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The CINE-PHILES - Filmforen.de - Seite 22

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The CINE-PHILES


663 Antworten in diesem Thema

#631 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 23. April 2008, 17:30

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TARANTULA
(dt. Titel: TARANTULA)
USA, 1955
Universal International Pictures
Regie: Jack Arnold
Produktion: William Alland
Buch: Robert M. Fresco, Martin Berkeley
Kamera: George Robinson
Schnitt: William M. Morgan
Musik: Henry Mancini, Herman Stein
Darsteller: John Agar, Mara Corday, Leo G. Carroll, Nestor Paiva, Ross Elliott, Edwin Rand, Raymond Bailey, Hank Patterson, Bert Holland
Starttermin: 14. Dezember 1955

Inhalt: Eine mit einem Wachstumshormon injizierte Tarantel entkommt dem Labor des verbissenen Wissenschaftlers Professor Deemer (Leo G. Carroll). Das Tier wächst immer weiter bis auf Hausgröße und nähert sich dem Wüstenkaff Desert Rock. Der ortsansässige Arzt Dr. Hastings (John Agar) versucht eine Katastrophe zu verhindern.

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Jack Arnolds TARANTULA ist nicht mehr und nicht weniger als der Film, der einst mein ungebrochenes Interesse an den B-Movies erweckte. Hat er doch alle Zutaten, die solch ein Film braucht.

Dem naiven Charme des angestaubten Monsterfilm-Meilenstein kann ich mich auch heute noch schlecht entziehen. Die einst bahnbrechenden, aber aus heutiger Sicht simplen Special-Effects erzielen tatsächlich noch ihre Wirkung und jagen so manchen Schauer über den Rücken.

Und nebenbei legt er noch ein cineastisches Naturgesetz fest, dass für die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts seine Gültigkeit haben sollte: wenn die Welt nicht mehr weiter weiß kommt Clint Eastwood und rettet den Tag. Eastwood gibt hier (noch uncredited) den Bomberpiloten, der den entscheidenden Angriff auf Tarantula flog. Das Gesicht hinter seiner Pilotenmaske verborgen, sind die unverkennbaren Augen der späteren Leinwandlegende deutlich zu vernehmen. Der Mann stand hier erst das dritte Mal (stets in Kleinstrollen) vor einer Filmkamera. Auch Zwerge haben klein angefangen.

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#632 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 23. April 2008, 23:04

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LA NOCHE DEL TERROR CIEGO
(dt. Titel: DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN)
Spanien/Portugal, 1971
Plata Films S.A. / Interfilme
Regie: Amando de Ossorio
Produktion: Salvadore Romero, José Antonio Pérez Giner
Buch: Amando de Ossorio
Kamera: Pablo Ripoll
Schnitt: José Antonio Rojo
Musik: Antón García Abril
Darsteller: Lone Fleming, César Burner, Helen Harp, Joseph Thelman, Maria Sylva, Rufino Ingles, Veronica Llimera, Simon Arriaga

Inhalt: Bella (Lone Fleming) und Roger (César Burner) sind in der portugisischen Provinz auf der Suche nach ihrer verschwundenen Freundin Virginia (Helen Harp). Wie sie erfahren müssen, hat diese schon das Zeitliche gesegnet. Die abergläubische Landbevölkerung glaubt an eine Rückkehr skelettierter Tempelritter, die einem Fluch zufolge alle paar Jahre wiederkehren, um sich Jungfrauenblut zu holen. Das mag der rationale Städter Roger sich nicht so vorstellen, doch leider haben diese Menschen recht.

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Tut mir leid, Senior Naschy! Wenn ich an spanischen Horror denke, dann kommt mir stets sofort Amando de Ossorios vierteilige Reihe um die "Blinden Toten" in den Sinn.

Ohne jetzt mal das mythenschwangere Thema "Tempelritter" zu vertiefen (tut der Film ja auch nicht), sage ich ohne Umschweife, dass ich diesen Film sehr mag und er ein immer wieder gern gesehener Gast bei mir ist. Warum, wird so mancher fragen.

Ganz einfach bietet LA NOCHE DEL TERROR CIEGO mir eine herzerwärmende Mischung aus mediterranem Trash erster Güte und tatsächlich stark atmosphärischen Szenen und einer Extraportion Siebziger-Jahre-Feeling. Eine echte Exploitation-Paella eben.

Gerade dass der Film trotz seiner inhaltlichen Stupidität es schafft, ordentlich zu gruseln, was er einem gewissen handwerklichen Können, vor allem der Kameraarbeit (die Gänsehautmusik ist auch nicht zu verachten) ist schon ein kleines Wunder, ist aber das was ihn wohl zum Klassiker seines Metiers macht, zumindest im Kanon unerschütterlicher Sleazefans. Vielleicht wird er auch im Alter immer besser, erinnert an selige Kinozeiten in der Schlaghosendekade, als man noch solche Klopfer am Fließband produzieren konnte, wie es heute nicht mehr möglich ist. De Ossorio gelang mit dem ersten Sequel noch ein gleichwertiger Nachfolger, bevor er mit dem Geisterschiff auch seine untoten Tempelritter versenkte. Das Blutgericht konnte es in meinen Augen auch nicht mehr reanimieren.

Doch der Fluch sagt, dass die Templer eines Tages zurückkommen werden, um sich neue Opfer zu suchen. Vielleicht erwartet uns ja dementsprechend in absehbarer Zeit ein Remake. Das wär für mich dann nicht gerade die Überraschung des Jahrhunderts.

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Bearbeitet von Cine-Phil, 23. April 2008, 23:15.


#633 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 24. April 2008, 09:08

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THE LORD OF THE RINGS
(dt. Titel: DER HERR DER RINGE)
USA, 1978
Fantasy Films / Saul Zaentz Production Company
Regie: Ralph Bakshi
Produktion: Saul Zaentz
Buch: Chris Conkling, Peter S. Beagle, nach den Romanen THE FELLOWSHIP OF THE RING und THE TWO TOWERS von J.R.R. Tolkien
Kamera: Timothy Galfas
Schnitt: Peter Kirby, Donald W. Ernst
Musik: Leonard Rosenman
Starttermin: 15. November 1978

Inhalt: Der Ring, der gemacht wurde, um alle Völker zu beherrschen, landet in den vertrauensseligen Händen des Hobbit Frodo. Der weise Zauberer Gandalf schickt ihn auf die Mission den unheilvollen Modeschmuck zu zerstören. Begleitet von einer Gruppe Gefährten begibt er sich in das kaum zu schaffende Abenteuer.

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Dass Ralph Bakshi nicht nur mit Zeichentrickfilmen über fickende Kater provozieren konnte, sondern sich auch in anspruchsvolleren Gebieten behaupten können, wollte der Macher von FRITZ THE CAT mit seiner Adaption des Tolkien-Werkes (übrigens der ersten für's Kino) beweisen.

Daran, dass sein Wunschprojekt künstlerisch sowie kommerziell gescheitert ist, hat der gute Mann heute noch zu knabbern. Dabei kann man den Löwenanteil der Schuld seinen Produzenten zurechnen, die vermarktungsstrategisch völlig ins Klo griffen. Weil man meinte, der Zuschauer würde keinen Eintritt für nur einen halben Film bezahlen wurde ihm der Plan verschwiegen, dass hier eigentlich zwei Teile vorgesehen waren. Sogesehen muss sich der Kinogänger, der hier mit einem ungeahnten Cliffhanger konfrontiert wird, reichlich geprellt vorgekommen sein.

So erging es wohl den meisten dann auch. Die Euphorie des Publikums war äußerst zurückhaltend und angesichts des finanziellen Reinfalls war niemand mehr gewillt, dieses Projekt, von dem Bakshi meint, es hätte ihm mehr genommen als gegeben, zu beenden.

Dabei ist die innovativ gedachte Mischung aus konservativem Zeichentrickstil und einkopierten und verfremdeten Realszenen mit surrealer Note gar nicht mal schlecht, nur etwas unausgegoren. Dafür sehen die Orks hier mal echt zum Fürchten aus.

Bakshi hatte ursprünglich geplant, die Musik von Led Zeppelin zu verwenden, bekam dafür aber nicht die Rechte. Zum Glück, kann ich da als LedZep-Fan nur sagen. Ehrlich gesagt, kann ich mir für den Film auch eher die Mucke Pink Floyd vorstellen. Hätte man die mal gefragt, die hätten's bestimmt gemacht.

Soviel schlechter als Peter Jacksons furchtar überkandidelte Mammuttrilogie finde ich Bakshis Vision nun auch nicht. Und mögen bei Jackson die Hobbits noch unterschwellig homosexuell gewesen sein, bei Bakshi stehen sie schon fast vorm Coming Out. Der Filmkuss lag in der Luft, wäre vielleicht dramaturguscher Höhepunkt des nicht realisierten Sequels geworden. Who knows?

Ausschnitt

#634 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 24. April 2008, 20:38

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THE GREAT OUTDOORS
(dt. Titel: FERIEN ZU DRITT)
USA, 1988
Universal Pictures / Hughes Entertainment
Regie: Howard Deutch
Produktion: Arne Schmidt
Buch: John Hughes
Kamera: Ric Waite
Schnitt: Tom Rolf, Seth Flaum
Musik: Thomas Newman
Darsteller: Dan Aykroyd, John Candy, Stephanie Faracy, Annette Bening, Chris Young, Ian Giatti, Robert Prosky, Zoaunne LeRoy

Inhalt: Chet (John Candy) freut sich mit seiner Baggage auf einen rustikalen Urlaub im Wald. Die Freude verfliegt aber schnell als ungebetener Besuch in Form von Schwager Roman (Dan Aykroyd) samt Familie auftaucht. Die versnobbte Nervensäge gönnt dem geplagten Chet keine Erholung.

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Eigentlich ist der Name John Hughes ja ein Erfolgsgarant, man kann sich zumindest sicher sein, bestens unterhalten zu werden. Wenn man mit Dan Aykroyd und John Candy zwei beliebte Komikerschwergewichte in den Hauptrollen hat, kann doch eigentlich nur Gutes bei rauskommen. Sollte man meinen.

Doch THE GREAT OUTDOORS ist eine schrecklich einfallslose Farce, die ich kaum noch als durchschnittlich bezeichnen würde. Aufgehängt an eine vorhersehbare Alibistory quälen sich die routinierten Darsteller durch eine Abfolge von Szenen, die kaum zum Lachen anregen kann.

Auf ein Familienpublikum zugeschnitten, also antiseptisch sauber, ist der Fillm an Harmlosigkeit kaum zu toppen. Deutlich mehr Biss hätte dem Film gutgetan. Ich habe mich angesichts des nichtmal lauwarmen Spaßes sehr um die vertane Zeit geärgert.

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#635 Cine-Phil

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Geschrieben 25. April 2008, 08:50

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I 2 SUPERPIEDI QUASI PIATTI
(dt. Titel: ZWEI AUSSER RAND UND BAND)
Italien, 1976
Tritone Cinematografica / T.O.T.A.
Regie: Enzo Barboni
Buch: Enzo Barboni
Kamera: Claudio Cirillo
Schnitt: Eugenio Alabiso
Musik: Guido De Angelis, Maurizio De Angelis
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Davd Huddleston, Luciano Catenacci, Laura Gemser, Ricardo Pizzuti, Ezio Marano, Luciano Rossi

Inhalt: Die notorischen Tagediebe bzw. -löhner Matt (Terence Hill) und Wilbur (Bud Spencer) sind auf der Suche nach was zu beißen. Da man ihnen partout keine ehrliche Arbeit geben will kommen sie auf die Idee, einen Geldtransporter zu überfallen. Der Versuch scheitert schon im Ansatz, versehentlich landet man im Polizeirevier. Um da heil wieder rauszukommen, schreibt man sich für die Beamtenausbildung ein, die man tatsächlich erfolgreich zu Ende führt. Bei ihrer Arbeit werden die beiden unkonventionellen Cops mit dem Mord an einem chinesischen Dockarbeiter konfrontiert und Matt bekommt angesichts dessen hübscher Nichte (Laura Gemser) amorose Anwandlungen.

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Um den Ärger mit dem Rohrkrepierer THE GREAT OUTDOORS (siehe letzten Eintrag) vergessen zu machen, bin ich auf Nummer Sicher gegangen und hab etwas eingelegt, worüber ich mich garantiert beömmeln würde.

Der Klassiker ZWEI AUSSER RAND UND BAND hat es dann auch geschafft, meine Mundwinkel die Schwerkraft überwinden zu lassen. Unter der Regie ihres Förderers Enzo Barboni, bzw. dessen Pseudonym E.B. Clucher kalauern sich die beiden unverwüstlichen Haudegen durch einen ihrer besten Filme.

Ein Brüller reiht sich an den nächsten, unvergessliche Szenen liefern die beiden mal wieder und wenn ich mich nicht irre ist RAND UND BAND der Film der beiden, der die meisten Kloppereien darbietet. Dazu legen Dannenberg und Hess im Auftrag des Herrn Brandt unseren Helden mal wieder feinste Köstlichkeiten für die Zitatensammlung in die Münder. Hier ist mehr drin für's Geld.

Als Polizeichef glänzt David Huddleston (genau, der große Lebowski), der den beiden Geheimagenten sechs Jahre später als Vorgesetzter in ZWEI BÄRENSTARKE TYPEN (der wohl letzte wirklich großartige Film von Spencer und Hill) schwer zu schaffen macht. Laura "Black Emanuelle" Gemser gibt sich die Ehre, behält aber diesmal die Klamotten an und verdreht unserem Terence auf eher subtile Weise den Kopf. Und das sich Riccardo Pizzuti hier einmal mehr die Schwingen brechen lässt, gehört ja fest zum Spencer/Hill-Inventar. Der Arme könnte einem fast schon leid tun.

Von der Höchstnote trennt RAND UND BAND nur, dass ihm in der zweiten Hälfte das atemberaubende Tempo leider ein wenig ausgeht und sich ein paar Längen breitmachen. Was aber an seinem unerschütterlichen Status auch nicht rütteln kann. So ich hol mir jetzt erst einmal gestreifte Kartoffeln mit Quetschfleisch und dann gibt's Schelle links, Schelle rechts - Meisenarsch!

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#636 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 26. April 2008, 16:16

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DU BEI CHUAN WANG
(dt. Titel: EINE FAUST WIE EIN HAMMER)
(int. Titel: ONE-ARMED BOXER)
Taiwan / Hong Kong
Golden Harvest
Regie: Wang Yu
Produktion: Raymond Chow
Buch: Wang Yu
Kamera: Shen Ku Mo
Schnitt: Yao Cheng Chang, Min Chen Hung
Musik: Wang Fu-ling
Darsteller: Wang Yu, Tin Yau, Lung Fei, Tang Hsin, Ma Kei, Sit Hon, Blacky Ko Sau-Leung, Chan Sat Yat, Wong Wing Sang

Inhalt: Durch den Gerechtigkeitssinn des hitzköpfigen Schülers Lung (Wang Yu) geraten zwei rivalisierende Kampfschulen - eine friedfertige dem Buddhismus frönende sowie eine böse mit Drogen handelnde - in einen blutigen Zwist. Da die Bösen von den Guten zunächst die Hucke vollbekommen engagieren sie unschlagbare Kampfsportexperten aus aller Herren Länder des Fernen Ostens und schlagen die Kampfsportakademie der Lieben zu klump und dem armen Lung den Arm ab. Doch der kommt wieder...

