und Parodien, viele von ihm inspirierte Nachahmer, die eine Renaissance des tot geglaubten Geisterfilms einläuteten - Belege für den unumstößlichen Status eines Klassikers und Meilensteins, den sich RINGU nach noch nicht einmal zehn Jahren auf die Fahne schreiben kann.

RINGU ist vielleicht der gruseligste Film der letzten drei Dekaden. Auch wenn er zuweilen nicht perfekt ist und einige Längen aufzuweisen hat, ist er doch eines dieser super intensiven Schreckenserlebnisse, wie man sie sich als alter Horrorhase viel öfter wünscht. Gegen Sadako ist Damien ein Waisenknabe. Und dann noch diese Augen... diese furchtbaren Augen...

Ich bekomm schon Schweißausbrüche, wenn ich nur daran denke...

#315 Cine-Phil

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Geschrieben 14. Juli 2007, 12:35

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THE BIG LEBOWSKI
(dt. Titel: THE BIG LEBOWSKI)
USA / Großbritannien, 1998
Polygram Filmed Entertainment / Working Title Pictures
Regie: Joel Coen
Produktion: Ethan Coen
Buch: Ethan Coen, Joel Coen
Kamera: Roger Deakins
Schnitt: Ethan Coen, Joel Coen, Tricia Cooke
Musik: Carter Burwell
Darsteller: Jeff Bridges, John Goodman, Julianne Moore, Steve Buscemi, David Huddleston, Philip Seymour Hoffman
Premiere: 15. Februar 1998

Inhalt: Bowling, Joints und "White Russian" - das Leben kann so simpel sein. Doch die beschauliche Existenz des "Dude" Jeff Lebowski (Jeff Bridges) wird heillos durcheinandergewirbelt, als er in eine Entführungsgeschichte verwickelt wird. Bunny (Tara Reid), die Frau des des Dudes Namenvetters Jeffrey Lebowski (David Huddleston) wurde gekidnappt. Der im Rollstuhl sitzende Lebowski, den der Dude für seinen bepinkelten Teppich verantwortlich macht, bietet ihm eine stattliche Beteiligung - der Dude muss nur die Geldübergabe erledigen. Eigentlich kein Problem, würde nicht Walter (John Goodman), der beste Kumpel des Dudes und cholerischer Vietnamveteran eine Katastrophe auslösen. Eine Kette unüberschaubarer Ereignisse für den Dude kommt ins Laufen.

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Keine Liebe auf den ersten Blick, aber dafür eine für's Leben. Der Dude brauchte schon zwei oder drei Anläufe um sich für immer in mein Herz zu spielen. Und da ist er heute angekommen. THE BIG LEBOWSKI ist einer der ganz großen Filme. Seine skurrilen Charaktere gehören schon fast zur Familie, die so absurden wie aberwitzigen Ereignisse bringen noch immer kräftig zum Lachen und das Vokabular des Dudes und seiner Freunde ist schon in den eigenen Wortschatz übergegangen.

Ob BARTON FINK, FARGO oder alle anderen vorigen Werke der Brüder Ethan und Joel Coen, sie wurden alle zu Kult. Doch der BIG LEBOWSKI wurde zum Höhepunkt ihres Schaffens. Danach ging es nur noch bergab. O BROTHER, WHERE ART THOU? war der letzte ordentliche Film der beiden - den Rest kann man vergessen.

Nobody fucks with the Jesus! THE BIG LEBOWSKI ist mit seinem Zitatenreichtum heute schon ein Komödienklassiker. Einer, den man sich wieder und wieder und wieder und wieder und wieder geben kann, er nutzt sich nicht ab. Der Dude ist der Mann! Ein 10 von 10 Punkte-Film. Ein gesellschaftliches Ereignis - der letzte große Partyfilm.

Bearbeitet von Cine-Phil, 14. Juli 2007, 12:36.


#316 Cine-Phil

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Geschrieben 14. Juli 2007, 12:50

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REN ROU CHA SHAO BAO II: TIAN SHU DI MIE
(int. Titel: THE UNTOLD STORY 2)
Hongkong, 1998
Regie: Yiu-Kuen Ng
Darsteller: Paulyn Sun, Emotion Cheung, Anthony Wong, Yeung Fan, Lan Law, Jamie Luk

Inhalt: Cheung (Emotion Cheung) bekommt Besuch von Fung (Paulyn Sun), Cousine seiner untreuen Ehefrau. Woo (Anthony Wong), genannt "Officer Lazyboots", traut der süßen Dame vom Festland nicht. Und sein Riecher sollte Recht behalten. Fung hat ein kleines mordlüsternes Problem.

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THE UNTOLD STORY 2 ist eine echte Mogelpackung. Mit dem subversiven Cat-III-Klassiker hat dieses sogenannte Sequel inhaltlich nicht das geringste zu tun. Lediglich Darsteller Anthony Wong, der hier zum Nebendarsteller wird und plötzlich auf der anderen Seite des Gesetzes steht, ist die einzige Gemeinsamkeit.

Was die Gewaltausbrüche angeht, hält er sich zwar nicht zurück, aber gemessen an Teil 1 geht's hier zu wie in der Sesamstraße. Die solide Regie, die guten Darsteller und der schwarze Humor können THE UNTOLD STORY 2 auch nicht davor bewahren, eine Schlaftablette zu sein. Lediglich der gut aufgelegte Anthony Wong sorgt wieder für Freude, auch wenn man ihn als Psycho lieber sehen mag.

Bearbeitet von Cine-Phil, 14. Juli 2007, 12:52.


#317 Cine-Phil

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Geschrieben 16. Juli 2007, 16:03

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PRIMARY COLORS
(dt. Titel: MIT ALLER MACHT)
Frankreich / Großbritannien / Deutschland / USA / Japan, 1998
Universal Pictures / Mutual Film Corporation / Icarus Films / Toho-Towa / Award Entertainment / BBC / Marubeni / Tele-München / UGC PH
Regie: Mike Nichols
Produktion: Mike Nichols
Buch: Elaine Smith, nach dem Roman PRIMARY COLORS von Joe Klein
Kamera: Michael Ballhaus
Schnitt: Arthur Schmidt
Musik: Ry Cooder
Darsteller: John Travolta, Emma Thompson, Billy Bob Thornton, Kathy Bates, Adrian Lester, Maura Tierney, Larry Hagman
Starttermin: 20. März 1998

Inhalt: Südstaaten-Gouverneur Jack Stanton (John Travolta) möchte nichts lieber als für die Demokraten ins Weisse Haus einzuziehen. Erste Hürde ist die Kandidatenvorwahl seiner Partei. Stanton ist ein aufrechter Volksvertreter in bester Kennedytradition und sieht sich als Anwalt für den kleinen Bürger. Nur ist er ein notorischer Schürzenjäger und erlegt alles, was ihm vor die Flinte kommt. Seine Ehe mit Susan (Emma Thompson) ist auch nur noch mehr Schein als Sein. Alle Hände voll zu tun für sein rühriges Wahlkampfteam, dass nur noch damit beschäftigt ist, potentiellen Schaden von Stanton abzuwenden. Für den idealistischen Neuling in dem schmutzigen Geschäft, Henry (Adrian Lester) und seinen Gehilfen bedeutet das Stress pur.