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Wie der internationale Verleihtitel ONE-ARMED BOXER (in den USA kennt man ihn auch als THE CHINESE PROFESSIONALS) zart andeutet handelt es sich bei dem Streifen, um Wang Yus Versuch - nach seiner finanziellen Fahnenflucht zu den Shaw-Konkurrenten Golden Harvest - an seine alten Erfolge bei den Shaw Brothers - den ONE-ARMED SWORDSMAN-Filmen anzuknüpfen.

Was soweit aufging. Mit einem höheren Gehalt sowie mit mehr künstlerischer Freiheit ausgestattet (er durfte hier - nach CHINESE BOXER - das zweite Mal selbst Regie führen), Konnte er mangels Talents und Budgets qualitativ nicht an die filigranen Meisterwerke Chang Ches aus der SB-Schmiede anknüpfen. Dennoch machte sich die Abkehr vom epischen Geschichtenerzählen hin zu einer Non-Stop-Prügelei an der Kinokasse bezahlt. Wenn er auch hinter Chang Chehs THE NEW ONE-ARMED SWORDSMAN (mit Wang Yus legitimen Nachfolger David Chiang in der Hauptrolle) zurükstehen musste, der sich als der Hit der Saison erwies.

Dennoch hatte Wang Yu seinen neuen Platz gefunden. Mit taiwanesischen Budget ausgesetattet fabrizierte er von nun an kostengünstige, von daher immer gewinnträchtige Klopper solider Art für das Bahnhofskino. Und als solch Vertreter ist ONE-ARMED BOXER auch schwerst unterhaltsam. Der Trash-Faktor ist immens hoch, spätestens als die skurillen Meister ins Spiel kommen - etwa die aufblasbaren Tibetaner oder der blauhäutige Inder. Wer das hierzulande etwas bekanntere Sequel ONE-ARMED BOXER VS. THE FLYING GUILLOTINE (DUELL DER GIGANTEN) kennt, weiß was damit gemeint ist.

Buntes, unterhaltsames Grindhouse-Kino für's Herz. Für die Fans liebevoll gemachter B-Movies eine kleine Offenbarung.

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Bearbeitet von Cine-Phil, 26. April 2008, 16:29.


#637 Cine-Phil

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Geschrieben 26. April 2008, 22:34

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THE THRILL OF IT ALL
(dt. Titel: WAS DIESE FRAU SO ALLES TREIBT)
USA, 1963
Universal International Pictures / Ross Hunter Productions Inc. / Arwin Productions
Regie: Norman Jewison
Produktion: Ross Hunter, Martin Melcher
Buch: Carl Reiner
Kamera: Russell Metty
Schnitt: Milton Carruth
Musik: DeVol
Darsteller: Doris Day, James Garner, Arlene Francis, Edward Andrews, Reginald Owen, Zasu Pitts, Elliott Reid, Alice Pearce
Starttermin: 17. Juli 1963

Inhalt: Durch einen Zufall wird die brave Hausfrau und Mutter Beverly Boyer (Doris Day) als glaubwürdiges Werbeaushängeschild für die Happy-Seife entdeckt. Ihr neuer Job wirkt sich jedoch negativ auf ihr Familienleben aus und gefährdet die Ehe mit dem erfolgreichen Gynäkologen Gerald (James Garner).

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Seife - das ist das Stichwort für diese Postscrewballkomödie. Ein Leben wie in einer Soap Opera: einen galanten und überaus erfolgreichen Ehemann, der auch noch so aussieht wie James Garner, zwei herzallerliebste Kinder, großes Haus, Haushälterin, Doppelgarage. Doch die heile Welt bekommt Risse als man aus heiterem Himmel Werbeikone für eine Seife wird. Wer könnte das besser verkörpern als die Sauberfrau der Nation - Doris Day?

Der Film ist eine äußerst konservative Kiste, wie sie heute bäh bäh ist. Der damals noch frisch aufkeimende Feminismus wird gnadenlos verlacht und am Ende wird der Frau klar gezeigt, wo ihr Platz zu sein hat. Das ist so altbacken, dass es stinkt.

Solche Gedanken hat man sich früher nicht gemacht. Als Kind stand der Film öfter auf dem Plan, war er doch einer der Lieblingsfilme meiner Eltern. Ich frage mich, ob die beiden nicht mal ähnliche Gedanken trugen. Naja, jedenfalls gab's damals noch was zu Lachen. Heute nicht mehr ganz so viel. Trotzdem köstlich anzusehen, wie der ratlose Garner versucht seine Frau eifersüchtig zu machen. Auch die Spitzen über die Untiefen der Werbebranche sind sympathisch. Dennoch mag man nicht glauben, dass der Streifen ein gemeinsames Kind von Norman IN THE HEAT OF THE NIGHT Jewison und Carl DEAD MEN DON'T WEAR PLAID Reiner (spielt übrigens den Schmierendarsteller, der stets mit Schnaps begossen wird) sein soll.

Erfreulich mal zu sehen, dass Norman Jewison (81), Carl Reiner (86), Doris Day (84) und James Garner (80) alle noch unter den Lebenden weilen. Vielleicht macht Seife ja doch glücklich und gesund.

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#638 Cine-Phil

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Geschrieben 27. April 2008, 15:45

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THE FLY
(dt. Titel: DIE FLIEGE)
USA, 1958
20th Century Fox
Regie: Kurt Neumann
Produktion: Kurt Neumann, Robert L. Lippert
Buch: James Clavell, nach der Kurzgeschichte THE FLY von George Langelaan
Kamera: Karl Struss
Schnitt: Merrill G. White
Musik: Paul Sawtell
Darsteller: Al Hedison, Patricia Owens, Vincent Price, Herbert Marshall, Kathleen Freeman, Betty Lou Gerson, Charles Herbert
Premiere: 16. Juli 1958

Inhalt: Der Wissenschaftler Andre Delambre (Al Hedison) wurde von seiner Frau Helene (Patricia Owens) brutal in einer Stahlpresse getötet. Delambres Bruder Francois (Vincent Price) steht vor einem Rätsel und möchte herausfinden, warum die junge Frau, die ihern Mann so liebte so etwas tun konnte. Delambre hat einen Experiment gearbeitet, dass die Portation einer Materie von einem Ort an einen anderen in Lichtgeschwindigkeit ermöglicht. Ein missglückter Selbstversuch und die merkwürdige Obsession seiner Frau zu fliegen waren die Folgen.

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Daran erkennt man einen wahren Klassiker: obwohl man ihm seine Entstehungszeit deutlich ansieht, wirkt THE FLY nicht im geringsten angestaubt. Auch wenn manche Maske heute eher zum Schmunzeln anregt, verfehlt er doch seine unheimliche Wirkung nicht.

Der Exil-Deutsche Kurt Neumann (beging einen Monat nach der Premiere Selbstmord) drehte den oftzitierten Horrormeilenstein nach einer Kurzgeschichte George Langelaans, die im Juli 1957 im Playboy abgedruckt war. Horrorikone Vincent Price dient hier eher als kommerzielles Zugpferd und Stichwortgeber denn als Handlungsträger.

Gesichickt baut er seine Dramaturgie auf, beginnt mit einem für seine Zeit schon rohen und heute noch wirkungsvollen Schockeffekt, hält aber seine Karten bis zum Finale bedeckt. Ein wegweisendes Meisterstück an Spannung und morbidem Grusel.

Vincent Price wirkte noch in dem Sequel RETURN OF THE FLY (1959) mit, der schwache Teil 3 CURSE OF THE FLY (1965) musste ohne ihn auskommen. Es folgte 1986 noch das nicht weniger als grandiose Remake von David Cronenberg, welches noch die enttäuschende Fortsetzung THE FLY II (1989), unter der Regie von Chris Wals, nach sich zog. Und wer denkt, damit hätte sich das Thema, der soll sich noch nie so geirrt haben. Im Augenblick entsteht noch ein Remake! Details hält die Fox noch unter Verschluss.

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#639 Cine-Phil

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Geschrieben 28. April 2008, 13:04

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CARAVAN OF COURAGE: AN EWOK ADVENTURE
(dt. Titel: DIE EWOKS - KARAWANE DER TAPFEREN)
USA, 1984
Lucasfilm / Korty Films
Regie: John Korty
Produktion: Thomas G. Smith
Buch: Bob Carrau
Kamera: John Korty
Schnitt: John Nutt
Musik: Peter Bernstein
Darsteller: Eric Walker, Warwick Davis, Fionnula Flanagan, Guy Boyd, Aubree Miller, Daniel Frishman, Debbie Lee Carrington, Tony Cox
Starttermin: 25. November 1984

Inhalt: Die beiden Geschwister Mace (Eric Walker) und Cindel (Aubree Miller) stranden auf dem Waldmond Endor. Dort kommen sie bei den pelzigen Ewoks unter, die ihnen auch hilfreich zur Seite stehen, als es darum geht, ihre Eltern aus den Klauen eines fürchterlichen Ungetüms zu befreien.

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CARAVAN OF COURAGE ist ein für das US-Fernsehen entstandenes STAR WARS-Spin-off, welchem auch in einigen Ländern (so auch bei uns) die Ehre eines Kinoeinsatzes zuteil wurde.

So sah ich ihn dann als 7jähriger mit meiner früheren Sandkastenfreundin im seligen Gloriakino, an dessen Stelle heute dort das Altenheim steht, in dem ich meinen Zivildienst abreißen musste. Dass ich, der mit dem Lichtschwert in der Hand zur Welt kam, den Film seither nie wieder gesehen habe, spricht für sich. Er wollte ganz und gar nicht mehr ins im Kopf gebildete STAR WARS-Universum passen.

George Lucas musste sich nach dem Ersteinsatz der Ewoks in RETURN OF THE JEDI schon den Vorwurft gefallen lassen, er hätte sich dort bereits einem Kinderpublikum angebiedert und der STAR WARS-Trilogie damit einen Bärendienst erwiesen. Doch Geschäftsmann Lucas hatte gar erst damit einen Franchise losgetreten, der neben dem zweiten TV-Film THE BATTLE FOR ENDOR zu allem Übel noch die Ewoks-Zeichentrickserie folgte.

Gar keine gute Idee. Schon CARAVAN OF COURAGE war ein reines Fiasko. In einer an Infantilität kaum zu übertreffenden Hänsel-und-Gretel-Geschichte kämpfen sich die Wollknäule mit den Gören durch einen Haufen belangloser Abenteuer, die sich meistens überhaupt erst durch eigene Blödheit ergeben. Dabei weiß man nicht, wer das größere der beiden Hauptdarsteller ist: der unsympathische Junge, der als Identifikationsfigur ebensowenig taugt wie als Luke-Skywalker-Ersatz oder das "ach-so-niedliche" Goldlöckchen von Schwester, einer vierjährigen, die ganz offensitchlich völlig überfordert war.

Im Kino wusste man damals ja noch nicht, dass CARAVAN OF COURAGE eigentlich für die Glotze entstanden ist, umso entsetzter war man über die mangelnde Qualität der Special-Effects. Mein Gott, da kann man sogar die Fäden sehen. STAR WARS hat Maßstäbe in Richtung Effekte gesetzt. Da sollte man doch etwas mehr von diesem Ableger erwarten, selbst für einen TV-Film.

Ein STAR WARS-Feeling kommt nie auf. Höchstens für eine Sekunde, wenn John Williams' Wicket-Thema zitiert wird. Was aber dann auch sofort wieder abgewürgt wird.

#640 Cine-Phil

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Geschrieben 29. April 2008, 13:41

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THE FLY
(dt. Titel: DIE FLIEGE)
Großbritannien / Kanada / USA, 1986
Brooksfilms
Regie: David Cronenberg
Produktion: Stuart Cornfeld
Buch: Charles Edward Pogue, David Cronenberg, nach der Kurzgeschichte THE FLY von George Langelaan
Kamera: Mark Irwin
Schnitt: Ronald Sanders
Musik: Howard Shore
Darsteller: Jeff Goldblum, Geena Davis, John Getz, Joy Boushel, Leslie Carlson, George Chuvalo, Michael Copeman
Starttermin: 15. August 1986

Inhalt: Der Wissenschaftler Seth Brundle (Jeff Goldblum) präsentiert der Journalistin Veronica (Geena Davis) seine revolutionäre, aber noch unausgereifte Erfindung. Er hat einen Teleporter entwickelt, der Materien von einen Ort an den anderen "beamen" kann. Nur mit lebenden Organismen klappt das noch nicht so ganz. Während sich zwischen Seth und Veronica eine starke Liebe entwickelt, feilt er weiter an der Perfektion. Enthemmt durch ein paar Gläschen Alk wagt er den Selbstversuch. Dabei bemerkt er nicht, wie sich eine Fliege in seinen Telepod schleicht und auf der anderen Seite mit ihm wieder materialisiert wird - in einem Körper!

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Nach dem Vergnügen, welches mir jüngst das Original bereitet hat, wollte ich mich denn auch mal wieder vom ebenso großartigen Remake einfangen lassen.

Wobei der Visionär David Cronenberg sich glücklicherweise an der Urverfilmung von 1958 orientierte, sondern aus der Originalkurzgeschichte von George Langelaan seine eigene Interpretation herausstellte. In Zeiten, in denen Remakes von Klassikern nur noch unselbständige Geldfänger sind und mit Zaunpfahlhommagen an ihr Vorbild nur so protzen, ist das eine wohltuende und einzig konsequente Herangehensweise. In Cronenbergs THE FLY spielt kein Darsteller des Originals mit. Das einzige was an THE FLY von 1958 erinnert ist die Schiebetür zum Labor. Das war's!

Auch die Geschichte nimmt einen konträren Verlauf. Verzweifelt bei Neumann der tragische Wissenschaftler sofort am unfreiwilligen Ergebnis, gibt sich Cronenbergs Brundle zunächst den Vorzügen seiner Metamorphose hin und zieht durch seinen individuellen Status positive Schlüsse. Vorerst zumindest. Augenfälligste Differenz der beiden Stories ist aber, dass 1958 zwei Mischtypen entstanden - ein Mensch mit Fliegenkopf sowie eine Fliege mit menschlichen Zügen. Bei Cronenberg entsteht ein einziges Zwitterwesen, ein artifizielles Entstehen einer neuen Spezies. Dunkler Vorbote des neuen Milleniums?