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PRIMARY COLORS von Altmeister Mike Nichols (THE GRADUATE) ist eine gutgemeinte, aber etwas dröge Politsatire, der leider der gewisse Biss fehlt. Die großartigen Schauspieler und Nichols' routinierte Inszenierung täuschen da nur bedingt drüber weg.

Der Film ist gespickt mit einigen Seitenhieben, die aber alle irgendwie mit Wattebäuschen abgefeuert werden. Sie tun nicht wirklich weh und gehen nichts ins Mark. Dadurch tun sich einige Längen auf. Der an den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, dem ja bekanntlich auch der Schwanz desöfteren aus der Hose gehüpft ist, angelehnte Charakter von Jack Stanton hat die volle Sympathie des Regisseurs inne. Er hat zwar Ecken und Kanten und ist beleibe kein Heiliger, doch irgendwie hat man das Gefühl, dass Nichols noch an die Utopie des ehrlichen Präsidentschaftskandidaten glaubt. So wirkt PRIMARY COLORS wie ein überlanger Werbefilm für die Demokratische Partei. Die nächste Wahl haben trotzdem die Republikaner gewonnen - und der kleine Bush ist immer noch Präsi.

Wie gesagt, schauspielerisch ist der Film erste Güte. Besonders Emma Thompson und Kathy Bates laufen groß auf und in einer Nebenrolle überrascht Larry Hagman und zeigt dem Nachwuchs, wo der Frosch die Locken hat.

PRIMARY COLORS ist insgesamt ein erträglicher Blick hinter die Kulissen, der mal die Macht- und Meinungsmacher in den Fokus rückt. Aufgrund der oben genannten Mängel ist er aber leider weit von einem wirklich gelungenen Film entfernt. Der kurz vor diesem herausgekommene WAG THE DOG ist zu dem Thema die bessere Wahl.

Bearbeitet von Cine-Phil, 16. Juli 2007, 16:05.


#318 Cine-Phil

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Geschrieben 16. Juli 2007, 16:25

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WILD THINGS
(dt. Titel: WILD THINGS)
USA, 1998
Mandalay Entertainment
Regie: John McNaughton
Produktion: Rodney M. Liber, Steven A. Jones
Buch: Stephen Peters
Kamera: Jeffrey L. Kimball
Schnitt: Elena Maganini
Musik: George S. Clinton
Darsteller: Matt Dillon, Kevin Bacon, Neve Campbell, Theresa Russell, Denise Richards, Bill Murray, Robert Wagner
Starttermin: 20. März 1998

Inhalt: Die Schülerin Kelly (Denise Richards) bezichtigt ihren Lehrer, den smarten und gutaussehenden Sam Lombardo (Matt Dillon) der Vergewaltigung. Sie zerrt ihn vor Gericht, wo sich herausstellt, dass Kelly mit ihrer Mitschülerin Suzie (Neve Campbell) einen Plan gesponnen hat, um Sam aufs Kreuz zu legen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit und die Spitze des Eisbergs eines Geflechts aus Lügen, Intrigen, Verschwörungen und Hinterlistigkeiten, in die auch Polizist Duguette (Kevin Bacon) und Sams Anwalt Bowden (Bill Murray) verstrickt sind.

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Was für eine Grütze! John McNaughton sollte doch bei solchen Werken wie HENRY: PORTRAIT OF A SERIAL KILLER bleiben, der war nämlich deutlich besser. Um Denise Richards' Titten zu zeigen, muss man nicht unbedingt so einen Stuss drumrumdrehen.

Mit Erotikszenen wie aus einem Käseblatt (Hotpants, Wet T-Shirts und Lesbensex), einem Milleu wie aus einer REICH & SCHÖN-Folge mit Intrigen, die selbst solche Klischeesaps locker unterbieten, billiger Holzhammersymbolik, nervenden Hauptdarstellerinnen und plakativen Wendungen, die von vorne bis hinten keinen Sinn ergeben, versinkt WILD THINGS in den Sümpfen.

Plottwists sollten einen plötzlich und unvorbereitet treffen. Wenn man aber nur auf den nächsten wartet - der sich dann noch als stark aufgesetzt und nicht wirklich logisch entpuppt - ist die Langeweile groß. Die Schlußpointe kann einen dann nicht im geringsten mehr berühren und die Sexszenen mit den beiden gehypten Jungdarstellerinnen können auch nicht wachhalten. Bill Murray alleine rettet den Film auch nicht und so war der Filmgenuss denn komplett für den Allerwertesten.

Es folgten noch zwei Direct-to-video-Fortsetzungen, die ich mir ersparen werde. Das hätte ich mit diesem auch schon tun sollen, aber von Regisseur McNaughton hatte ich doch etwas erwartet.

#319 Cine-Phil

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Geschrieben 17. Juli 2007, 15:02

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LOST IN SPACE
(dt. Titel: LOST IN SPACE)
USA, 1998
New Line Cinema / Prelude Pictures / Irwin Allen Productions
Regie: Stephen Hopkins
Produktion: Stephen Hopkins, Mark W. Koch, Akiva Goldsman, Carla Fry
Buch: Akiva Goldsman, nach der TV-Serie LOST IN SPACE von Irwin Allen
Kamera: Peter Levy
Schnitt: Ray Lovejoy
Musik: Bruce Broughton
Darsteller: William Hurt, Mimi Rogers, Gary Oldman, Matt LeBlanc, Heather Graham, Lacey Chabert, Jack Johnson
Starttermin: 3. April 1998

Inhalt: Professor John Robinson (William Hurt) soll mit seiner Familie neue Lebensräume für die Menschen ausfindig machen. Durch die Sabotage des bösen Spider Smtih (Gary Oldman) kommt das Schiff der Robinsons vom Kurs ab. Man befindet sich plötzlich verschollen irgendwo im Weltraum.

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Normalerweise ist Regisseur Stephen Hopkins gut für solide B-Ware. Hier versucht er sich an einem großbudgetierten Mainstreamprojekt und geht damit komplett baden. Die Adaption der gleichnamigen Erfolgsfernsehserie aus den Sechzigern gehört mal ganz locker zu den schlechtesten Filmen, die ich je gesehen habe. Und da gehört schon einiges zu!

Nicht einmal ordentliche Trashqualitäten hat der 80 Millionen Dollar teure Weltraumschrott zu bieten. In keiner Sekunde kann der unglaublich langweilige und lächerliche Film irgendein Interesse erzeugen. Dafür macht er alles falsch, was man falsch machen kann. Selbst so verdiente Charakterdarsteller wie William Hurt und Gary Oldman geben sich der Lächerlichkeit preis und passen sich dem unterirdischen Niveau des außerirdischen Unsinns an.

Das "dramatische" Geschehen ließ mich so kalt, wie es noch keinem Film zuvor gelungen ist. Klinisch tot kann ich da nur sagen. Wenigstens konnte ich gut dabei schlafen.

#320 Cine-Phil

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Geschrieben 18. Juli 2007, 15:57

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TAXI
(dt. Titel: TAXI)
Frankreich, 1998
Canal+ / ARP Selection / TF1 Films Productions / Europa Corp. / Studio Image 4 / Cofimage 9
Regie: Gérard Pirés
Produktion: Luc Besson, Laurent Pétin, Michéle Pétin
Buch: Luc Besson
Kamera: Jean-Pierre Sauvaire
Schnitt: Véronique Lange
Musik: IAM
Darsteller: Samy Naceri, Frédéric Diefenthal, Marion Cotillard, Manuela Gourary, Emma Sjoberg, Bernard Farcy
Starttermin: 8. April 1998

Inhalt: Daniel (Samy Naceri) ist Taxifahrer in Marseille, dessen ganzer Stolz sein total aufgemotztes Arbeitswerkzeug ist. Geschwindigkeitsbeschränkungen haben für ihn keine Gültigkeit, er durchfliegt Radarkontrollen und hat oftmals das vierfache des erlaubten Höchsttempos drauf. Bis eines Tages der Polizist Èmilien (Frédéric Diefenthal) auf seiner Rückbank platz- und Daniel anschließend hochnimmt. Die beiden handeln aber einen Deal aus Émilien jagt vergeblich eine Bande deutscher Bankräuber und der gewitzte Autoexperte und Bleifuss Daniel soll ihm dabei helfen. Es beginnt ein Abenteuer mit einer Menge Blechschäden.

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Kein Geringerer als Luc Besson erdachte und produzierte diese turbulente Actionkomödie. Die Regie überließ er jedoch Komödienaltmeister Gérard Pirés, der damit nach 17 Jahren erstmals wieder im Regiestuhl platznahm.

Trotz der prominenten Mitwirkung ist TAXI aber leider nur ein lauwarmes Lüftchen, dass vor allem Tuningfans ansprechen wird. Die Gagfrequenz gelungener Pointen ist leider nicht so hoch, wie man es von solch einem Film erwarten sollte und der Storyaufbau ist gähnend konventionell, was versucht er mehr oder weniger erfolgreich durch Blechschäden und eine betont "hippe" Inszenierung wettzumachen.

Allein die beiden gutaufgelegten und harmonierenden Hauptdarsteller sorgen für gediegenes Vergnügen und machen TAXI zu einem französischen Buddymovie. Somit macht er noch ordentlich Spaß, aber zu einem echten Kultfilm reicht's lange nicht.

In Frankreich war der Streifen dennoch ein sensationeller Erfolg, ließ drei Fortsetzungen folgen und rief das obligatorische US-Remake (NEW YORK TAXI) auf den Plan.

#321 Cine-Phil

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Geschrieben 18. Juli 2007, 16:28

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THE BIG HIT
(dt. Titel: THE BIG HIT)
USA, 1998
TriStar Pictures / Lion Rock Productions / Zide-Perry Productions / Amen Ra Films
Regie: Che-Kirk Wong
Produktion: Warren Zide, Wesley Snipes
Buch: Ben Ramsey
Kamera: Danny Nowak
Schnitt: Robin Russell, Pietro Scalia
Musik: Graeme Revell
Darsteller: Mark Wahlberg, Lou Diamond Phillips, Christina Applegate, Avery Brooks, Bokeem Woodbine, China Chow
Starttermin: 24. April 1998

Inhalt: Melvin Smiley (Mark Wahlberg) ist ein Profikiller mit eigentlich gutem Kern. Er ist nur ein Versager, der sich von anderen gerne ausnutzen lässt, weil er Angst hat, dass ihn jemand nicht mögen könne. Er hat eine stressige Verlobte (Christina Applegate) und eine Geliebte (Lela Rochon), die es nur auf seine paar Kröten abgesehen hat. Zu diesen großen Problemen des Lebens gesellen sich noch weitere dazu, als er mit seiner Gang Keiko (China Chow), die Tochter des Hollywoodproduzenten Jiro Nishi (Sab Shimono) entführt. Dummerweise ist dieser völlig pleite, weil er den größten Flop der Filmgeschichte produzierte und außerdem ist Keiko die Patentochter von Melvins Boss Paris (Avery Brooks). Dieser ist zurecht stinksauer und will den Kopf des Verantwortlichen. Schuld an der Misere ist aber eigentlich Cisco (Lou Diamond Phillips), der jetzt Melvin ans Messer liefern will, um seine eigene Haut zu retten. Und als ob das noch nicht alles wäre, muss Melvin noch eine Kassette in der Videothek abgeben...

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Als Hong Kong von der Krone an die Chinesen zurückgegeben wurden, suchten einige der größten Starregisseure und Darsteller der fernöstlichen Filmmetropole ihr Heil in Hollywood. John Woo (hier als Executive Producer tätig) war der erste, Tsui Hark, Chow Yun-Fat, Jet Li und andere folgten. Zu ihnen gesellte sich auch der im Westen eher unbekannte Kirk Wong, der aber mit Abstand das furioseste US-Debüt vorlegte.

Der Film beginnt bereits mit einer spektakulären Actionsequenz, droht aber Ungemach da Wong hier etwas über Gebühr auf die Style-Kacke haut. Zum Glück kommt der Rest des Films ohne solch Firlefanz aus, wird besser, viel besser und wird zum Ende hin grandios. Das Drehbuch ist klasse und liefert atemlosen Slapstick und Wortgefechte zum Wegschmeißen, ballert uns mit irrwitzigen und absurden Situationen und Kettenreaktionen zu und liefert uns immer wieder heiße Action mit einigen blutigen Details. Und dabei wird der Film nie langweilig und (und das ist das große Kunsstück) trotz des wahnsinnigen Tempos, in dem die wirklich komplexe Geschichte erzählt wird, verliert der Zuschauer nie den Faden.

Und dabei ist auch noch Platz für liebevolle Figurenzeichnung, wie man sie selten gesehen hat. Der Pornofreak, der das Wichsen für sich entdeckt hat oder die falsche Schlange, die so lächerlich wie gemeingefährlich ist, der dekadente Filmproduzent, der seine Pleite mit einem Film namens TASTE THE GOLDEN SPRAY(!) einläutet und ein militanter Videothekar sorgen für pure Laune. Mark Wahlberg kann einem echt nur leid tun, wie er in immer aussichtloser erscheinende Situationen gerät, die sein oberflächlich gesehen geregeltes Leben aus den Fugen geraten lassen könnten und mit unverschämt viel Glück gerade noch Katastrophen verhindern kann.