Man kann viel hineininterpretieren in Cronenbergs Werk, welches obeflächlich weniger sperrig und glatter zu sein scheint als seine bis dato erschienenen Arbeiten wie etwas VIDEODROME oder SCANNERS. Dennoch steckt bei THE FLY viel subtextuelle Substanz, man kann sehr viel dabei herauslesen. Und natürlich ist es wieder eine Abhandlung über Sexualität und Obsessionen. Aber das überlasse ich mal den Freudianern.

Fakt ist, das THE FLY einen bis ins Mark trifft. Perfekt inszeniert erschafft er ein paar wirklich, wirklich (wirklich) ekelhafte Momente. ACHTUNG SPOILER! Bis zum dramatischen Höhepunkt, in denen sich Schock, Horror, Ekel, Entsetzen, Tragik und Mitleid zu einem adrenalingeladenen und bedeutungsschwangeren Climax summieren. Wenn die Brundefliege, dem einst sympathischen Schussel, dem man alles Glück dieser Welt gegönnt hätte, nicht mehr nur psychisch sondern auch physisch eins mit seiner teuflischen geistigen Ausgeburt wird und um Erlösung durch den Kopfschuss bittet. Dabei hat ihn doch stets nur eins angetrieben: der Wunsch sich mit einer Hinterlassenschaft unsterblich zu machen. Geblieben ist nur ein ekelhafter Fleischklumpen.

Ein Film von langer Nachwirkzeit!

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#641 Cine-Phil

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Geschrieben 30. April 2008, 19:44

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KARA MURAT SEYH GAFFAR'A KARSI
(dt. Titel: DER RÄCHER DES KHAN / KARAMURAT - SEIN KUNG FU IST TÖDLICH)
Türkei / Italien, 1976
Erler Film
Regie: Herb Al Bauer
Produktion: Türker Inanoglu
Buch: Fuat Ozlüer, Erdogan Tünas
Kamera: Çetin Gürtop
Schnitt: Gianfranco Amicucci
Musik: Piero Piccioni
Darsteller: Cüneyt Arkin, Daniela Giordano, Pasquale Basile, Turgut Özatay, Suheyl Egriboz, Kudret Karadag, Yavuz Selekman

Inhalt: Der finstere Provinzfürst Mustafa (Pasquale Basile) verweigert dem großen anatolischen Herrscher Khan (Turgut Özatay) die Gefolgschaft. Das kann dieser nicht auf sich sitzen lassen und entsendet seinen Mann für's Grobe, die Kung-Fu-erprobte Schmalzlocke Kara Murat (Cüneyt Arkin), um die Fronten ein für allemal zu klären.

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Über 300 Filme hat das türkische Zugpferd Cüneyt Arkin in seiner Karriere als Darsteller gedreht. Davon haben es gerade einmal drei Stücker zu einer offiziellen deutschen Veröffentlichung gebracht.

Der bekannteste davon ist wohl DER RÄCHER DES KHAN, auch bekannt unter dem noch illustreren Namen KARAMURAT - SEIN KUNG FU IST TÖDLICH: Um den anatolischen Volkshelden drehen sich ein gutes Dutzend Filme, in denen der Mann meistens von der Zahnlücke Cüneyt Arkin gegeben wird. Dabei handelt es sich um historisch wenig korrekte Historienepen vom Schlage der ebenfalls sehr beliebten BATTAL GAZI-Reihe, bei der auch stets der gute Cüneyt die Hauptrolle spielte.

Fans der Türkploitation dürften auch hier voll auf ihre Kosten kommen, wenn mir auch schon bizarrere Blüten vom Bosporus über den Weg gelaufen sind. Aber auch hier geht's heiß her und vermag das westliche Auge zum Schmunzeln anregen. Wenn die Väter zum Beweis ihrer Ergebenheit gegenüber ihrem Herrscher Mustafa ihre ältesten Söhnen die Köppe abschneiden (in der deutschen Fassung geschnitten) oder von der Ballustrade salutierend in den Tod springen, kann man nur staunen. Aus heutiger Sicht hätte das auch einen hervorragenden gellenden Kommentar zum Fanatismus abgegeben.

Dass hier unser beliebter SCHULMÄDCHEN-REPORTER Ernst Hofbauer im Regiestuhl gesessen hat, wie vielerorts angegeben, konnte ich nicht verifizieren. Das Pseudonym Herb Al Bauer spricht schon mal dafür. Jedoch nennen türkische Quellen (und die müssen es ja wissen) ausschließlich Natuk Baytan als Yönetmen (Regisseur). Wer schön, wenn mir da mal einer weiterhelfen könnte - das würde mich sehr interessieren.

Jedenfalls freue ich mich über diese doch schon rar gewordene Perle - wie oft hört man Cüneyt Arkin schon deutsch reden - von Gloria Video. In manch alten Videotheken macht man doch noch ein erfreuliche Entdeckungen. Für zwei Euro hat der Mann mir die Kassette verkauft und weiß wahrscheinlich gar nicht mal, was er da hatte. Leider kommt das Angebot der DVD-Anbieter mit der immer größer werdenden Nachfrage nach Türkploiationkrachern hinterher. Umso schöner dann so ein glücklicher Fund.

Bearbeitet von Cine-Phil, 30. April 2008, 19:46.


#642 Cine-Phil

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Geschrieben 05. Mai 2008, 21:07

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NIGHT OF THE LIVING DEAD
(dt. Titel: DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN / NIGHT OF THE LIVING DEAD)
USA, 1968
Image Ten / Laurel Group / Market Square Productions / Off Color Films
Regie: George A. Romero
Produktion: Russell Streiner, Karl Hardman
Buch: John A. Russo, George A. Romero
Kamera: George A. Romero
Schnitt: George A. Romero, John A. Russo
Darsteller: Duane Jones, Judith O'Dea, Karl Hardman, Marilyn Eastman, Keith Wayne, Judith Riley, Kyra Schon, Charles Craig
Starttermin: 1. Oktober 1968

Inhalt: Barbra (Judith O'Dea) und ihr Bruder Johnny (Russell Streiner) werden auf einem abgelegenem Friedhof von einem alten Mann (Bill Hinzman) angegriffen und Johnny dabei getötet. Der Fremde entpuppt sich als lebende Leiche und steht damit ganz und gar nicht alleine. Die apathische Barbra flüchtet in ein Landhaus, wo sie auf Ben (Duane Jones) trifft. Man verbarrikadiert sich vor den immer mehr werdenden Untoten und man stellt fest, dass man gar nicht so allein in dem Haus ist.


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DAWN OF THE DEAD
(dt. Titel: ZOMBIE / ZOMBIE 1 / DAWN OF THE DEAD / ZOMBIE - DAWN OF THE DEAD)
USA / Italien, 1978
Laurel Group
Regie: George A. Romero
Produktion: Rîchard P. Rubinstein, Dario Argento
Buch: George A. Romero
Kamera: Michael Gornick
Schnitt: George A. Romero
Darsteller: David Emge, Ken Foree, Scott H. Reiniger, Gaylen Ross, David Crawford, David Early, Richard France, Tom Savini, Howard Smith
Starttermin: 2. September 1978

Inhalt: Die Invasion der lebenden Toten hat sich bereits über den ganzen Kontinent breitgemacht. Großstädte und Land sind bereits kaum noch bewohnbar. Mit einem Hubschrauber sind vier Leute (David Emge, Ken Foree, Scott H. Reiniger, Gaylen Ross) auf der Flucht mit Ziel Kanada. Unterwegs machen sie Halt in einem (mit Ausnahme von ein paar Zombies) verlassenen Einkaufszentrum. Man fühlt sich recht wohl zwischen dem gut sortierten Angebot und richtet sich wohnlich ein. Ein Glück, das nicht von Dauer sein kann.

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NIGHT OF THE LIVING DEAD ist der Film, der den Klassischen Horrorfilm endgültig begrub. Einer der meistzitierten Horrorfilme, wegweisend und nachhaltig. Nicht schlecht für ein kleines, für's Drive-In-Programm gedachte B-Picture, dessen Budget nicht einmal für einen Farbfilm ausreichte, wo 1968 kein Mensch mehr Schwarzweißfilme ins Kino gebracht hätte.

NOTLD holte die fast vergessenen (lebenden) Leichen, die eher eine Randnotiz des Klassischen Horrorfilms waren, in Erfolgen wie etwa WHITE ZOMBIE oder I WALKED WITH A ZOMBIE, aber nie wirklich ein Genre bildeten in den Modernen Horrorfilm hinüber. Zwar hatten die Hammerstudios bereits zwei Jahre zuvor mit PLAGUE OF THE ZOMBIES einen respektablen Hit vorgelegt, doch Romeros NIGHT sollte eine Welle loslegen und das Gesicht des Horrors bis heute prägen.

Erstmals in der Filmgeschichte bissen die Zombies in menschliches Fleisch und das dermaßen explizit. Noch heute wirkt NIGHT grauenvoll und sehr intensiv. Und ist noch immer ein unerschöpfliches Quell an verschiedensten Interpretationen.

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Als ob das nicht schon größten Respekt verdient hätte, gelang Romero zehn Jahre später das Kunststück, seiner Nacht der lebenden Toten ein Pendant hinzuzufügen. Die Flucht, die am Konsumwahn der Menschen scheitert ist so aktuell wie nie.

DAWN OF THE DEAD ist vielleicht DER Film, den jeder Horrorfan kennt, kennen muss und liebt. Schon hunderte Male gesehen, immer wieder eine Freude. Wenn dann noch das digitale Zeitalter den Film in einem neuen Glanz erstrahlen lässt, vergisst man gerne die Kopie von einer Kopie von einer Kopie, die in VHS-Zeiten noch die einzige Möglichkeit war, diesen Film goutieren zu können.

Endlich dürfen wir auch Romeros Vision seines eigenen Meisterwerkes begutachten, mussten wir doch jahrzehntelang mit der von Dario Argento erstellten Version für den europäischen Markt auskommen oder viel Geld für ein importiertes Tape blechen, mit Risiko, dass es vom Zoll einkassiert wird.

Heute ist das zum Glück anders. Seit der legendären Bootlegfassung ZOMBIES IM KAUFHAUS, die Jahre vor Krekel alle verfügbaren Szenen zu einem großen Cinemüll zusammenschusterte hat sich viel getan. Version über Version bevölkert den deutschen Markt. Vergessen, dass dieser Klassiker noch immer verboten bei uns ist. Gute Filme sind einfach nicht totzukriegen.

Gestern genossen habe ich die von Romero erstellte Extended Version, die seinem eigenen Theatrical Cut und seinem Director's Cut noch ein paar Aspekte hinzufügte. Wenn man mit Argentos Version aufgewachsen ist, entdeckt man hier doch einen ganz neuen Film, vertraut und doch wieder aufregend. Romeros Schnitt ist etwas actionreicher und humorvoller als der seines Kollegen Argento, der mit seinen Alternativszenen mehr Wert auf eine bedrückende Stimmung legte (und mit Goblins Musik veredelte). Zwei hervorragende Versionen, die gut nebeneinanderstehen können. Aber nicht geeignet sind, um daraus einen Film zu machen, Herr Krekel!

Müssig zu erwähnen, dass Romeros DAWN Klassen besser ist als des Sackschneiders viel zu artifizielles Remake. Die flachen Pappnasen aus der Neuauflage können den schon zur Familie gehörenden Stephen, Fran, Peter und Roger nicht im geringsten das Wasser reichen. Die legendären Makeup-Effekte von Tom Savini mögen zwar angestaubt sein, sind aber weit sympathischer als das herzlose Geblute von 2004. Das Original ist nicht nur moralischer Sieger, sondern auch an der Kinokasse um Längen erfolgreicher. ZOMBIE lockte in Deutschland(!) 1979 über drei Millionen Zuschauer in die Kinos, war siebterfolgreichster Film des Jahres und Träger der Goldenen Leinwand mit Sternchen. Des Sackschneiders DAWN OF THE DEAD konnte nicht mal 400.000 Eintrittskarten verkaufen. Eine Genugtuung!

George A. Romeros Klassikern folgte noch ein ganzer Rattenschwanz von Sequels und Remakes: DAY OF THE DEAD (ZOMBIE 2 - DAS LETZTE KAPITEL/1985), LAND OF THE DEAD (2005) und DIARY OF THE DEAD (2007) sind die von Romero inszenierten Fortsetzungen. Ein noch unbetiteltes Direktsequel zu DIARY ist bereits in der Mache. 1990 inszenierte der Maestro der Goreeffekte, Tom Savini, ein farbiges und überflüssiges Remake von NIGHT OF THE LIVING DEAD. 2006 enstand eine weitere Neuauflage dieses Film in 3D (Hauptrolle Sid Haig), die erst dieses Jahr zu uns kommen wird. Das DAWN OF THE DEAD-Remake von 2004 hatte ich bereits erwähnt und ein für den Videomarkt (von Steve Miner) inszeniertes Remake nervt auch schon die Zuschauer. Puh!

Zu den unzähligen Schnittversionen und Varianten der Filme sag ich jetzt mal nichts, dann wär ich nächste Woche noch nicht fertig.

Trailer NIGHT OF THE LIVING DEAD
Trailer DAWN OF THE DEAD

#643 Cine-Phil

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Geschrieben 06. Mai 2008, 14:14

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HALLOWEEN
(dt. Titel: HALLOWEEN)
USA, 2007
Dimension Films / Nightfall Productions / Spectacle Entertainment Group / Trancas International Films / The Weinstein Company
Regie: Rob Zombie
Produktion: Andy Gould, Malek Akkad, Rob Zombie
Buch: Rob Zombie, nach dem Originaldrehbuch von John Carpenter und Debra Hill
Kamera: Phil Parmet
Schnitt: Glenn Garland
Musik: Tyler Bates
Darsteller: Malcolm McDowell, Brad Dourif, Tyler Mane, Daeg Faerch, Sheri Moon Zombie, William Forsythe, Scout Taylor-Compton
Starttermin: 31. August 2007

Inhalt: Von einer schweren Kindheit gebeutelt hat der zehnjährige Michael Myers (Daeg Faerch) nicht mehr alle Latten im Zaun. Nachdem er fleißig an unschuldigen Tierchen geprobt hat, schlachtet er in der Halloween-Nacht seinen Stiefvater (William Forsythe), Schwester Judith (Hanna Hall) - nebst Stecher - ab. Psychiater Dr. Loomis (Malcolm McDowell) nimmt sich des Jungen an. Viel Erfolg hat er nicht, 15 Jahre später türmt Michael (Tyler mane) aus der Klapse und kehrt zurück nach Haddonfield um Jagd auf seine Schwester Laurie Strode (Scout Taylor-Compton) zu machen.

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Dass ein Film mit einem solchen unumstösslichen Status wie es HALLOWEEN intus hat kein Remake benötigt, müsste doch Rob Zombie eigentlich gut wissen.

Nun ja. Nachdem schon die Meilensteine DAWN OF THE DEAD und THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE überflüssige Neuauflagen erfahren musste, warum dann auch nicht John Carpenters Meisterwerk des Schlitzerfilms. Rob Zombie hat ja durchaus was auf dem Kasten und so kann man wenigstens ein ansehnliches Stück Zelluloid erwarten.