Eine wirklich grandiose und coole Actionkomödie im Tarantino-Fahrwasser, die uns Wong hier liefert. Um so bedauerlicher, dass er es danach nur noch zu der grottigen TV-Produktion THE DISCIPLES (IM SCHATTEN DES MEISTERS) gebracht hat, für der er sich auch noch hinter dem Schmachpseudonym Alan Smithee verbergen musste. Bleibt ihm zu wünschen, dass er noch einmal wieder Fuß fassen kann und etwas ähnlich großartiges wie THE BIG HIT nachlegen kann. Ich drück ihm alle Daumen.

#322 Cine-Phil

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Geschrieben 19. Juli 2007, 15:47

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FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS
(dt. Titel: FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS / ANGST UND SCHRECKEN IN LAS VEGAS)
USA, 1998
Universal Pictures / Summit Entertainment / Shark Productions / Rhino Films / Fear and Loathing LLC
Regie: Terry Gilliam
Produktion: Stephen Nemeth, Patrick Cassavetti, Laila Nabulsi
Buch: Terry Gilliam, Tony Grisoni, Tod Davies, Alex Cox, nach dem Buch FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS von Hunter S. Thompson
Kamera: Nicola Pecorini
Schnitt: Lesley Walker
Musik: Ray Cooper
Darsteller: Johnny Depp, Benicio Del Toro, Christina Ricci, Tobey Maguire, Gary Busey, Cameron Diaz, Harry Dean Stanton
Premiere: 15. Mai 1998

Inhalt: Journalist Hunter Thompson (Johnny Depp), versteckt hinter seinem Pseudonym Raoul Duke und mit Anwalt "Dr. Gonzo" (Benicio Del Toro) sowie einem Kofferraum voll verschiedenster Drogen im Schlepptau, macht sich auf dem Weg nach Las Vegas, wo er über ein Wüstenrennen berichten soll. Die Arbeit interessiert ihn nicht wirklich. Mit Dr. Gonzo durchlebt er ein zugedröhntes Wochenende, geprägt von Paranoia, schlechten Vibrations, Horrortrips und Ausfällen. Wenn die Selbstkontrolle verloren geht, geht auch die Würde flöten. Und das in der von Reizüberflutung bedrohten künstlichen Spielerstadt Las Vegas, die für solche Experimente die Hölle ist.

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Ob JABBERWOCKY, TIME BANDITS, BRAZIL, FISHER KING, 12 MONKEYS oder eben FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS: wagt man es Terry Gilliam die volle künstlerische Verantwortung zu übergeben, entstehen Meisterwerke des puren Wahnsinns. FEAR AND LOATHING setzt seiner bisherigen Filmographie noch die Krone auf, ist ein typischer Gilliam mit ausgefallenen visuellen Extravaganzen.

Diese stellen sich auch ganz in den Dienst der durchgeknallten Geschichte, die auf Erinnerungen des als Buchautoren zu Ruhm gekommenen Hunter S. Thompson, der sich in der Zeit von Mitte der Sechziger bis anfang der Siebziger alles an Drogen reinpfiff. Es war eben auch die Zeit der Experimente. FEAR AND LOATHING fängt die Zeit ein, in der sich diese Zeit bereits dem Ende näherte. Die Hippies waren bereits am Aussterben, die Love&Peace-Generation hat sich verkauft. Die Welle der Hoffnung, die innerhalb kürzester Zeit über die Welt geschwappt ist, erwies sich als äußerst kurzlebig. Thompsons Buch FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS ist auch die bittere Beerdigung dieses Traums von Freiheit und Frieden.

Johnny Depp liefert eine herausragende und uneitle Performance in der Hauptrolle ab. Er freundete sich mit dem realen Thompson an und war es auch, der nach dessen Selbstmord im Jahr 2005 die Grabesrede hielt und die Asche des durchgeknallten Kultautors aus einer Kanone schoss.

Auch Benicio Del Toro, mit angefressener Plautze, spielt die stärkste Rolle seiner Karriere. Unvergessen, die Szene, in der auf dem Höhepunkt von "White Rabbit" einem Stromschlag erliegen will. In kleinen Gastauftritten tummeln sich bekannte Gesichter wie Cameron Diaz, Christina Ricci, Gary Busey, Mark Harmon, Ellen Barkin, Harry Dean Stanton, Gilliam-Standard Katherine Helmond, Tobey Maguire und andere. Sie alle bleiben aber nur Gastauftritte, weil sich FEAR AND LOATHING komplett um Duke und Gonzo dreht. Alle anderen Menschen sind für sie nur flüchtige Eindrücke.

FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS ist sperriges und unbequemes Kino jenseits dem Mainstream, aber eines der großen Werke der Neunziger. Man liebt ihn oder man hasst ihn. Ich gehöre zu Ersteren.

Bearbeitet von Cine-Phil, 19. Juli 2007, 15:49.


#323 Cine-Phil

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Geschrieben 19. Juli 2007, 21:34

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SEUL CONTRE TOUS
(dt. Titel: MENSCHENFEIND)
Frankreich, 1998
Canal+ / Les Cinémas de la Zone / Love Streams Productions
Regie: Gaspar Noé
Produktion: Gaspar Noé, Lucile Hadzihalilovic
Buch: Gaspar Noé
Kamera: Dominique Colin
Schnitt: Gaspar Noé, Lucile Hadzihalilovic
Darsteller: Philippe Nahon, Blandine Lenoir, Frankie Pain, Martine Audrain, Jean-Francois Rauger, Guillaume Nicloux
Premiere: 16. Mai 1998

Inhalt: Ein arbeitsloser Schlachter (Philippe Nahon) hat genug von seiner kümmerlichen Existenz. Er prügelt seiner Geliebten (Frankie Pain) das gemeinsame Ungeborene aus dem Leib und macht sich mit ein paar Francs und einer Knarre in der Tasche auf nach Paris. Dort angekommen stößt er nur auf taube Ohren, seine alten Freunde wollen oder können ihm kein Geld leihen, die Arbeitssuche bleibt ebenfalls erfolglos. Die Wut kocht in ihm hoch und das einzige was ihm Perspektive gibt, ist es seine minderjährige Tochter Cynthia (Blandine Lenoir) einmal zu verführen.

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Mit seinem Langfilmdebüt SOUL CONTRE TOUS erzählt Gaspar Noé die Geschichte des arbeitslosen und vorbestraften Fleischers mit inzestiöser Beziehung zu seiner Tochter aus seinem Kurzfilm CARNÉ fort. In seinem sehr intensiven Frühwerk zeigt er uns, was das Kino des Gaspar Noé ausmacht.

SOUL CONTRE TOUS ist nämlich ein wütender Sozialfilm einer neuen französchischen Generation, der dahin geht, wo's wehtut. Bitterböse, pessismistisch und ohne uns Utopien verkaufen zu wollen, bildet Noé die ungeschönte Realität ab. Er wirft uns in die beängstigende Gedankenwelt eines Mannes, wie wir ihm täglich begegnen können. Der Schlachter ist nicht böse oder verrückt. Nein, er hat ein Weltbild, geprägt aus 50 Jahre langem von schlechten Erfahrungen gezeichnetem Leben. Er ist verbittert, verzweifelt, agressiv und seine Mitmenschen sind für den Schlachter ebenfalls nur Fleisch, denkendes Fleisch. Das macht ihn zu einer Gefahr für andere, zu einer laufenden Zeitbombe.

Durch Noés Film beginnen wir solche Menschen (und auch uns selber) zu verstehen. Wenn man sich anfangs auch nur ein wenig mit dieser Person identifizieren kann, kann man von diesem Film die Augen geöffnet bekommen. SOUL CONTRE TOUS ist ein immens wichtiger Film, der uns hilft, die Welt um uns zu verstehen. Statt nur ständig eskaipistischer Unterhaltungsfilme sollte sich jeder mal so einen Schuss vor den Bug geben. Der MENSCHENFEIND ist zwar streckenweise unerträglich hart, aber ein formal verdammt guter Film, der Noés ganzes Talent offenbart.

Dem Schlachter begegnen wir zu Beginn von Noés groß eingeschlagenen Nachfolgewerk IRREVERSIBLE noch einmal wieder.

Bearbeitet von Cine-Phil, 19. Juli 2007, 21:51.


#324 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 20. Juli 2007, 11:32

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GODZILLA
(dt. Titel: GODZILLA)
USA, 1998
TriStar Pictures / Centropolis Film Productions / Toho Film Co. Ltd. / Fried Films / Indepedent Pictures
Regie: Roland Emmerich
Produktion: Dean Devlin
Buch: Dean Devlin, Roland Emmerich
Kamera: Ueli Steiger
Schnitt: Peter Amundson, David Siegel
Musik: David Arnold, Michael Lloyd
Darsteller: Matthew Broderick, Jean Reno, Maria Pitillo, Hank Azaria, Kevin Dunn, Michael Lerner, Harry Shearer
Premiere: 18. Mai 1998

Inhalt: Im Apfel ist der Wurm drin - ein großer Wurm. In Manhattan tobt ein durch nukleare Mutation entstandener Riesendino und legt ganze Blocks in Trümmer. Das Militär ist verzweifelt, findet kein Rezept gegen das Ungetüm. Jetzt soll Dr. Tatopoulos (Matthew Broderick) helfen, der bis vor kurzem noch Regenwürmer in Tschernobyl ausgebuddelt hat. Auch der französische Geheimdienst hat berechtigtes Interesse an der Erlegung des Riesenbratens.

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Vor ein paar Jahren brach ich noch unter starken Kopfschmerzen den Erstversuch dieses Ungetüms ab. Aber als hartgesottener Fan des japanischen Kuscheltieres muss ich doch Emmerichs Version einmal ganz gesehen haben. Hätte ich mir auch sparen können, denn mit dem Nippon-Original hat diese Mogelpackung nur den werbeträchtigen Titel gemeinsam.

Emmerichs 130 Millionen Dollar-GODZILLA lässt schmerzlich das vermissen, was die kleinen japanischen Flix hatten: Charme und Persönlichkeit. Emmerichs Film ist ein großes Ärgernis, dass einzig auf Zuschauerverdummung setzt. Laute, teure und seelenlose Action in lieblosem Ambiente, gefüllt mit hochhausgroßen Logik- und Intelligenzlöchern. Nicht nur der Plot ist ohne eine einzige eigene Idee zusammengeklaut. Nicht nur der, ganze Einstellungen und Szenenfolgen sind dreist aus anderen Erfolgsfilmen kopiert. Ohne dem Geschehen eine simple Innovation hinzufügen zu können, versucht das "schwäbische Spielbergle" besonders den JURASSIC PARK zu übertreffen, der hier besonders oft als Vorbild rangeholt wurde.

Die Figuren sind erbärmliche Abziehbilder und liefern uns die unlustigsten und nervigsten Sprüche und Oneliner. Besonders der Charakter der Reporterin, die sich acht Jahre nachdem sie ihren Ex verlassen hat, sich sofort wieder in ihn verliebt, nur weil er zehn Sekunden im Fernsehen zu sehen war, ist so was von übel und zudem extrem schlecht gespielt. Dazu fällt mir nur ein Feuermelder ein: reinschlagen und weglaufen.

Einzig Jean Reno kann für Freude sorgen, bekommt aber nicht den geringsten Raum sich irgendwie enttfalten zu können. Einen Schauspieler seines Kalibers als markigen Pointenlieferanten zu verheizen, sollte unter Strafe gestellt werden.

Man kann unterhaltsames und profitorientiertes Popcornkino auch weitaus ansprechender machen. Sag das nur mal einer Herrn Emmerich, mit dem ich in diesem Leben nie warm werden werde.

#325 Cine-Phil

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Geschrieben 21. Juli 2007, 11:35

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DEATH PROOF
(dt. Titel: DEATH PROOF - TODSICHER)
USA, 2007
Dimension Films / A Band Apart / Rodriguez International Pictures / Troublemaker Studios
Regie: Quentin Tarantino
Produktion: Quentin Tarantino, Robert Rodriguez, Elizabeth Avellan, Erica Steinberg
Buch: Quentin Tarantino
Kamera: Quentin Tarantino
Schnitt: Sally Menke
Darsteller: Kurt Russell, Rosario Dawson, Zoe Bell, Tracie Thomas, Sydney Poitier, Rose McGowan, Vanessa Ferlito
Premiere: 22. Mai 2007

Inhalt: Radiomoderatorin Jungle Julia (Sydney Poitier) und ihre amüsierungssüchtigen Freundinnen machen in einer texanischen Bar Bekanntschaft mit dem abgehalfterten Stuntman "Stuntman Mike" (Kurt Russell). Der zeigt 'ne janz fiese Charakter und das Treffen endet für die Mädels nicht gerade glücklich. In Tenessee schlägt Stuntman Mike mit seinem dunklen Stuntauto wieder zu. Er hat sich Abernathy (Rosario Dawson) und ihre Clique als Opfer gewählt. Nur sind deren Freundinnen toughe Stuntfrauen und so wendet sich das Blatt recht schnell.

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Das war er also, der neue Tarantino. Ich hätte mir die Erstsichtung ja lieber im Rahmen des ursprünglich geplanten GRINDHOUSE-Double-Features mit Rodriguez' PLANET TERROR gewünscht, aber so muss man sich mit diesen Umständen zufrieden geben. Doppelt kassiert macht eben reicher.