Vorweg: Carpenters HALLOWEEN war nie in Gefahr und Zombies Version ist auch meilenweit davon entfernt, diesem zu nahe zu kommen. Dazu war der 78er Film einfach zu innovativ und stilbildend. Seltsamerweise sieht man Zombie hier etwas gebremst, halten sich seine überbordenden visuellen Einfälle diesmal etwas in Grenzen. Dafür spielt er auf der Thrill-Klaviatur mehr als gekonnt und verweist einige jüngere Slasher in Sachen Handarbeit in die Schranken.

Das Drehbuch, vollbepackt mit ein paar dicken Logikschnitzern (wie das Original auch) teilt den Film in zwei Hälften. Die erste Hälfte zeigt den Werdegang des jungen Michael, wie er zum Monster mutiert. Hier werden im Grunde die Dinge in Szene gesetzt, die uns Carpenter in seinem Film nur fernmündlich mitteilte. Ob man das sehen muss oder sehen will, wie Myers (bei Carpenter noch ein unheimliches Phantom) psychologisch kaum verifiziert zur Tötungsmaschine wird, ist jedem selbst überlassen. Zombie wollte das so und wer das nicht sehen will, muss sich den Film nicht geben. Man ist ja heutzutage durch die Informationsvielfalt gut vorbereitet.

Die zweite Hälfte komprimiert dann die gesamt Handlung des Originals auf eine Dreiviertelstunde. Hier bleiben weitere Überraschungen ganz aus.

Sorgenkind war für mich im vornherein die Darstellung des Laurie Strode. Sah mir Scout Taylor-Compton auf Bildern noch aus wie ein austauschbares Püppchen von Sorten einer Jessica Biel erweist sie sich als Jamie-Lee-Kürbis-Ersatz doch als Glücksgriff. Sie ist keins von diesen blassen Abziehmodels, sondern ein süßes Ding, das den Beschützerinstinkt weckt. Leider wurde ihr Part klein gehalten, so das kein wirklicher Vergleich mit der guten Jamie Lee gelingt, die nach HALLOWEEN einst zum Superstar aufstieg.

Die weiteren Rollen sind deliziöse. Malcolm McDowell versucht Donald Pleasence zu ersetzen, was ihm zu unserem Vernügen nicht ansatzweise gelingt. Brad Dourif sieht man doch immer gerne und Udo Kier taucht auch überall auf um "Guten Tag" zu sagen. Die größte Freude bereitet der viel zu kurze und saulustige Cameo von Ken Foree, den ich einen Tag vorher noch mal wieder in DAWN OF THE DEAD, der Rolle seines Lebens, gesehen habe. Clint Howard hat man ja schon ewig nicht gesehen, ist hier mal wieder dabei. Rob Zombies Ehefrau Sheri Moon Zombie (was für ein Geschoss) spielt die Mutter vom Michi. Zombie-Standard Sid Haig soll laut Credits auch einen kurzen Auftritt gehabt haben - schade, da muss ich wohl auf dem Klo gewesen sein.

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Bearbeitet von Cine-Phil, 06. Mai 2008, 14:15.


#644 Cine-Phil

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Geschrieben 07. Mai 2008, 19:47

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DAWN OF THE DEAD Euro-Cut
(dt. Titel: ZOMBIE / ZOMBIE 1 / DAWN OF THE DEAD / ZOMBIE - DAWN OF THE DEAD)
USA / Italien, 1978
Laurel Group
Regie: George A. Romero
Produktion: Rîchard P. Rubinstein, Dario Argento
Buch: George A. Romero
Kamera: Michael Gornick
Schnitt: George A. Romero
Darsteller: David Emge, Ken Foree, Scott H. Reiniger, Gaylen Ross, David Crawford, David Early, Richard France, Tom Savini, Howard Smith
Starttermin: 2. September 1978

Inhalt: Die Invasion der lebenden Toten hat sich bereits über den ganzen Kontinent breitgemacht. Großstädte und Land sind bereits kaum noch bewohnbar. Mit einem Hubschrauber sind vier Leute (David Emge, Ken Foree, Scott H. Reiniger, Gaylen Ross) auf der Flucht mit Ziel Kanada. Unterwegs machen sie Halt in einem (mit Ausnahme von ein paar Zombies) verlassenen Einkaufszentrum. Man fühlt sich recht wohl zwischen dem gut sortierten Angebot und richtet sich wohnlich ein. Ein Glück, das nicht von Dauer sein kann.

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So, kurz nach der oben besprochenen Romero-Extended-Schnittversion von DAWN OF THE DEAD die Fassung, die sein Busenfreund Dario Argento für den nichtenglischsprachigen europäischen Markt erstellte.

Dies ist auch die bei ins Deutschland bekannte Fassung, wie sie im Kino lief und später bis zu seiner Beschlagnahme auf VHS zu sehen war (diese wurden aber vom Verleih zensiert bzw. aus Straffungsgründen geschnitten). Es gab dann auch noch auf Video eine Fassung namens ZOMBIE 1 - DAS ORIGINAL, welche von allen Savini-Effects befreit wurde und sarkastischerweise dennoch verboten wurde.

Im Direktvergleich muss ich sagen, das mir Romeros US-Version des Films mehr zusagt. Sie geht eher auf die zwischenmenschlichen Reibungen unserer Flüchtlinge ein und enthält die unvergessliche Rotorblattzombieszene. Für die Fassung von Dario Argento, der auch von Romero nicht verwendete Alternativszenen verwenden konnte spricht vor allem der Goblin-Soundtrack. Beide Versionen haben also ihre Vorzüge, wobei bei mir das von der Laufzeit her deutlich längere Regisseur-Original die Nase vorn hat.

Diese europäische Fassung, vermarktet je nach Land als ZOMBIE, ZOMBI oder ZOMBIES, löste dann auf unserem Kontinent auch die Blut- und Gedärmwelle aus, die das Ende der Siebziger bis Anfang der Achtziger prägen sollten. Unzählige Plagiate meist italienischer Herkunft bevölkerten die Lichtspielhäuser, wobei qualitativ und kommerziell Lucio Fulci, angefangen bei seinem ZOMBI 2 - der nicht einfach 'ne Romero-Kopie ist - herauslugt.

Der Rest ist Geschichte. Heute sind die Untoten gar nicht mehr aus dem filmischen Geschehen wegzudenken, wobei die formale Qualität vieler Werke deutlich zugenommen hat und tatsächlich inzwischen ein ernstzunehmendes Genre draus erwachsen ist. Was man auf dem Höhepunkt der Italowelle sicher nie gedacht hätte.

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Geschrieben 08. Mai 2008, 14:13

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DEADLY WEAPONS
(dt. Titel: TEUFLISCHE BRÜSTE)
USA, 1974
Juri Productions Inc.
Regie: Doris Wishman
Produktion: Doris Wishman
Buch: Judy J. Kushner
Kamera: J.J. Kendall
Schnitt: Lou Burdi
Darsteller: Chesty Morgan, Harry Reemes, Greg Reynolds, Saul Meth, Philip Stahl, Mitchell Fredericks, Denise Purcell, John McMohon
Starttermin: April 1974

Inhalt: Als ihr Stecher Larry (Greg Reynolds) erschossen wird, kennt Crystal (Chesty Morgan) nur ein Ziel: Rache. Sie sucht die Mörder auf, um diese mit ihrer überaus üppigen Oberweite ins Jenseits zu befördern.

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"When I die, I will make films hell" ist der oftzitierte Ausspruch Doris Wishmans, der wohl ikonisiertesten Exploitation- und Nudieregisseurin der Welt. Nun ist Doris Wishman tot. Sie starb 2002. Ob sie ihre Ankündigung wahr gemacht hat, werden wir sehen, wenn wir ihr dereinst ins Inferno folgen.

Solange müssen wir ihre irdischen Arbeiten begutachten. Mit DEADLY WEAPONS habe ich mir nun ihren bekanntesten Film angesehen, der die mit der unglaublichen Oberweite von 183cm gestraften/gesegneten Chesty Morgan in der Hauptrolle zeigt.

Chesty Morgans hatte zwei überzeugende Argumente für ihre verhältnismäßig steile Karriere im C-Film-Biz. Talent und Grazie gehören zumindest nicht dazu. Überhaupt ist dieser bizarre Streifen von Ästhetik völlig unbeleckt und nicht ein einziger hübscher Mensch verirrt sich in den Streifen. Ein Erotikthriller, der dermaßen unerotisch ist. Nagut, man muss auch sehen, dass der Streifen mehr als 30 Jahre auf dem Buckel hat und man heute andere Maßstäbe an Sexappeal richtet. Dennoch bekommen wir hier die schrecklichsten Auswüchse der Siebziger zu sehen und seien es nur Inneneinrichtung und Tapeten.

Neben Chesty, hier unter ihrem Pseudonym Zsa Zsa zu sehen, tritt hier auch Pornostar Harry Reems auf, der heute die deutsche Handballnationalmannschaft trainiert. Meine Freundin erkannte die Schenkelbürste als Darsteller in einer Doku über Frauen, die abspritzen. Da tun sich Abgründe auf! Ich staune immer wieder (über meine Perle). Richard Towers (aka Greg Reynolds) war zwei Lenze zuvor als liebender Vater in Wes Cravens LAST HOUSE ON THE LEFT zu sehen. In DEADLY WEAPONS darf die Schmalzlocke seinen Ganzkörperpelz und irre Bademoden zur Schau stellen.

DEADLY WEAPONS ist weirdes Exploitationkino vom Feinsten. Ausgestattet mit dem dümmsten denkbaren Drehbuch geht ein buntes Treiben ab, das selbst dem gestähltesten Trashfan die Brille beschlagen lässt. Wie sich das für einen Film dieses unglaublichen Kalibers gehört, liegt der Unterhaltungswert weit über der (nicht vorhandenen) formalen Qualität.

Wir trinken auf Doris Wishman und ihre krude Hinterlassenschaft. Chesty Morgan lebt noch, ist inzwischen 80 und eine Rockband wurde nach ihr benannt. Sie wäre übrigens in Fellinis CASANOVA zu sehen gewesen, wenn der Meister nicht alle Szenen mit ihr im Jordan versenkt hätte.

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Geschrieben 08. Mai 2008, 17:00

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AIRHEADS
(dt. Titel: AIRHEADS)
USA, 1994
20th Century Fox / Island World / Robert Simonds Productions
Regie: Michael Lehmann
Produktion: Robert Simonds, Mark Burg
Buch: Rich Wilkes
Kamera: John Schwartzman
Schnitt: Stephen Semel
Musik: Carter Burwell
Darsteller: Brendan Fraser, Steve Buscemi, Adam Sandler, Joe Mantegna, Chris Farley, Michael McKean, Judd Nelson, Ernie Hudson
Starttermin: 5. August 1994

Inhalt: Sie machen Rock'n'Roll und sie nennen sich die Lone Rangers (moment, seit wann gibt's ein Plural von lone ranger?). Chazz (Brendan Fraser), Rex (Steve Buscemi) und Pip (Adam Sandler) - drei Loser, die sich nichts sehnlicher wünschen als einen Plattenvertrag. Um dem Traum einen Schritt näher zu kommen, wollen sie ihren Song im Radio gespielt haben. So platzen sie mitten in die Sendung des beliebten Hosts Ian (Joe Mantegna) bei Rebel Radio. Ein dusseliges Unterfangen, das mittels zweier Plastikuzis unvermittelt zu einer ausgewachsenen Geiselnahme führt.

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Kritisch beäugt ist AIRHEADS eine im Fahrwasser von WAYNE'S WORLD dahertuckernde, infantile Musikkomödie mit wenig origineller Story, die ihre Botschaften - Anarchie, Rock'n'Roll und Stop-Sell-Out - einem mit dem Holzhammer um die Ohren drischt wie Eddie Van Halen seine Riffs.

Dennoch ist sie so sympathisch, dass man sie einfach gern haben muss. Gute Gags hat er zugegebenermaßen viele auf Lager und einige schräge Typen, gegeben von illustren Stargästen bringen einfach Fun ohne große Nachwirkzeit.

Das Ende versteht sich wohl als Hommage an den um einige Klassen besseren THE BLUES BROTHERS. Schwergewichte der Rockszene geben sich ein Stelldichein, wie etwa Mötorheads Lemmy oder Rob Zombie, noch in Funktion als Frontmann von White Zombie.

AIRHEADS ist eine liebevolle Deppenkomödie, die keinem weh tut. Kann man sich ab und an mal ansehen. Wie oft erlebt man Steve Buscemi schon in so einer Rolle?

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Geschrieben 09. Mai 2008, 21:34

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FRAUEN FÜR ZELLENBLOCK 9
(dt. Titel: FRAUEN FÜR ZELLENBLOCK 9 / FLUCHT VON DER TODESINSEL / WOMEN IN CELLBLOCK 9)
Schweiz, 1977
Elite Film
Regie: Jess Franco
Produktion: Erwin C. Dietrich
Buch: Jess Franco
Kamera: Ruedi Küttel
Musik: Walter Baumgartner
Darsteller: Karine Gambier, Howard Vernon, Susan Hemingway, Aida Gouveia, Esther Studer

Inhalt: In einer von einer Militärdiktatur gejochten Bananenrepublik werden vier hübsche junge Mädels, die einer Widerstandsbewegung zugerechnet werden verhaftet und in den berüchtigten Zellenblock 9 verfrachtet. Dort nackt angekettet stehen sie in Erwartung dessen, was der leidenschaftliche Folterknecht Dr. Milton (Howard Vernon) mit ihnen anstellen würde.

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Wenn man es mit einem Film dieser Machart zu tun bekommt, muss man da drüberstehen. Weder gehören ich zur angeblich existierenden Fraktion, die sich auf solch Sexploitationergüssen sabbernd einen runterholen noch schreie ich laut zeter und mordio und sehe das Ende des Abendlandes kommen. Das dürfen andere tun.

Nein, ich lach mir ins Fäustchen und sage mir: "Tja, sowas konnte man nur in den Siebzigern tun." Und Jess Franco hat in den Siebzigern genau das getan. Solche Filme gedreht. Mitte bis Ende der Siebziger drehte der Spanier (der noch irgendwann mal tot vom Regiestuhl kippen wird) Filme am Fließband. Eine seiner untriebigsten Schaffensphasen war jene als er unter dem ebenso untriebigen schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich einen Film nacheinander - oftmals auch gleichzeitig - runterkurbeln konnte, und sich dabei richtig austoben durfte.

Nur so sind solche Sleazeauswüchse zu erklären, die das Herz des beinharten Exploitationfans erfreuen. Oder FRAUEN IN ZELLENBLOCK 9 ist ein vollendetes Werk hoher Kunst, deren Anteil mir noch entgangen ist.

Jedenfalls bringt der berüchtigte Film die volle Wundertüte mit. Überaus hübsche Frauen werden von dem überaus gemeinen Howard Vernon, der wirklich alles für seine Rolle gibt, aufs ausgiebigste gefoltert. Stets dabei die derbe Schönheit grobschlächtiger Statur, Aida Moret, der angesichts der fiesen Fötzeleien der ein oder andere abgeht. Es gibt noch eine hirnrissige Lesbeneinlage. Drei Mädels (übrigens fast den kompletten Film über unbekleidet) laufen nackt durch den Dschungel und plötzlich ist der Film zu Ende. Was will man mehr!

Auffallend ist die recht gute handwerkliche Qualität des Streifens. Wenn nicht gerade Franco selbst oder Juan Soler hinter der Kamera stehen (in diesem Fall ist es der schweizer Ruedi Küttel) entstehen traumhafte Bilder mit einer Postkartenästhetik, die im konträren Gegensatz zum schundigen Inhalt des Films stehen. Dann kommt auch noch die DVD in einer unverschämt guten Bildqualität, wie es manch aktuellem Blockbuster nicht vergönnt wird.

Bearbeitet von Cine-Phil, 09. Mai 2008, 21:41.


#648 Cine-Phil

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Geschrieben 12. Mai 2008, 14:08

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THE LAST BOY SCOUT
(dt. Titel: LAST BOY SCOUT - DAS ZIEL IST ÜBERLEBEN)
USA, 1991
Warner Bros. / Geffen Pictures / Silver Pictures
Regie: Tony Scott
Produktion: Joel Silver, Michael Levy
Buch: Shane Black
Kamera: Ward Russell
Schnitt: Stuart Baird, Mark Goldblatt, Mark Helfrich
Musik: Michael Kamen
Darsteller: Bruce Willis, Damon Wayans, Chelsea Field, Noble Willingham, Taylor Negron, Danielle Harris, Halle Berry, Bruce McGill
Starttermin: 13. September 1991

Inhalt: Joe Hallenbeck (Bruce Willis) ist ein Privatschnüffler, der der Bezeichnung "abgehalftert" eine ganz neue Dimension verleiht. Der Mann, der einst für den Präsidenten ein paar Kugeln einfing, nimmt es stoisch entgegen, dass seine Frau (Chelsea Field) mit seinem besten Freund (Bruce McGill) bumst und seine Tochter (Danielle Harris) ihn abgrundtief hasst. Da lenkt er sich lieber mit Arbeit ab. Er soll die Stripperin Cory (Halle Berry) beschützen, die ein paar Morddrohungen erhalten hat. So ganz großen Erfolg hat Joe nicht und schnell liegt Cory tot auf der Straße. Dafür hat er jetzt ihren Freund, den ehemaligen Profifootballer Jimmy (Damon Wayans), an der Backe, der die Mörder zur Rechenschaft ziehen möchte. Zusammen kommt das unfreiwillige Team einem großen Wettskandal auf die Schliche.

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Auch der gute alte Bruce wollte es seinen Kollegen der Planet-Hollywood-Burger-Fresstempel nachtun und hat es auf den bundesdeutschen Index für jugendgefährdende Schriften gebracht.

Sieht man sich den Film an, so kann man die Entscheidung der Berufsspaßverderber der BPjM doch nachvollziehen (wenn sie natürlich auch nicht gutzuheißen ist). Da wird mit einer Nebensächlichkeit getötet oder sich über brutalstes Ableben beömmelt, dass sich so mance Magengeschwüre öffnen. Überhaupt hat der Film eine rüde und ruppige Tonart zugegen, die mit Menschlichkeit nicht mehr viel zu tun. Nettigkeiten werden kaum ausgetauscht. Hier pisst sich jeder gegenseitig ans Bein, so dass der olle Knigge freiwillig in die Rotorblätter eines schwebenden Helis springen würde.

Und eigentlich dürfte ich den Film doch gar nicht mögen. Regie führte Tony Scott, aus dessen Oeuvre ich nur TRUE ROMANCE schätze und seinen TOP GUN abgrundtief hasse. Wenn Filme dann auch noch so auf Teufel-komm-raus auf cool getrimmt sind, dann löst es bei mir höchstens ein Gähnen aus. Doch THE LAST BOY SCOUT mag man weder das eine noch das andere anlasten. Dazu ist er einfach zu gut. Man darf das eben einfach nicht zu ernst nehmen.

THE LAST BOY SCOUT ist ein Buddy Movie, in dem sich die gut aufgelegten Bruce Willis und Damon Wayans die Sprüche nur so zuwerfen, das es kracht. Mit Halle Berry macht man genau das, was man in jedem Film mit ihr machen sollte: sie gleich zu Anfgang blutig über den Haufen zu schießen. Die kleine Danielle Harris, die mir noch in HALLOWEEN IV und V so dermaßen auf den Zeiger ging, dass ich die Filme aus meinem Gedächtnis brennen möchte, mag hier tatsächlich ganz gerne.

Vergessen wir die Plotholes und einige sehr dürftige Charaktere (dafür hat man sich bei den Hauptfiguren mehr Mühe gegeben als die von Scott mit Lackschichten bedeckte Oberfläche auf dem ersten Blick vermuten mag), wenn Bruce Willis am Ende seinen Freudentanz aufführt, möchte man den Film ab liebsten sofort nochmal sehen.

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#649 Cine-Phil

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Geschrieben 13. Mai 2008, 23:02

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PSYCHO II
(dt. Titel: PSYCHO II)
USA, 1983
Universal Pictures / Oak
Regie: Richard Franklin
Produktion: Hilton A. Green
Buch: Tom Holland
Kamera: Dean Cundey
Schnitt: Andrew London
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller: Anthony Perkins, Vera Miles, Meg Tilly, Robert Loggia, Dennis Franz, Hugh Gillin, Claudia Bryar, Robert Alan Browne
Starttermin: 3. Juni 1983

Inhalt: Norman Bates (Anthony Perkins) wird nach 22jährigen Klapsenaufenthalt in die Freiheit entlassen, weil man ihn für geheilt erachtet. Ein fataler Trugschluss wie es scheint. In und rund um das feudale Bates-Anwesen mit dazugehörigem Hotel gehen merkwürdige Dinge vor sich und einer nach dem anderen lässt sein Leben. Fällt Bates etwa wieder dem Wahnsinn anheim? Und was pfuscht Lila Loomis (Vera Miles), Schwester von Bates-Opfer Marion Crane in dessen neugewonnener Freiheit rum? Das kann ihm vielleicht seine neue Bekanntschaft Mary (Meg Tilly) verraten, die mehr weiß, als es den Anschein hat.

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Was eignet sich für ein Film - mal abgesehen von MOTHER'S DAY - besser zum Muttertag als Film mit Mamis Liebling - Norman Bates?

Es ist bezeichnend, das man sich erst traute zu Meister Hitchcocks Meisterwerken Sequels zu produzieren als dieser längst unter der Erde lag. Hatte man etwa Bammel vor einem vernichtenden Urteil des Regiegenies? Zumindest mahnt das Gebahen an Leichenfledderei.

Dass man mit einer Fortsetzung zu einem der einflussreichsten Filmklassiker niemals in der gleichen Liga mitboxen könnte muss allen Beteiligten von vornherein klar gewesen sein. Man hat es dennoch getan - und das im Fall von PSYCHO noch weitere zwei Male.

So schlüpft der 1992 an AIDS verstorbene Anthony Perkins ganze 23 Jahre später erneut in die Rolle des Prototypen des Filmschlitzers. Aus dem Original konnte auch noch Vera Miles als einzige Überlebende verpflichtet werden. Richard Franklin, der zuvor mit dem recht beliebten australischen Horrorstreifen PATRICK auf sich aufmerksam machte und anschließend mit dem Stacy-Keach-Vehikel TRUCK DRIVER einen respektablen Mainstreamhit hinlegte war der Regisseur, der sich traute in die niemals zu füllenden Godzillafußstapfen von Hitch zu treten.

Das Drehbuch stammt von Tom Holland, der als Regisseur jedem Horrorfan ein Begriff ist, schickte er doch mit CHILD'S PLAY erstmals die beliebte Mörderpuppe Chucky über die Leinwand und drehte mit FRIGHT NIGHT eine der erfolgreichsten Vampirkomödien. Sein Skript zu PÜSCHO ZWO wirkt etwas krude und konstruiert. Zunächst muss man erstmal als Zuschauer die dicke Kröte schlucken, dass ein siebenfacher Mörder einfach mal so in die Freiheit entlassen wird. Sieht man darüber noch hinweg wird man noch weiter mit Plotholes und obskuren Wendungen konfrontiert, die den Film in weite Ferne vom ersten PSYCHO rücken lassen, aber irgendwie Charme und Unterhaltungswert versprühen.

Überhaupt mag der Film nicht wie ein Sequel zum großen Klassiker wirken, sondern macht mehr den Anschein eines verspäteten Nachklingens der zu der damaligen Zeit gerade abflauenden großen Slasherwelle. Wo Hitch noch auf Farbe und auf das Zeigen von offenen Wunden bewußt verzichtete hält man hier, ganz im Zeichen der Zeit, voll drauf und liefert ein paar blutige Tatsachen, die sich gewaschen haben.

So schafft es der Film mit ein paar geschickte gelegten falschen Fährten, aber auch mit unfreiwillig komischen Elementen wirklich angenehm zu unterhalten, wenn man auch angesichts der Schlußpointe nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Das ist schon arg dekonstruierend.

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#650 Cine-Phil

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Geschrieben 15. Mai 2008, 15:30

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SANTA SANGRE
(dt. Titel: SANTA SANGRE)
Mexiko / Italien, 1989
Productora Fílmica Real / Produzioni Intersound
Regie: Alejandro Jodorowsky
Produktion: Claudio Argento
Buch: Alejandro Jodorowsky, Roberto Leoni, Claudio Argento
Kamera: Daniele Nannuzzi
Schnitt: Mauro Bonanni
Musik: Simon Boswell
Darsteller: Axel Jodorowsky, Blanca Guerra, Guy Stockwell, Thelma Tixou, Sabrina Dennison, Adan Jodorowsky, Faviola Elenka Tapia
Premiere: Mai 1989

Inhalt: Zirkuskind Fenix (Axel Jodorowsky) dient seiner armlosen Mutter (Blanca Guerra) nicht nur als helfende Hand, sondern sie kann seine Arme auch mit ihrem Willen steuern. Gemeinsam machen sie Karriere im Varieté. Doch als Fenix beginnt sich von seiner Mutter abzukapseln und sich nach anderen Frauen umschaut, lässt sie ihn zum Serienmörder werden. Fenix wehrt sich gegen die Übermacht seiner Mutter doch seine Hände wollen ihm nicht gehorchen.

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Was kategorisiert SANTA SANGRE eigentlich im allgemeinen Kanon zum Horrorfilm? Etwa die Serienkiller-Thematik und die damit verbundenen blutigen Mord- und Splatterszenen? Oder das der Film ausgerechnet von Claudio Argento produziert wurde, der den Großteil der Filme seines berühmten Bruders Dario überwachte?

Ich weiß es nicht, er arbeitet auch nicht mit mehr Horrorelementen als die anderen Werke des Vorzeigesurrealisten Alejandro Jodorowsky. SANTA SANGRE bietet wieder einen Bilderrausch erster Güte, der jedoch zwar noch stark dem Surrealismus zuzurechnen ist, aber im Gegensatz zu den schwer fassbaren und damit so fasznierenden Meisterwerken EL TOPO und HOLY MOUNTAIN schon fast einfach decodierbar scheint. Was bei Jodorowsky natürlich in Relation gesetzt werden muss. Vieles in SANTA SANGRE ist nicht in Wörter oder Gedanken zu fassen.

Dennoch wirkt es fast so, als ginge dem Meister hier die Muffe. Als würde er sich an das Publikum rannähern (was sicher die meisten "seines" Publikums eher verschreckte). Es scheint als habe Jodorowsky nach dem TUSK-Reinfall hier sich mit kommerziellen Gedanken tragen müssen. Doch sollte SANTA SANGRE sein letztes konsequent verschlüsseltes Werk sein bevor er ganz im Mainstream versank und nur noch Unbedeutendes hervorbrachte.

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Bearbeitet von Cine-Phil, 15. Mai 2008, 15:32.


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Geschrieben 15. Mai 2008, 16:40

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TARZAN THE APE MAN
(dt. Titel: TARZAN, DER AFFENMENSCH / TARZAN, DER HERR DER URWALDS / TARZAN, DER MANN AUS DEM URWALD / TARZAN, DER HERRSCHER DES URWALDS)
USA, 1932
MGM
Regie: W.S. Van Dyke
Produktion: Irving Thalberg, Bernard H. Hyman
Buch: Cyril Hume, Ivor Novello, nach dem Roman TARZAN OF THE APES von Edgar Rice Burroughs
Kamera: Clyde De Vinna, Harold Rosson
Schnitt: Ben Lewis, Tom Held
Musik: George Richelavie
Darsteller: Johnny Weissmuller, Neil Hamilton, Maureen O'Sullivan, C. Aubrey Smith, Doris Lloyd, Forrester Harvey, Ivory Williams
Premiere: 25. März 1932

Inhalt: Eine britischer Expeditionstrupp, angeführt von James Parker (C. Aubrey Smith) durchstreift den afrikanischen Dschungel auf der Suche nach dem sagenumwobenen Elefantenfriedhof, dessen Elfenbein ihnen unschätzbare Reichtum bescheren soll. Nach ein paar kleinen Unwegsamkeiten gerät die unvernünftigerweise mitgekommene Tochter von Parker, Jane (Maureen O'Sullivan) in die Hände eines abseits jeglicher Zivilisation aufgewachsenen und mit tierischen Instinkten ausgestatteten jungen Mann (Johnny Weissmuller). Dieser, den sie bald Tarzan nennt, will ihr aber nichts tun und ist fasziniert von der bezaubernden Jane, die wiederum dem spröden Charme des ungehobelten Naturburschen erliegt.

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TARZAN THE APE MAN, die Neuadaption des bereits in Stummfilmzeiten zu cinematischen Ehren gekommenen Trivialromanhelden von Edgar Rice Burroughs, ist ein Exploitationfilm, dem wahren Ursprung des Wortes entsprechend. Ausbeuterisch wird hier ein verfremdetes Bild afrikanischer Naturvölker gezeigt und mit den publikumswirksamen Zutaten Abenteuer, Exotik und Liebe vermengt.

Das Rezept ging auf und TARZAN THE APE MAN wurde zur langanhaltensten und legendärsten Verfilmung des Stoffes und zog eine Unzahl von Fortsetzungen nach sich, die ihren Helden zum erfolgreichsten Serienstar des Kinos machte, bis er von einem gewissen Doppelnullagenten abgelöst wurde.