Und Tarantino hat meine Erwartungen wieder voll erfüllt, indem er meine Erwartungen überhaupt nicht erfüllt hat. DEATH PROOF ist ein typischer Vertreter des Tarantino-Universums mit zahlreichen Selbsthommagen sowie zur Schau gestelltem Fußfetischismus und trotzdem ein weirdes und überraschendes Produkt. Alles andere hätte mich auch enttäuscht. Mit artifiziellen Filmrissen, Artefakten und Zelluloidkratzer versehen, verbeugt sich der Filmemacher wieder sehr tief vor seinen Lieblingen. Diesmal hat es ihm der PS-starke Actionfilm angetan. Zahlreiche Vertreter der Blechschaden-Movies der letzten Jahrzehnte werden zitiert.

Der Film kommt zwar zunächst schwer in die Gänge, hält sich QT-typisch mit redseligen Szenen auf, hier müssen wir statt männlicher Philisophien über "Like a Virgin" und dicke Schwänze die Bettgeschichten unreifer Mädels über uns ergehen lassen. Aber dann kommt der Film ins Rollen und das stark, bevor er dann unvermittelt zu Ende ist. Wie KILL BILL ist DEATH PROOF ein Frauenfilm, inszeniert mit den Stilmitteln typischer Männerfilme. Meine Freundin neben mir hat getobt. Sie fand den Film ebenfalls klasse. Sie war begeistert von den toughen Mädels, während bei mir ein paar Kastrationsängste geschürt wurden. Aber mich hat's auch durchgeschüttelt.

Ich bin froh, dass Kurt Russell den Part von Mickey Rourke übernommen hat, mag ich ihn doch eindeutig lieber. Aber auch der gute Kurt ist schon deutlich in die Jahre gekommen und mit der Sonnenbrille auf ist eigentlich kein optischer Unterschied zwischen ihm und dem gelifteten Mickey erkennbar.

DEATH PROOF ist kein neues Meisterwerk, sondern purer energetischer Ausdruck der Liebe zum Kino. Eine Reanimation des Genrefilms, der sympathischerweise nicht besser sein will, als die Filme, die er in Erinnerung ruft. Trotz der Lobgesänge der Vergangenheit ist Tarantino auf dem Teppich geblieben und schaut nicht von einem Oymp aufs Kino herab, sondern ist und bleibt der bekannteste Filmfreak der Welt. Ein Bruder im Geiste, der noch viele solcher Schelmereien auf uns loslassen darf. Aber jetzt freuen wir uns erst einmal auf PLANET TERROR von Busenkumpel Robert Rodriguez und hoffen, dass auch wir irgendwann mal in den Genuss der Doppelvorstellung kommen.

Bearbeitet von Cine-Phil, 21. Juli 2007, 12:22.


#326 Cine-Phil

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Geschrieben 21. Juli 2007, 12:00

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THE TRUMAN SHOW
(dt. Titel: DIE TRUMAN SHOW)
USA, 1998
Paramount Pictures / Scott Rudin Productions
Regie: Peter Weir
Produktion: Scott Rudin, Andrew Niccol, Edward S. Feldman, Adam Schroeder
Buch: Andrew Niccol
Kamera: Peter Biziou
Schnitt: Lee Smith, William Anderson
Musik: Burkhard Dallwitz
Darsteller: Jim Carrey, Laura Linney, Noah Emmerich, Ed Harris, Natascha McElhone, Holland Taylor, Brian Delate
Premiere: 1. Juni 1998

Inhalt: Das ganze Leben von Truman Burbank (Jim Carrey) ist eine weltweit übertragene, sensationell erfolgreiche Fernsehshow. Truman ist der größte TV-Star der Welt - nur weiß er nichts davon. Seine Welt ist ein hermetisch abgeriegeltes, von unzähligen Kameras gefilmtes Terrarium. Seine Heimatstadt ist Kulisse, seine Mitmenschen - auch seine Frau Meryl (Laura Linney) sowie sein bester Freund Marlon (Noah Emmerich) - sind Schauspieler. Regisseur Christof (Ed Harris) hält wie ein Gott Trumans Wirklichkeit am Laufen. Aber so langsam kommt der Ahnungslose hinter die Show. Erste Warnungen einer in ihn verliebten Aktrice (Natascha McElhone) und einige Pannen wie herunterfallende Scheinwerfer oder defekte Regenanlagen geben ihm zu denken. Der Wunsch nach Freiheit, Echtheit und Würde lassen Truman zu einem Ausbruchsversuch hinleiten. Beobachtet an den TV-Bildschirmen der Welt.

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Noch ein paar Worte zur TRUMAN SHOW: gewitzte und intelligente Parabel auf Überwachungsstaat sowie dem unethisch egoistischen Handeln der Medien, die nur zu gern ihre News selber machen (würden).

Mit Jim Carrey vielleicht nicht unbedingt perfekt besetzt, trotzdem ein sehr schöner Film mit Hintersinn, den man gesehen haben sollte. Bietet viel Stoff für Diskussionen und Reflektionen. Aber ich muss jetzt weg...

#327 Cine-Phil

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Geschrieben 22. Juli 2007, 11:46

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THE MUTILATION MAN
(dt. Titel: THE MUTILATION MAN)
USA, 1998
Nightcrew Films
Regie: Andrew Copp
Produktion: Andrew Copp
Buch: Andrew Copp
Kamera: Andrew Copp, Pat Hurd, Steve Carter, Jason Dorazio
Schnitt: Andrew Copp
Musik: Dwayne Hutchinson
Darsteller: Terek Puckett, Kristy Bowersock, Jim Van Bebber, Jollie Scott, Robbie Crellin, Wulf Richards, J.J. Slanker
Starttermin: 16. Juni 1998

Inhalt: Der durch eine verkorkste Jugend etwas degenerierte Ivan (Terek Puckett) zieht als Vagabund über die Dörfer und verdient sich als Art Geek, der sich übelste Selbstverstümmelungen antut, sein Schnaps und Brot bei der sensationsgeilen Landbevölkerung. In Rückblenden erfahren wir, wie der Typ so wurde, wie er jetzt ist. Er wurde von seinem brutalen Vater (Jim Van Bebber) übel misshandelt und missbraucht. Auch das Liebesinteresse der punkigen Kristy Bowersock kann Ivan zunächst nicht vom Leid seiner Vergangenheit heilen.

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Die Amateurproduktion THE MUTILATION MAN ist ein surrealer Bilderreigen, der uns mit schwer erträglichen Bildern voll brutalster Gewaltexzesse, unterlegt von einer stetigen lärmenden Geräuschkulisse zuballert. Die Macher orientierten sich hier stilistisch am Frühwerk von David Lynch, ohne natürlich dessen Geniialität in irgendeiner Weise zu erreichen.

Der Streifen leidet zudem etwas unter seinen für solche Produktionen typischen, mageren Production-Values. Trotzdem mag ich den Flick. Er gibt voll auf die Zwölf, bricht Tabus und ist eine Tortur für die Sinne. Ein lang gezogener Death-Metal-Videoclip. Ein Independent-Produkt tiefsten Undergrounds, ich steh auf ihn.

Als so versoffenen wie gewalttätigen Erzeuger der Hauptfigur Ivan erleben wir Jim Van Bebber, der mit sich seinem eigenen hyperbrutalen und starkem Low-Budget-Werken DEADBEAT AT DAWN und THE MANSON FAMILY einen guten Ruf in der Szene erarbeitete.

THE MUTILATION MAN ist ein abgefahrenes, subversives Stück Alternatives für Zwischendurch, wie ich es gerne öfter sehen würde. Immer mal wieder was ganz anderes. Es gibt nichts vergleichbares. Mit THE MUTILATION MAN werden die meisten Menschen nicht viel anfangen können. Er spielt nicht mit den Sehgewohnheiten - er FICKT sie! Das richtige, um lästige Verwandte loszuwerden.

#328 Cine-Phil

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Geschrieben 23. Juli 2007, 19:00

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THE X FILES: FIGHT THE FUTURE
(dt. Titel: AKTE X - DER FILM)
Kanada / USA, 1998
20th Century Fox / Ten Thirteen Productions
Regie: Rob Bowman
Produktion: Chris Carter, Daniel Sackheim
Buch: Chris Carter
Kamera: Ward Russell
Schnitt: Stephen Mark
Musik: Mark Snow
Darsteller: David Duchovny, Gillian Anderson, John Neville, William B. Davis, Martin Landau, Mitch Pileggi, Armin Müller-Stahl
Starttermin: 19. Juni 1998

Inhalt: Durch einen Bombenanschlag wird ein Geschäftsgebaude dem Erdboden gleichgemacht, in dem sich auch Regierungsbüros befanden. Mulder (David Duchovny) und Scully (Gillian Anderson) werden als Sündenböcke ausgemacht und vom Dienst suspendiert. Mulder kann sich damit nicht zufrieden geben und riecht mal wieder eine Verschwörung. Tatsächlich, so finden er und Scully heraus, soll hier eine außerirdische Invasion mittels Viren von geheimsten Gremien vertuscht werden. Mulder und Scully kommen der Lösung nahe. Zu nahe, denn sie müssen mehr und mehr um ihr Leben fürchten.

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Die Gesetze der Marktwirtschaft verlangten natürlich nach einer Kinoadaption der erfolgreichsten und innovativsten TV-Serie (mal abgesehen von den SIMPSONS) der Neunziger. Noch auf dem Höhepunkt des Hypes wurde dieser Big-Screen-Ableger auf die gierige Fangemeinde losgelassen.

Etwas in die Röhre sahen dabei die deutschen Zuschauer, wurde doch die Handlung zwischen zwei Staffeln angesiedelt, die bei Kinostart noch gar nicht bei uns im hiesigen Fernsehen zu sehen waren. Überhaupt ist der Film für Nichtkenner der Serie auf dem ersten Blick hartes Brot. Ich sah damals auch nur die ersten Folgen des Dauerbrenners, verlor aber schnell aus Zeitmangel den Faden und dadurch das Interesse. Ein paar faszinierende Folgen gab es ja, ich konnte aber nicht wirklich bei der Stange gehalten werden. Den Film fing ich damals nur an und war schon nach kurzer Laufzeit etwas überfordert.

Heute sieht das etwas anders aus. Der Hype ist vorbei, die Serie auf dem TV-Schrottplatz abgelegt und Imitatoren, Plagiate und Ableger machen heute noch ihre Runden im Kabelfernsehen. Durch diese ganzen Nachzieher merkt man erst, wie wirklich erfrischend und neu die X FILES damals waren. Mulder und Scully, die sich selbst noch während des Beischlafs penetrant siezen würden, sind inzwischen zwar zu ihren eigenen Karikaturen erstarrt (und die deutsche - betont teilnahmslose - Synchronsprecherin von Scully durch Überanspruchung in unzähligen TV-Dokus nur noch ätzend), rückblickend sind sie aber doch ein nettes und eingespieltes Team.

Der Film ist auch nicht mehr so abschreckend wie damals, sondern man kann ihm durchaus gut folgen. Er ist recht spannend und atmosphärisch gemacht und etwas über dem Niveau einer guten Episode der Serie. Ich werde zwar jetzt kein Fan des Chris-Carter-Universums mehr, habe den Streifen aber durchaus genossen. Die Verschwörungsparanoia, die schon die Serie durchzog und auch im Film eine zentrale Rolle spielt, wirkt zwar aus heutiger Sicht recht einschläfernd, weil abgedroschen, kann dem Mysterycocktail aber einige Spannungsmomente abgewinnen.

Rückblickend auf THE X FILES sage ich heute immer, dass dies die erste einer langen Palette von US-Krimiserien war, bei denen Menschen mit Taschenlampen durch dunkle Räume gingen. Deswegen musste ich zu Beginn laut lachen, als hier (angesiedelt 35.000 vor Christus) zwei Neandertaler mit Fackeln eine Eiszeithöhle untersuchen. Ich hoffe doch stark, dass dies selbstparodistisch gemeint war. Ansonsten wäre damit der Trashcharakter des Epilogs gekrönt worden.

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Geschrieben 25. Juli 2007, 12:43

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23 - NICHTS IST SO WIE ES SCHEINT
Deutschland, 1998
Claussen & Wöbke Filmproduktion GmbH
Regie: Hans-Christian Schmid
Produktion: Jakob Claussen, Thomas Wöbke
Buch: Hans-Christian Schmid, Michael Gutmann
Kamera: Klaus Eichhammer
Schnitt: Hansjörg Weißbrich
Musik: Norbert Jürgen Schneider
Darsteller: August Diehl, Fabian Busch, Dieter Landuris, Jan Gregor Kremp, Stephan Kampwirth, Zbigniew Zamachowski, Peter Fitz
Premiere: 2. Juli 1998

Inhalt: Der junge Hannoveraner Karl Koch (August Diehl) ist von zwei Dingen besondes fasziniert: zum einen sind es Computer. Anfang bis Mitte der Achtziger halten die ersten PCs Einzug in deutsche Wohnräume, das BTX ist der Vorläufer des Internets und Karl beginnt sich der aufkommenden Hackerszene zuzuwenden. Dort trifft er auch auf David (Fabian Busch), mit dem er von nun durch dick und dünn gehen wird. Das andere, was Karl einnimmt ist die Romantrilogie "Illuminatus" von Robert Anton Wilson, einer Science-Fiction-Erzählung, in der die Welt von Geheimmächten regiert wird, deren Geheimzahl, die "23" von nun an Karls Leben bestimmen wird. Durch die halbseidenen Lupo (Jan Gregor Kremp) und Pepe (Dieter Landuris) bekommt Karl Kontakt zum KGB für die er von nun an für ein Taschengeld mit seinen Hackerfähigkeiten Wirtschaftsgeheimnisse ausspioniert. Durch diese ihn einnehmende Tätigkeit und dem zunehmdenden Drogenkonsum verwischen Karls Grenzen zwischen Phantasie und Realität und er vermutet hinter jeder Ecke eine Verschwörung. Karl verliert den Kontakt zur Wirklichkeit und alles wächst ihm über den Kopf.