Der im österreich-ungarisch besetzte Rumänien geborene Johnny Weissmuller erlangte zunächst Berühmtheit als Schwimmer für die USA bei den Olympischen Spielen als er fünf Goldmedallien einheimste. Ohne großes schauspielerisches Talent ausgestattet (was ihm hier IMO zugute kam) gab der 1,90-Hüne sein Debüt 1929 in dem Paramount-Streifen GLORIFYING THE AMERICAN GIRL und erlangte schließlich als Idealbesetzung in TARZAN Legendenstatus. Noch heute gilt er als der beste Tarzandarsteller (er gab den Affenmann insgesamt zwölfmal und wurde danach nur noch auf Dschungelrollen festgelegt) und ist sogar auf dem "Sgt. Pepper"-Cover der Beatles wiederzufinden.

TARZAN THE APE MAN ist ein Gebräu, welches damals wegweisend war, aus heutiger Sicht aber eine wahre Wundertüte darstellt. Neben schmerzlichen rassistischen Tönen finden sich vor allem hart an die Grenze der Lächerlichkeit gehende Elemente, die den Film nach an den Trash rücken. Die Special-Effects wirken selten dilletantisch (verglichen mit dem ein Jahr später entstandenen KING KONG liegen da Welten zwischen), ein paar richtig miese Rückprojektionen sorgen für Heiterkeit. Besonders angetan haben es mir die gut sichtbaren Trapeze, an denen sich Johnny durch den Dschungel schwingt. Man hat sich nicht mal die Mühe gegeben sie zu kaschieren. Auch die Menschen in schlecht sitzenden Affenkostümen sind köstlich. Gut nachzuvollziehen, das Tarzan oft Ziel jeglichen Spottes und veralbernder Parodien wurde. Auch wenn er aus heutiger schon wie eine Selbstparodie wirkt.

Dennoch schafft der Film auch kritische Töne, die aber in dem kontroversen Zusammenhang aber kaum versöhnen können. Es geht auch überrschend hart zur Sache, als plötzlich die eben noch als Gentlemen dargestellten Dschungelplünderer das Feuer auf den in ihren Augen wertlosen Tarzan eröffnen. Oder wenn der Held nach dem gewaltsamen Tod eines Affen zum hinterhältigen Rächer wird und einen nach dem anderen auf fiese Weise killt. Am Ende wird's gar schon surreal und gruselig. Und wie die Menschen damals auf den unverschämt knappen Lendenschurz Tarzans reagiert haben, würde ich gern mal wissen. Weissmuller wurde jedenfalls zum Sexsymbol und ich hätte mir eher etwas mehr Haut von der süßen Maureen O'Sullivan gewünscht.

Der berühmte Cheetah wurde beruhigenderweise von einem echten, dressierten Schimpansen gespielt und wirkt wie das professionellste Element in dem Film, der cineastisch sicher kein Meisterwerk ist, aber ein Klassiker ist, der durchaus großen Spaß gemacht hat.

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Geschrieben 19. Mai 2008, 19:24

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PSYCHO III
(dt. Titel: PSYCHO III)
USA, 1986
Universal
Regie: Anthony Perkins
Produktion: Hilton A. Green
Buch: Charles Edward Pogue
Kamera: Bruce Surtees
Schnitt: David E. Blewitti
Musik: Carter Burwell, David Sanborn, Stephen Bray, D. Stanton Miranda
Darsteller: Anthony Perkins, Diana Scarwid, Jeff Fahey, Roberta Maxwell, Hugh Gillin, Lee Garlington, Robert Alan Browne
Starttermin: 2. Juli 1986

Inhalt: Die den Mauern eines Klosters entkommene Maureen Coyle (Diana Scarwid) landet auf ihrer Flucht vor sich selbst in einem uns wohl bekannten abgelegenen Motel. Dessen uns ebenso bekannter Besitzer Norman Bates (Anthony Perkins) mag das arme Ding aber nicht abstechen, sondern verliebt sich gar in sie. Das gefällt Mutti aber natürlich gar nicht.

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Soweit hätte es gar nicht kommen DÜRFEN! PSYCHO II war zwar überflüssig, aber wenigsten noch unterhaltsam. PSYCHO III rutscht nun ganz in die Gefilde billiger Horrorserials ab.

Parallelen zu Hitchcocks kultisch veehrtem Werk von 1960 möcht ich gar nicht erst ziehen. Und somit bleibt das die einzige Erwähnung dessen in diesem Eintrag. Hauptdarsteller Anthony Perkins selber führt hier (erstmals) Regie und scheint mit der Doppelaufgabe deutlich überfordert zu sein (er saß danach nur noch einmal auf dem Regiestuhl, 1988 für LUCKY STIFF, den ich nie gesehen habe). Perkins realisiert ein erschreckend uninsoiriertes Drehbuch ohne jegliches handwerkliches Können. Ein paar winzig klein aufkeimenden Momente von interessanten Ansätzen werden sogleich wieder mit der Schrottpresse zunichte gemacht.

So einen schlechten Norman Bates hat man bisher noch nicht gesehen gehabt. Die Figur flach zu nennen, wäre noch geschmeichelt - lächerlich trifft's eher. Vor allem dann, wenn der Film gegen Ende völlig zur unfreiwilligen Selbstparodie gerät.

Nein, das war nichts. Dennoch drehte man vier Jahre später noch ein Sequel für's Fernsehen: PSYCHO IV: THE BEGINNING. Zu weiteren Teilen kam es dann nicht mehr, da Perkins aus terminlichen Gründen (er war tot) nicht mehr teilnehmen konnte. Ein TV-Spin-Off namens BATES MOTEL gab's ein Jahr nach PSYCHO III auch noch (ohne Perkins). Das Letzte (im doppelten Sinne des Wortes) war dann das Gus-Van-Sant-Remake, das keiner sehen wollte.

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Geschrieben 21. Mai 2008, 18:45

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LES YEUX SANS VISAGE
(dt. Titel: AUGEN OHNE GESICHT / DAS SCHRECKENSHAUS DES DR. RASANOFF / DAS SCHRECKENSHAUS DES DR: GÉNESSIER)
Frankreich / Italien, 1960
Champs-Élysées Productions / Lux Film
Regie: Georges Franju
Produktion: Jules Borkon
Buch: Pierre Boileau, Thomas Narcejac, Jean Redon, Claude Sautet, nach dem Roman LES YEUX SANS VISAGE von Jean Redon
Kamera: Eugen Shuftan
Schnitt: Gilbert Natot
Musik: Maurice Jarre
Darsteller: Pierre Brasseur, Alida Valli, Juliette Mayniel, Edith Scob, Francois Guérin, Alexandre Rignault, Beatrice Altariba, Charles Blavette
Starttermin: 11. Januar 1960

Inhalt: Furchtbar entstellte Mädchenleichen ohne Gesicht werden nahe Paris aus der Seine gefischt. Was die Polizei noch nicht ahnt: sie alle wurden Opfer des brillianten Chirurgen Dr. Génessier (Pierre Brasseur), der auf diese Weise Gesichtshauttransplantate gewinnen will, mit denen er das Anlitz seiner durch einem von ihm verursachten Autounfall entstellten Tochter Christiane (Edith Scob) erneuern will.

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LES YEUX SANS VISAGE gilt nicht umsonst als innovativer Meilenstein für das damals noch nicht existente Splattergenre. Höhepunkt ist eine blutige Gesichtsoperation in der die Kamera minutenlang stur draufhält und man sich nicht wundert, dass das unbedarfte Publikum damals reihenweise in Ohnmacht fiel.

Doch soll man Georges Franjus Klassiker aufgrund dieser Tatsache ungesehen als berechnenden Exploiter abstempeln, der so etwas nötig hätte. Es ist ein formal überaus geglücktes Bindeglied zwischen Klassischem und Modernem Horrorfilm, dem es wie kaum ein anderer (mir fällt kein weiteres Beispiel dafür ein) gelingt, die Waage zwischen blanken Entsetzen und ernstzunehmendem Drama zu halten.

Angefangen bei der effizienten und effektiven Kameraarbeit des Deutschen Eugen Schüfftan (alias Eugen Shuftan), der zwei Jahre später einen Oscar für THE HUSTLER erhalten sollte. Einfach vorzüglich in seiner Schwarzweißdramaturgie und geschicktem Einbau des verwinkelten Gebäudes, wie es kaum jemand anderem gelungen ist. Die Musik von niemand geringerem als Maurice Jarre zerrt auf kongenial-makabre Weise an den Nerven des Zuschauers.

Auch die Darsteller brennen sich ins Gedächtnis, allen voran der niemals lächelnde Pierre Brasseur, der dem Dr. Génessier (und nicht Dr. Rasanoff, wie uns der deutsche Kinoverleihtitel glauben machen will) zugleich Diabolik und Tragik verleiht. Wie auch die bezaubernde (aber ihr Gesicht meist hinter einer starren Maske verbergende) Edith Scob, die trotz einer gewissen Theatralik (nicht ungewöhnlich für das französische Kino) ein herzzerreissendes Spiel darbietet.

In einer Nebenrolle als Polizist ist der hier noch sehr junge Claude Brasseur, Sohn von Hauptdarsteller Pierre Brasseur, zu sehen, der zu einem der beliebtesten Schauspieler Frankreichs aufstieg und hierzulande den meisten als Sophie Marceaus Vater áus LA BOUM bekannt sein dürfte.

1988 drehte Jess Franco mit FACELESS (mit Helmut Berger, Telly Savallas und Brigitte Lahaie) ein Remake von Franjus Werk, welches tatsächlich sogar (ungewöhnlich für einen Franco) wohlwollend von der Kritik aufgenommen wurde, bis heute aber noch nicht (offiziell) in Deutschland gezeigt wurde. Dem widme ich mich demnächst. Jetzt gilt es noch den harten Stoff von Georges Franju zu verdauen.

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Geschrieben 10. Juli 2008, 14:34

Ja, lange war es ruhig hier. Was war geschehen? Ganz einfach, der Cine-Phil hat sich schwerst verliebt! Und da er auch sonst viel um die Ohren hat, muss das geschätzte Filmtagebuch eben etwas hinten anstehen. Dennoch hat Philly in letzter Zeit sehr viele Filme gesehen, die zur seelischen Verarbeitung in seinem Tagebuch besprochen werden müssen. Da es unmöglich ist, diesen ganzen Filmen einen Tagebucheintrag in üblich ausführlicher Form zu widmen, hake ich sie mit ein paar Sätzen ab und gelobe für die Zukunft Besserung und Einträge in alter Tradition.

Diesen Eintrag widme ich übrigens meiner über alles geliebten Mira, die endlich mal eine Frau ist, die nicht nur mit meiner wahnsinnigen Filmleidenschaft umgehen kann, sondern sie Gegenteil sogar bedingungslos teilt. :love:

Los geht's:


RAMBO: FIRST BLOOD PART II
(RAMBO 2. TEIL - DER AUFTRAG)
USA, 1985
Regie: George P. Cosmatos
- Rambo (Sylvester Stallone), zum Steineklopfen verurteilt, wird zwecks Himmelfahrtskommando reaktiviert. Er soll US-Kriegsgefangene in Vietnam ausfindig machen. Auf eigene Faust befreit er sie und metzelt sich durch den Dschungel.
- Rassistisch, gewaltverherrlichend und dumm. So die Vorwürfe, die der zweite RAMBO über sich ergehen lassen musste. Man kann sie nicht wirklich von der Hand weisen. Aber: who cares? Stallones Gemetzel erregt zarte Gemüter und erfreut die Freunde harter Actionkost noch heute. Unterhaltsames Rumgeballer ohne Hirn. Mit seinem enormen Bodycount der grafisch gewalttätigste Actionfilm aller Zeiten, erst abgelöst durch...


RAMBO
(JOHN RAMBO)
USA/Deutschland, 2008
Regie: Sylvester Stallone
- Rambo (Sylvester Stallone) wird von einer Gruppe christlicher Weltverbesserer gebeten, sie in das Krisengebiet Birmas zu geleiten, das schlimmste Massaker von der Militärdiktatur ertragen muss. Als die hübsche Sarah (Julie Benz) dort in akute Lebensgefahr gerät, greift auch der in Jahre kommende Haudegen ins Geschehen ein und richtet ein Gemetzel ohne Gleichen an.
- Alles, was ich über RAMBO 2 schrieb, bitte hier noch einmal übernehmen. Auch 2008 wirft John Rambo nicht mit Blümchen. Das wohl fieseste und dreckigste Blutbad, welches je unter der Firmierung "Actionfilm" gelaufen ist. Hell yeah!


COBRA
(DIE CITY COBRA)
USA, 1986
Regie: George P. Cosmatos
- Marion "Cobra" Cobretti (Sylvester Stallone) ist ein ganz harter Knochen von einem Bullen. Er ermittelt in einer Mordserie, die seine Vorgesetzten trotz aller Hinweise für die Taten eines Einzeltäters halten. Dahinter steckt eine Gruppe, die eine neue Weltordnung herstellen will (was genau sie eigentlich bezwecken erfahren wir nicht, aber wer stellt schon Fragen nach dem Sinn). Eine Zeugin (Brigitte Nielsen) gilt es zu beschützen und so kann der ultracoole Cobretti zeigen, wo er seinen Ruf weg hat.
- Erneut unter der Regie von George P. Cosmatos zieht Stallone gegen Finsterlinge zufelde. COBRA ist eine Achtziger-Jahre-Trash-Granate vor dem Herrn. Haarsträubend und unglaublich was hier abgeht. Dabei ist Stallones damaliges Eheweib Brigitte Nielsen noch nicht einmal der Höhepunkt der Unglaublichkeiten. Was soll denn dieser an FLASHDANCE anmutende Stammestanz der Ledergang bitte sein??? Ein höchste unterhaltsames Unikat seiner Zeit.


EX DRUMMER
(EX DRUMMER)
Belgien, 2007
Regie: Koen Mortier
- Der berühmte Schriftsteller Dries (Dries Van Hegen) bekommt ungewöhnlichen Besuch. Eine Band, bestehend aus einem lispelndem Sänger, einem Gitarristen mit steifen Arm und einem tauben Bassisten - drei Gestalten aus untersten sozialen Schichten - bitten ihn, bei ihnen als Schlagzeuger einzusteigen. Aus beruflicher Neugier geht er das Wagnis ein und probt mit ihnen für einen einzigen Auftritt ein Cover von Devos "Mongoloid". Dries, der glaubt über allem zu stehen, erlebt nun asozialstes Verhalten hautnah und legt auch kein wirklich besseres Benehmen an den Tag.
- Wenn mal ein Film über die belgischen Grenzen hinaus Bekanntheit erreicht, handelt es sich zumeist um aufwühlendes, kontroverses Material so wie C'EST ARRIVÉ PRÈS DE CHEZ VOUS (MANN BEISST HUND). In diese Kerbe schlägt auch EX DRUMMER, der Punk und Hardcore ohne Kompromisse sein will. Sympathisch unsympathisch und voll auf die Fresse. Leider verliert sich der Film, der sich künsterlisch stark an TRAINSPOTTING orientiert irgendwo ohne roten Faden und einer gewollten Provokation. Ein interessantes Werk durchaus, MANN BEISST HUND und TRAINSPOTTING sind aber nicht in Gefahr.


BATMAN
(BATMAN)
USA/Großbritannien, 1989
Regie: Tim Burton
- In der Verbrechenshochburg Gotham City räumt "Batman" (Michael Keaton), ein als Fledermausmann verkleidetert Multimillionär, unter den Kleinkriminellen auf. Als der durch ein Säurebad zum "Joker" mutierte Jack Napier (Jack Nicholson) Herr über Gothams Unterwelt wird, bekommt er es mit einem Gegner zu tun, der ihm Paroli bieten kann.
- Der Blockbuster, um den Ende der Achtziger ein bis dahin kaum gesehener, aber heute alltäglicher, Hype gemacht wurde und von daher von den Kritikern mit Genuss zerrissen wurde. Dabei war der gar nicht so schlecht. Unter den versierten Händen von Tim Burton entstand ein vielschichtiges und düsteres Werk, das so manche Comicverfilmung heuterer Tage qualitativ deutlich in die Schranken weist. Auch wenn ich seinen Nachfolger BATMAN RETURNS (1992) für den tatsächlich besseren Film halte, hat dieses Wer immer noch die größeren Steine bei mir im Brett.


Fortsetzung folgt...

#655 Cine-Phil

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Geschrieben 16. Juli 2008, 12:33

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MARRIED LIFE
(dt. Titel: MARRIED LIFE)
USA / Kanada, 2007
Sidney Kimmel Entertainment / Anonymous Content / Firm Films
Regie: Ira Sachs
Produktion: Sidney Kimmel, Jawal Nga, Ira Sachs, Steve Golin
Buch: Ira Sachs, Oren Moverman, nach dem Buch FIVE ROUNDABOUTS TO HEAVEN von John Bingham
Kamera: Peter Deming
Schnitt: Affonso Gonçalves
Musik: Dickon Hinchliffe
Darsteller: Chris Cooper, Pierce Brosnan, Patricia Clarkson, Rachel McAdams, David Wenham, David Richmond-Peck, Erin Boyes
Premiere: 21. September 2007

Inhalt: Zuviel Sex, zuwenig Liebe. Geschäftsmann Harry Allen (Chris Cooper) ist frustiert ob seiner langjährigen Ehe mit Pat (Patricia Clarkson). Er will sich von ihr trennen und die junge Kay (Rachel McAdams) ehelichen. Wie bringt man das seiner Frau nur schonend bei, ohne sie zu verletzen? "Einschläfern" denkt sich der umsichtige Gatte und plant sein Weibe ganz human zu vergiften. Der einfache Plan hat ein paar Tücken als sich Harrys bester Freund Richard (Pierce Brosnan) ganz ungeniert und ungehemmt an die hübsche Kay ranschmeißt. Die gehörnte Gattin hat da aber auch noch ein kleines Geheimnis.

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Das Positive vorweg: meine Maus und ich haben die Sneak tapfer bis zum Ende durchgehalten. Dabei war das ein ganz hartes Stück Brot, was wir da vorgesetzt bekamen.

Theoretisch klingt alles noch ganz gut. Von einer schwarzen Komödie ist hier die Rede, von einer schrägen Satire dort. Der Ausgangspunkt der Story war vielversprechend. Doch leider verkackt der Film an allen Punkten.

Ich sehe es immer wieder mit freudiger Erwartung wenn zwischen Hollywood-Krawumm, Special-Effect-Orgien und albernen Klamotten kleine Filmperlen zum Vorschein kommen, die sich noch ganz auf ihre Geschichte, einen leisen Humor, sezierenden Blick der Wirklichkeit und hervorragende Darsteller verlassen. Doch davon ist in MARRIED LIFE nichts zu finden. Ich fragte mich ernsthaft, ob das wirklich eine Komödie sein sollte. Ich konnte nicht einen einzigen Gag ausfindig machen. Die Darsteller agieren teilnahmslos - Pierce Brosnan wirkt gelangweilt, Rachel McAdams hilflos alleingelassen und Chris Cooper, sonst auf fiese Nebenrollen wie in AMERICAN BEAUTY oder THE BOURNE SUPREMACY abboniert, steht die unausgegorene Hauptrolle als "bemitleidenswerter" Ehegatte überhaupt nicht.

So quält man sich durch 92 überlange, höhepunktfreie Minuten und wartet vergeblich auf eine zündende Wendung oder eine gelunge Pointe, die diesem Elend eine Berechtigung hätte verleihen können. Mich hätte der Film in der Schlußviertelstunde nur versöhnen können wenn in dem tristen (sollte wohl "stilvoll" wirken) Endvierziger-Design plötzlich Hancock und Hulk im Doppelpack durch die Wand gebrochen kommen wären. Dies wurde uns leider nicht vergönnt.

Apropos HULK: Um uns noch Salz in die Wunden zu streuen, musste man uns natürlich noch unter die Nase reiben, dass dieser eigentlich hätte laufen sollen. Jaja, noch das Messer in der Wunde umdrehen. Trotz aller Zweifel wäre der grüne Wüterich mein Wunschkandidat (und der meiner Maus) gewesen und so mussten wir dann gemeinsam zu dem entkräfteten Ergebnis kommen: "Selten so einen langweiligen Scheiß gesehen!".

Zu diesen Film kann nur eine klare Empfehlung ausgesprochen werden, nämlich ihn großräumig zu meiden.

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Bearbeitet von Cine-Phil, 16. Juli 2008, 12:33.


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Geschrieben 22. Juli 2008, 13:28

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UNDERDOGS
Deutschland, 2007
Wüste Filmproduktion / NDR / Arte
Regie: Jan-Hinrik Drevs
Produktion: Ralph Schwingel, Stefan Schubert
Buch: Jan-Hinrik Drevs
Kamera: Peter Przybylski
Schnitt: Nikolai Hartmann
Musik: Frank Wulff, Stefan Wulff
Darsteller: Thomas Sarbacher, Clelia Sarto, Philip Baltus, Hark Bohm, Christoph Grunert, Peter Jordan
Premiere: 13. September 2007

Inhalt: Ein ungewöhnliches Resozialisierungsprogramm soll aus beinharten Knackis weiche Kerle machen und die Regierung in einem guten Licht dastehen lassen. Sechs Delinquenten der JVA Lübeck werden ausgewählt, um kleine Labradore zu ausgewachsenen Blindenhunden zu erziehen. Unter ihnen (also unter den Insassen) ist der wegen diverser Körperverletzungsdelikte einsitzende Mosk (Thomas Sarbacher). Mosk nimmt nicht aus freien Stücken an der Maßnahme teil, sondern ist für die Gefängnisleitung ein Musterkandidat. Er selber möchte lieber an einem Kraftmeierwettbewerb teilnehmen, da ist ihm sein anvertrauter Hund "Hund" eher ein Klotz am Bein.

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Who let the dogs out? Eine deutsche Komödie im Knastmillleu? Denkt man nicht automatisch an MÄNNERPENSION? Doch mit diesem verbietet sich jeder Vergleich. Unterschiedlicher hätten die Filme wo kaum ausfallen können.

Wo Detlev Bucks (nicht unamüsante) Zellenfarce überhöht und mit derben Humor einhergeht, kommt UNDERDOGS auf leisen Pfoten dahergeschlichen und gewinnt den Zuschauer mit realitätsnahem (aber niemals trübsinnigem) Alltag hinter bundesdeutschen Schwedischen Gardinen und begegnet ihm mit lakonischem und unaufdringlichem Humor. Über fast die komplette Laufzeit hält der Film gekonnt die Balance und driftet nie in Gefilde ab, in denen sich schon so manch anderer ambitionierter deutscher Film verloren hat. Leider zerfällt dann dennoch in seinen Schlußminuten und wird unnötig melodramatisch und unrealistisch, was den positiven Gesamteindruck doch deutlich trübt.

Bis dorthin hat der Zuschauer es dennoch mit einem kleinen, feinen Film zu tun, der unaufdringlich (wenn auch stark vorhersehbar) unterhält. Sicher nichts für Fans lauter, CGI-getränkter Hollywoodblockbuster. Hundefreunde kommen aber sicherlich auf ihre Kosten. Wer kann schon dem Hundeblick (der zum Glück nie berechnend auf den "Ach-ist-das-niedlich"-Effekt setzt) wiederstehen? Wer hätte gedacht, dass man am Ende Gefühle für einen brutalen Straftäter entwickelt (großartig gespielt von Thomas Sarbacher).

Auch wir Zweibeiner funktionieren doch nach dem Belohnungsprinzip. Kein Klassiker, aber netter Film.

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Geschrieben 27. Juli 2008, 22:15

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ST TRINIAN'S
(dt. Titel: DIE GIRLS VON ST. TRINIAN
Großbritannien, 2007
Ealing Studios / Fragile Films
Regie: Oliver Parker, Barnaby Thompson
Produktion: Oliver Parker, Barnaby Thompson
Buch: Piers Ashworth, Nick Moorcroft, nach Cartoons von Ronald Searle
Kamera: Gavin Finney
Schnitt: Alex Mackie
Musik: Charlie Mole
Darsteller: Rupert Everett, Colin Firth, Jodie Whittaker, Gemma Arterton, Jonathan Bailey, Mischa Barton, Stephen Fry
Premiere: 10. Dezember 2007

Inhalt: Die für ihren überaus schlechten Ruf bekannte Mädchenuniversität "St. Trinian" ist ein Dorn im Auge des ehrgeizigen Bildungsministers Thwaites (Colin Firth). Er setzt alles daran dem anarchistischem Treiben in der alles andere als vornehmen Schule ein Ende zu setzen. St. Trinians Rektorin, Miss Fritton (Rupert Everett), eine Verflossene des smarten Politikers, steht vor einem Scherbenhaufen, zumal das College auch noch sehr hoch verschuldet ist. Leichtes Spiel für den Minister? Die gar nicht so doofen Schülerinnen von St. Trinian treten auf den Plan.

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Very, very british, diese bitterböse Farce aus dem Hause der tradtionsreichen Ealingstudios. Jeglicher guter Geschmack wird hier heftigst mit Füßen getreten, das muss man schön mögen, sonst ist man völlig verloren in ST TRINIAN'S.

Dass ein solches Werk mit solch schrägem Humor nicht jedermanns Sache ist, versteht sich von selbst und wird die Gemüter spalten. Als Fan derbster britischer Komödien konnte mir persönlich auch ST TRINIAN'S etwas geben. Auch wenn die angestrebte Klasse vom Schlage der Monty Python's hier weit verfehlt wird, kann der betont politisch unkorrekte Humor überzeugen. Klar, dass bei Tabubrüchen im Sekundentakt nicht jeder Gag sitzt. Unterm Strich überwiegt dennoch der ungetrübte Spaß am fröhlichen auf-den-guten-Ton-Scheißen.

Rupert Everett hält den Film auch in Phasen mit argem Leerlauf spielend zusammen. Er gibt eine hinreissende Doppelrolle als Chaosrektorin Fritton sowie deren Bruder. Auch eine urbritische Tradition, prägende Frauenrollen von Männern darstellen zu lassen, auch etwas, was von den besagten Python's in Medienzeitalter gerettet wurde und immer wieder für schräge Momente sorgt. Everett gegenüber wurde ein gut aufgelegter Colin Firth gestellt, der keine Angst vor Peinlichkeiten zeigt und auch damit Größe zeigt, dass seine eigene Person im Film auch noch augenzwinkernd attackiert wird.

Die bisherigen fünf Verfilmungen (die erste kam 1954 in die Kinos) der hierzulande unbekannten aber in Großbritannien kultisch verehrten Cartoons von Ronald Searle sind mir nicht bekannt und weiß daher nicht, in welcher Tradition der jüngste Streich der unerzogenen Schulmädchen steht. Für sich allein genommen mag er den unvoreingenommenen und unvorbereiteten Zuschauer zu amüsieren (oder eben auch nicht). Zumindest lässt das Treiben in den Gemäuern St. Trinians John Belushi und die anderen Jungs aus dem ANIMAL HOUSE-College wie brave Chorknaben aussehen. Und das alleine ist schon eine Leistung.

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Bearbeitet von Cine-Phil, 27. Juli 2008, 22:16.


#658 Cine-Phil

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Geschrieben 04. August 2008, 11:01

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39,90
(99 FRANCS)
Frankreich, 2007
Film 99 Francs, Pathe, Arte France Cinema, Canal Plus, CineCinema
Regie: Jan Kounen
Produktion: Ilan Goldman
Buch: Nicolas & Bruno, Jan Kounen, nach dem Roman 99 FRANCS von Frédéric Beigbeder
Kamera: David Ungaro
Schnitt: Anny Danche
Musik: Jean-Jacques Hertz, Francois Roy, Erin O’Hara
Darsteller: Jean Dujardin, Jocelyn Quivrin, Patrick Mille, Vahina Giocante, Elisa Tovati, Nicolas Marie, Frederic Beigbeder, Dominique Bettenfeld
Starttermin: 26. September 2007

Inhalt: Das Leben von Octave Parango (Jean Dujardin) verlief bisher bilderbuchhaft. Er ist Kreativer in der Werbebranche und damit unheimlich erfolgreich. Für den selbstbezogenen Yuppie ging es immer nur bergauf – geblendet vom eigenen Erfolg und verblendet von diversen Szenedrogen bemerkt er nicht, dass er sich bereits im freien Fall befindet. Den wahren Problemen des Lebens gegenüberstehend erweist sich der smarte Lackaffe als lebensufähiges Würstchen. Auf seinem selbstzerstörerischen Trip reisst er lawinenartig alles mit ins Unglück, was um ihm herum ist. An sich selbst gescheitert will er die gesamte Werbeindustrie wie ein Kamikazeflieger zum Zerbersten bringen.

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99 FRANCS (für den deutschen Markt wie auch der Roman schon praktischerweise in DM umgerechnet) ist eine volle Breitseite agressiver Angriffe gegen die Werbebranche, die für die Macher den Antichristen darstellt.

Es ist der neue Film von Jan Kounen, der vor allem durch die zumindest auf visueller Ebene beeindruckenden Psychedelicwestern BLUEBERRY und die überstylten Gewaltorgie DOBERMANN bekannt wurde. So überrascht auch nicht, dass 99 FRANCS sich vor allem optisch keine Grenzen setzt und uns einen Overkill an Bildern und Informationen zumutet, wie es sonst nur die Werbung mit uns macht. Kounen kennt die Codes der Werbematrix genau und schlägt sein Angriffsziel mit den eigenen Waffen. Dabei macht er keine Gefangenen und ätzt auf böse Weise gegen seinen auserkorenen Feind. Biss hat diese Satire unbestreitbar und verschießt seine Giftpfeile in alle Richtungen, auch gegen sein Publikum. Kounen benutzt dabei Symbole, mehr oder weniger Feinsinnig, oftmals leicht decodierbar oder auch mal plump und mit dem Holzhammer, der doch allzuoft geschwungen wird. Brachial wie ein ungebremster Güterzug schreit der Film seine unmissverständliche Botschaft hinaus. Betont politisch unkorrekt mit erzzynischem Humor, bei dem das Lachen oftmals im Halse stecken bleibt oder mit blankem Entsetzen kontrastiert.