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23 - NICHTS IST SO WIE ES SCHEINT ist ein absoluter Glücksfall. Zum einen gab er mir den Glauben an den deutschen Film zurück, zum anderen wurde er nach und nach immer mehr zu meinem absoluten Lieblingsfilm.

Die Mischung aus Thriller und Psychogramm ist beklemmend intensiv geworden und bietet für mich (besonders als Hannoveraner) viele Identifikationsmöglichkeiten. Einige Szenen wurden tatsächlich an Orten gedreht, an denen ich als Knirps gespielt habe (etwa ein Industriegelände in Höver - ein Katzensprung von meinem Heimatort entfernt) und der 1998 abgerissenen Aegi-Hochbrücke in der Innenstadt Hannovers wurde hier noch einmal ein Denkmal gesetzt. Kurz nach den Dreharbeiten wurde der einstige Knotenpunkt der City dem Erdboden gleichgemacht.

Mit einigen künstlerischen Freiheiten inszenierte Hans-Christian Schmid die wahre Geschichte um eine gescheiterte Existenz auf sensible Art und Weise. Karl Koch verlor früh seine Eltern und durch seine Drogensucht den Realitätsbezug und fand nie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Seine "Spionagetätigkeit" für den KGB war eine Bagatelle, wurde jedoch von zwei karrieregeilen Provinzreportern (im Film ist es nur einer) skrupellos hochgespielt und ausgeschlachtet. Dies war nur einer der Nägel zu seinem Sarg. Die Ereignisse überrollten Karl und überforderten den psychisch Kranken zusehends. Er starb im Alter von 23 Jahren - (vermutlich) am 23.5.1989. Um seinen Tod ranken sich bis heute weitere Verschwörungstheorien, konnte doch bis heute nicht zweifelsfrei aufgeklärt werden, ob es sich um Mord oder Selbstmord handelte.

Schmids großartiger kleiner Film, der ohne auf ausgetretenen Pfaden zu wandeln frischen Wind bläst und auf spannende Weise zeitgeschichtliche Ereignisse mit einflechtet, überzeugt vor allem mit zwei herrausragenden Jungdarstellern (August Diehl und Fabian Busch), die für mich zu den ganz großen Entdeckungen und zu einer neuen Generation exzellenter deutscher Darsteller gehören (bzw. sie sogar anführen) und schafft wieder ein Bewußtsein für diese am Rande der jüngsten deutschen Geschichte fast vergesenne, "unbedeutende" tragische Geschichte und bietet Anlass, sich näher mit den faszinierenden Ereignissen um Karl Koch zu befassen.

Wer Interesse an weitergehenden Informationen hat, dem sei diese von seinen Freunden herausgegebene "Dokumentation" empfohlen, in der wir mehr über den wahren Karl Koch erfahren und der einige Ereignisse, die in dem Film aufgegriffen wurden, aus näherer Sicht beleuchtet.

Weitere Links zum Thema "Karl Koch":

hagbard-celine.de
Wikipedia
Presseberichte
Carsten Ost über Karl Koch
Offzielle Seite zum Film

#330 Cine-Phil

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Geschrieben 25. Juli 2007, 13:25

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LETHAL WEAPON 4
(dt. Titel: LETHAL WEAPON 4 - ZWEI PROFIS RÄUMEN AUF)
USA, 1998
Warner Bros. Pictures / Silver Pictures / Doshudo Productions
Regie: Richard Donner
Produktion: Joel Silver, Richard Donner
Buch: Channing Gibson, nach Charakteren von Shane Black
Kamera: Andrzej Bartkowiak
Schnitt: Eric Strand, Kevin Stitt, Frank J. Urioste, Dallas Puett
Musik: Michael Kamen, Eric Clapton, David Sanborn
Darsteller: Mel Gibson, Danny Glover, Joe Pesci, Rene Russo, Chris Rock, Jet Li, Steve Kahan, Darlene Love
Starttermin: 10. Juli 1998

Inhalt: Der Zahn des Alters nagt an Riggs (Mel Gibson) und Murtaugh (Danny Glover), beide blicken zudem Vater- bzw. Großvaterfreuden entgegen und werden auch noch zu Captains befördert. Jetzt müsste man doch eine ruhige Kugel schieben können und seine Abende mit einem Bierchen auf dem Boot ausklingen lassen. Doch gerade jetzt tauchen chinesische Sklavenhändler auf und machen den beiden Cops das Leben zur Hölle. Riggs kennt da ja nichts und nimmt den Fehdehandschuh gerne auf. Wieder geraten die beiden in einen Fall, der ihnen stark zusetzt. Besonders der finstere und undurchsichtige Wah Sing Ku (Jet Li) macht den LAPD-Helden mehr zu schaffen, als ihnen lieb ist. Detective Lee Butters (Chris Rock), von dem Murtaugh noch nicht weiß, dass der sein Schwiegersohn ist und Plaudertasche Leo Getz stehen da mehr im Weg, als das sie wirkliche Hilfen sind.

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Die fulminante LETHAL WEAPON-Serie ist schon eine Ausnahmereihe unter den Actiondauerbrennern. Vier großartige Filme, gespielt mit Hingabe, vollgepackt mit adrenalinüberschießender Action und Feuerwerken an Humor. Auch dieser (vorläufige?) Abschluß der Quadrologie macht da keine Ausnahmen.

Altmeister Richard Donner greift hier wieder einen Trend der Zeit auf: war LETHAL WEAPON 3 noch vom grassierenden Hoodfilm geprägt, steht hier der Hongkong-Hype der Neunziger Pate und lässt knochenbrechende Martial Arts, mit immerhin niemand geringeren als Jet Li, einfliessen.

LETHAL WEAPON 4 steht den ersten drei Teilen in nichts zurück und liefert perfekte Unterhaltung auf hohem Niveau. Die spielfreudige Cast, die schon wie Familienmitglieder sind, machen den Abschied schwer. Wenn zu den Credits dann "Why can't we be friends?" erklingt und wir Fotos von Darstellern und Crew aus über zehn Jahren als große Familie präsentiert bekommen, hat man schon einen Kloß im Hals. Wenn wir uns heutzutage schon mit ROCKY 6, RAMBO 4 und DIE HARD 4 anfreunden müssen, dann kann doch ein fünfter Teil der tödlichen Waffe doch nicht schaden, oder? Man ist doch nie zu alt für den Scheiß!





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