Dennoch verbirgt sich unter der lauten und marktschreierischen Oberfläche so einiges, was sich zu entdecken lohnt. Der gleichnamige Bestseller von Frédéric Beigbeder diente als Vorlage und dieser wird auch adäquat adaptiert. So bietet der Film denn auch zwischen seinen plakativen Schock- und Ekelszenen (Hauptdarsteller Dujardin kotzt insgesamt drei Mal, zum Teil im Closeup) auch so etwas wie Tiefe. Der raue Ton, den Beigbeder anschlägt steht dennoch im Vordergrund. Der Autor, selbst aus der Werbebranche kommend und Hauptcharakter Octave so etwas wie einen autobiographisch gefärbtes Alter Ego bildend, übt einen entlarvenden, wenn auch oftmals polemischen Blick auf seinen alten Broterwerb. Was müssen ihm die überwiegenden Schattenseiten des Berufes auf den Magen geschlagen haben, um so dermaßen tollwütig dagegen zu poltern.

Zumindest hat es die Industrie endlich mal verdient. Filmische Auseinandersetzungen mit dem gewinnbringenden Methodenwahnsinn waren bisher doch rar gesät und ich mag dem betont sarkastischen Ton allzu gerne zustimmen. Alleine dafür hat der Film meinen Beifall sicher. Auch sonst gefiel er mir recht gut. Hauptdarsteller Jean Dujardin, ein in Frankreich sehr beliebter Komiker, überzeugt auf ganzer Linie, gibt den Mann, den das Publikum liebt zu hassen, nur allzu perfekt.

Ein Wunder, dass der Film überhaupt entstehen konnte, mehr als sieben Jahre lag das Projekt in der Schwebe, weil es fast unmöglich schien, Geldgeber zu finden, die sich durch das Thema freiwillig ans Bein pinkeln lassen. Letztendlich wurde alles gut und ich ziehe meinen Hut, dass der Mut der Macher nicht beschnitten wurde und sie sich nicht produzentengefällig in ihrer Bissigkeit zurücknahmen.

Mich konnte der Film jedenfalls mitnehmen und einsaugen, was ihm augenscheinlich nicht mit jedem gelungen ist. Ich habe eben ein Herz für wildes europäisches Kino und Regisseur Kounen gibt sich alle erdenkliche Mühe sämtliche Konventionen des Kinos und die natürlichen Grenzen der Leinwand zu sprengen. Was ihm zumeist auch glückt. Wer sich für neue Erfahrungen erwärmen kann, wird mit 99 FRANCS kräftig durchgeschüttelt werden.
Autor Beigbeder ist mit der Verfilmung seines Romans sehr zufrieden und das ist doch mal eine höchst seltene Ansage. Hätte Kounen Holzhammer und Zaunpfahl stecken lassen, wäre das Resultat wirklich großartig geworden.

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Geschrieben 12. August 2008, 01:32

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FINNISCHER TANGO
Deutschland, 2008
Geisberg Studios, Pinguin Film, NDR
Regie: Buket Alakus
Produktion: Eike Besuden
Buch: Marcus Hertneck
Kamera: Daniela Knapp
Schnitt: Andreas Radtke
Musik: Christoph Blaser, Steffen Kahles
Darsteller: Christoph Bach, Mira Bartuschek, Fabian Busch, Nele Winkler, Michael Schumacher, Daniel Zillmann
Starttermin: 28. August 2008

Alex (Christoph Bach) ist ein wahrer Taugenichts, der seinem Traum nachhängt mit Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen und lebt in den Tag hinein. Der Quetschkommodenvirtuose besitzt nichts und wenn er etwas benötigt nimmt er es sich einfach – ohne Rücksicht auf seine Mitmenschen. Als er einer rivalisierenden Heavy-Metal-Band den Tourbulli mitsamt Equipment klaut, hat er sich mit den Falschen angelegt. Halbherzig sucht er Arbeit und findet diese mittels eines geklauten Behindertenausweises in einer sozialen Theaterwerkstatt. Zudem erschleicht er sich Unterschlupf in einer Behinderten-WG und zunächst nutzt er weiterhin seine Mitmenschen für seine Zwecke.


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„Besondere Menschen“ will uns Regisseurin Buket Alakus näherbringen. Damit meint sie Menschen mit Behinderungen. Ein Thema wie gemacht für die Deutsche Filmförderung. Und tatsächlich haben sie wieder angebissen, es haben tatsächlich ganze vier(!) Bundesföderanstalten unsere Steuergelder in einen Film gesteckt, der es mal wieder allzu meint.

Gut gemeint ist das Gegenteil von gut. Eine uralte Weisheit die sich leider auch in FINNISCHER TANGO manifestiert.

Bereits vor einigen Wochen sahen wir in der Sneak die deutsche „Dramödie“ UNDERDOGS, die das beinahe selbe Sujet, das einer charakterlichen Wandlung des Hauptprotagonisten zum Guten hin, weit unbefangener anpackt und die vorhersehbare Entwicklung in eine weitaus unterhaltsamere Geschichte einbindet.

Alakus ist ja deutlich bemüht den Zeigefinger in der Hosentasche zu lassen, jedoch täuscht das nicht darüber hinweg, dass Film sowohl künstlerisch als auch handwerklich gescheitert ist. Er langweilt sein Publikum mit seinen ausgewalzten Klischees, die eher einer kleingeistigen Vorstellung als einer exakten Millieuschilderung folgen. Es riecht alles zu sehr nach Filmhochschule und leise Anklänge von positiven Überraschungen (wie etwa die ungeahnte Bruce-Campbell-Imitation) werden mit Unglaubwürdigkeit, hanebüchenen Regiefehlern oder ins Leere laufenden Handlungssträngen gleich wieder vergessen gemacht.

Den dem jungen Robert De Niro (optisch) ähnelndem Christoph Bach sehe ich anfürsich sehr gerne, diesem uninspirierten Gutmenschfilm kann er jedoch kein Esprit einflössen. Genausowenig wie Fabian Busch, dem ich einst nach dem großartigen 23 – NICHTS IST SO WIE ES SCHEINT eine große Zukunft prognostizierte. Hier kann er nicht überzeugen und wirkt gar peinlich, was wohl eher der mangelhaften Schauspielführung der jungen Regisseurin zuzuschreiben sein dürfte (und seiner deplazierten Rolle, die den Kennern des New-Hollywood-Klassiker HAROLD AND MAUDE allenfalls ein verzweifeltes Gähnen entlocken kann. Die Nebenrollen sind nämlich allesamt dilettantisch gespielt, die Darsteller leiern ihren Text auswendig gelernt runter oder bekommen beim Sprechen die Zähne nicht auseinander.

Ausnehmen möchte ich damit die beiden „besonderen“ Darsteller, Nele Winkler und Michael Schumacher (nein, ich erspare mir jetzt jeden billigen Witz über den Namen), die neben den professionellen Darstellern bestehen, mir aber das Gefühl geben, dass hier ihre Handicaps als reinstes Mittel zum Zweck dienen. So etwas kann schon mal böse nach hinten losgehen.

In einem überlangen und peinlich provinziell-pathetischen Finale findet die laut Eigenwerbung „temporeiche, unverblümte und sinnliche Komödie“ schließlich ihr herbeigesehntes Ende. Zugute halten muss man ihm neben ein paar wenige gelungenen (und tatsächlich witzigen) Szenen, dass er einen durchaus über den Abspann hinaus beschäftigt und zum Nachdenken anregt. Dort gewinnt er dann wieder. Was jedoch nicht für die vergeudeten und gequälten 90 Minuten Lebenszeit entschädigt.

Mich persönlich hat das sehr enttäuscht, da ich Filme aus dem norddeutschen Raum sonst sehr liebe, da sie für mich Nordlicht viel Identifikationsmöglichkeiten und greifbare Themen bieten. FINNISCHER TANGO scheitert leider an seinen Klischees und seiner Unglaubwürdigkeit.

Das es auch besser (aber auch schlechter) geht, haben schon etliche andere deutsche Nachwuchsfilmemacher vorher bewiesen. Also kein Film, an dem die Kritik den oft zitierten "Zustand des Deutschen Films" ableiten kann.

Bearbeitet von Cine-Phil, 12. August 2008, 01:32.


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Geschrieben 13. August 2008, 23:44

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STAR WARS: THE CLONE WARS
(dt. Titel: STAR WARS – THE CLONE WARS)
USA / Singapur, 2008
Lucasfilm
Verleih: Warner Bros.
Regie: Dave Filoni
Produktion: George Lucas, Catherine Winder
Buch: Henry Gilroy, Steven Melching, Scott Murphy, nach einer Story und Charakteren von George Lucas
Schnitt: Jason Tucker
Musik: Kevin Kiner, Originalscore und Thema von John Williams
Starttermin: 14. August 2008

Inhalt: Der Sohnemann von Jabba the Hutt wurde von den finsteren Schergen des Sith-Lords Count Dooku entführt. Der Jedi-Rat beschließt die Rettung des kleinen Würmchens, um den einflussreichen Hutten als mächtigen Verbündeten in den Klonkriegen zu gewinnen. Die Tatsache, dass dem erlauchten Jabba vorgetäuscht wurde, die Jedi würden hinter der Entführung seines kleinen Stinkers stecken, macht die Sache für die Abgesandten Kenobi und Anakin sowie dessen Padawan Ahsoka bedeutend schwerer, als sie eh schon ist.

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Ich hatte in meinem Leben das Vergnügen alle STAR WARS-Filme (einschließlich der unsäglichen EWOKS-Teile) auf der großen Leinwand bewundern zu dürfen. So konnte ich mir dann natürlich auch nicht den neuesten Streich aus dem Hause Lucasfilm entgehen lassen: STAR WARS: THE CLONE WARS – ein rein am Computer entstandenes Abenteuer aus dem unerschöpflichen Jedi-Universum.

CLONE WARS spaltete schon im Vornherein die Gemüter der Fans (und nur die sind damit angesprochen, alle anderen werden dem bunten Treiben fassungslos gegenüber stehen). Diejenigen Alteingesessenen, die sich schon mit der neuen STAR WARS-Trilogie (1999 – 2005) nicht anfreunden konnten und dem früher kultisch verehrten George Lucas nur noch Geldschneiderei, Größenwahn und Realitätsverlust vorwerfen, waren diejenigen, die am Lautesten aufschrien.

Auch ich war zunächst etwas skeptisch, sah dem zwischen den Episoden II (ATTACK OF THE CLONES) und III (REVENGE OF THE SITH) der Saga angesiedelten Pilotfilm einer kommenden TV-Serie aber aufgeschlossen entgegen. Lieber eine leicht verdauliche Ersatzdroge als gar keine Neuigkeiten aus der weit, weit entfernten Galaxis mehr. Obwohl, wenn ich da an die EWOK-Ausrutscher CARAVAN OF COURAGE (1984) und THE BATTLE OF ENDOR (1985) denke, hätte man auf die lieber ganz verzichtet. Beide letztgenannten waren billige TV-Produktionen, die hierzulande auch eine Kinoauswertung spendiert bekamen und verwöhnte STAR WARS-Anhänger verprellte.

Was bietet uns also THE CLONE WARS? Zunächst ist denn eine computergenerierte TV-Serie nötig, wo doch vor kurzem die Zeichentrickserie, ebenfalls CLONE WARS betitelt die heimischen Bildschirme heimsuchte? Das wird die Zukunft zeigen, betrachten wir mal den Film für sich genommen.

Da sind erst einmal die Figuren. Es gibt ein Wiedersehen mit Yoda, Anakin Skywalker, Obi-Wan Kenobi, Mace Windu, Count Dooku und Jabba the Hutt. Die ersten Bilder lassen Schlimmes befürchten. Lieblos kantige Animationen der Figuren erinnern an vorsintflutliche Konsolenspiele. Das kann ja was werden. Wurde es aber nicht. Auf der Leinwand sieht man schnell über die gewöhnungsbedürftige Umsetzung der Charaktere hinweg. Glücklicherweise hält sich keine Einstellung lange an ihnen auf, sondern schickt uns zumeist in rasante und spektakuläre Kriegsspektakel zu Lande und in der Luft, die einem einfach den Atem stocken lassen.

Zurück zu den Figuren. Im Original gaben sich Samuel L. Jackson (Mace Windu), Anthony Daniels (C-3PO) und Christopher Lee (Count Dooku) die Ehre, ihre Rollen aus der Filmreihe selbst zu vertonen. In der heute gesehenen deutschen Synchronfassung waren alle gewohnten Sprecher wieder dabei. Mit der Padawan-Schülerin Anakins, Ahsoka Tano, wird uns ein bisher unbekannter Charakter vorgestellt, der als weibliche Heldin wohl Zielgruppenmodifikation betreiben soll. Wird STAR WARS jetzt etwa ein Labsal für kleine Mädchen? Aufatmen, ganz so schlimm ist es nicht. Der Inhalt ist zwar etwas kindgerechter als gewohnt, aber zum Glück verzichtet man auf infantile Ausraster. Glücklicherweise begehen die Macher nicht den Fehler den kleinen Jabba-Sohn als niedliches Kullerauge zu präsentieren – nein, die Kröte ist tatsächlich hässlich!

Die atemlos vorangetriebene Handlung wird durch eine humoristische Einlagen aufgelockert, wie sie von den „erwachsenen“ SW-Fans zuletzt in den jüngeren Episoden kritisiert wurden. In meinen Augen taten sie wirklich gut, wenn auch nicht jeder Oneliner wirklich zünden möchte.

Kommen wir zu der größten Stärke des Films: der Action. Wie gesagt, wahrlich beeindruckend. Man wird geradezu in den Sitz gepresst und es kommt tatsächlich STAR WARS-Feeling auf. Dass hierbei teilweise etwas Leerlauf entsteht und von inhaltlichem Tiefgang keine Spur ist, war doch ehrlich gesagt abzusehen.

Dafür macht er Spaß. Ja, STAR WARS: THE CLONE WARS rockt gewaltig. Er erweitert die Dimensionen des SW-Imperiums nicht wirklich, ergänzt sie aber ganz gut. Konservative Fans brechen sich auch keinen Zacken aus der Krone, dieser Spielerei eine Chance zu geben. Wer das zu ernst nimmt, hat eh schon verloren. Möge die TV-Serie mit uns sein!

Gewöhnen muss man sich allerdings erst einmal auf den Verzicht der liebgewonnenen Fox-Fanfare, da hier erstmals die Warner Bros. als Verleih fungieren. Auch die bekannte Titelmelodie von John Williams bekam eine leichte Nachbearbeitung. Das sind aber nur Nebensächlichkeiten, die den Genuss nicht im geringsten schmälern. Hayden Christensen spielt nicht mit - was will man mehr!

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Bearbeitet von Cine-Phil, 13. August 2008, 23:46.






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